
Dashz nickte den Anderen zu. "Ich geh dann zu Gral und sag ihm, er braucht keinen Platz schaffen. Hat der alte Sack eh nicht, wie ich ihn kenne. Bis später dann!"
Damit ging er voran aus dem Hinterhof. Auch die anderen setzten sich in Bewegung.
"Ich komm auch grad mit", sagte Gwaishach. "Man weiß nie, was alles unterwegs passieren kann."
"Wo du hier die heroische Leibgarde spielst", antwortete Nilassa, "wie wär's wenn wir mal wieder Übungskämpfe ausfechten würden, wie früher?"
Gwaishach schnaubte nur. Darum ging es hier gar nicht. Heroische Leibgarde.
Manchmal würde er sie am Liebsten einfach nur schütteln bis sie still war.
"Das mit den Übungskämpfen klingt trotzdem gut. Die Frage ist nur, ob sich Zeit dazu findet. Jeder hat irgendwas zu tun, ich glaub nicht, dass wir mehr als drei oder vier auf einmal zusammenkriegen..."
And he wondered...how can I protect something so perfect without evil?


Gwaishach betrachtete das Haus neidisch.
Es lag weiter unten am Hang, es war schon klar, dass hier niemand wohlhabendes lebte, aber dennoch.
Diese Seite, beziehungsweise dieser Hang von Kasz war doch keine arme Gegend.
Das Haus war zwar nicht allzu groß, stand jedoch alleine, umgeben von einer kleinen Mauer und sogar so etwas wie einem Garten. Nebeneinander standen vieler solcher Wohnhäuser und nach hinten hin, den Hang hoch, wurden diese stets schöner und größer.
Auch nach unten hin gab es noch ein paar Häuserreihen, bevor sich die Übersicht dieses Viertels im dichten Gewirr des zentralen Kasz verlor.
Das Haus sah zwar fast wie ein normales Wohnhaus aus, aber weder der mickrige Garten, noch der Rest wirkten allzu gepflegt.
"Und wie kannst du dir das leisten?", fragte Gwaishach, der zugegebenermaßen nicht genau wusste, wo er Kali hingelotst hatte.
"Wir teilen uns das Haus zu fünft", antwortete diese. "Gehört den Eltern von nem Kollegen. Der Spinner hängt aber fast nur rum und deshalb haben sie es ihm überlassen, solange er seine Ausbildung irgendwie auf die Reihe kriegt. Die Eltern selbst wohnen ne Ecke weiter oben am Hang...tja und dann hat er ein paar seiner besten Kollegen, darunter mich, gefragt ob wir ne kostenlose Unterkunft brauchen. Quasi ein Haus unter Freunden. Gehen ja alle auf die Akademie. Klappt auch ganz gut, jeder macht nen Teil...naja, Kersht nicht so wirklich, aber dafür stellt er ja das Haus. Die sind alle wirklich in Ordnung und ob noch jemand mehr oder weniger hier lebt, juckt keinen."
In dem Moment kam ein verschlafen aussehender Dämon aus dem Haus mit einer Pfeife in der Hand.
"Morgen. Was das denn?", fragte er.
Gwaishach schnupperte. Das Kraut kannte er irgendwoher. Im Osten der Berge wurde es öfter geraucht, soviel er wusste und kam aus den Barbarenlanden.
"Das", Nilassa deutete auf Kali, "ist ne Freundin von mir, die jetzt im Gästezimmer wohnt. Und das", sie deutete auf Gwaishach, "istn alter Freund von früher."
"Hm, bin der Kersht", murmelte der und schüttelte den beiden die Hand.
Dann ging er wieder rein.
"Ich leg mich nochmal hin. Trey ist grad aufm Markt und Jushko auch unterwegs. Bring ihm das schonend bei, kennst ihn ja."
Nilassa blickte die beiden an. "Jushko kann etwas ruppig sein bei Leuten, die er nicht kennt. Aber wird schon alles. Ich mein...4 Dunkelschatten, die auf Dauer in einem Haus wohnen können schon nicht so üble Kerle sein", sie lachte. "Geht doch schonmal rein."
Kali ging voran und als Gwaishach an Nilassa vorbeigehen wollte, blieb er kurz stehen.
"Nila...pass bitte auf sie auf, ja?"
(Ich nehme mal an, die Nachbarn werden so ne WG aus jungen Dämonen nicht so witzig finden...oder unten am Hang leben vorwiegend ohnehin Leute, die nicht so spießig sind und die auch nicht gepflegtere Anwesen haben...aber WG's sind auch nehme ich an etwas selteneres bei Dunkelschatten...da gibts ja schon oft genug Mord und Totschlag wenn die nur auf engem Haufen in einer Stadt zusammenleben...)
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Kali betrat das Zimmer, in dem sie schlafen sollte. Eine Strohmatratze lag auf dem Boden, mit einer Decke, und eine Truhe, auf der ein Kerzenhalter mit Wachskerze stand. Es war unter dem Dach und die Deckenbalken waren sichtbar. Sie trat zum mit Läden verschlossenen Fenster an der einen Wand und überprüfte es. Die Läden schlossen gut. Das Zimmer war wesentlich komfortabler als das meiste, worin sie in den letzten drei Jahren gewohnt hatte. Sie drehte sich zu Nilassa um. "Danke."
