Naja achtete nicht auf Alastar, welcher an ihr vorbei gerannt war. Der Junge würde es nicht weit schaffen, so wie er ausser Atem war. Ausserdem wäre er so oder so zu spät.
"Was ist euch wichtiger? Zwergengold, das es nicht gibt und Kor das bald in Trümmern sein wird, oder euer Leben in Frieden oben im Norden?", fragte sie die Soldaten und trat näher. Sie streckte ihre Faust Vorknas entgegen und als sie sie öffnete, hatte sie nicht mehr Finger, sondern lange Krallen. "Dein Kopf gehört mir, alter Mann."

Angestrengt blinzelte er den Schweiss weg und rannte weiter. Mittlerweile hatte er das Gefühl, dass sich seine Beine nur noch mechanisch bewegten. Sobald er anhalten würde, würde er nicht mehr weiterkönnen. Wo war sie nur? Vor sich hörte er Schlachtenlärm. Verflucht! War er zu spät? Er betete das Ro in Ordnung war. Noch im Lauf zog er Fuin und schon bald begann er den Geruch von Blut und verbranntem Fleisch wahrzunehmen. Der Schlachtenlärm tobte am lautesten vor ihm. Also folgte er ihm. Mit brennenden Muskeln taumelte er an dem Tunnel mit den verbrannten Leichen vorbei.

"Nein! Ich bleibe. Und sei es auch nur um zu beweisen, dass du nicht allen um dir herum den Tod bringst.", erwiderte Arndir stur.

"Ich schon", meinte Naja und hob die andere Hand. Wasser sickerte durch die Fugen im Stein, welcher Boden und Wände bedeckte und füllte den Raum, bis die Soldaten und Söldner knöcheltief darin standen, dann rannte sie los und duckte sich unter den Geschossen hinweg.

Ohne zu zögern rannte er ihr nach. Sie würde den Zauber nicht wirken, solange er bei ihr war. Jedenfalls hoffte er das. Ansonsten hätte er sich in ihr getäuscht. Nun wenn er sich täuschte, dann würde er es schon früh genug merken. Als sie jedoch um eine Ecke bogen fanden sie sich plötzlich einen unförmigen Steinwesen gegenüber, welches sich mit verblüffender Flinkheit bewegte und ohne eine Sekunde zu zögern Ro angriff.

Alastar war völlig am Ende. Die Kämpfenden hatten einen Wall gebildet, doch Ro war nicht da. Sie musste weiter vorgedrungen sein. Also ging er zurück und lief den Tunnel mit den Toten runter. Vielleicht hatte sich ein zweiter Trupp von Ro geleitet von der Hauptstreitmacht getrennt. Er stolperte immer langsamer durch die Hallen. Sie waren gefüllt von Toten. Am Fusse der Treppen klappte er zusammen und blieb keuchend liegen. Er konnte einfach nicht mehr. Er war den ganzen Weg gerannt. Er nahm eine Flasche von einem der Toten und leerte sie in gierigen Zügen. Es war dünnes Bier. Gut, das würde ihm wieder ein wenig Kraft geben.

Naja kicherte. "Wollt ihr tanzen?", fragte sie und liess wahllos Eiskeile aus dem Boden schnellen, einige spiessten Soldaten auf, andere schossen nur knapp an ihnen vorbei in die Höhe, aber es reichte, um die Schützen lange genug abzulenken. Sie schlug mit ihren Klauen aus Kristall gegen die Schilde, versuchte sie zu brechen, doch scheiterte daran. Sie fauchte sie an und liess das Wasser den Schilden empor fliessen, füllte sie innen wie einen Kegel, doch da brachen die Soldaten auseinander und zogen sich zurück, nur um einige Meter weiter hinten einen Wall zwischen ihr und Vorknas zu bilden. "Das macht jetzt nicht wirklich Spass", maulte Naja und kam wieder näher, wobei sie sich ducken musste, um einem Metallbolzen auszuweichen.

"Nur dass das klar ist", zischte Risk, welche hinter Vorknas stand, "Ich beschütze euren fetten Arsch nur, weil wir sonst alle tot sind." Sie zog einen Dolch und machte sich bereit.

Ulak'kan hörte wie seine Soldaten flohen und nickte Nera zu. Sie verstand und holte sein Schwert von dem Ständer auf dem Tisch. Ohne Hast zog der General seine Klinge, bevor Nera ihm den Rundschild reichte. Er befahl seinen übrigen Soldaten einen Schildwall zu formen. "Torn! Du wirst sie von der Erde aus angreifen, sobald sie hier reinkommen.", befahl er. Der Mann nickte und verschwand im Gestein. Der Steingeborene wusste was er zu tun hatte. Alle Soldaten blickten zur Türe. Niemand würde Ulak'kan beobachten. Es würde alles nach Plan gehen. Er brauchte so oder so nur wenige Sekunden Zeit. Als er sah wie Torns Hände sich um seine Knöchel schlossen nickte er nur knapp.
Nera zog sich zurück und lockerte ihre Waffen. In der Halle vor ihnen formierte sich eine Gruppe von Grimbaner. Sie würden bis zum letzten Mann kämpfen. Anders als die anderen Soldaten versuchten sie keinen Schildwall zu bilden, sondern formierten sich ein einer lockeren Gruppe, mit fast einem Meter Abstand zwischen jedem Mann.

