"Sicher bis morgen Morgen", antwortete Egraz. "Sie werden uns auch länger beherrbergen, wenn ich darum bitte. Drei Leute mehr oder weniger machen nicht viel aus auf ein ganzes Dorf. Und der Gchemr würde sich entehren, wenn er Gäste davonjagen würde."
Die Sonne senkte sich immer weiter dem Horizont entgegen. Egraz führte sie zum zentralen Platz des Dorfes, wo man einen grossen Haufen Holz aufgeschichtet hatte, um ihn bei Sonnenuntergang anzuzünden. Das Feuer sollte die ganze Nacht brennen.

"Das kommt drauf an, was für Kräuter und Pflanzen du genau willst", fragte Egraz und sah sie von der Seite her an.

"Ah, so etwas", meinte er. "Ganz Giftmischerin, was?"
Er liess weitere Sprüche bleiben und meinte: "Vielleicht verkauft dir der Schamane etwas. Seine Hütte ist rechts neben der Halle des Gchemr, etwas zurückversetzt hinter einem Zaun. Allerdings wird er im Moment nicht ansprechbar sein. Frühestens morgen gegen Mittag wieder."
Die Barbaren - Männer wie Frauen - sammelten sich nun auf dem Platz vor der Halle, deren Tore man weit öffnete. Trommeln waren herbeigetragen worden und alle blickten gebannt auf die sich senkende Sonne. Zwei Tänzerinnen traten in den Kreis. Ihr ganzer Körper war mit roter und schwarzer Farbe bemalt - eine Anlehnung an gewisse Riten der Dämonen, wie Egraz wusste, nur mit dem Unterschied, dass jene statt Farbe Blut nahmen - ansonsten trugen sie herzlich wenig für die immer noch herrschende Winterkälte. Allerdings waren sie vermutlich so bedrogt, dass sie das nicht spürten.

Der Tanz endete in dem Moment, als der letzte rote Streifen der Sonne hinter dem Horizont verschwand. Als hätte man ihnen die Knochen aus dem Leib gezogen brachen die Tänzerinnen zusammen und blieben liegen. Gleichzeitig warfen einige Krieger Fackeln auf den Holzstoss und sofort leckten Flammen an den mit Öl übergossenen Scheiten empor. Ein vielstimmiger Schrei erhob sich aus den Kehlen der Männer und Frauen, brandete über die Palisaden des Dorfes hinweg in die Weite der Schlucht und schlug als Echo zurück.
Ein jeder schrie so laut und lange er konnte. Als die letzten Stimmen verstummten und japsend nach Luft rangen, loderte das Feuer bereits hell. Einige Leute gingen zu den Tänzerinnen, hoben sie auf und brachten sie weg, dann wurden die Bierfässer angeschlagen und das eigentliche Fest begann.