"Immer und immer wieder", meinte er, aber zog den Kopf zurück. "Aber nicht jetzt und nicht hier." Vorsichtig, als fürchtete er sie zu verbrennen, strich er ihr eine Loche hinters Ohr. "Ich liebe dich noch mehr als das Feuer", flüsterte er und küsste ihre Stirn. Es war kein Geständnis sondern ein Versprechen. Für sie würde er das Feuer aufgeben, würde nie wieder seine Magie benutzen, nur um bei ihr bleiben zu können.

"Ich liebe dich auch", meinte er und drückte sie an sich, hob sie kurz hoch und stellte sie wieder ab. "Versprich mir aber, dass du nicht mehr weinen wirst", bat er, als er sich an das letzte Mal erinnerte, als sie ihn so umarmt hatte.

"Und du meins", er stich ihr über den Kopf und für einen Moment verlor er sich im unendlichen Blau ihrer Augen. "Wohin sollen wir jetz?", fragte er fast flüsternd.

Einige Tage nach der Begegnung Tasór - Growndrill, etwa eine Woche nach der Arena

(Die Schlacht beim Eisturm, die hier erwähnt wird, wird gerade von Niól erzählt)

Der Bote aus Murgird mit dem Datum war schon vor Wochen eingetroffen, aber trotzdem waren sie nicht gut vorbereitet. Länger konnten sie jedoch nicht warten, denn Zúan sammelte erneut Truppen für einen zweiten Schlag gegen den Norden, und Gerüchten zufolge waren weitere Truppen von Welfk und Xoqas unterwegs, um ihn zu unterstützen. Der erste Angriff war mit Mühe abgewehrt worden, aber es war eher ein Abtasten gewesen, um Vorknas Einfluss und Stärke zu erfahren. Ein Abtasten, dass beinahe für den Untergang ihrer Hoffnungen gesorgt hatte.
Der Angriff hatte zudem dazu geführt, dass Vorknas viele südlichere Gebiete verloren hatte, die jetzt mühsam zurückerobert werden mussten. Ganz zu schweigen von seinen Verlusten in der Schlacht am Eisturm und der Verunsicherung seiner Verbündeten. Zu allem Überfluss kam mit jedem Tag, der verstrich, die Armee aus dem Osten näher. Wenn sie sich mit Zúans, Welfks und Xoqas Streitkräften vereinigen würde, wäre jede Hoffnung für sie verloren.
Deshalb mussten Tasór und die anderen Rebellen in Kor schnell handeln. Heute. Sie mussten das Volk für sich gewinnen, dafür sorgen, dass ihnen bewusst wurde, dass es noch aktiven Widerstand gab.

( <- Östliches Gebirge, Alastar, Growndril, Machek, Ro S.63)

Die Stadt hatte sich nicht viel verändert, weder die Art der Zwerge, noch die Langsamkeit oder Schnelligkeit der Lebensweise. Die Gerüche und Geräusche waren Variationen vergangener und die Stadt war so lebendig und pulsierend, wie eh und je.
Tausende Empfindungen strömten auf Growndrill ein, liessen ihn sich in Zeit und Raum verlaufen, überschwemmten seine Sinne und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der Drache sich an den Tumult gewohnt hatte. Er folgte schweigend der Gruppe, seine Sinne aufs Maximum geschärft, er hörte, sah und roch zu viel. Doch langsam begann sich sein Körper daran zu erinnern, was wichtig war und was er als Hintergrundmusik abtun konnte.
Als sie durch die Strassen ritten, sahen ihm und Alastar viele neugierige und misstrauische Zwergenaugen nach - die beiden Schatten beachteten sie zwar ebenfalls als misstrauenswürdige Erscheinungen, jedoch waren die nicht so seltene Exoten wie die ersteren. Er erinnerte sich an seine Begegnung im Wald und hoffte, nicht erneut für einen Gott gehalten zu werden - wobei er sich eingestehen musste, es als schmeichelhaft empfunden zu haben.
Nach einer Weile stieg ihm ein bekannter Geruch in die Nase, der Geruch nach Rauch und Feuer, gemischt mit dem Geruch von Schattenblut. Er horchte auf, als er glaubte das Flüstern der Flammengeister zu hören und sah sich halb hektisch um. Er roch Magie, die ihm so vertraut war, wie selten eine. Aber neben dem Feuermagier Maenavry roch er auch einen Donnermagier. War es Ran? Er konzentrierte sich. Nein, der Geruch war anders, er war nicht blumig, wie ihrer, ähnelte eher dem von frischem Bachwasser auf warmen Stein. Drewngard. Vorfreude breitete sich in Growndrill aus. Er würde seinen Sohn wiedersehen und auch den Feuerdämonen, welcher in seinen Augen für seine Künste ein hohes Ansehen genoss.

Alastar war von seinem Pferd abgestiegen und besah sich die Waffen, die ausserhalb einer Schmiede ausgestellt worden waren. Der Zwerg betrachtete ihn argwöhnisch, als ob er befürchtete, dass der Fremde etwas stehlen wollte. Als er jedoch sah, dass der Dunkelschatten seinen Geldbeutel hervor holte, hellte sich sein Gesicht auf. Alastar brauchte eine Weile um dem Zwerg begreiflich zu machen, dass er Wurfspeere kaufen wollte, da der Schmied nicht lesen konnte. Als der Zwerg schliesslich begriffen hatte, was Alastar wollte, zeigte er ihm einige der Waffen und nannte ihm den Preis. Der Dunkelschatten verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. So etwas konnte er sich nicht leisten. Er erstand stattdessen eine schlichte Wurfaxt, rund 10 Bleikugeln und eine Schleuder. Er händigte dem grinsenden Zwerg die Münzen aus und schob sich die Wurfaxt in den Gürtel. Mit der Schleuder würde er noch ein wenig üben müssen. Er hatte sie schon seit seiner Abreise aus Kasz nicht mehr benutzt. Er war jedoch zuversichtlich, dass er diese Waffe rasch wieder beherrschen würde. Bei den Drevna da Jachar hatte ihm eine selbst gebastelte Schleuder gute Dienste geleistet. Er gesellte sich wieder zu den anderen und blickte sich weiter in der Stadt um. Er hatte was er wollte. Von ihm könnten sie weiterziehen.