Die nächsten Tage über sass Kali im Zimmer, die Armbrust nie ausser Reichweite, aber niemand kam, um sie zu holen, niemand trat die Türe ein, niemand zündete das Haus an. Irgendwann traute sie sich wieder hinaus und kein Bolzen bohrte sich in ihren Hinterkopf, als sie über den Markt lief, kein Sack wurde über ihren Kopf gestülpt, um sie wegzuschleppen. Sie blieb in dem Gästezimmer. Niemand warf sie hinaus, und die anderen vier machten auch sonst nicht den Anschein, als wollten sie sie loshaben. Sie räumte auf und putzte, auch wenn sie das Gefühl hatte, dabei alles falsch zu machen, freundete sich mit Jushko an und rauchte Gwâlach mit Kersht, bis sie kichernd am Boden lag und Wolken sah. Sie wusste nicht, was die Zukunft bringen sollte, so wenig wie zuvor, aber wenigstens musste sie nicht mehr befürchten, am nächsten Morgen auf der Strasse zu stehen.
Die Zeit ging ins Land und ganz allmählich, wie zarte Pflänzchen, fingen sich in der resignierten Leere in ihrem Kopf, die sie sich an dem Tag, an dem sie Gwaishach getroffen hatte, einfach nur noch hatte wegsaufen wollen, so etwas wie neue Pläne zu bilden. Nichts grossartiges. Eher so ala, dass man mal die Wand hinter dem Herd frisch kalken könnte, damit sie nicht mehr so Sossen-verspritzt war. Oder einen Auflauf zu Kochen. Oder sich Winterklamotten zu nähen aus Stoffresten und ausgetragenem, weggeworfenem Zeug und einer Nadel, die sie sich von Jushko geborgt hatte. Schliesslich hatte sie nichts anderes zu tun.
Gwaishach kam gelegentlich zu besuch, oder sie trafen sich irgendwo in der Stadt. An einem kalten, sonnigen Vormittag Anfang Februar schlenderten sie durch den kleinen Garten des Hauses. Eine dünne Schicht Schnee lag und knirschte unter ihren Stiefeln, Kali hatte die Arme verschränkt und die Hände in die Ärmel ihres verblichenen Flickenmantels gestopft. "Gwaish, glaubst du hier können Orangen wachsen?", fragte sie plötzlich aus dem blauen heraus.
If you're going through hell, keep going.

Die nächsten Monate waren relativ trist und langweilig, aber er hatte seinen abstrusen Depressionsschub ein wenig überwunden und sich darauf zurückbesinnen können, die Dinge weniger emotional zu betrachten.
Als Verstoßenem blieb ihm natürlich die Möglichkeit ein Krieger zu werden verwehrt und so blieb ihm nichts anderes übrig, als schnöde Arbeit zu verrichten.
Im Sägewerk war er noch eine Weile geblieben, aber Haruis Onkel hatte etwas anderes für ihn finden können.
Es war keine bessere Arbeit, die Schwerter für die Soldaten zu schleifen und dabei zu helfen die Ausrüstung intakt zu halten, Schäden an der Kaserne zu beseitigen und aufzulisten, was benötigt wurde und geliefert wurde, aber trotzdem - die Arbeit als Depp für alles bei den Kasernen übte auf ihn einen größeren Reiz aus, als Holz zu bearbeiten. Schmiedelehrling könnte er sich auch vorstellen, aber welcher Schmied würde ihn nehmen? Immerhin war diese Aufgabe abwechslungsreich.
Und er musste nichtmehr bei Yvia wohnen, sondern hatte seine eigene Baracke am Rand von Kasz. Kostenlos.
Vom Lohn konnte er leben und somit war das immerhin geregelt. Aber auf Dauer...wäre das wirklich trist.
Eines Tages, als er mal wieder Kali besuchte - er pflegte nach Feierabend oder an freien Tagen stets seine Freunde zu treffen, statt zu versauern - schlenderten sie durch den Garten des Hauses, als sie fragte ob man da Orangen anpflanzen könne.
Er stutzte. Orangen war ihm noch ein Begriff...
"Öhm...die kenne ich nur aus dem Süden. Ich hätte gedacht hier ist es zu kalt dafür, aber versuchen kannst du's ja. Und dann verkaufst du auf dem Markt die einzigen Original kasz'schen Orangen", fügte er grinsend hinzu.
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"Dann musst du nur gucken, wo du die herbekommst. Am besten noch gleich Zitronen dazu. Irgendwann will ich mal in den Südwesten, in die Gegend um Gevira. Dort soll es ne Menge Plantagen mit Orangen und anderem Obst geben. Ich war schon an so vielen Orten, aber dort noch nicht. Kasz ödet mich auf Dauer an, auch wenn es mir hier gefällt..."
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