Dreshar bedeutete ihr leise zu sein und schlich voran. Es fiel ihm leicht, auch wenn er spürte, dass sein Knöchel sich in eine Richtung nicht so weit bewegen liess, wie vor dem Bruch. Nun, er würde sich daran gewöhnen. Wenn er nicht ohnehin bald tot war.
Sie erreichten eine Wendeltreppe und Dreshar schlich sie hinunter, den Bogen bereit, aber nichts war zu hören ausser dem entfernten Tropfen von Wasser. Am Fuss der Treppe war eine Türöffnung, die von den zersplitterten Überresten einer vor langer Zeit zerborstenen Türe umgeben war, dahinter führten einige Stufen in einen grosseren Raum. Es war ein Labor, aber anders als das obere. In der Mitte standen metallene Tische mit Glasbehältern, die meisten von ihnen im Laufe der Zeit geborsten, und Apparaturen, dessen Zweck Dreshar unbekannt war, aber an die er sich entfernt erinnerte, aus einem oder zwei flüchtigen Bildern aus Aions Erinnerung. An den Wänden waren Käfige. In keinem war ein lebendes Wesen, die Türen einiger standen offen, in anderen lagen Knochen und Exoskelette. "Wusstest du hiervon?", fragte er Akkaya.

"Ich schätze von hier kamen die Kriecher", meinte Dreshar, während er den Käfigen entlang schritt. Die Glasbehälter auf den Tischen schienen einst mit irgendeiner Flüssigkeit gefüllt gewesen zu sein, denn wo sie ausgelaufen war, hatte sie klebrige, längst verstaubte Flecken auf Metall und Boden hinterlassen. Die Versuchung war gross, nach den Splittern zu greifen, um zu sehen, was hier passiert war und er schielte zu Akkaya hinüber, riss sich aber zusammen.
Auf der anderen Seite war eine grosse Klappe im Boden, mit einem darüber hängenden Aufzug, aber sie war so verrostet, dass Dreshar bezweifelte, dass der Öffnungsmechanismus noch funktionieren würde. Dafür fand er neben einem der Käfige eine weitere Wendeltreppe, die in die Tiefe führte, dorthin, wo sich vermutlich auch die Klappe öffnete.

Dreshar zuckte zusammen bei dem Geräusch und hätte sie am liebsten angefahren, aber das wäre auch nicht leiser gewesen. Im nächsten Moment warf er sich zu Boden, denn irgendetwas schoss aus der Türöffnung an die Stelle, an der sein Kopf gewesen wäre.

Dreshar befreite sich von dem Vieh, das halb auf ihn gefallen war, sprang auf und hob seinen Bogen, bevor er mit einem leichten Tritt die Türe zum Raum ganz aufstiess. Er unterdrückte einen Fluch und den Drang, sich die Hand vor den Mund zu schlagen. Am Boden des Raumes lag ein Falke mit Tiefenjägeruniform in einer Lache aus Blut und anderem, dem bereits grosse Stücke fehlten.

Dreshar suchte den Raum nach weiteren Kriechern ab, aber wenn da welche gewesen waren, waren sie mittlerweile geflohen, dann trat er zu dem toten Falken, der auf dem Bauch lag, packte ihn an einem Körperteil, das noch einigermassen intakt aussah, und drehte ihn daran herum. Es war eine Frau. Die untere Hälfte ihren Gesichtes war zerbissen und zerschnitten und der Hals völlig aufgerissen. Vermutlich hatten die Kriecher sie dort attackiert, denn den Bissspuren nach konnten sie nicht grösser als der eben gewesen sein, und die Kleinen gingen immer an die Kehle - was bedeutete, dass sie vermutlich immerhin relativ schnell gestorben war.
Ihm war halb schlecht von dem Anblick, trotzdem tastete er in ihrer blutgetränkten und zerfetzten Kleidung, ob sie etwas bei sich trug, das ihren Aufenthalt hier erklärte, fand aber nichts ausser der Kette um ihren Hals, auf der stand, wer sie war. Vorsichtig zog er sie ihr über den Kopf und verstaute sie in seiner Gürteltasche, um später ihren Tod zu melden, dann richtete er sich auf und wandte sich wieder Akkaya zu.