#241

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 21.08.2014 05:45
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Dieser Gang war wieder mehr oder weniger symmetrisch zum Anderen, unten das Gleiche.
"Und diesmal, meine Freunde der gepflegten unterirdischen Städte, gehen wir einfach immer weiter, wir erforschen nicht genau, wir gucken, was da so alles tiefer drinnen lebt."
"Psycho!"
"Arsch!"
"Ja, richtig so", freute sich Gautar. "Mein Hammer will das Krachen von Feinden hören!"
Sie gingen durch die Kammer, sahen ein paar Schaben panisch wegkrabbeln und in der Ecke ein Spinnennetz mit einer Ein-Meter-Spinne, deren Beine mindestens zwei Meter lang waren. Sie sah monströs aus und konnte einem wirklich wirklich Angst machen. Aber sie war ungepanzert, also war sie keine Gefahr. Sie zog sich sogar ein wenig zurück in ihren Netztrichter und ließ ein zappelndes, geflügeltes Etwas im Netz hängen, an dem sie eben gesaugt hatte. Sah aus wie eine gewöhnliche Fledermaus. Allerdings gab es hier keine Fliegen für sie zum Fressen...seltsam.
Noch eine Kammer weiter wuchsen am Boden zahlreiche kartoffelartige Pilze. Unter ihnen war teilweise Erdboden zwischen dem Fels, zudem wuchsen von der Decke viele der braunen Algendinger. Ein schmaler Streifen Licht fiel aus der Decke in eine Ecke und dort tummelten sich noch mehr Pilze zwischen blassgrünen Algen. Und über die Pilzplantagen krabbelten zahlreiche Insekten. Ameisen, Käfer...und auch einige Fledermäuse krabbelten geschickt darüber und fraßen die Insekten.
Außerdem sahen sie etwas kleines, pelziges wegrennen, als der Fackelschein es traf.
Vielleicht eine Art Ratte, die hier Algen und Pilze fraß.
Auch die Riesenschaben schienen sich hier sehr wohlzufühlen.
"Echt unwirklich hier!"
Sie gingen weiter, durch Gänge, in denen es wieder kaum Leben gab, kamen an Säulengebilden vorbei und Trümmerhaufen, bis sie irgendwann vor einem Tor standen.
"Verschlossen. Gehen wir zurück!"
Doch sie konnten nicht zurück.
Ein Kreis aus Riesenhyänen hatte sie umschlossen.
"Scheiße!"
Sie traten knurrend vor, als plötzlich eine schnüffelte, ein jaulendes Geräusch von sich gab und alle Hyänen flohen in eine Richtung.
Etwas Großes raschelte über den Boden. Dann sahen sie es. Ein drei Meter langer, bunt gefärbter Skolopender.
"Nicht bewegen!"
Er schlängelte sich beim Laufen mal hierhin, mal dorthin, kam kurz auf sie zu und lief dann wieder weg. Dann hielt er inne, drehte sich um und kam direkt auf sie zu.
Sie richteten die Waffen auf ihn, aber er richtete sich nur kurz auf und tastete mit seinen Fühlern über die Waffen, dann krabbelte er einfach weiter.
"Kein Jäger?"
"Zumindest kein aggressiver, wenn. Ich hätte von dem Mistvieh erwartet, dass es uns angreift wie ein Schwarm Hornissen."
"Wovor sind die Hunde dann geflohen?"
"Weiß nicht, aber sehen wir zu, dass wir hier wegkommen!"
Sie gingen langsam zurück, bis sie wieder nach einer gefühlten Ewigkeit oben in der Halle standen.

Die Hyänen rannten weiter den Gang entlang. Sie hatten ihn gerochen, den Jäger. Sie flohen durch mehrere Gänge, als plötzlich eine von ihnen einen dünnen, langen Fühler streifte, der zwischen Dutzenden anderen Fühlern von der Decke hing. Sofort schnappte etwas mit Zähnen nach der Hyäne, die laut aufkrisch und von Armen zur Decke gehoben wurde. Man sah wie ein Kopf mit Facettenaugen ihr das Rückgrat durchbiss und sich dann mit Mandibeln in sie hineinfraß.
Die anderen Hyänen rannten weiter.
Wenn ein Tier hier unten den Jäger zurückschrecken konnte, dann das Raubtier, das an der Decke saß, das wussten sie.

