#251

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 20.10.2014 14:06
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Anfang - Mitte Juni, Oberirdische Stadt, Hauptstrasse zum Hafen

Niv sass im Wagen und versuchte ihre Langeweile zu unterdrücken. Die Arbeit im edelsten Frauenhaus Kaszs war nicht gerade schlecht, aber langsam langweilte sie sich. Sie seufzte. Mindestens verlegte man sie in das Haus nahe am Hafen. Wobei sie sich doch nicht sicher war, ob dies wirklich so positiv zu betrachten war. Immerhin hatte Kasz einen grosses Hafengebiet und dies bedeutete viele verschiedene Leute und Seefahrer. Sie schauderte. Vielleicht würde sie aber von dort irgendwo weiter reisen können.
Jetzt jedenfalls steckten sie zwischen beladenen Eseln, Pferden, Karren fest, denn es war Markt und die Leute handelten schon auf der Strasse, was den Verkehr aufhielt. Man kam so elendig langsam voran.
Sie schielte zu den anderen drei Frauen, die mit ihr im engen Wagen sassen. Sie würden ebenfalls ab jetzt im anderen Lokal leben und arbeiten. Aber reden tat niemand, sie sahen alle nur jeweils aus dem Fenster und beobachteten den Trubel auf der Strasse. Eine von ihnen strahlte und freute sich über alles, was sie sah. Aber so war sie nun mal. Niv unterdrückte ein erleichtertes Seufzen, als der Kutscher die Peitsche knallen liess und der Wagen sich weiter bewegte. Was die anderen drei Frauen nicht wussten war, dass sie noch zusätzlich Opium in den drei Pferdewagen schmuggelten, die die Mädchen transportierten. Opium hatte einen genug hohen Wert in der Gegend, um einen Angriff auf eine solches Gefährt am hellichten Tag zu riskieren. Wieder wurde Niv nervös, bei ihrem Glück würde man genau diesen Wagen überfallen.


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#252

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 20.10.2014 16:14
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Nechbet kauerte auf dem Dach, die Hand gesenkt, und wartete. Sie trug schwarzes Leder, Hose und ärmellose Weste, wie immer, diesmal mit einer Kapuze und einem Tuch vor Mund und Nase gebunden. Der Blick ihrer dunklen Augen galt der Strasse zwei Stockwerke unter ihr, die von Karren, Kutschen und Leuten völlig verstopft war. Die Wagen kamen näher. Nechbet wartete, registrierte die Bewegungen und den zähen Fluss der Menge unter ihr, den leichten, sandigen Wind von der Steppe her, die Schatten, die die Leute warfen, den Geruch der Dämonen, Waren, Pferde und Esel, Informationen aus ihrer eigenen Wahrnehmung und der Wadjets.
Hinter ihr kauerten zwei Männer. Der eine war Saldek, der andere Achora, ihr Lehrer. Wie sie selbst kauerten sie da, zwischen den Leichen zweier Wachen, reglos und vermummt. Aus der Gasse unter ihnen drangen die Stimmen von Händlern und Wagenlenkern. Ein Apotheker fluchte seinen Lehrling an, der die Pulvertüten durcheinander gebracht hatte und nun verzweifelt versuchte, wieder Ordnung hinein zu bringen, mehrere der Säckchen gegen die Brust gedrückt.
Ein Standbesitzer zog seinen Karren beiseite, in den Verkehr kam endlich wieder Bewegung und die Kutschen rumpelten heran. Was dann passierte, geschah so schnell, dass niemand es begriff ausser jenen, die dafür verantwortlich waren. Der Apotheker wollte seinem Lehrling die Tüten aus der Hand reissen, aber der liess sie nicht los, sondern stolperte rückwärts, genau vor die Pferde der Kutsche. Der Kutscher versuchte zu bremsen, aber zu spät, der Lehrling ging zu Boden und die Tüten flogen ihm im Sturz aus der Hand. Das Pulver wurde herausgeschleudert und verteilte sich in der Luft wie Asche, erreichte die Pfeife des Kutschers und ging mit einem ohrenbetäubenden Knall in Flammen auf.
Nechbet schnellte auf und sprang. Während sie durch die Luft flog, zog sie die beiden Dolche, dann landete sie auf dem Dach der Kutsche und der Aufprall liess das Holz krachen, auch wenn es hielt. Das Blut des Kutschers spritzte als sie die Klinge aus seinem Hals riss, während die Leute in der Gasse sich panisch schreiend vor dem Feuer und dem womöglich giftigen Qualm in Sicherheit zu bringen versuchten und die Kutsche einen Satz nach vorne machte, weil die Pferde durchgingen.
Nechbet packte den Rand des Kutschendachs, schwang sich durch das Fenster hinein und landete geduckt zwischen den Sitzbänken. Zwei der Frauen darin starben, bevor sie schreien konnten, doch als die Klinge gegen den Hals der dritten fuhr, stoppten Nechbet und Wadjet sich im Bruchteil eines Augenblicks. "Du!", zischten sie.
Einen Moment lang zögerten sie. Dann packte Nechbet Niv und riss sie von der Bank her zu sich. "Stell dich tot!", flüsterte sie, bevor sie sie zu Boden fallen liess und die vierte Frau in der Kutsche tötete.


