Sie marschierten praktisch den ganzen Tag über in Richtung Osten, bis sie ein vorgerücktes Lager der Zwerge erreichten. Dort standen sie eine ganze Weile herum, bevor ihr Hauptmann von der kurzen Offiziersbesprechung zurückkehrte und ihnen den Platz zuwies, den sie hatten, um ihre Zelte aufzustellen. Der Feldwebel ging hin und her, kontrollierte, ob alles ordentlich und richtig geschah und brüllte jeden beim kleinsten Fehler, oder falls er keinen finden konnte auch einfach so, zusammen.
Sie hatten das Zelt relativ schnell stehen und breiteten ihre Matten darin aus, dann erklang auch schon das Horn zum Essen fassen.

Ro schnappte sich direkt nach dem Essen die neuen Lederplatten für ihre Rüstung und machte sich auf die Suche. Es musste doch irgendwo in diesem Lager einen Schmied mit einer Feldesse geben. Wenn nicht bei den Söldnern, dann doch zumindest bei den Zwergen.
Tatsächlich hörte sie nach einer Weile das Geräusch eines Schleifsteines und lief ihm nach bis zu einem Zelt, vor dem die Ausrüstung eines Schmiedes aufgebaut war. Der Zwerg, dem sie gehörte, sass auf einem Hocker und schliff eine Axt, eine ganze Reihe weiterer, die noch darauf warteten, hatte er neben sich liegen.
Ro trat zu ihm hin und grüsste ihn freundlich.
Der Schmied blickte von seiner Arbeit auf, musterte sie, wobei seine Augenbrauen am roten Band an ihrem Arm hängen blieben und fragte dann: "Was ist? Brauchst du auch etwas geschliffen?"
Sie beschloss, dass nicht zweideutig aufzufassen, weil sie dem Zwerg zutraute, dass er es wirklich nur wörtlich meinte - bei einem Söldner wäre der Fall klar anders gewesen - und sagte: "Nein. Habt ihr Nieten?"
Als Antwort zog er eine Kiste hinter seinem Hocker hervor und hielt sie ihr hin. Darin lagen in verschiedenen Fächern Nieten verschiedener Grösse und Ausführung. Sie fragte nach dem Preis für die schlichten und verhandelte eine Weile, bis er ihr Mengenrabatt gab, bevor sie sie ihm abkaufte.
"Könnte ich vielleicht kurz das da benutzen?", fragte sie und deutete auf Hammer und Amboss.
Er blickte die Geräte an und musterte sie dann nochmal ganz scharf von unten bis oben.
Sie grinste. "Keine Sorge. Ich mach den Amboss schon nicht kaputt."
"Ich mach mir auch mehr Sorgen, was du womöglich mit dem Hammer anstellst", meinte er stirnrunzelnd, liess sie dann aber machen.
Sie zog ihre Rüstung aus, drückte die Nieten, die die alten Platten hielten, mit der Zange auf und begann dann mit dem kleineren der Hämmer die neuen anzunieten. Bis sie endlich fertig war, war es stockfinster. Sie dankte dem Schmied und machte sich auf den Weg zurück zum Lager ihres Fähnleins, lief dabei aber einem bekannten Gesicht über den Weg. Es war Merde, einer von denen, die zuerst mit ihnen in Richtung Kor gereist waren, und er brachte sie zu Krush und den anderen.

Sie setzten sich zu den anderen und Ro bombardierte Krush sofort mit Fragen. Was jetzt eigentlich genau war mit den Zwergen - dass sie auf Seite der Verteidiger stand, was ihr jetzt klar, sonst würden sie nicht nach Osten ziehen - und dieser Armee aus dem Osten.
Er wusste nicht auf alle ihrer Fragen eine Antwort, konnte ihr aber zumindest erklären, warum in Kor ein neues Banner hing: der alte König war gestürzt worden und ein Fürst aus dem Norden namens Vorknas hatte seinen Posten übernommen. Dieser Fürst wollte Kor gegen die Armee verteidigen, stand aber anscheinend auch mit den Zwergenfürsten im Süden im Krieg.
Ro war einmal mehr froh, dass sie als Söldner nur auf dem Schlachtfeld stehen und sich nicht um Politik kümmern musste.

"Soweit ich weiss, werden sie von den Zwergen irgendwo im Osten aufgehalten im Moment", antwortete Krush. "Etwas mehr als zwei Wochen schnellen Marsches von hier, aber nur wenn man ohne Tross reist. Sonst dauert es länger."