Oben in der Halle sahen sie sich an. "Also, wir halten fest, da unten wimmelt es von gefährlichen Tieren, hier oben gibt es keine. Und auch wenig Algen oder Pilze, ich hab nur ein paar gesehen, wo Licht in den Hallen runterkam. Wenn hier oben sonst nichts zu finden ist, sollten wir die vier Gänge mit Wachen absichern und...eigentlich wäre es am Besten dort zu bleiben, wo wir sind."
"Nein, nein, die Kasernen wären ideal. Und da wir hier planlos suchen müssen wir sowieso früher oder später nochmal runter. Am besten mit besserem Licht und noch mehr Leuten um die Viecher auszurotten. Es nützt nichts, Risiko hin oder her, ich muss es tun."
"Und wie willst du die anderen dazu überreden?"
"Wir sind die Exshandra. Sie haben Kampfgeist! Sie suchen doch Abenteuer...hoffe ich."

Zwei Tage später
Mit bewaffneten Eskorten hatten sie schließlich den Umzug bewältigt und waren mit allen fünfunddreißig Leuten in die linke Kaserne gezogen.
In der ersten Galerie waren die Lagerräume, Gesellschaftsräume und der Generalsitz, wie sie den Raum mit Schreibtisch nannten und in der zweiten ihre Schlafräume.
Die zwei Zugänge hatten sie so gut es ging versperrt und bewachten sie die ganze Zeit. So waren sie gut geschützt. Eskorten konnten die Lieferungen begleiten. Nur blöd, dass das Wasser nicht lief, denn ihre Lieferungen reichten fast nur für Trinkwasser. Waschen mussten sie sich oben und da wollten sie ja möglichst nichtmehr hin. Sie bräuchten mehr Leute. Oder noch besser, die Zustimmung der Stadtregierung, aber das war eine andere Sache. Vielleicht würden sie ja einen Brunnen finden bald...


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#242

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 21.08.2014 15:01
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

im oberirdischen Kasz, im verruchten Viertel hinter dem Sklavenmarkt

Nechbet hing über Tresen einer Schenke und schob dem Wirt das Glas zu, sie wusste nicht mehr zum wievielten mal. Der hob eine Augenbraue. Sie schob eine weitere Münze über den Tisch, und er liess die Frage bleiben und schenkte ihr Schnaps nach, den sie in einem Zug leerte und fast hintenüberkippte.
Das Geld war aus dem Beutel des Idioten, den sie umgebracht hatte. Sie war abgehauen nach dem Mord. Einfach nicht zurückgekehrt. Aber sie hatte nicht die Energie sich zu verstecken, zu fliehen, sich eine eigene Existenz aufzubauen, wie damals. Sie konnte sich nur betrinken. Vergessen. Scheissegal. Vielleicht schaffte sie es, sich tot zu saufen.
Der Wirt reichte ihr ein weiteres Glas und sie spürte seinen Blick auf den Messern an ihrem Gürtel ruhen, als er etwas fragte. Sie gab keine Antwort, sondern trank und knallte das Glas zurück auf den Tresen. Es zersplitterte und zerschnitt ihr die Hand, aber sie bemerkte das Blut nicht.
Plötzlich ging die Türe hinter ihr auf. Sie drehte sich um und rutschte beinahe vom Tresen ab. Verschwommene Gestalten kamen auf sie zu und packten sie an den Schultern. Sie war viel zu betrunken, um sich zu wehren.
"Warum tust du das, wenn du weisst, dass er dich bestraft?", fragte Chevlak.
Sie gab keine Antwort.
Sie gab auch keine Antwort, als er ihr die selbe Frage stellte. Sie erdultete die Schläge, ohne mit der Wimper zu zucken, und liess sich in die Kammer schleifen.
Als die Tür hinter ihr geschlossen wurde, rollte sie sich zusammen, schlang die Arme um sich und unterdrückte ein Schluchzen. Ich vermisse dich, Schwester!, rief sie schwach in die Leere in ihrem Geist.
Ich dich auch, kam die Antwort aus ihr selbst, genau so schwach.
Er hatte sie zu einer gemacht. Und sie damit einander genommen.


