#481

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge

in Dreitan - das Spiel 23.02.2014 16:08
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Sie sprang auf wie von der Tarantel gestochen, und krachte so hart mit dem Schädel gegen die Bretter über ihr, dass sie zu Boden ging. Autsch.
Während sie sich halb benommen versuchte aufzurappeln und dabei vor Schmerz das Gesicht verzog, meinte die Stimme: "Immer mit der Ruhe, Jungchen, brauchst keine Angst zu hab'n. Der Alte Jock is keiner, der dir für n'paar durchgelatschte Sohlen n'Hals durchschneidet."
Sie setzte sich auf und konnte in der Dunkelheit schemenhaft eine Gestalt ausmachen, aber nicht mehr.
"Magst n'Schluck?", fragte die Gestalt und streckte ihr etwas entgegen, das eine Flasche oder etwas ähnliches sein musste. Geruch von Alkohol stieg ihr in die Nase, aber nicht von Bier oder Met, sondern etwas, das eher roch, als würde es zum reinigen verwendet.
Sie schüttelte den Kopf, dann fiel ihr ein, dass er sie nicht sehen konnte. "Danke, nein", meinte sie höflich und fragte sich, wie sie sich am ehesten aus dem Staub machen konnte. Der Typ war ihr nicht geheuer. Vielleicht war er wahnsinnig und würde ihr ein Messer nachwerfen, wenn sie einfach davonrannte, oder ihr nachrennen, und sie wusste nicht, ob sie schneller war. Besser schön höflich bleiben und warten, bis sich eine Gelegenheit ergab.
Er nahm die Flasche wieder zurück und begann in den Kisten herumzuwühlen. "Woher kommst denn?", fragte er.
"Oh, nicht von weit", sagte sie, um irgendwas zu sagen ohne etwas zu verraten. "Aus so einem Dorf."
"Und du bist n'Dieb?", fragte er, während er einige Dinge zwischen ihnen auf das Kies legte.
"Nein!", sagte sie schnell. "Ich habe nichts gestohlen."
Der Mann kicherte leise. "Mir musst nichts vormachen. Werd dich bestimmt nich bei den Ratternfängern verpfeifen, die mögen mich auch nich."
Ein Funken glühte auf in der Dunkelheit, dann noch einmal. Nach dem dritten mal fingen die trockenen Stoffreste Feuer und zündeten die Holzspäne an. Schnell legte der Mann Holz nach. Im aufkeimenden Licht sah sie, dass er älter war, als sie erwartet hatte, oder zumindest bedeutend älter aussah. Sein Gesicht war zerfurcht, mit tiefliegenden Augen, sein Haar und sein Bart weissgrau, dreckig und verfilzt, die Kleider hingen ihm wie Lumpen am mageren Leib. Dennoch war ihr klar, dass sie ihn nicht unterschätzen durfte, denn die Muskeln an seinen Unterarmen waren sehnig. Gut möglich, dass er alles andere als schwach und gebrechlich war.
"Nich zuviel", kommentierte er, als er das Holz mit einem Brett zurechtschob. "Sonst sehn sies oben und dann jagn's uns weg."
Er holte die Flasche wieder hervor, trank davon und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. "Hast nich zufällig was zu essen da?"
Sie zögerte einen Moment, doch dann holte sie einen der zwei verbliebenen Trockenfische hervor. Er nahm ihn an, riss ihn in zwei Teile und nahm die eine Hälfte, die andere gab er ihr zurück. Kauend und schmatzend fragte er: "Zuhause weggelaufen?"
Sie gab keine Antwort, sondern biss in ihren Teil des Fisches. Als sie seinen Blick auf sich ruhen spürte, murmelte sie irgendetwas unverständliches.
"Musst natürlich nich sagen", meinte der Alte. "Kann ich verstehn. Hab ich damals auch gemacht."
Er bot ihr erneut die Flasche an, wieder lehnte sie dankend ab und fragte sich, wie sie hier am besten wegkam, aber ihr fiel keine gute Ausrede ein.
"Schon lange hier in Kradna?", fragte er und trank selber von dem Alkohol.
Sie schüttelte den Kopf. "Nicht sehr."
"Nimm dich vorn' Wachen in acht", sagte er. "Wenn die dich einlochen, kommst nich mehr raus. Zumindest nich als der, der du vorher warst."
Sie schluckte leer. "Wieso?"
"Willst nicht so genau wissen, glaubs mir", antwortete er. "Die machn dich fertig. Habs oft genug gesehen. Männer, die vorher Kraft und stolz hatten, und wie sie da raus kamen, waren sie ein Wrack, und wirr im Kopf, verrückt, weisst du?" Er drehte mit dem Finger neben seinem Kopf, um zu verdeutlichen, was er meinte. "Aber sie sin nich sehr schnell und auch nich sehr schlau", fuhr er fort und trank einen Schluck. "Mit ein wenig was im Kopf kannst sie austricksen und ihnen auf der Nase rum tanzen." Er grinste und enthüllte dabei einen einzelnen Zahn.
