Growndrill drehte den Kopf in Richtung des Windes, welcher seit kurzem aufgezogen war und durch die Strassen und Gassen wehte. Unwetter kündigte sich an. Doch der Wind trug Gerüche mit sich. Der Feuermagier und Drewngard kamen näher, doch auch etwas anderes. Zwerge, nicht irgendwelche Zwerge, sondern die, die ihm im Wald über den Weg gestolpert waren. Er konnte nicht einschätzen wo genau sie waren, in Kor jedenfalls. Er unterdrückte den Drang zu schnauben und sah verwirrt zum Pferd hinunter, welches ihm die Geste abnahm. Hatte der Gaul gerade seine Gedanken gelesen? Seitdem er den Gaul hatte, hatte dieser stets versucht nach seinen Fingern, Haaren, Schultern und seiner Nase zu schnappen, doch Growndrill war stets ausgewichen und hatte ihm gegen die Nüstern geschnippt, bis das Tier aufhörte. Nur das eine Mal, als er nicht aufgepasst hatte, hatte der Wallach sein Haar erwischt und ihm einige Strähnen ausgerissen. In dem Moment hatte sich der Drache mit aller Macht zurück halten müssen, um dem Tier nicht an die Kehle zu springen. Doch das Pferd schien dies gemerkt zu haben, da es seit dem Tag nie wieder nach seinem Haar schnappte.
Zurück zur Geschichte. In der Nähe sass Drewngard und erzählte Geschichten der Nebelläufer. Die Zwerge hatten ihn akzeptiert, da er schnell ihren Witz verstand und aufnahm. Es war ein merkwürdiges Gefühl, als Drache mit ihnen zu lachen. Er hatte in seinem Leben kaum mit Zwergen zu tun gehabt und kannte nur die Erinnerungen anderer Drachen, die meist nicht schön waren, aber hier sass er nun, trank Zwergenbier und lachte, hörte zu und erzählte. Sie hielten ihn zwar nicht für einen Menschen, aber auch nicht für einen Elfen. Für was genau wusste er nicht, genoss aber die Atmosphäre.

Mit der Zeit hielt er es nicht mehr aus. Die verschiedenen Gerüche machten ihn zu neugierig, er drückte Machek die Zügel seines Pferdes in die Hand, entschuldigte sich kurz und verschwand, immer der Nase nach seinen Weg suchend. Der Geruch nach Feuermagie war stärker als der von Drewngard oder den Zwergen. Er würde also zuerst Maenavry suchen...

Drewngard wurde mit der Zeit etwas langweilig und als das Thema zu Drachenjagd wechselte, verabschiedete er sich und ging. Es zog ihn zu den Strassen an die frische Luft und er mochte nicht zuhören, wie genau Zwerge Drachen zerstückelten und wie sie sich dabei fühlten ihr Blut zu trinken. Er hatte genügend Erinnerungen zu diesem Thema gesehen, die ihm eher den Appetit verdarben.

"Ein wenig... Aber ich will eher dich als Essen", meinte er grinsend und küsste sie, horchte aber auf, als er Schritte hinter ihnen hörte. Die Schritte kamen immer näher, doch etwas sagte ihm, dass die Person, der sie gehörten, nicht an ihnen vorbeilaufen würde. Vorsichtshalber zog er unbemerkt eines seiner Wurfmesser.

Maenavry war überrascht. Growndrill. Schnell liess er vom Messer ab und nahm die Hand der Marketenderin, welche sie auf die seine gelegt hatte, stand auf und zog sie sanft mit sich. Als der Drache zwei Meter vor ihnen stehen blieb, senkte er den Kopf. "Herr der Winde", grüsste er den Drachen überrascht und mit einem undeutbaren Grinsen. "Herr der Flammen", grüsste der Drache mit demselben Grinsen und neigte sein Haupt. "Wie ich sehe bist du nicht allein", stellte die warme Stimme des Silberschopfs fest. Sein Blick ruhte auf der rothaarigen Frau, die jetzt neben Maenavry stand. "Nein", meinte der Schatten glücklich. "Darf ich vorstellen, das ist Muirgeahl", dann wandte er sich an sie und deutete auf ihr Gegenüber. "Muirgeahl, das ist Growndrill, Silberschwinge", das letzte Wort flüsterte er ihr zu. "Aber ich sehe, du bist auch nicht allein, Sternenmann", stellte er fest, als er Ro hinter dem Drachen bemerkte. Dieser drehte sich kurz um und sah die beiden Schatten, die ihm folgten. "Nein bin ich nicht. Ro von der Schwarzen Festung, Machek, der Feuermagier Maenavry Serpeta und seine Begleiterin Muirgeahl", stellte er knapp vor.