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#243

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 22.08.2014 04:45
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Anfang Juni

"Siehst du was?"
"Jetzt...warte doch mal. Hier ist alles voll Staub."
*Steinpoltern*
"Da ist zumindest eine Seilwinde. Ach du Scheiße. Halt mal die Fackel!"
Forseti nahm die Fackel entgegen und sah zu, wie Dashz sich durch einen Durchgang zwischen zwei Felsbrocken zwängte.
"Dashz?"
"Hier unten!"
Das war Gwaishachs Stimme gewesen.
"Versuch mal die Winde zu betätigen."
"Forseti!"
"Komme schon."
Forseti kletterte hinterher und zu zweit versuchten sie die Seilwinde zu drehen. Ächzend stemmten sie sich dagegen, hörten aber nur ein Knarzen des Tores oben.
"Stärker, Jungs! Sonst schick ich Derkan runter."
Sie versuchten es erneut, aber es bewegte sich kaum etwas.
"Das Ding ist so alt, da braucht es mehr Kraft. Schick ihn runter!", rief Dashz.
Eine Woche war vergangen und sie hatten sich ganz passabel zurechtgefunden.
-Sie schöpften weiterhin Öl, das sich durchzusetzen schien als Heizmittel und verdienten sich somit ihren Lebensunterhalt
-Genug Leute konnten ihnen alles bringen, was sie zum Leben brauchten
-Bewaffnete Eskorten brauchten sie nicht in den oberen Hallen, da hier kaum etwas lebte
Und sie kannten jetzt die Wesen hier unten. Die Schaben waren ungefährlich, die Panzerkäfer konnte man mit den richtigen Waffen und mehreren Leuten besiegen, sie stellten dennoch eine der größten Gefahren dar, aber man hörte sie meistens vorher schon und sie waren nicht die Schnellsten und ziemlich dumm. Die Hyänen hatten mittlerweile begriffen, dass sie sich nicht mit größeren Gruppen von ihnen anlegte, nachdem sie mehrere getötet hatten. Generell hatten sie sich etwas zurückgezogen.
Die Skolopender fraßen nur Pilze und Schaben. Die riesigen Kieferklauen dienten nur zur Abwehr, darunter befanden sich kleinere Mundwerkzeuge.
Die Spinnen blieben weitestgehend in ihren Netzen.
Aber es gab noch zwei weitere Raubtiere hier unten:
Merkwürdige Rieseninsekten, die an der Decke saßen und Fühler nach unten hängen ließen. Die sah man schon von Weitem mit den Fackeln und Lampen. Und sie waren extrem lichtempfindlich.
Und letzten Endes ein sehr seltenes Tier, das sich extrem schnell bewegte und lautlos anpirschen konnte. Was es war, wussten sie nicht, aber es hatte sich weder zum Kampf gestellt, noch hatte Licht es abgeschreckt.
Dafür hatte es Zuwlad gerissen. Sie hatten es jedoch sofort bemerkt und waren zum Angriff übergegangen, da war es geflohen. Zuwlad lag seitdem mit schweren Wunden oben und musste versorgt werden. Aber er lebte.
Dennoch, für eine Woche Herumlaufen in den unterirdischen Bereichen war so gut wie nichts passiert und deshalb hatten sie auch weniger Angst und deshalb machte sich Derkan auch alleine auf den Weg nach unten und tauchte schließlich auf.
Zu dritt schafften sie es Stück für Stück die Winde zu drehen, bis das Tor oben einen Spaltbreit offenstand.
Dann gingen sie hoch.
Sie hatten das vordere Tor aufgebrochen und dahinter war eine lange Kammer gewesen.
Am Ende der Kammer ein weitestgehend intaktes Tor, vor dem einige Statuen standen.
Anhand der Reliefs in den Kammerwänden und anderen Dingen, die sie vor allem unten gefunden hatten, hatte sich als Gesamtbild ergeben, dass hinter diesem Tor etwas Wichtiges sein musste. Also hatten sie einen Mechanismus gesucht, es zu öffnen. Schließlich hatten sie die Wachkammer neben dem Tor entdeckt und in deren Boden eine Gitteröffnung, unter der die Seilwinde war.
Derkan, Dashz und Forseti gingen zurück, was einige Zeit dauerte und standen mit den Anderen in der Kammer.
"Also, kann es endlich losgehen!"


