Der Offizier nickte. "Ihr koennt Euch auch hinlegen, wenn ihr wollt."

(ich bin mir nicht sicher, ob ich das umgekehrte garantieren kann...)

Der Zwergenoffizier griff einen Augenblick lang instinktiv nach seiner Streitaxt, als der Daemon aufsprang, riss sich aber mit sichtbarer Antstrengung zurueck. "Alastar, ich bitte Euch, Euch ruhig zu verhalten. Wir haben nicht den Auftrag, Euch irgendwelchen Schaden zuzufuegen, und ich habe auch nicht vor, das zu tun, wenn es sich irgendwie vermeiden laesst. Ich habe jedoch auch den Befehl, euch nicht aus diesem Raum zu lassen. Aber Sobald Kor gefallen ist, werdet ihr frei sein zu tun, was immer ihr wollt."

Der Marsch war lang und dunkel, die Finsternis der Tunnels nur durchbrochen von einigen wenigen Fackeln, deren Licht ueber die immer gleichen, absolut regelmaessig aus dem Stein gehauenen, glatten Waende flackerte. Ro verlor jedes Gefuehl fuer die Zeit und konzentrierte sich darauf, zu marschieren, und auf nichts anderes. Es war still, abgesehen vom Geraeusch vieler hunderter Fuesse, die versuchten leise aufzutreten, dem leisen Klirren von Kettenhemden und ab und zu einem Husten. Niemand redete. Niemand sang Schlachtlieder. Ro hoerte das Blut in ihren Ohren rauschen. Alles in ihr war angespannt. Der Tunnel um sie herum schien sich zu bewegen im Fackelschein, zu atmen, wie ein Tier. Am Ende wartete eine Schlacht. Ihr war, als koennte sie das Blut schon riechen, die Angst, die Hitze. Das Feuer loderte. Sie atmete tief und langsam, um es nicht an die Oberflaeche durchbrechen zu lassen und um ihr Gesicht davon abzuhalten, bescheuert zu grinsen, und dachte an Alastar, der irgendwo hinter ihr marschierte. Obwohl sie Angst um ihn hatte, ueberwog die Vorfreude, an seiner Seite zu kaempfen, denn er war gut und sie wusste, dass sie sich absolut auf ihn verlassen konnte.
Schliesslich, nach etwas, das sich anfuehlte, wie Jahrzehnte, verbreiterte sich der Korridor zu einer kleinen Halle. Es war die dritte ihrer Art auf dem Marsch, und die letzte, weitere Raeume gingen auf beiden Seiten ab. Ro befahl den Halt. Von hier aus waren es nur noch wenige hundert Meter bis nach Kor, hier wuerden sie sich trennen, und die Halle wuerde ihre Basis sein fuer den Angriff. Waehrend die Sturmtruppe sich am gegenueberliegenden Ende der Halle aufstellten, nahe dem Korridor zum Weitermarsch, stroemte das erste Kontingent der Zwerge in den Raum. Ro sah Vorknas umgeben von seiner Leibgarde, und nickte ihm knapp zu, dann drehte sie sich um, um Ausschau nach Alastar zu halten.
Die Halle war bei weitem zu klein, als dass die ganze Armee hinein gepasst hatte, Risks Soldaten und viele weitere Zwerge warteten im Korridor dahinter, bereit, loszustuermen, sobald der Befehl kam. Ro musterte ihr eigenes Pack und die Zwerge, die Vorknas ihr zur Verfuegung gestellt hatte, letztere diszipliniert und voll geruestet, erstere ein wilder Haufen voller Halbwahnsinniger, genau so, wie sie es mochte. Ihr Blick blieb an dem Elfen haengen. Zum zigsten Mal fragte sich, ob er wirklich nicht Armelion war. Aber wieso sollte er vorgeben, es nicht zu sein? Das machte irgendwie keinen Sinn. Sie reckte erneut den Hals, um Alastar zu erspaehen, denn sie wartete nur auf ihn, um mit dem Angriff zu beginnen, und...
"Er wird nicht kommen."
Sie fuhr herum. Vorknas stand drei Meter hinter ihr, umgeben von einigen Soldaten seiner Leibwache. Er trug eine silberne Ruestung mit goldenen Intarsien, seine grauen Haare wallte unter dem Helm hervor, der von einer Krone gesaeumt war. Sein Blick war kalt, aber um seine Lippen spielte ein Laecheln. "Was?", fragte Ro.
