Die restlichen Reiter tauchten nach und nach auf. Die beiden letzten brachten die Ersatzpferde. "Das Beste ist wohl wir reisen nach Ekain und folgen dann der Armee. Ansonsten könnten wir in Scharmützel zwischen kleineren Truppen verwickelt werden.", erklärte Ormud und schwang sich in den Sattel. Endlich würde er wieder an der Seite von seinen Leuten in die Schlacht ziehen können. "Zwei Tagesritte bis nach Ekain hast du gesagt oder?", fragte Ormud noch einmal nach. Benjen nickte. "Der General wollte morgen losziehen. Falls wir uns beeilen könnten wir ihn schon in drei Tagen treffen."
Ormud strich sich über den Bart. "Hmm. Ich hoffe du hast recht. Ansonsten kommen wir noch zu spät und die Schlacht ist schon gewonnen." Der rothaarige Hüne schnalzte einmal kurz mit den Zügeln und das Pferd trabte an.

Nala stieg wortlos auf eines der Pferde und ritt hinterher. Sie würde es sich vielleicht unterwegs doch noch einmal überlegen. Im Moment war sie ziellos. Aber sie wollte und brauchte den Sold.

Missmutig starrten die Zwerge die restlichen Pferde an. Auf dem Weg hierher hatten sie zwar zwischenzeitlich geritten, aber immer nur auf Ponys. Pferde waren für sie viel zu groß, aber jetzt hatten sie wohl keine andere Wahl.
Niól stieg erst mit beiden Füßen auf den Steigbügel und wurde dann von Ruákn umständlich auf das Pferd geschoben. Der war für einen Zwerg sehr groß und hatte damit weniger Probleme. Als er sicher auf dem Sattel saß, schaute Niól sich um und sah, dass sich die anderen mühselig und lautstark fluchend auf ihre Pferde begaben, dann ritt er vorsichtig hinter den anderen her.

(weiter in der Nachtzinne, Seite 78)

Ein paar Wochen später

Und wieder war er hier. Larn ging zurück in den Süden, wo er hergekommen war. Seine ganzen Ziele und Pläne hatten sich aufgelöst. Aufgelöst in seinem neuen Ziel. Etwas trieb ihn voran...es war das Wissen, es war die Gegenwart.
Er musste zurück nach Korodraim. Die Zeit lief ab.

Mitte April Jahr 308

Sie hatten die Armee aus Korodraim gestellt. Armelion ritt ihnen auf einem Pferd entgegen. Lediglich Tatwine und Danva begleiteten ihn. Der bullige Mann aus Tyre lief wie immer zu Fuss, doch er hielt mühelos mit dem Pferd schritt obwohl er seine Rüstung trug. Armelion würde mit ihnen verhandeln. Für das war er auch von Durien ausgeschickt worden. Er sollte als Diplomat, Berater und Späher der Armee unter Tatwine dienen. Die Männer aus Korodraim hatten ihre kleine Abordnung sicher bereits bemerkt.

Sie waren in der letzten Woche weiter Richtung Grünsee gelaufen, anstatt den Bergen zunahe zu kommen. Gerüchten zufolge war die Gegend nicht sicher, zudem brauchten sie eine sichere Furt über den Sed'n und es wäre vorteilhaft, wenn sie eventuell Unterstützung durch die Ländereien um die Nachtzinne erhalten könnten.
Schließlich war der Tag gekommen, an dem sie entdeckt wurden. Eine kleine Abordnung fremder Soldaten näherte sich ihnen. Dass sie verhandeln wollten und nicht angreifen, erkannte man an ihrer Zahl.
Da die Fremden schließlich nur zu dritt zu ihnen heranritten, gab Larn Leeth und Vanad einen Wink und er schritt mit den beiden Hauptmännern auf die Reiter zu. Begleitet wurden sie nur noch von einem Bannerträger, der eine weiße Flagge schwenkte und einer Leibwache, die zwischen ihnen schritt.
Sicher war sicher und selbst wenn es unhöflich wirkte, war es Larn lieber, einen starken Krieger an ihrer Seite zu wissen, sollten sie in einen Hinterhalt laufen.
Schließlich trafen sie sich etwa zweihundert Meter vor der Armee Korodraims, die Halt gemacht hatte.

"Ich entbiete euch Grüsse von Biarn, Prinz der Nachtzinne und von Durien von Tyre. Sie wünschen zu wissen, warum ihr mit einer Armee in unser Land eindringt.", sagte Armelion ruhig. Tatwine regte sich unruhig und beobachtete seine Gegenüber genau. Ihre Armee war verborgen hinter ein paar niedrigen Hügeln. 2000 Soldaten aus Tyre und noch weitere Männer unter dem Kommando von Danva. Wenn es zu einem Kampf kommen würde, wären sie in der Überzahl.

"Seid gegrüßt, Offiziere!", grüßte Larn zurück. "Wir entgegnen die Grüße freundlich von unserem König! Doch kommen wir nicht, um in euer Land einzudringen. Wir reisen lediglich durch euer Land, denn einen anderen Weg für uns gibt es nicht und wir erbitten die Gnade, dass ihr uns die Durchreise gewährt.
Weit im Osten, im Ostgebirge, an den Grenzen Dreitans, droht eine gewaltige Unruhe, wie wir erfahren haben.
Eine große Armee aus dem Osten droht in Dreitan einzufallen und den Osten zu erobern. Wir haben daher einen Teil unserer Armee losgesandt, um die Zwerge zu verstärken, denn es wird uns alle betreffen, wenn wir nicht handeln. Es wird zwar dauern, bis wir dort sind, und auf dem Weg brauchen wir viel Verpflegung, aber es ist im Interesse jeden Dreitaners und selbst wir, im Süden, wissen um die Gefahr."
Er sah sein Gegenüber an, auf eine Antwort wartend.
Das Alles hatte diese Stimme in seinem Kopf ihm zu sagen aufgetragen. Er selbst verstand tief in sich, wo er noch halbwegs frei war, nicht einmal, wieso sie von Korodraim aus unter Mühen die Armee entsandten.

"Auch wir haben eine Nachricht von dieser Armee enthalten und werden auch einen Teil unserer Armee ausschicken.", sagte Armelion und machte eine kurze Pause um seinen Blick über die Armee aus Korodraim schweifen zu lassen. "Nahrungsmittel werdet ihr so viel erhalten wie ihr wollt, so fern ihr dafür zahlt versteht sich. Ausserdem will ich wissen, warum ihr niemanden ausgesandt habt um euer Kommen anzukündigen. Das hätte uns die Mühe erspart euch aufzuspüren? Wenn ihr dieses Verhalten auch in den anderen Königreichen an den Tag legt, könnte es gut sein, dass sie euch nicht passieren lassen. Ausserdem wie stellt ihr euch vor rechtzeitig in Kor anzukommen? Es dauert mindestens vier, wenn nicht sechs Monate um ein Heer über eine solch weite Strecke marschieren zu lassen. Daher bitte ich euch: Beantwortet meine Fragen und erweist mir dann die Gunst mit euch unter vier Augen sprechen zu dürfen."