Dreshar nickte Evereya dankbar zu.
"Wir müssen aufhören, uns gegenseitig zu bekriegen", sagte er. "Und die selbstmörderischen Expeditionen in die Tiefen müssen eingeschränkt werden. Ich sage nicht, dass wir sie nicht zu einem späteren Zeitpunkt fortführen können, aber nicht, solange wir so instabil sind wie jetzt, und nicht so lange wir nicht wissen, ob es nicht nach Akkaya's Besuch leichter sein wird."
Er holte Luft. "Ich weiss, die meisten von euch betrachten den Rat als Feind, und möchten ihn stürzen, daber ich will euch daran erinnern, dass unser wahrer Feind immer die Kriecher sind. Und wir dürfen nicht zulassen, dass wir ihnen unterliegen, weil wir uns zu sehr auf unsere inneren Konflikte konzentrieren. Was ich suche, ist keine Revolution." Er sah einige enttäuschte Gesichter. "Sondern die Einheit. Wir müssen einig sein, um stark zu sein. Aber es gibt einige, und unter ihnen sind auch Mitglieder des Rates, die dieser Einheit im Weg stehen, weil sie Dinge für sich behalten wollen und um ihre Macht fürchten, eine Macht, die sie von uns einst erhalten haben, um für den Orden zu sorgen, nicht für sich selbst!"
Er schluckte den Kloss, der sich beim Reden in seinem Hals gebildet hatte, herunter und sprach weiter: "Wir müssen versuchen, jene, die wir können, davon zu überzeugen, damit aufzuhören, und gemeinsam mit uns für die Wahrheit einzustehen. Aber es wird auch einige geben, die auf ihrem Punkt beharren, und es wird keine andere Wahl bleiben, als sie zu ersetzen."

Genau das war der Knackpunkt. Er hatte sich in den vergangenen Tagen und Stunden so viele Gedanken darüber gemacht, aber er war zu keinem Schluss gekommen, der sicher war, der alle Fragen beantwortete. Aber das durfte er sich nicht anmerken lassen.
Er holte Luft, schluckte und sagte: "Ich schlage vor, dass wir die Wahrheit offen legen. Gegenüber allen. Und sie dann die Wahl treffen lassen. Ob sie für den Rat sind, und damit gegen uns, und den Riss in unserem Orden in Kauf nehmen, nur um nicht denken zu müssen. Oder ob sie meine Vorschläge akzeptieren, und bereit sind, dafür einzustehen, dass wir zu neuer Einheit wachsen."
Er sah in die Runde. "Ich weiss, dass es ein Risiko ist", sagte er hart. "Weil sie sich gegen uns entscheiden könnten. Aber es ist der einzig richtige Weg. Würden wir einfach über ihre Köpfe entscheiden, ohne sie zu fragen, dann wären wir nicht besser als der Rat."

"Ich würde es bevorzugen, wenn sie wissen, dass sie eine Entscheidung treffen, wenn sie es tun", antwortete Dreshar. "Aber sagt mir, was ihr davon haltet, Brüdern und Schwestern."
Er blickte in die Runde.

"Ich denke, es wäre falsch, es dem jetztigen Rat zu überlassen, mit Akkaya zu verhandeln", sagte Dreshar. "So wie sie hinter diesen Seelensplittern her sind, und wie sie in der Vergangenheit wühlen, besonders in letzter Zeit, ist zu befürchten, dass sie sie ihr nicht aushändigen wollen. Dass sie versuchen, sie auszutricksen, oder sich ihr einfach widersetzen. Und das könnte mitunter vernichtend sein für uns.
Ich kenne Akkaya und es ist möglich, dass sie ein ziemliches Chaos anrichtet, wenn sie hier eintrifft, aber wir können sie dazu bringen, dass dieses Chaos zu unserem Vorteil ist. Allerdings nur, wenn wir uns einig sind, was wir wollen. Deshalb sollten wir das, was wir tun wollen, so schnell wie möglich tun, damit sich bis im November die Wogen geglättet und die leeren Stellen gefüllt haben."

Dreshar nickte langsam. "Mein Plan ist es, in der grossen Halle vor ihnen zu sprechen", sagte er. "Ich weiss, dass nicht alle Mitglieder des Ordens dort hinein passen, aber es werden viele sein, und sie werden die Worte weitergeben. Ich brauche dazu eure Hilfe, Freunde, und zwar in drei Punkten: erstens, um die Leute zu versammeln. Ich will Leute aus jedem Contubernium, aus allen Abteilungen, auch jenen, die uns nicht nahe liegen. Niemand soll sagen können, wir hätten sie ausgeschlossen. Ihr kennt eure jeweiligen Kohorten weitaus besser als ich. Ihr müsst die Nachricht von der Versammlung verbreiten, und zwar so schnell, dass der Rat es nicht mehr verhindern kann. Zweitens müssen wir verhindern, dass der Rat die Versammlung stürmen lässt und es womöglich zu einem Blutvergiessen kommt, weil sie sie gewaltsam auflösen wollen. Und drittens brauche ich Leute, die die Tore des Herzens bewachen, Leute, auf die ich mich verlassen kann. Denn ich traue dem Rat zu, dass er die Wächter dort abzieht, wenn er denkt, er braucht sie gegen uns."
Er sah in die Runde. "Erklärt ihr euch bereit, das zu tun?"