"Er wird nicht kommen", wiederholte Vorknas.
"Wieso?", fragte Ro verwirrt, waehrend ein Teil von ihr die Antwort zu ahnen begann.
Vorknas grinsen wurde breiter. "Dachtet ihr wirklich, ich ueberlasse den Erfolg dieser Mission so dem Zufall? Euer grauer Freund ist in Sicherheit. Ob er es bleibt, haengt von Euch ab."
Ro spuerte, wie das Feuer in ihr Aufloderte. Aber diesmal war es nicht kampfeslust. Es war Hass. Blanker Hass. "Was wollt ihr von mir?", fragte sie heiser.
Vorknas laechelte. "Das wisst ihr sehr wohl, Raven. Ich hab meine Forderungen gestellt. Erfuellt sie, und euer Freund ist frei. Aber wenn ihr euch weigert... es liegt in Eurer Hand."
Sie starrte ihn an. Ich bringe ich um, Vorknas, dachte sie. Ich bringe dich um. Der Zwerg erwiederte ihren Blick spoettisch. Sie wusste, er wuerde nicht zoegern, Alastar zu toeten. Nein, nicht zu toeten, seinen Tod zu Befehlen. Die Angst umschloss ihr Herz und nahm ihr die Luft zu atmen. Alastar tot... Das Feuer frass das Eis. Ihre Haende zitterten vor Zorn. Sie wollte Vorknas leiden sehen. Sie wollte ihn toeten. Vernichten. Sie wollte ihm die Kehle aufschlitzen, ihm ihre Klinge durch den Schaedel stossen, wollte seine Augen ausstechen und sein Hirn ueber den Boden verteilen, wollte seine Ruestung zerfetzen, seinen fetten Wanst aufschneiden und ihm seine eigenen Eingeweide in sein haessliches, grinsendes Maul stopfen, bis er daran erstickte, wollte ihm die Haut vom Leib schaelen, seine Luftroehre aufreissen und ihm die Lungen aus dem Leib zerren, ihr aufhaengen und jeden Fezten seines Fleisches von den Knochen schneiden...
Etwas kaltes kroch ihren Nacken hinauf in ihren Hinterkopf, sickerte in die Bilder dessen, was sie mit Vorknas tun wollte, dunkelrot, wie eingetrocknete Blut, schwarze Flammen. Dann hoerte sie ihre eigene Stimme. "Du weisst nicht, womit du spielst, Vorknas."
Das spoettische Laecheln auf seinem Gesicht gefror.
Ro's Adern brannten in Feuer, kalt wie Eis. Sie zog ihren Saebel und registrierte am Rande, wie die Zwerge der Leibwache hastig ihre Aexte hoben, bereit, sie anzugreifen, aber ihr Blick blieb auf Vorknas gerichtet, sah nur ihn. "Du hast keine Ahnung, Vorknas." Ihre Stimme klang fremd. "Du willst Kor? Du wirst es haben. Aber vielleicht in Truemmern. Und vielleicht wirst du der einzige deiner Armee sein, der noch lebt, um es zu sehen."
Sie schmeckte seine Angst. Seine Leibwachen traten vor ihn. Sie lachte. "Du bist ein Narr, Vorknas. Du willst Tod. Du wirst ihn bekommen."
Damit drehte sie sich um. Sie marschierte auf ihre Truppe zu und gab ihnen wortlos den Wink zu folgen. Sie tauchten in den Tunnel ein, der sie nach Kor hinein fuehren wuerde. Ro begann zu rennen.

Ro sah den Korridor vor ihr, aber sie spuerte ihn auch genauso. Sie rannte nicht, die Welt bewegte sich um sie, und sie fuehlte die Ecken des Raums. Die Verbindung zu ihrem Saebel sprang ueber wie in Funke, ohne dass sie es haette Befehlen muessen, die Welt flackerte einen Moment lang in Dunkelheit und kehrte dann zurueck, und sie schmeckte die Energie. Die Waerme im Atem der Soldaten. Der Stein ueber ihr. Die Magie, die auf sie wartete, am Ende des Tunnels. Achkar...

Ro sah die Gestalt im Korridor, aber es war der Geschmack ihrer Magie, der sie innehalten liess. Naja...
Sie blieb stehen. Ihre Soldaten waren zurueckgefallen, sie konnte spueren, wie sie aufholten. "Warum bist du hier?", hoerte sie sich fragen.