"Will sie das denn tun? Will sie alle diese Menschen töten?", fragte Arndir. "Sie hat mit Vorknas gestritten." Er blieb an einer Abzweigung stehen. Eine Treppe führte von dort nach oben. "Ist das der Weg?"

"Das will sie, ohne Zweifel", meinte Naja. "Und sie wird es. Ich habe keine Zeit, wenn ich Vorknas getötet habe, werde ich siru aufhalten müssen. Das ist der Weg, aber wenn diu gehst, stirbst du."

"Das werde ich nicht. Ich habe eine gute Klinge und gute Reflexe.", erwiderte er. "Der König trägt eine Prunkrüstung und ist nicht mehr der Schlankeste. Du wirst ihn erkennen. Bring ihn um und halte Ro dann auf.", damit liess er sie stehen. Was hätte er sonst tun sollen? Zurück zu Vorknas konnte er nicht. Der würde ihn möglicherweise der Desertion bezichtigen und aufhängen lassen. Ausserdem hatte er Kameraden in der Sturmtruppe. Er konnte sie nicht einfach alleine lassen.
Naja folgte ihm nicht. Er rannte so schnell er konnte und schon bald schlug ihm der Geruch von Blut und verbranntem Fleisch entgegen. Nichts war von den Feinden übrig, ausser Asche, einigen verkohlten Gliedmassen und verkohlten und geschmolzene Rüstungsteile. Die Sturmtruppe kämpfte in den engen Gängen gegen die Soldaten der Ostleute. Diese wirkten erschrocken, führten ihre Waffen fahrig und schienen vollkommen mutlos. Sie wurden niedergemetzelt, doch hin und wieder fiel auch einer aus der Sturmtruppe. Eine Explosion krachte erneut links aus einem Gang vor ihm. Er wehrte einen Speerstoss ab, rempelte mit der Schulter den Soldaten zu Boden und stiess ihm im Vorbeilaufen die Klinge in die Kehle. "WO IST RO?" Niemand antwortete ihm. Doch von dort wo die Explosion hergekommen war, torkelten einige Ostleute hinaus. Angesengt, in kopfloser Panik. Schreie gellten von dort unten zu ihnen rauf, doch die Sturmtruppe war zu beschäftigt um dorthin vorzudringen. Arndir lief an den feindlichen Soldaten vorbei, ohne das diese ihm etwas antaten. Sie wirkten zu geschockt. Als er in die Halle kam war niemand mehr am Leben und Ro war nicht mehr da. Überall lagen Tote. Die Leiber verrenkt, die Glieder grotesk verdreht. Der Geruch von verbranntem Fleisch lag so schwer in der Luft, dass ihm übel wurde. Das hier fühlte sich falsch an. Ro verabscheute Magie. Er wusste nicht woher er das wusste, doch er wusste es mit unerschütterlicher Klarheit. Warum tat sie dann so etwas mit Hilfe von Magie? Wieder gellten Schreie zu ihm durch. Er lief ihnen nach. Wieder verstummten sie mit erschreckender Plötzlichkeit. Als er in den nächsten Raum kam, war eine andere Magie freigesetzt worden. Die Leiber waren zerfetzt, zersplitterte Knochen ragten aus den gebrochenen Leibern. Der Geruch von Blut setzte sich an ihm fest. Er rutschte auf etwas aus, das er lieber nicht genauer in Augenschein nehmen wollte, rappelte sich hoch und lief weiter.

Alastars Lungen brannten, doch er rannte immer weiter. Ein kleiner Zwergentrupp hatte ihn erkannt und versucht ihn aufzuhalten. Nun blutete er ebenfalls aus einer etwas tieferen Wunde an der Hüfte. Bei jedem Schritt pochte sie schmerzhaft, doch er ignorierte das Ziehen und konzentrierte sich nur auf seinen eigenen keuchenden Atem. Er musste zu Ro.

Naja stürmte in Richtung der Armee Vorknas. Sie fühlte das Leben der Soldaten, wo sie sich aufhielten und liess den Tunnel einstürzen, als sie vor ihnen stand. "Bringt mir Vorknas!", brüllte sie, "Und den Anführer der Menschen!"
Die Männer dachten nicht daran, zwar zögerten sie kurz, doch dann griff der erste sie sofort an. Naja war nicht von zimperlicher Natur und tötete ihn mit einem Stein, den sie nach ihm warf und mit Eis bedeckte. "Bringt mich zu Vorknas!", brüllte sie und ihre Stimme liess die Wände erzittern.

Risk wurde halb panisch, es dauerte zu lange, wieso griffen sie nicht an? Wenn der Feind sie entdeckte, dann hatten sie keine Chance. Auch wenn sich die Zwerge in den Tunneln auskannten, ihre Leute taten es nicht. Sie entdeckte Vorknas unter seinen Leibwachen in der Halle - die Männer, welche Naja abgefangen hatte, waren einige hundert Meter weiter im Gang vor ihnen. "Vorknas!", rief Risk trocken und trat an ihn heran, die Wache versperrte ihr grimmig den Weg. "Wenn ihr nicht zum Angriff blast, dann werdet ihr verlieren! Ihr gebt dem Feind zu viel Zeit!"

Risk sah ihn zuerst verwirrt an, er konnte doch nicht wissen, dass... Dann ging ihr ein Licht auf, natürlich wusste er. "Seid ihr wahnsinnig!?", rief sie. "Was habt ihr getan!? Wenn ihr wirklich...", sie brüllte und wäre die Wache nicht gewesen, wäre sie ihm an den Kragen gesprungen. "Ihr habt uns alle zum Tode verdammt, bei den Göttern!"

Naja liess das Wasser durch die Wände brechen, diesmal mehr, als vorhin und liess es anschwellen, über die Männer fliessen, nahm sie darin gefangen und wartete, bis sie das Bewusstsein verloren hatten, dann entzog sie ihnen ihre Energie. Ihre Leben erloschen wie Kerzen im Wind, als sie an ihnen vorbei schritt in Richtung des Saals, in dem sie noch mehr Leben spürte.

Er musste nur den Schreien folgen. Sie wütete wie die Kriegsgötter selbst unter den Soldaten und je mehr starben, desto mutloser wurden die, die gegen sie in den Kampf zogen. Schliesslich wandten sie sich zur Flucht und rannten kopflos davon. Ein Zauber fegte hinter ihnen her und ihr Leben wurde wie Staub im Wind davongeweht. Erneut hob sie den Säbel und stiess zu. Einer der Verletzten am Boden bäumte sich kurz auf und erschlaffte dann. Systematisch begann sie die Verwundeten zu töten und als sie am Letzten ankam, konnte Arndir nicht mehr zusehen. Er packte ihren Schwertarm und hielt ihn fest. "Es reicht! Ich bitte euch! Wendet nicht Magie an um...." Er brach ab. Sein eigenes Schwert hielt er von sich gestreckt, möglichst weit weg von ihr, damit sie erkennen musste, dass er kein Feind war.