Sie setzten sich in die Schenke, um zu Abend zu Essen. Es gab einen sehr leckeren Eintopf mit verschienem Gemüse und Fisch, Veray trank ein Bier dazu, hörte den Melodien eines Fiedelspielers zu und fühlte sich schlicht glücklich. In solchen Momenten konnte er fast nachvollziehen, dass Ro und ihr Vater lieber unter Menschen lebten als unter Dämonen. Es wirkte alles sehr viel fröhlicher hier. Allerdings nur fast. Es blieben schliesslich Menschen, und das Leben der meisten von ihnen war kurz und unbedeutend im Vergleich zu dem der Zwerge oder Dämonen. Sie wurden geboren, um Kinder zu zeugen und dann gleich wieder zu sterben.
Er sah Ran an und lächelte. "Magst du heute Abend noch etwas unternehmen?"
(Ja, Veray ist eben Vakras Sohn)
If you're going through hell, keep going.

(man erwartet auch nichts anderes...aber wenn er weiterdenken würde...)
Sie hörte den Liedern zu und musste ab und an wegen der einen oder anderen Strophe grinsen. Die Menschen hatten Humor, das musste man ihnen lassen. "Was schlägst du vor?", fragte sie zurücklächelnd und trank ihren Tee - langsam stieg ihr die Kräuter zu Kopf, doch etwas anderes konnte sie nicht trinken.
some men just want to see the world burn


Sie tranken aus, verliessen die Schenke und gingen über die nächtlichen Stege. In unregelmässigen Abständen hinten an höheren Pfosten Fackeln oder Feuerkörbe und beleuchteten die Planken, so dass sie keine Gefahr liefen, ins Wasser zu fallen. Ausserdem sah es sehr schön aus, all dieses Flammen und Flackern über dem Wasser.
Sie spazierten vielleicht zehn Minuten, bis sie zu einem grösseren Gebäude kamen, aus dem Licht und der Klang einer Erzählung drangen. Veray schob die Türe einen Spalt breit auf und sie huschten leise hinein. Der Innenraum war ein grosses Halbrund mit zum Zentrum hin abfallenden Bankreihen. Gegenüber der Tür war eine grosse Leinwand gespannt, auf der sich Schattenfiguren gegen flackerndes, die Farbe wechselndes Licht abzeichneten. Vor der Leinwand, in der Mitte des Raumes, fehlte der Boden und das Schattenspiel spiegelte sich im glatten Wasser.
Sie setzten sich in eine der hinteren Bankreihen und Veray legte einen Arm um Ran. Die gezeigte und von verschiedenen, durch die Form des Raumes verstärkten Stimmen erzählte Geschichte, handelte von Tasah'nem, dem Sohn Naumas und seinen Kämpfen gegen die Ungeheuer, und war eine der beliebtesten Sagen Immens. Die Kinder in den vorderen Reihen fieberten heftig mit und feuerten den Helden immer wieder an oder stöhnten laut auf, wenn er getroffen wurde.
Als das Spiel fertig war, schlenderten sie noch eine Weile über die halberleuchteten Stege und lauschten dem leisen Plätschern des Wassers, bevor sie in die Schenke zurückkehrten, sich in das Zimmer zurückzogen und aneinandergekuschelt einschliefen.
If you're going through hell, keep going.

Am nächsten Morgen erwachte Ran mit knurrendem Magen, doch sie mochte noch nicht aufstehen.
Die Sonne war längst über dem See aufgegangen, dessen Wellen leuchtend in ihren Strahlen tanzten. Sie beobachtete eine Weile lang Verays schlafendes Gesicht, welches so friedlich und freundlich wirkte, dass sie den Blick fast nicht abwenden konnte. Sie schmiegte sich an Veray und schloss für einen Moment erneut die Augen, sich an die Tage erinnernd, die sie einst zusammen in der Schwarzen Festung verbrachten. Sie musste lächeln, wenn sie an ihre gemeinsame Kindheit dachte.
Er und sie waren immer gut miteinander zurecht gekommen, auch wenn sie sich ab und an gezankt hatten. Damals hatte sie immer die Angewohnheit gehabt ihn zu erschrecken, wenn er sich in seine Bücher vertiefte und vergass, dass er nicht alleine im Raum war. Natürlich hatte er dies zu dem Zeitpunkt immer gehasst. Andererseits hatte er es auch immer fertig gebracht es ihr heimzuzahlen, indem er ihr dann einen Streich spielte, wenn sie es am wenigsten erwartete. Sie erinnerte sich an die Tage in denen Vakra ihnen die Geschichte der Dämonen erklärt hatte und an die seltenen Abende an denen diverse Rituale in der grossen Halle abgehalten wurden, geführt von Vorsza. Verays Grossvater war ihr lieber gewesen, als Vakra, auch wenn Vakra ihr gegenüber nie unfreundlich gewesen war. Wieso wusste sie nicht genau.
Ran merkte erst, dass Veray aufgewacht war, als er ihren Rücken streichelte. Sie sah zu ihm auf und wünschte ihm einen guten Morgen.
some men just want to see the world burn

Er küsste sie sacht und genoss noch einige Augenblicke lang die Wärme unter der Bettdecke, dann stand er auf. Nicht dass er fürchtete, es könnte ihm hier im Bett langweilig werden, aber er hatte Hunger und Ran's knurrendem Magen nach zu urteilen, sie auch.
Während er in die Stiefel stieg und sie zuschnürte, meinte er: "Wusstest du übrigens, dass Immen eine Bibliothek hat?"
If you're going through hell, keep going.




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