Drewngard entschloss zurück zu den Nebelläufern zu gehen. Er fand einen der Fischer aus dem Nebeldorf, der hier seine Ware verkauft hatte. Der Mann nahm ihn ohne zu zögern mit, er war sogar froh über den kostenlosen Begleitschutz. Als sie am nächsten Tag im Dorf ankamen und Drewngard sich einen gemütlichen Platz neben der Statue Naumas gefunden hatte, kam ein panischer Fero zu ihm angeflogen...(was danach geschah steht in Ravi ab Seite 26 geschrieben)

(süsse verteidigung ^^ ... aber wirksam! ;D)

Growndrill war überrascht, dass Ro den Mann kannte. Aber andererseits war Ro in Drez gewesen und Maenavry ebenfalls. "Sind wir. In der Schwarzen Festung", bestätigte Maenavry und lächelte sein perfektes Lächeln, das er von klein auf eingeübt hatte. Es schmeichelte ihm Lord genannt zu werden. Er legte einen Arm um Muirgeahl und drückte sie leicht an sich. Der Dämon fühlte sich leicht verloren zwischen zwei Schatten und einem Drachen. "Was führt euch nach Kor?", fragte Growndrill an Muirgeahl und Maenavry gewandt. Die Frau schien Magierin zu sein. Er fühlte, wie sie durch ihr Lächeln ihren Geist warm um ihn und die anderen spinnte, sie einlullte. Er genoss die Geste, auch wenn er ahnte, wieso sie dies tat. Seinen Geist behielt er jedoch bei sich.

Zur selben Zeit, oberste Terasse, Palast

Zúan begutachtete eine Karte des Gebirges, als die Nachricht eintraf.
Einer der Wächter, die an der Tür gestanden hatten, betrat den Raum, verbeugte sich und sagte: "Mein Herr, uns wurde von einem Aufstand auf der vierten Terasse unten am Gerbermarkt berichtet."
Zúan starrte weiter auf seine Karte, verzog aber das Gesicht. Ein Aufstand war das, was er am wenigsten brauchte, jetzt, wo er im Begriff war, den Großteil der Berufssoldaten aus Kor abzuziehen.
"Was ist mit den Patrouillen? Haben sie etwas bemerkt?"
"Wir wissen nicht, was mit ihnen ist. Sie sind noch nicht zurückgekehrt."
Zúan seufzte. "Sag dem Hauptmann der Garde, er soll zwanzig Wachmänner hinuterschicken, die die Lage überprüfen sollen und gegebenenfalls Verstärkung rufen sollen."
Die Wache verbeugte sich erneut, sagte jedoch: "Das werde ich tun, aber...Mein Herr, verzeiht mir, aber die Nachricht klang sehr ernst. Ich denke...ich meine, meiner Meinung nach wäre es...sinnvoll, mehr Männer zu schicken. Wenn Ihr den Aufstand nicht sofort niederschlagt, könnte es sein, dass er sich über die Stadt ausbreitet."
Jetzt drehte sich Zúan um und erkannte den Wachmann. Es war Corn, ein Zwerg, der ihm schon viele Jahre vor dem Putsch gedient hatte. "Und warum sollte ich auf deinen Rat hören?" Der Zwerg schien zusammenzuschrumpfen. "Aber gut. Wie du meinst. Ich werde...hundert Mann schicken. Und ich hoffe für dich, dass dein Informant recht hat."

