"Auf die drei Tage kommt es jetzt auch nicht mehr an", meinte Dreshar und ignorierte das Gezicke der anderen beiden. "Sonst müssen wir nur die Pferde verschiffen." Immerhin war über zwei Monate her, seit sie hier gewesen waren.

Meleth überprüfte die Fesseln eines der Gefangenen und fädelte ein langes Seil hindurch, mit dem sie alle zusammenband. Der andere Schiffsjunge hüpfte um die Matrosen herum und verspottete sie, anstatt sich nützlich zu machen. Als er einen von ihnen anspuckte, riss Meleth der Geduldsfaden. Sie zog den letzten Knoten fest, trat zu dem Jungen hin und baute sich vor ihm auf, wobei sie etwa eine halbe Hand breit grösser war als er. "Benimm dich!", fuhr sie ihn an.
"Wieso?", meinte er mit einem abschätzigen Grinsen. "Sind doch bloss Sklaven."
"Ich kann dich gerne auch dazu binden", meinte Meleth wütend. "Wie würde dir das gefallen?"
"Das darfst du gar nicht!", meinte er selbstsicher.
Meleth trat einen Schritt näher zu ihm und zischte: "Aber der Kapitän darf und wird, wenn du nichst für dein Geld tust, also mach dich nützlich!"
Damit liess sie ihn stehen.

Dreshar sah Kraigor irritiert an. "Wieso willst du nach Kradna? Ich dachte, du willst Melissa suchen?"

Dreshar erwiderte nichts darauf, sondern zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. Rewona ging ihm jetzt seit beinahe zwei Wochen auf die Nerven mit solchen Sprüchen.

"Weisst du denn nicht, wo sie wohnt?", fragte Dreshar Kraigor, während er sich aus dem Sattel schwang, um sein Pferd vor dem Haus des Schneiders anzubinden. Bevor er ganz fertig war, kam der Mann mit einem geschäftstüchtigen Grinsen aus dem Haus geeilt, um die neue Kundschaft zu begrüssen, oder die Vagabunden zu verscheuchen, je nachdem als was sie sich herausstellten. Offenbar erkannte er Elira, denn er begrüsste sie geflissentlich und fragte sie, was sie schon wieder hier her führte.

Dreshar hatte dem Gespräch nicht zugehört. In dem Moment, als Elira zu sprechen begonnen hatte, hatte er eine Bewegung im Augenwinkel gesehen, und als er sich danach umdrehte, glaubte er jemanden hinter einer Hausecke verschwinden zu sehen. Er unterdrückte den Reflex, der Person nachzulaufen. Vermutlich nur Kinder beim Verstecken spielen. Allerdings sagte ihm etwas, dass es nicht so war.
Er beschloss, nachher nachzusehen, wenn die anderen drinnen beim Schneider waren, falls sie hineingingen.