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#244

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 23.08.2014 09:23
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

"Also war die ganze Anlage ursprünglich als Tempel gebaut worden?"
"Vermutlich. Und dann ist das ein religiöses Zentrum geworden und es wurde eine Stadt draus."
"Also wir haben hier etwa ein Dutzend Stockwerke, die nach unten hin immer mehr Fläche einnehmen. Hier befinden sich Kaserne, Marktplätze, Wohnbezirke, die Kartenkammer und der Thronsaal mit anschließenden Gemächern für hohe Beamte und Verwaltungsbezirk. Nach oben hin vor allem Wohnbereiche mit Gemeinschaftssälen und Ausgängen nach draußen. Logisch, sie konnten ja nicht vollkommen unterirdisch leben. Und nach unten hin Tempel, Gefängnisse, weitläufige Gangsysteme, Bergbau, Pilzfarmen, Lagerräume und so weiter und so weiter. Und der Kern des Ganzen, der große Haupttempel befindet sich nichtmal auf der Karte. Seht iht? Hier geht drei Stockwerke weiter unten ein Gang- und Höhlensystem weiter, recht verworren und führt weg. An dessen Ende gibt es nur noch einen Gang, der weiterführt und hier scheinbar in eine große Höhle führt. Dort ist auch ein Pfeil und die Glyphen kombiniert mit den Symbolen deuten auf einen Tempel hin", erklärte Lokshz den Anderen das sauber gearbeitete, steinerne Wandrelief in der Kammer.
"Woher kannst du das lesen?"
"Kann ich nicht wirklich, nur ein paar Glyphen sind verwandt mit einigen anderen alten Schriftsymbolen, die ich studiert habe. Ich kann ein paar Dinge erkennen, mehr nicht."
"Heißt, wir können uns schnurstracks auf den Weg zu dieser Höhle machen?"
"Das ist zumindest der simpelste Plan. Könnte gefährlich werden, so weit unten waren wir noch nicht und wer weiß, was da noch so lebt. Die Hyänen und die Bestie, die Zuwlad angegriffen hat, reichen ja schon. Ein Wunder, dass keiner gestorben ist. Aber so wie es hier aussieht", er zeigte auf mit Kreide und Farbe ergänzte Symbole, sind hier einige komische Tiere, Zähne, Krallen und Tote aufgemalt im Bereich der Höhle. Und scheinbar wurde das nachträglich hinzugefügt, vielleicht nachdem die Stadt schon nichtmehr bewohnt war."
"So oder so, wir sollten uns den Weg dorthin zumindest ansehen", meldete sich Gwaishach zu Wort. Mit einer Gruppe Kämpfer bis in den Tunnel, der zur Höhle geht, vordringen, das wäre so als Erstes mal eine Idee. Und wir könnten anfangen Fallen zu stellen um diese Dreckshyänen zu erledigen. Oder Feuer, oder sie jagen, irgendwas. Die Deckeninsekten könnten wir ab sofort auch aggressiver bekämpfen. Pfeile reinjagen oder sowas. Dann hätten wir schonmal ein paar Probleme weniger, gestern Abend haben die Wachen gemeldet, dass die Hyänen hungrig schnuppernd um die Kasernen gepirscht sind. Das gefällt mir nicht."
"Gut, also dann. Zeichnen wir die Karte ab und suchen nachher erstmal den Zugang zur Dritten Ebene?", fragte Lokshz.
"Machen wir so!"


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#245

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 25.08.2014 01:54
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Nechbet rang um ihren Verstand. Sie rang um Wadjet. Und Wadjet rang um sie. Sie rangen darum sich zu erinnern, wer von ihnen wer war. An manchen Tagen konnten sie sich kaum auseinander halten. Jene Tage waren schlimm. Dann fürchteten sie, dass die andere tot war, endgültig verschwunden, und die Einsamkeit schmerzte mehr als jeder Schlag, als jede Peitsche, jedes Messer. Aber an manchen Tagen hörten sie sich im Geist. Schwach, aber sie wussten, sie waren da. Sie konnten die Augen schliessen und sich zusammenrollen und sich vorstellen, es wären die Arme der anderen, die sie spürten, und nicht ihre eigenen. Sie konnten einander zureden. Es geht vorbei. Wir müssen es nur schaffen. Nur von ihm fortkommen. Wir können es schaffen. Glaub mir...
Es war ihr letzter Widerstand. Und sie schworen sich, sich eher zu töten, als ihn brechen zu lassen.


