Niv stand draussen im Garten und blickte zur Arena, als sie plötzlich etwas klappern hörte. Sie zuckte herum, doch in der Gasse war nichts, nur eine streunende Katze. Sie schnaubte erleichtert. Seit sie das Etablissement verlassen hatten fühlte sie sich beobachtet.
Das ist nur der Schreck, wegen der beiden Schnepfen, redete sie sich ein und setzte sich auf eine Bank.
"Hey, psst, Mädchen, komm her!", tönte eine kratzige Stimme hinter ihr und sie drehte sich erschrocken um. Ein alter, zerlumpter Bettler krümmte sich dort bei der Hausecke. "Was wollt ihr?", fragte sie skeptisch. "Hast du etwas Geld? Oder Brot? Oder etwas Schnaps, den du teilen kannst?"
"Nein", meinte Niv und wandte sich wieder um. Sie konnte so etwas momentan selber gut gebrauchen, nur hatte sie nichts.
"Komm, Mädchen. Ich hab Hunger und friere! Bitte, Kind, nur einen kleinen Happen!"
Niv wandte sich erneut um, ging nach drinnen, holte eine Krumme Brot und trat nach draussen, um sie dem Alten zu geben, damit er endlich Ruhe gab, doch als sie wieder hinaus trat, war der Alte weg. Sie überquerte die Strasse und sah sich um, um sicher zu gehen, dass er auch wirklich gegangen war.
Als sie zurück zum Wirtshaus gehen wollte, presste ihr jemand eine Hand auf den Mund, zerrte sie in die dunkle Gasse und drückte sie an die Wand. Sie erkannte die vermummte Gestalt zuerst nicht, da diese einen Hut trug, wehrte sich und als der Hut zu Boden fiel, erstarrte sie und starrte die Person mit weit aufgerissenen Augen an. Der Mann grinste, die Hand nahm er ihr aber nicht vom Mund und drückte sie weiterhin gegen die Wand.
"Na Cousinchen, wie geht es dir?", fragte er erstickt. Niv hämmerte ihm auf den Arm, doch das schien ihn herzlich wenig zu stören.
some men just want to see the world burn

Sie trugen sich dann doch nicht für das Turnier ein. Sie waren siebzig. Die Zeiten, in denen sie allen beweisen mussten, wie gut sie waren, waren längst vorbei. Und für die geringe Aussicht darauf, einen Preis zu erhaschen, war das Risiko einer Verletzung zu hoch.
Stattdessen reihten sie sich in die Zuschauer ein, die auf die Ränge der Arena strömten, um zuzusehen. Viele waren von ausserhalb von Kasz gekommen, von den Gutshöfen, oder auch von Nomadensippen, die gerade in der Nähe lagerten, um dem Schauspiel beizuwohnen, denn auf das offizielle Turnier würden Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen folgen, und so etwas liess sich keiner entgehen.
Nechbet ergatterte einen Platz mittleren Drittel der Ränge, von dem aus sie einen guten Blick auf die Kampfarena hatte, und setzte sich auf die steinernen Stufen, um zu warten, bis das Spektakel begann.
If you're going through hell, keep going.