Arndir hielt mit Ro Schritt. Es kamen ihnen keine Golems mehr entgegen und die Soldaten schienen auch nicht mehr gegen sie kämpfen zu wollen. Sie rannten wie die Hasen. Ein Offizier versuchte sie wieder zu sammeln, doch ein Hieb von Arndirs Schwert durchbrach seine Deckung und beendete sein Leben. Bald würden sie oben sein.

Alastar konnte nicht mehr rennen. Er war einfach zu erschöpft. Die Treppen konnte er kaum erklimmen, stolperte immer wieder über seine eigenen Füsse. Es war pure Qual, doch er musste Ro finden. Er musste herausfinden was Vorknas vorhatte.

Risk lachte trocken. "Erstickt doch an eurem Stolz!", rief sie und ging an den Rand der Verteidigung. Sie wartete darauf, dass Naja angriff, holte Luft und brüllte: "NAAAJAAAAAAAAAA!", ihre Stimme frass sich wie das Bellen eines tobenden Wolfes in den Schlachtlärm und Najas Blick huschte zu ihr.
Die weisse Hexe lachte, so diabolisch und schallend, dass jedem normalen Wesen, das Blut in den Adern gefroren wäre, aber Risk ignorierte es, stach nach Naja, die sich wie eine Schlange windend verteidigte, mit ihr Tanzte und Risk verlor sich in dem Kampf.
Sie wurde eins mit dem Dolch, dem Säbel, den sie mitten im Geschehen zog, dem Sirren der Waffen, dem Lachen, der stickigen Luft, die voller Energie und Angst vibrierte, den Geschossen, die um sie zuckten und ab und an furchen in die weisse und schwarze Haut der Frauen frassen, mit dem Blut, das den Klingen entlang durch die Luft glitt und ihr ab und an im Gesicht landete. Sie fühlte, wie sie schwächer wurde, doch der Gedanke daran verlieh ihr Flügel, die Angst gab ihr Kraft.
Sie merkte nicht wie Naja und sie Vorknas Leuten näher kamen, wie Vorknas den Befehl brüllte, das Feuer einzustellen, aus furcht selber getroffen zu werden. Sie merkte nicht, dass der Moment in dem sie erschöpft in die Knie sank und die Welt ihr näher kam kein gutes Ende für das Schauspiel war.
Sie konnte nicht mehr stehen, geschweige denn kämpfen. Sie sah nur noch. Najas Körper war so nahe, genauso das Wasser. Das Blut das Najas schlanken Gestalt entlang floss und sich mit dem Wasser mischte, der Geruch von Leben. Naja, die sprang, zum nackten Wolf und dann zur Schlange wurde, die über die Leibgarde Vorknas hinweg schwebte, sich im Hals des Königs verbiss und darum fest zurrte.
In dem Moment berührte Risks Wange das Wasser und sie verlor sich in einem Wirbel aus Finsternis und rauschendem Blut.
Die weisse Schlange fauchte, Vorknas schrie vor Schmerz und Erstaunen auf und sein Schrei verstummte, als er plötzlich zusammen sackte, seine Augen drehten sich nach oben, und die Schlange wand sich enger um ihn, jemand versuchte sie mit dem Messer weg zu schneiden, doch die Schuppen der Schlange schnitten in seine Hand und das Messer rutschte an ihnen ab. Der Soldat schrie, der Kopf des Königs trennte sich ab und Naja wurde zum Adler, packte den Kopf mit den Krallen und stiess sich in die Lüfte. Ein Bolzen aus Zwergensilber schoss an ihr vorbei, sie kreischte schrill, als er sie streifte, fiel zu Boden, wurde zum Tiger, packte den Kopf mit den Zähnen und verschwand damit in den Gängen.
Sie rannte wie wild, spürte ihren Herzschlag und roch den Tod den der Zwergenschädel verströmte.
Dann sah sie es, die Zerstörung, fühlte den Tod um sich, den Schmerz der überlebenden Kleintiere im Erdreich und fühlte Wut. Wut auf Vorknas, Wut auf Ro.
Ihre Kiefer zerbrachen den Schädel fast, als sie weiter rannte, ihre Reserven anzapfte und schneller wurde, als sie es ohne Magie gewesen wäre, sie überholte Alastar, brach ans Tageslicht und suchte Ro, wobei sie einen triumphierenden Schrei von dich gab und ihn weit durch die Luft schallen liess, damit Ulak sie hörte, damit Ro sie hörte und das elende Zwergenpack.