"Wie denn?", fragte sie.
"Tja, Geheimnis", kicherte er meckernd und hielt ihr die Flasche hin.
Sie wollte erst wieder den Kopf schütteln, doch dann fragte sie: "Was ist da überhaupt drin?"
"Schnaps", meinte er.
"Nein danke", sagte sie.
"Wovon lebst denn du?", fragte sie vorsichtig.
"Hm, mal dies, mal das", meinte er vage. "Ab und an wirft jemand n'paar Münzen oder ne Kante Brot für n'alten Bettler ab. Aber das is nichts für junge Leute. Kannst machen, wenn mal so alt bist wie ich und nichts mehr besseres zu tun hast, als n'ganzen Tag am Strassenrand zu hocken und Leuten auf die Nerven zu gehn."
Er trank einige Schlucke zwischen den Sätzen und hielt ihr die Flasche hin.
Sie zögerte und wollte wieder den Kopf schütteln.
"Komm schon, Jungchen", meinte er. "Is kein Gift da drin. Und ich seh doch, dass du kalt hast."
Da hatte er recht. Es war trotz des kleinen Feuerchens empfindlich kühl hier unten am Wasser und sie hatte die Arme um den Körper geschlungen, um etwas wärmer haben. Zögernd nahm sie die Flasche entgegen und trank einen Schluck. Sofort bekam sie einen Hustenanfall. Das Zeug brannte wie Feuer. Hustend und mit Tränen in den Augen gab sie dem alten die Flasche zurück.
"Was hast du denn früher gemacht?", fragte sie, als sie sich wieder halbwegs erholt hatte.
"Verschieden", sagte er und trank selbst. "Alles heilige und unheilige unter der Sonne. Hier und anderswo."
Sie hob eine Augenbraue. "Und du warst nie im Kerker?"
"Nich hier in Kradna, die Götter behüten", antwortete. "Aber anderswo schon. War nich lustig."
"Warum denn?", fragte sie. "Also warum warst du im Kerker?"
"Wurd im falschen Bett erwischt", sagte er und grinste breit. "Merk dir das, Jungchen, wenn du jung und hübsch bist, kannst haben wen du willst, aber lass dich nicht erwischen." Er fing ihren Blick auf und lachte laut. "Deine Zeit kommt noch, glaub mir. Meine is längst vorbei."
Er hielt ihr die Flasche hin. Sie schüttelte dankend den Kopf. Er trank selbst einen Schluck. "Und lass dir nich das Geld aus der Tasche zu ziehen. Keine Geliebten, die sich von dir verhalten lassen können, ausser du bist wirklich reich. Besser, du suchst dir irgend ne reiche, gelangweilte Dame, die dich verhält."
Sie lief rot an. Er reichte ihr die Flasche, sie trank einen Schluck und schaffte es diesmal knapp, nicht zu husten.
Er legte ein neues Brett auf das Feuer und musterte sie. "Aber erstmal brauchst Geld, was? Wie alt bist eigentlich, Jungchen?"
"Vierzehn", antwortete sie geistesgegenwärtig. Älter hätte man ihr ohnehin niemals abgekauft.
"Na siehst, schon fast ein Mann", meinte er. "Wieso gehst nicht auf die Schiffe?"
"Auf die Schiffe?", fragte sie etwas begriffsstutzig und trank einen weiteren Schluck aus der Flasche, die sie immer noch in der Hand hielt, bevor sie sie ihm zurück reichte.
"Na als Matrose", meinte er. "Dafür bist längst alt genug. Und da siehst was von der Welt."
"Was muss man denn da können?", fragte sie.
"Nix", antwortete er und trank einen Schluck. "Deck schrubben. Aber das bring'n sie dir schon bei."
"Und die nehmen einen einfach?"
"Wenn sie wen brauchen", antwortete der Alte und reichte ihr die Flasche. "Musst halt fragen."
Sie trank einen Schluck. "Und wen muss ich da fragen?"
"Einen, der auf nem Schiff arbeitet. Nich den Kapitän. N'Matrosen oder so. Der schleppt dich zum Maat und der stellt dich ein."
"Und was ist der Haken?", fragte sie skeptisch.
"Da is keiner", meinte er.
"Und wieso machst du denn das nich?", fragte sie.
Er lachte. "Weil die keine alten Krüppel gebrauchen können", sagte er und zog seinen rechten Fuss unter dem Körper hervor, respektive das, was einmal ein Fuss gewesen war. Unterhalb des Knöchels fehlte das meiste.
Sie verzog unwillkürlich das Gesicht. "Wie ist denn das passiert?"
"Abgefrohren", sagte er knapp.
Ihr fiel ein, dass sie hatte abhauen wollen. Mit dem Fuss würde er ihr bestimmt nicht nachlaufen können. Aber eigentlich war er ganz in Ordnung. Vielleicht konnte sie doch hier bleiben. Sonst musste sie sich nur wieder einen neuen Ort suchen. Und sie konnte ja immer noch später abhauen, wenn sie wollte.


