Er nickte. Der Weg nach draussen dauerte wesentlich länger als der hinein, aber schliesslich standen sie wieder in der leeren Tiefenstadt und machten sich auf den Rückweg zum Herzen. Ein oder zweimal hörte Dreshar das Krabbeln von Kriechern, aber keiner kam ihnen so nahe, dass er sie gerochen und angegriffen hätte. Schliesslich traten sie wieder durch die Schleuse, durch die sie aus dem Herzen gekommen waren, Dreshar nickte Akkaya zu und ging dann in die andere Richtung als sie.
Er beherzigte ihren Ratschlag, warf die Kette mit den Splittern samt der Tiefenjägerkleidung in eine Ecke und stieg hinunter zu den Bädern. Mittlerweile war es Nachmittag, und es war ruhig, auch wenn er nicht der einzige war. Er zog sich aus und stieg in das warme Wasser, schloss die Augen und liess sich und seine Gedanken treiben. Elira war nicht tot, das war immerhin etwas. Ein anderer Punkt, den es festzuhalten galt, war dass Emaï und seine Leute offensichtlich Erfolg hatten, was ihre Experimente betraf, womit auch immer sie die Kriecher kontrollierten - etwas, das es herauszufinden galt. Er musste zugeben, dass, falls es wirklich funktionierte, es eigentlich keine bessere Lösung gab: man konnte die Kriecher sich gegenseitig vernichten lassen. Aber die Frage war, ob es funktionierte. Und was Emaï und seine Leute wirklich damit beabsichtigten.
Einige Stunden später lag er auf seinem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und im Kopf eine Liste mit dem was es als nächstes zu tun galt. Erstens: Ruhe bewahren. Zweitens: mit Emaï Verhandeln. Immerhin musste er sich jetzt dabei nicht mehr bloss auf seine Menschenkenntnisse verlassen, sondern würde bis zu einem gewissen Punkt wissen, ob Emaï die Wahrheit sagte, oder ob er alles erlog. Drittens: dafür sorgen, dass sie aufhörten mit Elira zu experimentieren, sie freiliessen, und dass Elira Tanue verliess. Viertens: herausfinden, wie die Kontrolle der Kriecher funktionierte und was Emaï's Ziel war. Fünftens: währenddessen im Vordergrund die Grossaktion mit Akkaya zur Dezimierung der Kriecher planen, der Orden sollte noch nicht merken, was im Hintergrund ablief, oder er riskierte einen Bürgerkrieg.

Dreshar war nicht dort, denn Evereya hatte ihn bereits abgeholt. Er folgte ihr, als sie ihn durch die Gänge und Räume führte, und sagte sich, dass er Ruhe bewahren musste. Dass er Emaï nicht zeigen durfte, was er wusste. Dass er ihm neutral gegenübertreten musste und sich nicht den Hass anmerken lassen durfte, der in ihm brodelte.

"Warte...", meinte Dreshar und dachte nach. Vermutlich hätte er dringend mal wieder schlafen sollen... "Kann sein. Aber ich weiss nicht, wo sie ist."

Dreshar nickte. "Guten Morgen Emaï. Ja, ich wollte mit dir sprechen." Er hielt einen Moment lang inne, bevor er fortfuhr: "Ich weiss, dass ihr das selbe Ziel verfolgt wie ich", sagte er. "Ihr wollt das Wohl des Ordens - und ihr wollt Tanue wieder aufbauen. Du kannst mir glauben, ich verfolge kein anderes Ziel. Ich habe gesehen, Emaï, wie Tanue war, damals. Keiner, der das gesehen hat, würde sich nicht danach sehnen, dass es wieder so ist." Er holte Luft und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. "Ich weiss auch, dass wir gegenwärtig nicht mit den selben Mitteln an diesem Ziel arbeiten. Der Grund, warum ich mit dir sprechen wollte, ist dass..." Er verlor einen Moment lang den Faden. Scheisse, was hatte er sagen wollen? Ah, genau. "Dass ich denke, es wäre sinnvoll, unsere Aktionen aufeinander abzustimmen, denn sonst riskieren wir, uns gegenseitig im Weg zu stehen. Aber dafür muss ein gewisser Informationsaustausch stattfinden."

"Worin diese Aufgabe besteht."