"Ich schätze, die heutige Aktion ist als Misserfolg zu verbuchen", meinte Dreshar trocken. Er wies diejenigen seiner Leute, die leichte Verletzungen davon getragen hatten, an, sich behandeln zu lassen, und nickte Tanduin zu, auch Akkaya in die Krankenstation zu bringen, sicherheitshalber.

Dreshar schickte jemanden zu Quivi bei den Krippen, damit sie den Kleinen zu Ran brachte, dann trat er selbst in die Krankenstation. Er hatte zwar nur einige öberflächliche Schnitte an Händen und Unterarmen davongetragen, aber Kriecherwunden tendierten dazu, sich zu infizieren, wenn man sie nicht behandelte. Als er versorgt war, schritt er zwischen den Betten seiner Leute hindurch, die verwundet worden waren, dankte ihnen und sprach ihnen Mut zu, bevor er zu Ansir trat.
"Ich weiss nicht, was sie ihm gegeben hat", sagte einer der Pfleger, die neben ihm standen. "Aber wir mussten ihn festhalten, damit er nicht aus dem Bett fiel!"
Ansir zitterte noch immer am ganzen Leib, die Augen nach oben verdreht. Dreshar kniete sich erschrocken neben ihn. "Ansir? Ansir, Bruder, kannst du mich hören!"
Ansir gab keine Antwort, aber seine Hand öffnete sich und als Dreshar sie ergriff erwiderte er den Druck, bevor er begann panisch zu wimmern, sich losriss und nach der Luft schlug. Dreshar fing seine Hand wieder ein, drückte sie aufs Bett. "Komm zu dir, Bruder. Es wird alles gut. Sieh mich an." Er packte Ansir am Kinn und drehte sein Gesicht zu ihm. "Ich bin hier. Ich passe auf dich auf. Es ist alles gut."
Ansirs Blick schien durch ihn hindurchzugehen und sein Atem ging keuchend.

Dreshar atmete erleichtert aus und schloss einen Augenblick lang die Augen. "Danke, Bruder", murmelte er und drückte noch einmal Ansirs Hand, dann stand er auf und verliess die Krankenstation. Draussen lehnte er sich gegen eine Wand, rutschte daran herunter und fing an zu schluchzen. Sieben Tote. Verdammt, was hatte er sich gedacht? Er könnte einfach kommen und den Kampf beenden, es brauche nichts als ein bisschen Überzeugungskraft um zu vollbringen, was seine Vorfahren über zwei Jahrtausende hinweg nicht geschafft hatten? Er war so ein arroganter Vollidiot. Und zu glauben, so könnten die Kriecher tatsächlich kontrollieren...
Er drückte die Handflächen gegen die Augen und schluchzte unkontrolliert. Sieben tot, und Ansir würde vermutlich nie wieder einen Bogen führen, wenn er überhaupt überlebte. Und es war seine Schuld. Sein Hochmut, seine verdammte Arroganz, schlauer zu sein als alle vor ihm. Er spürte, wie jemand die Hände auf seine Schultern legte und sich neben ihn kniete. Er blickte ein Stück auf und sah Tjavari's Kinn, als sie die Arme um ihn legte. Unkontrolliert schluchzend liess er das Gesicht gegen ihre Schulter sinken und zog sie an sich.

Sie verschoben die Besprechung, die eigentlich direkt nach dem Angriff geplant gewesen war, aus Rücksicht auf Akkaya um einige Stunden. Als sie schliesslich alle um einen Tisch sassen - die Mitglieder des Rates, Dreshar, Akkaya, Emaï und der ranghöchste der Spezialeinheit, der beim Kampf dabei gewesen war - Emaï hatte diesmal nicht teilgenommen - fackelte Dreshar nicht lange, sondern lieferte kurz und ungeschönt den Bericht ab. "Soweit ich das sehe, haben wir zwei Probleme, die es zu lösen, oder damit umzugehen gilt: das erste ist, dass die Zucht-Kriecher durchdrehen, sobald ihr zuständiger Bändiger getötet wird." Er sah Emaï an. "Das zweite, dass sobald ein Kampf in einem nicht abgeschlossenen Bereich der Tunnels stattfindet, sofort weitere Kriecher angelockt werden."

Dreshar nickte und wollte zu sprechen ansetzen, aber ein anderes Ratsmitglied kam ihm zuvor. "Was ist mit Wasser?", fragte sie Akkaya. "Könnt Ihr das gefahrlos einsetzen?"