Egraz schnappte sich einen Krug Bier, lehnte sich an eine Wand und trank ihn aus, um sich einen zweiten zu holen. Diesen trank er langsamer, in einzelnen Schlucken. Er trank nicht sehr oft Bier und wusste, dass es ihm ziemlich zu Kopf steigen würde. Eigentlich war er sich ganz genau bewusst, was er hier tat, auch wenn er es vor sich selber nicht zugegeben hätte: er trank sich Mut an.
Als der zweite Krug leer war, stellte er ihn irgendwo ab und schlängelte sich durch die Menge hindurch und an der Wand der Halle entlang, bis er zu dem brusthohen Zaun aus Weidengeflecht kam. Ohne das Gatter ganz zu öffnen, zwängte er sich hindurch. Langsam und mit nicht ganz so sicheren Schritten wie sonst ging er auf die Hütte zu, schob den zerschlissenen Vorhang zur Seite und trat ein.
Die Hütte des Schamanen war erfüllt von nicht unangenehm riechendem Rauch. Spärliches Licht ging von einem Kohlebecken und mehreren Öllampen im Hintergrund aus. Der Schamane, ein zahnloser, alter Mann mit wirrem, grauem Haar, Tätowierungen im Gesicht und lediglich einem Lendenschurz bekleidet, sass vor dem Kohlebecken und zeigte keine Reaktion, als Egraz sich ihm gegenüber setzte. Egraz wartete. Schliesslich öffnete der Schamane den Mund und keuchte: "Ruhiger Körper, unruhiger Geist. Welche deiner Fragen stellst du den Geistern?"
Egraz holte tief Luft. "Bin ich bereit, zurückzukehren?"
Der Schamane hob den Kopf und sah ihn an, schien jedoch weit durch ihn hindurchzublicken. "Der Wolf wird laufen und er wird beissen...", krächzte er in einem Singsang. "Das Rudel wartet mit den Jägern... Die Väter in der Tiefe... Altes Gift sticht neue Kraft..."
Er verstummte.
"Was... bedeutet das?", fragte Egraz nach einer Weile
Der Schamane gab ihm keine Antwort. Er wirkte völlig weggetreten.
Seufzend stand Egraz auf und ging hinaus, verwirrter als zuvor. Darauf brauchte er etwas beruhigendes. Er setzte einen Fuss an die Wand der Halle und zog sich hinauf auf das Dach.

"Auf dass es gute Ernte und reichen Fischfang bringen möge", ergänzte Egraz, als er sich neben sie setzte. "Oder was immer du so brauchst."
Er holte seine Pfeife hervor, stopfte sie sorgfältig und zündete sie an.

Egraz nahm einige tiefe Züge, um das Kraut richtig zum Brennen zu bringen, dann hielt er Elira anstatt einer Antwort die Pfeife hin.

Egraz lehnte sich zurück auf die Ellbogen und rauchte mit der Pfeife im Mundwinkel. Er spürte, wie die Wirkung einsetzte und seine Mundwinkel zu einem bescheuerten Grinsen verzog. Ahh, er liebte dieses Zeug.
Er reichte die Pfeife wieder Elira und liess den Kopf auf das Dach sinken. "Hey, wir haben uns immer noch nicht umgebracht", meinte er.