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#246

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 12.09.2014 08:40
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Anfang Juni

Erneut standen sie hier. Vor wenigen Tagen hatten sie sich den Zugang zur Dritten Ebene besehen - nichts auffälliges und dann ein wenig Schutt so angehäuft, dass der Weg bis dorthin erkennbar war und minimal abgesichert gegen Tiere. Außerdem hatten sie Fackeln brennen lassen, die meisten der Viecher scheuten Licht und sie hatten die Hoffnung, dass es einige der Monster tiefer ins Dunkel treiben würde. Lediglich die Hyänen schienen zu wissen, was Licht bedeutete und streunten hin und wieder darum herum, aber nachdem sie eine weitere mit einem Pfeil erlegt und gegrillt hatten, waren sie vorsichtiger geworden. Von oben hatten sie dank ihres Ölverkaufsgeldes ein paar Rüstungsteile und dicke Stoffwämser herunterbringen lassen, sodass sie gegen die Hyänen besser geschützt waren.
Jetzt waren sie als Gruppe zurückgekehrt, nur zwöllf Mann fürs Erste, zum Erkunden. Das war schon beinahe Routine, jeden Tag hatten sie mindestens ein neues Gangsystem kartographiert, waren jedoch nie besonders weit gegangen, wenn es ihnen unangenehm wurde. Spätestens seit aus einem Riss in einer Wand ein Pilz hervorgeschnellt war, der eine vor ihnen fliehende Schabe gepackt und gefressen hatte, war ihnen klar, dass hier allerlei seltsames Leben existieren konnte, zudem war an manchen Stellen der Boden eingebrochen oder Glyphen deuteten auf Fallensysteme hin.
"Jeder hat sich maximal bewaffnet, gerüstet und ist gewillt, mutig voranzuschreiten?", fragte Gwaishach scherzhaft.
"Ja!", donnerte es ihm entgegen. Manche grinsten.
"Gut. Bei allem Spaß, den das Abenteuer macht, dürfen wir nicht vergessen, dass es gefährlich werden könnte. Wir gehen nur bis zur Höhle, nehmen Maß der Gänge, stellen eine Fackel auf, legen Krähenfüße aus, stapeln etwas Gerümpel zu einer Mauer und verschwinden wieder."
Als sie den Gang vorsichtig entlanggingen, stets die Decke im Blick und die Fackeln vorgestreckt, fiel ein Wandel auf. Nach und nach wuchsen mehr Pilze auf dem Boden, der hier und da sandige Stellen aufwies. Der zunächst recht enge Gang wurde breiter und wirkte wie eine natürliche Höhle. Hier und da waren Tropfsteine und ansonsten war sie nur grob bearbeitet. Schließlich war sie mehrere Meter breit und hoch und häufig gab es Ausbuchtungen und kleine Seitenhöhlen. In einer brach etwas Licht durch die Decke und Moos wucherte am Boden. Irgendwann flüsterte Lokshz: "Senkt mal die Fackeln."
Sie taten es.
"Was ist denn?"
"Ich sehe nichts."
"Da vorne kommt etwas Licht her!"
"Wo?"
"Da, du Blindpflaume."
"Halt's Maul!"
"Ich seh's auch."
"Ich nicht."
Sie gingen weiter und tatsächlich, als sie um eine Kurve bogen war der Gang von einem dunklen Zwielicht erfüllt. Flechten hingen von der Decke und blasses Moos wuchs an den Wänden und dem Boden, der rissig war und dessen dunkles Gestein leicht bläulich wirkte im schwachen Licht. Spinnennetze hingen hier und da und ein paar Fledermäuse krabbelten über Pilzfelder, während eine Spinne mit abnormal langen Beinen vorsichtig herumkrabbelte und versuchte, eine von ihnen zu fangen. Doch sie flogen stets schnell genug fort.
"Scheint so, als wären wir gleich in der Höhle und als hätte sie irgendeine Lichtquelle."
"Zugang zur Oberfläche?"
"Vermutlich, aber wieso kennt sie dann keiner in Kasz? Wir sind hier nichtmal eine Stunde zu Fuß von der Stadt entfernt, vermutlich nichtmal eine halbe. "Ja, aber ich glaube wir befinden uns unter dem Bergmassiv hinter der Stadt. Vielleicht unter dem Schattenwald im Tal, da gehen nicht so oft Leute hin."
"Trotzdem ist es absurd."
"Wir werden sehen."
Als sie um die nächste Kurve bogen, kniffen sie etwas die Augen zusammen. Schwaches Licht kam ihnen entgegen, aber nach der Dunkelheit im Tunnel wirkte es zunächst grell - in Feuer zu blicken half nichts, wenn man tagelang in einer düsteren Welt gelebt hatte.
Sie gingen noch ein paar Schritte und blieben dann stehen. Der Gang vergrößerte sich, bis er schließlich endete. Dahinter war Licht und es sah aus als wäre dort eine Höhle.
"Wir sind also da. Und jetzt?"
"Gehen wir noch bis zum Höhleneingang und schauen dann."