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#482

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge

in Dreitan - das Spiel 25.02.2014 01:04
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Als sie aufwachte, tat ihr alles weh von dem unebenen Boden, auf dem sie lag. Ächzend drehte sie sich auf die Seite, blinzelte gegen das Licht, das sich auf dem hellen Licht reflektierte und sah die Reste eines kleinen Feuers. Langsam kehrte ihre Erinnerung zurück und sie schoss auf, was sie sofort bereute, weil die Welt wankte und ihr Kopf schmerzhaft pochte.
Wieso war sie hier eingeschlafen? Sie hatte doch weggehen wollen, nur noch etwas mit dem Alten reden und dann verschwinden... Der hässliche Geschmack nach billigem Fusel in ihrem Mund gab ihr die Antwort. Sie verzog das Gesicht und sah sich um, doch sie war allein mit dem, was sie von den Kisten nicht verfeuert hatten. Vom Alten weit und breit keine Spur. Von ihren Schuhen ebenso wenig, wie sie kurz darauf feststellte. Ahnungsvoll tastete sie nach ihrem Geldbeutel. Weg. Ebenso wie der letzte Trockenfisch. Sie fluchte. Wie hatte sie nur so bescheuert sein können?!
Ächzend rappelte sie sich auf, und musste sich erstmal an einem Pfosten abstützen und wäre dann fast in das Messer getreten, das ihr aus dem Gürtel gerutscht sein musste. Merkwürdig, das hatte der Alte dagelassen. Sie steckte es ein, stolperte zum Wasser hinunter und wusch sich erstmal das Gesicht, dann hockte sie sich hin. Scheisse. Was sollte sie jetzt tun?