Schlecht gelaunt sass Niv aif ihrem Platz, man konnte sie eh nicht gut sehen, aber jeder wusste, wo sie war. Sie unterdrückte ein Seufzen und konzentrierte sich auf den ersten Kampf. Zu ihrem Glück, war ihr Cousin ein dummes Arshloch. Eines, dass nicht wusste, wann man besser die Klappe hält. Und zu ihrem weiteren Glück, waren noch andere Männer aufgetaucht. Sie grinste böse in Gedanken, als sie daran dachte, wie schnell sich ihr Vetter doch aus dem Staub gemacht hatte.
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Die Kämpfe begannen, und sie waren spannend. Die meisten Kämpfer waren jung, aus unbedeutenden und verarmten Familien, die auf diesem Weg zu Geld und Ruhm kommen wollten. Nicht nur die Sieger würden etwas gewinnen, jeder, der teilnahm, bekam ein kleines Taggeld vom Veranstalter des Turniers, dafür, dass er ein Spektakel bot. Die häufigste Waffe war der Säbel, aber man sah auch anderes, was mit schnellem Schlagabtausch aufeinander klirrte. Viele Kämpfe endeten damit, dass einer aufgeben musste, weil er entwaffnet war und eine Klinge an der Kehle hatte, aber bei manchen floss auch Blut. Bei jedem Turnier wurden zwei oder drei junge Männer und Frauen am Ende aus der Arena geschleppt, tot oder nahe daran.
Nechbet fieberte mit. Sie hatte ein wenig Geld gesetzt, auf Fraktion rot - man hatte die Kämpfer mit verschiedenfarbigen Armbinden versehen, damit man nicht nur auf Einzelkämpfer setzen konnte, sondern auch Wetteinsätze mit höheren Wahrscheinlichkeiten hatte - nicht genug, dass es wichtig gewesen wäre, aber sie war der Ansicht, dass man am Kampfstil einer Person deren Charakter erkennen konnte, und so fasste sie schnell Sympathien für manche Kämpfer, während sie andere im Dreck liegen sehen wollte, egal, was für einer Farbe sie jetzt angehörten.
Als nur noch vier Kämpfer übrig waren, schlug der Gong zur ersten Pause, nach der dann die Halbfinal- und Finalkämpfe stattfinden sollten. Die Leute erhoben sich, um sich die Beine zu vertreten, und drängten über die Treppen hinunter zu den Essständen bei den Ausgängen, um sich mit Zwischenverpflegung und Wein einzudecken.
Auch Nechbet stand auf und streckte sich, blieb jedoch an Ort und Stelle, um nicht ihren Sitzplatz zu verlieren. Die Menge lichtete sich etwas, und gerade als Nechbet sich wieder setzen wollte, sah sie von der einen Seite her einen Mann auf sich zukommen. Sein Schritt war zu zielstrebig, um Zufall zu sein, und sein Blick zu unfreundlich, als dass er gutes hätte vermuten lassen. Mit einer unguten Vorahnung wandte sie sich um und sah auch von der anderen Seite jemand nahen, auf den zweiten Blick waren es sogar mehrere.
Mit einem Fluch auf den Lippen packte Nechbet die Schultern der drängenden Leute in der Reihe vor ihr und schwang sich über sie hinweg. Wütende Protestrufe wurden laut, aber sie verschwendete keine Zeit damit, sich zu entschuldigen, sondern eilte weiter, stiess die Leute unsanft auseinander und sprang die Stufen hinunter. Die Männer folgten ihr, wurden aber durch den Tumult, den sie durch ihr forsches Vordringen auslösten, ein Stück weit aufgehalten, wodurch Nechbet einen Vorsprung gewann. Sie lief und stiess jeden, der ihr im Weg stand zur Seite, um in Richtung Ausgang zu gelangen, aber als sie den unteren Rundgang erreichte, musste sie feststellen, dass dieser völlig blockiert war von den Leuten, die gleichzeitig hin zu den Essensständen und zurück zu ihren Plätzen wollten. Sie wandte sich um, sah die Verfolger auf sich zukommen und schwang sich kurzerhand über die Mauer.
Sie fiel etwa drei Meter tief und landete fast lautlos im hinteren Bereich einer der Logen, die den untersten Sektor bildeten und den bedeutendsten Familien und Institutionen der Stadt vorbehalten waren. Ohne nachzudenken oder zu sehen, wer auf den Stühlen in der Loge sass, kroch sie unter das von einem bis zum Boden hängende Tuch bedeckte Beistelltischchen schräg dahinter und versteckte sich darunter.
Wenige Sekunden darauf hörte sie ihre Verfolger von oben her ratlos fluchen, dann schienen sie abzuziehen. Nechbet blieb reglos hocken. Erstens konnten die Verfolger immer noch dort stehen und warten, und zweitens würde es auch nicht sehr viel angenehmer, wenn sie hier entdeckt würde, in welcher Loge sie auch immer war.
If you're going through hell, keep going.

Seufzend nahm Nic wieder Platz. Die Pause hatte zu kurz gedauert und das ständige Lächeln auf ihren Lippen, liss ihr Gesicht sich taub fühlen.
Irgendjemand schien in der Pause ein Chaos angerichtet zu haben, sie scherte sich nicht drum wer.
Die Kämpfe gingen weiter. Das erste Viertelfinale versprach spannend zu werden.
Niv nahm am Tisch platz und gerade als sie die Füsse strecken wollte, stiess sie gegen etwas warmes, weiches. Schnell zog sie den Fuss zurück und sprang beinahe vom Tisch weg. Da versteckte sich jemand oder etwas.
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