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#247

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 12.10.2014 22:32
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

"Nicht möglich."
"Das muss wahrlich ein Trugbild sein."
"Heilige Scheiße, sowas sieht man auch nicht alle Tage."
Sie standen da und blickten in die Höhle.
Sie war gigantisch groß, mit Sicherheit zweihundert Meter im Durchmesser. Aber das Erstaunliche war die Decke. Sie bestand aus Kristallen, die mehr durchsichtig als gemustert waren. Mächtige Steinsäulen trugen die Decke und gingen oben zu Kristall über. Darüber schien eine Art See zu sein, zumindest sah es so aus. Licht flutete durch die Decke an einigen Stellen und erfüllte die Höhle in ein dämmriges Zwielicht. Sie standen etwa zehn Meter oberhalb des Bodens, eine Treppe führte hinab zum Höhlenboden.
Dieser wurde nach einigen Metern nach und nach von Farnen und Moss überwuchert und zur Höhlenmitte hin wuchs ein richtiger kleiner Wald aus Pflanzen, von denen viele oben nicht wuchsen. Ganz in der Mitte ragte ein steinerner Tempel hervor, in einem Radius von etwa fünfzig Metern von Urwald umschlossen.
"Und da drin ist also das, was wir suchen?"
"Anscheinend. Oder es ist der Eingang. Wie auch immer, da müssen wir hin. Morgen erkunden wir den Wald und den Tempel, aber ab hier dürfte es komplizierter werden. Man kommt nicht so einfach bis zu den Artefakten."
Noch zehn Minuten standen sie so dort und blickten nur erstaunt die Höhle an, dann schlich sich eine Unruhe unter sie.
"Wer weiß, was hier noch alles lebt. Lasst uns lieber wieder gehen."
Das taten sie auch, stellten eine Fackel auf und stapelten noch eine kleine Mauer in den Tunnelausgang lose auf, dann kehrten sie zurück zu ihrem Stützpunkt.