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#253

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 20.10.2014 16:22
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Niv fluchte innerlich. Nicht nur wurden sie überfallen und ermordet, nein der Mörder mussten noch die verdammten Zwillinge sein. Sie wollte etwas erwidern, tat es aber nicht und befolgte Nechbets Anweisung, denn die Tür der Kutsche ging auf. Niv regte sich nicht, aber lauschte. Es gab genug Blut im kleinen Raum, das auch auf sie gespritzt war, als dass sie verdächtig lebendig gewirkt hätte. Innerlich verfluchte sie das Opium, verfluchte Kasz, verfluchte Nechbet und Wadjet, ihre jetzige Herrin, das ganze verdammte Bordell, Gwaishach und ihren Vater, dank denen sie jetzt hier war, und auch sich selbst, weil sie zu schwach war und zu wenig Einfluss hatte, um sich zu wehren. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass sie als Tote durchkam und man sie in Ruhe liess. Später müsste sie schauen, wohin sie sollte, denn allein durch Kasz zu schleichen war in ihrem Gewand kein Zuckerschlecken. Sie konzentrierte sich aber wieder auf die Angreifer, die die Kutsche durchsuchten und lauschte konzentriert.


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#254

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 21.10.2014 15:36
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Nechbet stemmte die eine Sitzbank mit einem Brecheisen auf, während Saldek, der sich durch die Tür hereingeschwungen hatte, das selbe mit der anderen tat, und die Kutsche schlingernd die Strasse hinunter raste. Sie hatten den Innenraum in weniger als zwei Minuten zerlegt und fünf Packen Opium in ihre Beutel gestopft, dann verfrachteten sie die toten Huren und die leblos wirkende Niv auf die Seiten und brachen den Boden auf.
Nechbet sah Saldeks Augen aufblitzen, als sie darunter fanden, was sie gesucht hatten, aber in dem Moment machte der Wagen einen heftigen Schlenker nach Links, Saldek stolperte und Wadjet verpasste ihm wie zufällig einen Stoss, der ihn rückwärts aus der Wagentür stürzen liess. Sie hörte einen Fluch über sich und sah im Augenwinkel einen schwarzen Schatten, als Achora vom Dach absprang, um Saldek zu bergen, falls er sich verletzt hatte.
Nun allein im Kutscheninnern, riss Nechbet den Gegenstand zwischen den Bodenbrettern hervor und schob ihn sich unter den Gürtel, bevor sie gegen das Kutschendach hämmerte. Die Kutsche machte erneut einen heftigen Schlenker, dann kippte sie unvermittelt nach vorne, als Chevlak, der vermeintliche Apothekerlehrling, der sich unter den Hufen der Pferde hindurchgerollt und die Stelle des Kutschers eingenommen hatte, auf einen der Pferderücken sprang und das Gespann von seiner Last losschnitt. Die Deichsel fiel auf den Boden, frass sich in die festgetretene Erde und mit dem Krachen und Bersten von Holz kam die Kutsche zum Stillstand.
Nechbet packte Niv, riss sie mit sich aus der Kutsche, die nun in einer schmalen Nebengasse stand und steckte das Gefährt in Brand, dann rannte sie mit der Hure an der Hand weg, half ihr über eine Mauer und landete neben ihr in einem Hinterhof. Es war die Werkstadt eines Steinmetzes, doch im Moment war niemand zu sehen. "Bleib hier!", zischte Nechbet. "Ich komme wieder!"
Dann schwang sie sich zurück über die Mauer und rannte in die andere Richtung davon.