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#483

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge

in Dreitan - das Spiel 05.03.2014 14:04
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Sie brauchte Geld. Ohne Geld gab es gar nichts. Ihr fiel ein, was der Alte gesagt hatte, sie könnte auf einem Schiff arbeiten. Aber die Vorstellung, irgendwo draussen auf dem See, weit weg von jedem Ufer, auf kleinem Raum mit dutzenden von Männern eingepfercht zu sein, gefiel ihr nicht. Denn wenn sie dann aufflog, dann war sie geliefert, das war ihr klar.
Allerdings wusste sie auch nicht, was sie sonst tun sollte. Die ersten zwei Tage ging es noch, und sie konnte den Hunger austricksen, indem sie ihren Magen mit Wasser füllte, aber schliesslich nahm das bohrende Gefühl von Leere überhand, liess sie weder schlafen noch denken, beherrschte jeden ihrer Gedanke und füllte sie aus, dass sie sich fühlte, als häte sie keinen Körper, sondern wäre ein Loch.
Sie sah im Markt am Hafen die Stände mit Fischen und Brot. Es wäre eigentlich nicht sehr schwierig, etwas zu stehlen, sie musste nur im richtigen Moment, wenn der Händler abgelenkt war durch einen Kunden, vorbeilaufen und ohne sich etwas anmerken zu lassen einen der Fische packen und mitziehen. Aber sie hatte Angst davor, was passieren würde, wenn sie erwischt wurde. Wieder und wieder lief sie vor den Standreihen entlang, musterte jeden Ecken, jedes etwas abseits liegende Brötchen auf der Suche nach dem geeignetesten Ziel und versuchte sich zu überwinden, bis ihr klar wurde, dass sie mittlerweile so lange herumgetiegert war, dass sie jedem Händler aufgefallen sein musste.
Mit immer noch knurrendem Magen gab sie es auf und ging hinauf ins Zentrum der Stadt. Dann blieb ihr wohl nicht mehr viel anderes, als zu betteln. Aber sie brachte es nicht über sich, die Leute anzusprechen, fürchtete sich zu sehr davor, dass sie sie beschimpften oder schlugen. Und ihr Stolz liess einfach nicht zu, dass sie irgendwelche Leute um einen Kanten Brot anflehte.
Am Abend sass sie halb zitternd an eine Hausmauer gelehnt. Schliesslich gab sie auf. Es hatte keinen Zweck hier zu verhungern. Vielleicht rannte sie damit in ihr Verderben, aber auf einem Schiff gab es wenigstens Essen. Hoffte sie.
Sie stand auf und ging hinunter in den Hafen, traute sich erst nicht, jemanden anzusprechen, trat aber schliesslich, als es längst Nacht geworden war, zu einem der Schiffe heran, die im Hafen lagen, und rief den Mann, der auf Deck Wache hielt, an, um nach Arbeit zu fragen. Er verneinte, aber beim dritten Schiff hatte sie Erfolg. Sie wurde auf Deck gelassen und der Matrose brachte sie ins Steuerhaus, wo ein offiziell aussehender Mann hinter einer Karte sass. Nachdem der Matrose ihn informiert hatte, dass sie Arbeit suchte, und wieder gegangen war, fragte der Mann knapp: "Name?"
"Meleth", antwortete sie.
"Schon einmal auf einen Schiff gearbeitet?"
"Nein", antwortete sie wahrheitsgemäss.
"Wir segeln zwei Stunden vor Sonnenaufgang", sagte der Mann knapp, holte ein Blatt Papier hervor und trug ihren Namen auf eine Liste ein.
Sie stand etwas unschlüssig da. War sie jetzt angestellt? Und überhaupt, was musste sie jetzt tun?
Der Mann blickte auf. "Ist was? Nein? Wieso stehst du dann rum?" Er machte eine Handbewegung, um sie hinauszuscheuchen und sie folgte der Aufforderung schnell.


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#484

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge

in Dreitan - das Spiel 01.04.2014 00:37
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Mitte Mai 308

Meleth zog den Eimer am Seil hoch, hievte ihn über die Reling und goss das Wasser mit einem Schwall auf das Deck, bevor sie sich erneut mit dem Schrubber ans Werk machte. Die ersten Tage hatte ihr jeder Muskel wehgetan von der Arbeit, obwohl sie zu Hause ja auch nicht verhätschtelt worden war, ihre Hände waren aufgerissen, ihre Haut verbrannt von der Sonne und sie war mehrfach kurz davor gewesen, einfach heulend aufzugeben, aber irgendwann, nach einer Woche oder mehr, hatte sie sich plötzlich daran gewöhnt. An die Anstrengung, das ständige Geschaukel, das Schlafen in der Hängematte.
Am ersten Abend, nachdem sie das Steuerhaus verlassen hatte, war sie unschlüssig herumgestanden, bis der wachhabende Matrose meinte, sie solle sich verziehen, wenn sie nichts zu tun habe und auf einen Treppenabgang wies. Die Leiter führte in den Schiffsbauch, wo sie im schwachen Licht, das durch die Ladeluken hereinfiel, zwischen der Ware gespannte Hängematten sehen konnte. Aber welches war ihre. Und ob sie vielleicht etwas zu essen bekam? Ihr Magen knurrte schmerzhaft.
Irgendwann waren die Matrosen zurückgekommen, die meisten stockbesoffen, nur an ihr vorübergewankt und hatten sich in ihre Hängematten fallen lassen. Bis sie jemand an der Schulter fasste. Sie zuckte zusammen und wäre fast aufgesprungen, blickte in ein Gesicht, von dem sie im Halbdunkel nicht viel mehr sah, als dass es unrasiert war. "Neu?", fragte der Mann knapp.
Sie nickte.
"Hunger?"
Sie nickte wieder.
Er verschwand kurz, kam zurück und drückte ihr Brot und Trockenfische in die Hand, deutete auf eine Hängematte, meinte: "Deine!", und verschwand dann wieder.
Der Typ hiess Mirko, wie sie später herausfand, und war schon auf Brettern eines Schiffes geboren, wie sie sagten. Ausserdem sah er bei Tageslicht wesentlich jünger aus. Die meiste Zeit hing er irgendwo in der Takelage, aber die ersten Tage über hatte er ihr gezeigt, was sie wie tun musste, um keine Prügel zu beziehen.
Sie stützte sich einen Moment lang auf den Stiel des Schrubbers, um über den See zum fernen Ufer zu blicken, aber dann spürte sie das Auge des Maates auf sich ruhen und schrubbte schnell weiter.