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#248

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 15.10.2014 22:41
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Am nächsten Tag hatten sich schließlich zwölf von ihnen bereit gemacht, um bis in den Tempel vorzustoßen.
Gwaishach, Harui, Trekloz, Derkan, Lokshz, Gusharek, Nin-Hala, Jduna, Gautar, Friga, Forseti und Kerag.
Um auf Nummer Sicher zu gehen, hatten sie extra eine Strategie entwickelt. Vier von ihnen trugen schwere Schilde und waren auch ansonsten stark gerüstet, sie umrahmten die Gruppe quasi an allen vier Seiten um eventuelle Angriffe abfangen zu können.
Der Rest war unterschiedlich bewaffnet. Giftpfeile hatten sie ebenfalls dabei, sowie Speere, Bögen, Schwerter, Dolche, Messer und Säbel, sowie zwei Äxte und einen Hammer. Man wusste ja nie.
Sie hatten sich schließlich fertig formatiert und gingen auf den Wald zu, während zwei Wachen auf der Plattform verblieben waren und von oben die Situation beobachteten.
Als sie den Wald betraten, fiel als Erstes auf, dass nichts Besonderes auffiel, er war bis auf die unbekannten Pflanzenarten ziemlich normal. Einige Insekten krabbelten hier und da herum, viele mit sehr langen Fühlern oder ziemlich bleich, ein paar besonders große Exemplare waren auch dabei, aber keine der Höhlenmonstern.
Auch ein paar Echsen krabbelten an den Bäumen hoch und Fledermäuse krabbelten, sowie flogen durch den Wald.
Das Unterholz war ziemlich dicht und das Vorankommen schwierig, aber mit den Äxten und Säbeln, sowie Ästen zur Seite schieben, abbrechen und niedertrampeln bahnten sie sich nach und nach einen Weg.
Auf halber Strecke rasteten sie kurz.
"Irgendwie macht mir der Wald trotzdem Angst", nuschelte jemand.
"Es ist die Angst vor dem Unbekannten, die Angst vor Gefahr und die Angst vor der Angst selbst", entgegnete Lokshz.
Gwaishach grinste. Was für ein Vogel, war typisch für ihn.
"Scheiß drauf, was seid ihr denn für Weicheier? Was soll hier schon Größeres sein als in den Höhlen? Und den Sauviechern haben wir auch den Arsch verkloppt", entgegnete Derkan.
Nur wenige Minuten später stand plötzlich eine Zwei-Meter-Gottesanbeterin vor ihnen - zumindest sah das Insektenviech so aus.
Der Kopf bewegte sich skurill und ihre Augen glotzten sie an.
"Zurückweichen!", rief Gwaishach. "Die sind vermutlich irre schnell und können einen von uns schnell stark verletzen. Speere werfen."
Die Gottesanbeterin blieb einfach, leicht versteckt im Unterholz, sitzen und wartete. Sie warfen die Speere auf sie und als einer mit einem leichten Knacken tatsächlich ihren Chitinpanzer beschädigte, drehte sie sich um und krakelte in den Wald davon.
"Mistviech. Weiter jetzt, der Tempel ist schon direkt da vorne. Hinter diesem Wald aus hübschen Dornenranken."


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#249

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 17.10.2014 05:04
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Mit den Zeichnungen des hübschen Walds aus Dornenranken auf der Haut sprangen sie schließlich auf die Steinplatten, die um den Tempel herum den Boden bildeten.
Der Eingang klaffte schwarz und offen, nur von Spinnenweben und Schlingpflanzenranken verhangen.
"In dem kleinen Ding soll das sein? Da ist ja nicht allzu viel Platz für Fallen, große Hallen und derlei Krams", bemerkte Harui leicht spöttisch.
"Könnte allerdings auch nach unten führen", entgegnete Gwaishach.
"Gut, also, seid drinnen bitte vorsichtig und tretet nirgends hin, wo wir nicht vorhin mit einem Stock hingetippt haben. Fackeln haben wir ja...warte...ähm...drei...vier...genug! Wir gehen nur so weit, wie man einfach so gehen kann vorerst, wenn wir auf Barrieren stoßen, markieren wir die nur im Lageplan, das war's. Danach können wir noch den Dschungel genauer erforschen und eine Schneise vom Höhleneingang bis zum Tempel schlagen. Das wär's dann für heute. Alles klar? Gut, los!"
Sie schlugen erst mit einem Säbel den Eingang frei, dann zündeten sie die Fackeln an und betraten den Tempel.
Drinnen war die Luft heiß und stickig, die Wände waren noch voller Ranken und Moose und Spinnenweben, aber mit jedem Meter wurden die Pflanzen weniger und nur einige Algen blieben an den Wänden und hingen davon hinab wie Haare. Sie standen in einem etwa zehn Meter langen Gang. In der Mitte von ihm ging es links und rechts in Kammern. Bis auf leere Steinwände und ein paar leere, alte Kisten fanden sie jedoch nichts vor. Am Ende des Ganges kamen sie in eine dritte, größere Kammer, die auch höher war und an deren Decke ein großer, goldener, kunstvoller Gegenstand das Fackellicht reflektierte.
"Gold, immer gut", bemerkte Friga.
"Und jetzt bleibt mal im Eingang stehen", antwortete Lokshz nur und machte einen vorsichtigen Schritt worwärts, wobei er vorher mit einem schweren Stock überall auf den Boden geklopft hatte und sich etwas darauf gelehnt hatte um Gewicht auf den Boden zu drücken. Zehn Minuten lang sahen sie ihm nur zu, wie er so den ganzen Raum auskundete und die Wände abklopfte, dann kam er zurück. Scheinbar öffnet sich nirgends der Boden oder sowas. Aber fasst diese Altäre und Schränke lieber noch nicht an. Außerdem sind ein paar Fackelhalter an der Wand, die auch nicht."
Sie strömten in die Kammer und besahen sie sich genauer. An einer Wand stand ein Arbeitstisch, auf dem zwischen zerbrochenem Glas ein altes Buch lag.
Lokshz nahm es, öffnete es und stöhnte genervt auf.
"Was denn?"
"Alles in Runenschrift, die zu entziffern dauert ewig."
Dennoch blätterte er interessiert darin herum und besah sich die Zeichnungen.
"Uuuh, schaut mal da", rief Gusharek.
Einer der Altäre war braun von getrocknetem Blut und darauf lagen zersplitterte Schädel, andere Knochen und umgestürzte blaugoldene Kelche, sowie Amulette und seltsame, schaurige Schrumpfköpfe.
Über dem Altar war die Decke niedriger und eine Reihe aus Rädern hing dahinter an der Wand.
"Sieht nach irgendeinem Kult aus."
"Ich wüsste gerne, was passiert, wenn man an den Rädern dreht..GUCK NICHT SO, ich weiß, dass das ne Scheißidee wär!"
Lokshz kam rüber. "Scheinbar wurden hier tatsächlich Opfergaben und so gemacht, aber noch was. Achtung!"
Er ging zu einer kahlen Stelle an der Rückwand und drückte dagegen. "Helft mal", keuchte er und sie stemmten sich zu mehreren dagegen. Es gab ein dumpfes Knirschen und ein Teil der Wand rutschte ein Stück nach hinten. Ein Seil kam zum Vorschein. "Und jetzt ziehen."
Sie zogen daran mit voller Kraft und Stück für Stück klappte das Stück Wand wie eine Tür nach hinten um, bis sich ein dunkler Durchgang gebildet hatte. Sie leuchteten hinein und es offenbarte sich ein steinerner Treppenabgang.
"Also doch unterirdisch."
"Und wir haben doch eine Barriere überwunden."
Lokshz schaute auf. "Ja, aber nur diese Eine."
Er grinste und es war klar, dass er doch keine Ruhe haben würde, bis sie bei den Artefakten wären.