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#255

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 21.10.2014 15:40
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Niv sah ihr kurz nach, dann suchte sie sich einen Ort im Garten, wo sie sich verstecken konnte.
Ihre Hände zitterten und langsam begriff sie, was genau geschehen war. Ihr wurde schlecht, sie presste sich die Hand vor den Mund und riss sich zusammen. Durchatmend wischte sie die Tränen weg, bevor sie kamen und wartete dann still auf Nechbet.


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#256

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 21.10.2014 15:48
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Es dauerte fast eine Stunde, bis Nechbet zurückkehrte, und mittlerweile war der Steinmetz wieder am Werk. Sie unterdrückte einen Fluch und hielt Wadjet davon ab, ihn umzubringen, denn das hätte nur aufsehen erregt. Stattdessen lief sie einige Strassen zurück und fand irgendeine Rotznase von Jungen, der für eine Münze mal eben an der Tür des Handwerkers klingelte und ihn ein bisschen ärgerte, ohne einen Grund dafür wissen zu wollen.
Sie wartete, bis der Mann den Hinterhof verlassen hatte, schwang sie wieder über die Mauer und sah sich suchend nach Niv um, die nicht lange auf sich warten liess mit auftauchen.


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#257

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 21.10.2014 15:51
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Niv trat aus dem Schatten, atmete durch und umarmte Nechbet. "Ich hasse dich", schniefte sie. "Aber...Danke."


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#258

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 21.10.2014 16:47
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Leicht überrumpelt tätschelte Nechbet Niv den Rücken, sah dann aber zu, dass sie Land gewannen, bevor der Steinmetz mit schlechter Laune wieder zurückkam. Einige Gassen weiter blieben sie in einem überdachten Hauseingang stehen. "Hör zu", sagte Nechbet. "Ich hab nicht lange Zeit. Soll ich dich ins Bordell zurückbringen? Oder wohin willst du?"


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#259

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 21.10.2014 16:55
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Sie schüttelte den Kopf. "Irgendwo, wo ich andere Sachen bekomme, so kann ich nicht auf der Strasse rumlaufen", antwortete sie. Sie wollte noch fragen, wieso sie alle vier, alle drei korrigierte sie sich, hatten umbringen müssen, tat es aber nicht. "Sue werden sich wundern, wieso ihr mich nicht umgebracht hattet. Und ich will nicht, dass du mich später tötest, weil ich euch angeschwärzt haben könnte... Ich kann also nicht ins Bordell zurück... Kannst du mir etwas Geld leihen? Ich gebe es dir bei Gelegenheit zurück. Meine Ersparnisse und Sachen waren in der Kutsche."


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#260

RE: Kasz

in Dreitan - das Spiel 21.10.2014 17:46
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Nechbet nickte knapp, sah in beide Richtungen die Strasse entlang und zog dann Niv weiter mit sich. Vor der Hintertür eines baufälligen Wirtshauses blieb sie stehen. "Frag den Wirt um ein Zimmer für ein paar Stunden. Keine Sorge, er ist sich... arbeitende Kundschaft gewohnt, wird also keine Fragen stellen. Ich komm gleich wieder mit Kleidern.:


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