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#485

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge

in Dreitan - das Spiel 06.04.2014 16:03
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Eine Woche später

Sie liefen wieder im Hafen von Kradna ein. Zwei Wochen lang waren sie kreuz und quer über den See gefahren, hatten einen Hafen nach dem anderen angefahren, das Schiff ent- und beladen und sich mit eingebildeten Händlern herumgeschlagen. Jetzt war es Abend und die Lichter des Hafentores von Kradna kamen näher, taten sich auf und liessen sie zwischen sich hindurch, in das von Fackelschein umkränzte Hafenbecken. Sie legten an, einige Matrosen sprangen auf den Pier hinüber, die anderen warfen ihnen die Taue zu, um das Schiff festzumachen. Der Maat brüllte einige Befehle, die Gangway wurde ausgelegt und der Maat verliess das Schiff, um mit dem Hafenmeister die Gebühren auszumachen. Kurz darauf kamen einige Hafenarbeiter angelaufen und begannen, das Schiff zu entladen.
Als der Maat zurückkehrte, drückte er jedem seinen Sold für die zwei Wochen in die Hand, pickte einige Matrosen als Wachen aus und gab dem Rest frei bis Sonnenaufgang. Meleth stand einige Augenblicke lang da und blickte zufrieden auf das Geld in ihrer Hand. Dann wurde sie unvermittelt am Kragen gepackt und konnte nicht anders als laut protestierend rückwärts die Gangway hinunterstolpern, wenn sie nicht im Hafenbecken landen wollte. Als sie wieder festen Boden unter den Füssen hatte, packte sie wütend die Hand, die sie festhielt, und drehte sich um. Mirko grinste sie an. "Du kommst mit", meinte er knapp.
Er und ein anderer Matrose nahmen sie zwischen sich und schleppten sie in eine Schenke, verfrachteten sie an den Tresen und stellten irgendetwas zu trinken vor sie hin. "Auf Ex", meine Mirko und er und der andere hoben einen gleichen Becher. Um nicht als Spielverderber dazustehen trat sie das selbe, sie stiessen an und leerten den Becher in einem Zug. Meleth verzog das Gesicht. Das Zeug war fast so schlimm wie das vom Alten Jock, nicht ganz, aber fast. Die beiden Matrosen lachten sie aus und bestellten noch einmal dasselbe.