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#250

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 20.10.2014 00:37
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Sie gingen die Treppe hinab, bis sie in einen Gang mündete. Loksz sah die anderen kurz an und warf dann einen Stock in den Gang. Nichts geschah. Er tastete mit einem zweiten Stock langsam den Boden ab und auf einmal geschah es. An einer Stelle brach plötzlich ein Stein zusammen, der einen Teil des Bodens gebildet hatte, einen Meter auf einen Meter, und stürzte in Bruchstücken in die Tiefe. Kurz darauf gab es krachende Geräusche, als er aufkam.
"Gehen wir besser hoch und erforschen weiter den Wald", antwortete Gwaishach mürrisch.

Zwei Stunden später standen sie wieder am Höhleneingang. Jduna mit einem Hyänenfell über der Schulter.
"Im Wald lebt Einiges, aber kaum große Tiere, dafür ist er zu klein. Aber ein Rudel Hyänen schlich dennoch da herum", erklärte Gwaishach gerade einer der Wachen.
"Wir schlagen noch eine Schneise bis zum Tempel, dann können wir gehen. Wird auch bald dunkel."
Das taten sie dann auch und am Abend kehrten sie alle wieder zurück zu ihrem Lager in den verlassenen Kasernen.
Lokhsz nahm Gwaishach beiseite. "Wir müssen recherchieren, wie der Tempel aufgebaut ist, ansonsten wird es gefährlich, tiefer hineinzustoßen. Eventuell müssen wir alle zurück zur Oberfläche und warten, bis wir mehr wissen und dann hierher zurückkehren. Wir wissen ja jetzt, dass es nicht zu gefährlich ist."
"Es muss aber schnell gehen, wenn wir den Tempel nicht bewachen."
"Sicherheit oder Risiko, deine Sache. Aber ich werde jedem abraten, jetzt unvorsichtig zu werden. Noch haben wir niemanden verloren. Noch. Entscheide dich bitte bis morgen oder übermorgen."
Gwaishach stand da, verwirrt, dass Lokshz' Worte so mächtig waren, aber er musste sich eingestehen, dass es stimmte. Ihm würden die Anderen folgen, aber wenn er sich dumm anstellte, in den Tod und sonst nirgendwohin.


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