Naja lachte heiser. "Ich will nicht dich aufhalten, Ro", meinte sie kichernd und schlug ihr Haar zurück. Sie streckte die Hand nach der Wand aus und rief Garudas Namen. Nichts geschah und Naja lächelte Ro breit an. "Lässt du mich bitte vorbei, damit ich euren Anführer töten kann?"

Alastar sah den Offizier einen Augenblick lang an und nickte dann langsam. Ohne ein weiteres Wort ging er rüber zum Bett und legte sich hin. Im Moment würde er nichts ausrichten können. Die Zwerge waren zu angespannt. Er musste warten, bis sich wieder eine Gelegenheit bot. Mit einem Seufzer schloss er die Augen und wartete.

Arndir war dank seiner leichten Rüstung schneller als die meisten. Das er keinen Schild trug, war ebenfalls ein Grund. Trotzdem war Ro schneller. Nach ihrer Konfrontation mit Vorknas war sie losgestürmt. Er hatte zwar keine Ahnung um was es gegangen war, dafür waren sie zu weit weg gewesen, doch er hatte die Spannung gespürt. Er hielt den Anderthalbhänder in der rechten Hand und erstarrte fast mitten im Schritt, als er um die Ecke bog. Vor ihm standen sich Naja und Ro gegenüber. Die Waffen gezogen.

Ulak'kan betrachtete das emsige Gewimmel der Soldaten. Sie trugen Speere, Schilde und kurze Schwerter. Ideale Waffen für einen Kampf in den Tunneln. Naja hatte ihnen den Standort dieser Zwergenhöhlen verraten, doch noch würde es eine Weile dauern, bis die Soldaten sich organisiert hatten. Immerhin würde er einem Angriff nicht unvorbereitet gegenüberstehen.

Naja sah den Elfen hinter Ro auftauchen und ein wölfisches Lächeln tauchte auf ihrem Gesicht auf. Sie sprang zurück, ausser Reichweite von Ro. "Sieh an, Armelion, der verwundete Elf", sie leckte sich über die Lippen. "Du bist mir zu wertvoll, kleiner Mann, als dass ich dich sterben lassen kann. Ich hab andere Pläne für dich und wenn du stirbst, kommst du nie nach Hause in den Tieflandwald" Sie legte die Hand mit dem Dolch auf den Boden und murmelte eine Beschwörung, behielt dabei aber Ro im Auge. Sekunden später tat sich der Boden unter dem Elfen auf und dieser fiel in den Tunnel, welcher sich unter ihnen befand. Der Zugang nach Kor war dort versperrt, aber der Tunnel führte durch einige natürliche Höhlen und einen Bach entlang nach draussen, in Richtung Süden, wenn er so schlau war dem blauen Eisflämmlein zu folgen, das vor ihm aufflackerte.
Naja zögerte nicht weiter, stürzte sich auf Ro, griff sie, ohne Magie zu verwenden, mit dem Schwert an, tauschte einige Hiebe mit der Halbdämonin aus und liess sich dann unter dem Säbel hinweg fallen. Sie rauschte hinter Ro und blockte den Säbel mit dem Messer ab. Dann drückte sie Ro von sich weg und rannte den anstürmenden Soldaten entgegen. "Aus dem Weg!", brüllte sie, doch man stelle sich ihr schon entgegen. Naja blieb stehen, beschwor das Wasser in den Wänden und liess es über die Männer stürzen. Es reichte, um sie so lange zu beschäftigen, dass sie entkommen konnte.
Sie liess die durchnässten und verwunderte Sturmtruppe zurück und gab Ulak'kan bescheid, dass sie sie am Leben gelassen hatte. Sie nahm an, dass es dem Mann nicht gefiel, aber sie achtete nicht auf seine Gedanken und warnte ihn vor Ro, bat ihn, sie möglichst am Leben zu lassen und versicherte, dass sie sich, falls nötig später um die kleine Plage kümmern würde.

Arndir fluchte, suchte erfolglos mit den Fingern halt auf dem glatt polierten Steinboden. Er schaffte es sich festzuhalten, doch nicht besonders lange. Er sah wie Naja sich einen kurzen Schlagabtausch mit Ro lieferte, bevor sie an ihr vorbeihuschte. Unaufhaltsam rutschte er weiter runter. Er hörte Ro schreien, dann wandte sie sich um und rannte in Richtung Kor. Was tat diese verdammte Närrin? Sie würde sich noch umbringen lassen! Bevor er runterfiel hörte er die Schreie der feindlichen Soldaten. Im letzten Augenblick packte er noch sein Schwert, dann fiel er ins Dunkle. Jedoch nur für etwa zwei Meter. Er landete mit einem dumpfen Laut auf dem Rücken und sämtliche Luft wurde aus seinen Lungen gepresst. Japsend und mit vor Atemnot tränenden Augen drehte er sich auf die Seite und kam in eine hockende Position hoch. Verdammt! Verdammt! Verdammt! Sein Rücken pochte, doch er spürte, dass er sich nichts gebrochen hatte. Ächzend stand er auf und holte ein paar mal tief Luft, bevor er sich umschaute. Eine flackernd blaue Flamme leuchtete vor ihm mitten in der Luft. Zögernd streckte er das Schwert danach aus, doch es wich von der Spitze zurück und hüpfte den Gang entlang von ihm weg. Nun er hatte keine Lust alleine in der Finsternis zu bleiben. Also lief er der Flamme nach. Sie schien gefallen daran zu finden ihn zu hetzen. Denn sie wurde immer schneller, bis ihm schliesslich nichts anderes übrig blieb als zu rennen. Es dauerte nicht lange bis er an eine Kreuzung kam. Er hörte das Geräusch von rennenden Schritten, wandte sich um und blickte Naja entgegen. Ohne zu zögern hob er die Klinge und schlug zu. Sie blockte den Schlag ab, doch er trat ihr gegen das Knie und wich einige Schritte zurück, als sie um ihre Balance kämpfte. Eine Explosion hallte durch die Gänge und schrille Schreie drangen zu ihnen durch, bevor sie wie abgeschnitten abbrachen. "Was zur Hölle macht Ro da?", murmelte er mehr zu sich selbst als zu Naja.