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#486

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge

in Dreitan - das Spiel 22.04.2014 22:46
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Sie wusste später nicht mehr, wie sie auf das Schiff zurück gekommen war. Nur dass sie bei Sonnenaufgang, als sie aus dem Hafen ausliefen, reiernd über der Reling hing und ihr Leben verwünschte.
Die Übelkeit war nicht von langer Dauer. Spätestens nachdem jemand ihr einen Eimer Seewasser ins Gesicht gekippt und sie angebrüllt hatte, sie solle sich gefälligst an die Arbeit machen, begleitet vom Gelächter der ganzen Mannschaft, riss sie sich einigermassen zusammen, und irgendwann am Nachmittag gingen dann auch die Kopfschmerzen vorbei. Bis am Abend hatte die Sonne den leichten Dunst über dem See aufgelöst und sie segelten ins Abendlicht, während die glühende Scheibe blutrot über dem Grasland im Westen versank.
Über Nacht ankerten sie in einem kleinen Dorf, wo sie Felle aus dem Land der Barbaren an Bord nahmen, um im Morgengrauen wieder loszusegeln. Wieder war es leicht dunstig, aber weniger als am Vortag, und die Sonne begann bereits in den frühen Morgenstunden durch zu brechen. In einigen freien Minuten, in denen niemand sie sah, hielt Meleth ihre Nase in den auffrischenden Wind und genoss den Geruch des Wassers, das Knattern der Segel und das Gefühl von Freiheit, das sie in all den Jahren unter der Obhut ihrer Eltern vermisst hatte. Am liebsten hätte sie getanzt vor Freude.
Sie widmete sich wieder dem Tau, mit dessen Aufrollen sie betraut worden war, als ein Geräusch sie kurz aufmerken liess. Die Segel flappten. Sofort rief jemand Befehle und Matrosen eilten zu den Seilen. Vermutlich hatte sich wieder einmal der Wind gedreht. Tatsächlich stoppte das Flappen nach kurzer Zeit, und auch sonst wurde es ruhig. Fast etwas merkwürdig ruhig. Meleth blickte wieder auf und blinzelte. Das Schiff war von dichtem Nebel umgeben, so dicht, dass sie nicht einmal mehr das andere Ende sah.
Verwirrt sah sie sich um und bemerkte, dass die anderen Matrosen genau so verwirrt waren. "Das ist nicht normal", murmelte einer. "Mal den Teufel nicht an die Wand", sagte ein anderer schaudernd, bevor wieder Stille herrschte. "Seid auf der Hut", ertönte nach einer kurzen Weile Mirkos Stimme aus den Wanten über ihnen. Im nächsten Augenblick tauchte etwas riesiges, schwarzes aus dem Nebel auf und rammte mit voller Wucht in die Bordwand.
Holz splitterte, Schreie ertönten und Meleth wurde von der Wucht des Aufpralls von den Füssen gerissen und gegen die Reling geschleudert. Noch bevor sie sich wieder aufrappeln konnte, hörte sie Gebrüll und gleichzeitig den Maat Befehle schreien, dann Klirrten die ersten Klingen aufeinander.
Sie kam auf die Füsse und taumelte rückwärts gegen den Mast im Versuch von dem Geschehen wegzukommen, sah wie mehrere Matrosen von den Piraten niedergestreckt wurden, wie Mirko vor ihr auf das Deck hinunter sprang, in den Händen ein langes Messer, und sich damit in den Kampf stürzte, wie der Maat mit seinem Schwert auf einen der Angreifer einhackte, dass das Blut spritzte, und stand mit offenem Mund da, unfähig sich zu bewegen. Fast zu spät realisierte sie, dass einer der Piraten auf sie zu kam mit erhobenem Säbel. Sie stolperte um den Mast herum rückwärts und griff nach ihrem Küchenmesser an ihrem Gürtel, zog es und stach nach dem Mann, als er ihr um das Hindernis herum folgte, doch er fing ihren Stich mühelos ab, schlug ihr das Messer lachend aus der Hand und die Faust ins Gesicht, dass es taub wurde und sie auf die Planken knallte. Benommen versuchte sie sich aufzurappeln, schmeckte Blut und spuckte aus, dann traf sie ein Tritt in die Rippen und im nächsten Moment drückte sie ein Gesicht zu Boden, dass sie keine Luft mehr bekam, und jemand verdrehte ihr die Arme auf den Rücken, um sie zu fesseln.