4. Terasse, Gerbermarkt

Tasór lehnte an einer Wand eines Hauses, dass an den Gerbermarkt angrenzte, und bedauerte es, dass er für diesen Teil des Plans ausgewählt worden war. Der Gestank hier war kaum zu ertragen.
Dann endlich wurde das Fenster in dem Haus auf der anderen Seite des Marktes geschlossen, dass er die ganze Zeit beobachtet hatte. Tasór ging rasch in das Haus hinein, an dem er gelehnt hatte, und sofort kam Bewegung in die beiden Zwerge, die hier gewartet hatten. Viele der Häuser in Kor waren aus Stein, aber besonders in armen Viertel wie diesem war auch vieles aus Holz. Und das würden sie ausnutzen.
An den Wänden standen schon Haufen aus leicht brennbarem Material bereit, es gab sogar zwei kleine Beutel mit Alarjim. Sie stellten sich an drei verschiedene Haufen, warteten noch eine Minute und zündeten sie dann gleichzeitig an.
Während bei den beiden anderen Zwergen schnell eine kleine Flamme hochschoss, tat sich bei Tasór nichts. Vielleicht war das Holz zu nass. Hektisch versuchte Tasór es wieder und wieder, aber nichts geschah. Er blickte sich um und sah, dass an den beiden anderen Haufen bereits größere Flammen leckten. Und in einem der beiden Haufen lag ein Beutel Alarjim.
Jemand packte Tasór grob an der Schulter und schob ihn zurück. Einer der beiden anderen Zwerge mühte sich nun mit dem Holz ab und schaffte es nach einigen Sekunden, eine kleine Flamme entstehen zu lassen, dann zog er Tasór mit sich durch die Tür. So schnell es ging, ohne auffällig zu sein, flohen sie die Gasse hinunter, weg vom Gerbermarkt. Tasór war früher einmal ein ranghoher General gewesen und deshalb recht bekannt, und die Wachen wussten sehr wohl, dass er auf der Seite von Vorknas stand. Sie mussten so schnell wie möglich ihr Versteck in der Inneren Stadt erreichen, bevor die Wachen die Stadt nach dem Übeltäter durchsuchen konnten.
Während er jedes einzelne Gesicht überprüfte, an dem sie vorbeihasteten, entdeckte Tasór plötzlich ein ihm bekanntes. Unnatürlich silberne Augen, silbernes Haar, Statur wie ein Elf. Tasór senkte seinen Blick und hastete mit seinen beiden Begleitern so unauffällig wie es ging an ihm vorbei. Hoffentlich erkannte der Elf ihn nicht oder sprach ihn sogar an - Aufmerksamkeit von Umstehenden oder Zeitverschwendung konnte er jetzt gar nicht gebrauchen.

Palast

"Herr!" Eine andere Wache platze herein. "Rauch steigt von den Gerbermärkten auf. Der Mob scheint die Häuser angezündet zu haben."
Zúan fluchte und sprang auf. "Schickt weitere hundert Männer mit Eimern, auch welche für die anderen Soldaten dort unten." Mit so vielen Soldaten unten in der Stadt wurde seine Wache beträchtlich geschwächt, aber es würde ja hoffentlich nicht lange dauern. Während die Wache in Richtung des Hauptmanns der Wache eilte, schritt Zúan zu einem Balkon im Palast, und meinte, tatsächlich Rauch von weit unten aufsteigen zu sehen.

Growndrill bemerkte Ros Nervosität. Er konnte doch nicht dem Drang widerstehen, sich einen kurzen Einblick in ihre Gedanken zu erlauben. Was er dort sah überraschte ihn zuerst ein wenig, dann schalt er sich dafür und versetzte Ro gleichzeitig einen leichten Klaps gegen den Hinterkopf. "Halt deine Gedanken im Zaum", raunte er ihr zu mit dem Gefühl eines Grinsens. "Ich verstehe", meinte er an die Marketenderin gewandt und lächelte, was er selten tat. "Kor ist tatsächlich eine schöne Stadt. Etwas was man von Zwergen nicht erwarten würde", er grinste dünn. "Wo kann man hier gut übernachten?"
Maenavry hielt sich aus dem Gespräch raus und sah kurz zur Seite, als er wegen Ros Blicken grinsen musste. Growndrills Klaps auf ihren Hinterkopf brachte ihn fast zum Lachen und so konnte er für eine Weile nichts sagen. "Ihr könnt eigentlich in jedem Gasthaus gut übernachten", meinte er dann, "Ich glaube, dass ihr überall gleich auffallen würdet."