Der Magier riss einen Schild, der unter der Wucht des Angriffes Risse bekam um gleich darauf zu zersplittern. Das war eine Dämonin. Ein wütender Geist. Niemals konnten sie hoffen gegen so etwas zu bestehen. Ein Armbrustschütze schoss einen Bolzen auf sie ab, dem sie jedoch auswich. Noch drei weitere schossen und dieses Mal traf einer das Ziel. Der Bolzen riss eine blutige Spur in die Seite des Dämonen, doch zu mehr waren sie nicht fähig, bevor sie heran war. Der Magier sah ein kurzes aufblitzen von Stahl, dann sank seine kopflose Gestalt zu Boden. Die Armbrustschützen folgten gleich darauf.

"Sie vernichten", antwortete Naja trotzdem sie spürte wie der Stein bröckelte, dort wo die Explosion gewesen war. "Ich habe nicht viel Zeit. Was machst du hier? Du solltest zur Nachtzinne reisen und nicht dein Leben für dumme Zwerge lassen. Wer ist ihr Anführer?", fragte sie und musterte den Elfen.

"Ich habe mich nicht von den Zwergen anheuern lassen.", erwiderte er. "Wer ihr Anführer ist, wirst du selbst herausfinden müssen. Es wird dir nicht allzu schwer fallen." Er hob das Schwert, doch zögerte er anzugreifen. Er war nicht angeheuert worden um den König der Zwerge zu verteidigen. Er unterstand Ro und Risk. "Ach was solls!", knurrte er und rannte dann an Naja vorbei. "Bring Vorknas um wenn du willst."

Eine Stunde hatte Alastar still liegen müssen, bis sich ihm eine Gelegenheit bot. Ohne zu zögern ergriff er sie. Er riss das Auge weit auf, packte die Decke und warf sie dem ihm am nächsten Zwerg über den Kopf, bevor er ihm die Waffe stahl. Er duckte sich unter einem Armbrustbolzen hindurch, hämmerte dem Schützen die flache Seite der Axt gegen den Schädel und stahl ihm das Kurzschwert, bevor der bewusstlose Körper auf dem Boden aufschlug. Mit einem Klirren parierte er einen Hieb, bevor er dem Axtschwingenden Offizier zwischen die Beine trat. Der Kampf dauerte nur kurz und als er vorbei war, lagen die sechs Zwerge bewusstlos am Boden. Einer blutete aus einer Wunde in der Brust, doch sie war flach. Sein stabiler Brustpanzer hatte ihm das Leben gerettet. Alastar hingegen blutete aus drei flachen Schnitten. Alle drei befanden sich am linken Arm. Der Kerl mit der Hellebarde und der Offizier hatten gut zusammengearbeitet, sobald sich der Zwerg von dem Tritt erholt hatte. Er stahl dem Offizier die Schlüssel und machte die Türe auf. Seine Waffen und Rüstung lagen gleich neben der Türe, neben einem schnarchenden Zwerg. Die leere Flasche Honigbrand neben ihm war Erklärung genug, warum der Kerl von dem Radau nicht aufgewacht war. Der Kerl hatte Alastar tatsächlich den letzten Vorrat weggesoffen. Er zog den Zwerg hoch und haute ihm eine rein, bevor er ihn fallen liess. Morgen würde der Wicht ein prächtiges Weilchen haben. Schnell und lautlos schlüpfte Alastar in seine Rüstung, schloss die Türe sorgsam ab und rannte los. Die Schwerter schnallte er sich noch im Lauf um. Er musste Ro einholen, doch er wusste seine Chancen waren gering. Es war ein weiter Marsch bis nach Kor.

Sie sah ihm eine Sekunde lang nach, dann rannte sie ihm hinterher und holte ihn kurz darauf ein. "Der Weg nach Kor ist blockiert!",rief sie etwas ausser Atem. "Wohin willst du? Ro kommt zurecht. Sie ist das Chaos in Person. Wenn du kämpfen willst, komm mit und schliess dich den anderen Truppen Vorknas an. Aber ich rate dir davon ab."