Das ganze Gefecht dauerte keine zehn Minuten. Die Piraten plünderten das Schiff und zündeten dann die Segel an, bevor sie es mit Stangen von ihrem eigenen Weg stiessen. Meleth sass gefesselt zwischen den anderen Matrosen, die überlebt hatten, bewacht von den böse grinsenden Piraten, und versuchte das Zittern zu unterdrücken. Ihr Gesicht war angeschwollen von dem Schlag und einer ihrer Schneidezähne fühlte sich locker an, aber vor allem hatte sie Angst. Was würden sie mit ihnen machen? Sie töten? Oder schlimmeres?
Bevor sie dazu kam, den Gedanken so weit weiter zu spinnen, dass sie in Tränen ausbrach, stellte Mirko genau diese Frage. "Was habt ihr mit uns vor?"
"Fresse!", blaffte ihn einer der Piraten an und verpasste ihm einen Tritt.
"Was wohl", meinte ein anderer grinsend, während er sich einen Essensrest zwischen den Zähnen herauspuhlte. "Die Kohleleute zahlen ein hübsches Sümmchen für Frischfleisch wie euch."
"Ich kann euch anders viel mehr Wert sein", antwortete Mirko und seine Stimme klang, als würde er fast lachen. "Ihr habt heute einige Männer verloren. Die müsst ihr irgendwie ersetzen, oder? Nehmt mich zu Euch."
Die Köpfe der anderen Gefangenen drehten sich mit entsetzten Blicken zu ihm um und Meleth konnte sich vorstellen, was in ihnen vorging: Die haben gerade deine Kameraden abgeschlachtet, und du willt dich ihnen anschliessen?! "Verräter!", knurrte denn auch einer.
"Und was sollen wir mit einem feigen Bastard wie dir?", fragte einer der Piraten höhnisch.
"Ich bin ein guter Seemann", antwortete Mirko, ohne auf die Beleidigung einzugehen. "Besser als alle die hier zusammen. Ich bin in weniger als zehn Sekunden auf dem Mast, ich kann mit einem Säbel umgehen und ich setz euch das Focksegel wenn nötig..."
"Ach halt dir Fresse!", fuhr ihn der eine Pirat an. "Wir verhandeln nicht mit..."
"Lass ihn ausreden!", schallte eine Stimme über das Deck und der Pirat verstummte abrupt.
"...im Alleingang", beendete Mirko den Satz, wie alle übrigen die Augen auf die Gestalt gerichtet, die über das Deck auf sie zuschlenderte. Er trug einen Dreispitz, hohe Stiefel und einen abgewetzten Ledermantel. Von seiner Hüfte hing ein Säbel. Seine Haut war rabenschwarz, und seine Augen blitzten gefährlich aus dem schwarzen Gesicht.
"Wie ist dein Name?", fragte er.
"Mirko."
"Angeheuert", meinte der Kohlenmann. "Bindet ihn los!"
Die Piraten gehorchten, zogen Mirko auf die Füsse und lösten seine Fesseln.
"Verräter!", rief mehrere der anderen Matrosen und einer spuckte nach ihm, aber Mirko sah ihn nicht einmal an.
Der Kohlenmann schlenderte wieder davon, doch nach einigen Schritten blieb er stehen und drehte sich noch einmal um. "Sonst noch jemand, der wechseln möchte?", fragte er mit einem spöttischen Grinsen.
Stille herrschte. "Ich", durchbrach Meleth das Schweigen.
Jetzt war sie es, die angestarrt wurde und sie fragte sich unwillkürlich, ob sie gerade den Fehler ihres Lebens begangen hatte. Es war eine Kurzschlussreaktion gewesen, im einzigen Gedanken, dem Sklavenmarkt zu entgehen, denn sie ahnte, worauf das herausgelaufen wäre.
"Du?", fragte der Kohlenmann und hob eine Augenbraue. Auf einen Wink von ihm packten zwei Piraten sie an den Armen und zerrten sie auf die Füsse und zu ihm hin. Er packte sie am Kinn. "Und was kannst du?"
"D...Deck schrubben", stotterte Meleth.
Die Piraten begannen zu grölen und auch die Mundwinkel des Kohlenmannes zogen sich nach oben, bis er schallend lachte. Meleth stand da und fragte sich, ob das nur schlecht war oder vernichtend. Sie biss die Zähne zusammen, um nicht vor Angst damit zu klappern.
Schliesslich hörte der Kohlenmann auf zu lachen. "Ebenfalls angeheuert!", sagte er. "Und jetzt stopft dem Rest das Maul, ich will kein Gewinsel mehr hören, bis wir in Lessa sind!"


