Sie zuckte unwillkürlich zusammen und überlegte. "Nicht viel... Ich hab nur... Als mir die Splitter gestohlen wurden, hab ich ihm gesagt Mick hätte Aions Seelensplitter. Am nächsten Morgen ist er dann Richtung Osten aufgebrochen."

Elira nickte, dann fiel ihr etwas ein. "Ist nur Aion von Tanue für euch einem Gott ähnlich?", fragte sie dann. "Was ist mit Kalidon von Tanue oder mit... Akkaya?"

"Na grossartig", meinte Elira und schlug den Kopf leicht gegen den Stein. Sie hatte sich um einiges verrechnet. Dann unterdrückte sie den Drang laut zu lachen. "Kalidon von Tanue soll der Sohn Aions jüngster Tochter gewesen sein... Und Akkaya", sie lächelte. "Tochter der Drachen, Akkaya, die Herrin der Winde. Sie war der Gott, den Aion gesucht und gefunden hat. Eine Unsterbliche... Hier. Falls sie die Splitter suchen, werden sie sie wahrscheinlich bei mir vermuten", sagte sie und liess das Säckchen das sie enthielt vor Egraz baumeln. "Ich gebe sie dir nicht, weil du nett und freundlich zu mir warst, sondern weil du einer seiner Erben bist. Und sie bei dir nicht nach ihnen suchen werden", stellte sie klar. "Was hat Aion eigentlich so Grossartiges gemacht, um einen gottgleichen Status bei euch zu haben?" Sie sah zur steinernen, feuchten Decke hoch und lauschte in den Raum hinein und hinaus. Sie konnte entfernt die Schritte der Wachen hören. Sie konnten nichts tun, ausser sich ausruhen und Egraz war nicht in der Verfassung zu reisen, auszubrechen schon gar nicht. Ausserdem wollte sie eher Tamaïs Leben, als Tanue vor ihm zu erreichen.

Er hörte dem Gespräch interessiert zu. Elira hatte wohl einen Fehler gemacht, aber angesichts seiner vielen Fehler fand er das nicht weiter schlimm. Die Geschichte mit Aion, Kalidon und Akkaya fand er ziemlich spannend. Er würde bei passender Gelegenheit Elira dazu ausfragen. Ansonsten konzentrierte er sich hauptsächlich auf den Ausbruchsplan. Es schien so, als könnte er nicht viel dazu beitragen...wobei.
"Sollen wir uns dann aufteilen oder zusammen bleiben wenn wir ausbrechen?", fragte er. "So dass einer die Waffen holt, einer die Pferde, einer Schmiere steht oder sonstwas. Und wie sollen wir nachts ausbrechen, wenn nur tagsüber Wärter vorbeischauen?", warf er ein.
Ausbruchspläne waren etwas sehr schönes, aber sie hatten zumeist einen Nachteil. Sie liefen nur in der Theorie reibungslos.

"Das Schloß knacken", meinte sie schlicht.

"Das ist so simpel, dass es merkwürdig scheint anzunehmen, dass die Barbaren nicht an sowas denken würden. Sie haben uns nur unsere Waffen abgenommen, sonst aber nichts. Kann Tamaï wirklich so blöd sein, nicht daran zu denken?", fragte er.
Klar, dass Schloss würden sie leicht knacken können. Elira und Egraz hatten so etwas bestimmt schon hundertmal gemacht.
Wieso machte man es ihnen derart einfach?

"Glaubst du wirklich, sie würden annehmen, dass wir so blöd sind und fliehen? Ich meine Egraz hier kann nicht mal laufen, du bist ebenfalls verletzt und ich bin nur eine schwache Elfe", erklärte sie gelassen. "Aber darüber können wir auch etwas später diskutieren. Versucht etwas zu schlafen und zu Kräften zu kommen."

"Ja, glaube ich. Wenn sie wissen, dass wir Seelensplitter suchen und Egraz kennen, sollten sie uns nicht unterschätzen und für so schwach halten. Jeder Idiot würde doch daraufkommen, dass du keine schwache Elfe bist. Ansonsten zweifel ich echt an der Durchschnittsintelligenz der Menschen dieser Ländereien.. Aber schön, ich bin dabei, egal, was ihr macht."
Mehr bleibt mir ja auch nicht übrig.
Er legte sich in seine Schlafposition, auf der rechten Seite, den rechten Arm angewinkelt als Kopfkissen, die Beine angezogen und versuchte, zur Ruhe zu kommen.