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#487

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge

in Dreitan - das Spiel 01.05.2014 02:43
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Die Fahrt nach Lessa dauerte den ganzen Tag, auch wenn sie guten Wind hatten. Kaum hatten sie den Nebel hinter sich gelassen, hatte Meleth irgendjemand einen Kessel in die Hand gedrückt und grinsend gemeint, sie könne jetzt mal zeigen, ob sie etwas tauge. Die Blicke der Gefangenen waren vernichtend gewesen, als sie um sie herum geschrubbt hatte, sorgsam darauf bedacht, ihnen nicht zu nahe zu kommen und sie nicht anzusehen. Sie wusste, dass sie eigentlich ein furchtbar schlechtes Gewissen hätte haben müssen, weil sie ihnen nicht half, sondern so ganz egoistisch gehandelt hatte, aber sie unterdrückte es, denn es nützte ihnen nichts, wenn sie verzweifelte, sie konnte ihnen ohnehin nicht helfen, oder? Und sie musste sich zusammenreissen, wenn sie überleben wollte und irgendwie wieder von diesem Schiff herunter kommen, ohne dabei in Ketten zu liegen. Wenn sie ehrlich war, hatte sie furchtbare Angst. Dass sie nur mit ihr spielten, und sie am Ende genau so verkaufen würden. Wieso hatte sie daran nicht gedacht, bevor sie auf einem Schiff angeheuert hatte?
Gegen Abend befahl der Kapitän - der Kohlenmann mit dem Dreispitz - dass sie und Mirko unter Deck gingen, und die Luken hinter ihnen abgeschlossen wurden. "Damit unsere Neugzugänge nicht auf dumme Gedanken kommen", wie er meinte. Also damit sie sich nicht bei der erstbesten Gelegenheit einfach aus dem Staub machten.
Im Halbdunkel sitzend, rollte sich Meleth zusammen und schlang die Arme um ihre Beine. Jetzt, da sie nicht mehr unter Beobachtung der Piraten stand, begann sie zu zittern und beinahe zu weinen, aber das traute sie sich nicht, denn sie wusste nicht, was sie von Mirko halten sollte. War er wirklich so kalt, dass ihm die anderen Matrosen völlig egal waren? War er genau so schlimm wie die Piraten? Allerdings hatte sie genau gleich gehandelt wie er. Stand er auf ihrer Seite, oder war er ihr Feind?
Nach einer Weile der Stille, in der sie nur die Schritte und Stimmen auf dem Deck über ihnen hörte und schliesslich den dumpfen Ruck, als sie im Hafen anlegten, sagte Mirko plötzlich: "Respekt. Hätte ich dir nicht zugetraut."
Sie gab keine Antwort, weil sie nicht wusste, was darauf antworten.
"Wieso hast du das getan?", fragte Mirko.
Sie versuchte ihn anzusehen, auch wenn sie ihn nicht genau ausmachen konnte. "Wieso hast du es getan?"
"Ich überlebe gerne", antwortete er.
"Glaubst du ich nicht?", gab sie zurück.
Er zuckte nur mit den Schultern. "Hätte dir den Mut nicht zugetraut."
"Tja", meinte sie nur. Dann schwiegen sie wieder.
"Hast du eine Ahnung, was jetzt passiert?", fragte Meleth nach einer Weile.
"Ne", antwortete Mirko.
"Nehmen sie uns wirklich in die Mannschaft auf?"
Er zuckte wieder mit den Schultern. "Wir werden sehen."
"Müssen wir dann auch kämpfen?"
"Wahrscheinlich."
"Ich kann aber nicht kämpfen."
"Dann wirst du es lernen."
Ich will aber nicht, dachte Meleth, aber sie traute sich nicht, es zu sagen.


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#488

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge

in Dreitan - das Spiel 04.05.2014 18:40
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Mitte Juni 308

Die Arbeit auf dem Schiff der Piraten war im Grunde nicht anders, als auf dem Handelsschiff. Sie schrubbte das Deck, rollte Seile auf, polierte Kupfer, wusch Geschirr, schälte Kartoffeln, schöpfte Wasser, ging dem Kapitän aus dem Weg und fiel Abends todmüde in ihre Hängematte. Mirko sah sie kaum, ausser dann, wenn sie wieder in den Laderaum gesperrt wurden, weil sie in einem Hafen angelegt hatten. Man schickte sie auch dann unter Deck, wenn sie ein anderes Schiff angriffen. Dann sass Meleth zusammengekauert da, hörte die Kampfgeräusche über sich und hoffte insgeheim, dass die Piraten den Kampf gewannen. Denn sie waren zwar böse und gehörten bestraft, aber sie ahnte, dass sie mit ihnen gehangen hätte.
Eines Morgens - sie waren seit genau drei Wochen auf dem Piratenschiff - rief der Maat die ganze Mannschaft auf dem Deck zusammen. Die Sonne schien heiss und spiegelte sich auf dem Wasser, schwacher Wind liess die Segel sanft schwingen, während der Kapitän auf die Brücke stieg und wartete, bis alle aus der Takelage herunter gekommen waren um ihm zuzuhören. "Die beiden Neulinge!", befahl er und Meleth spürte, wie sie unvermittelt gepackt und nach vorne gestossen wurde. Mirko erging es ebenso.
Der Kapitän verschränkte die Arme hinter dem Rücken und musterte sie unter dem Rand seines Dreispitzes hindurch, sein schwarzes Gesicht absolut unlesbar für Meleth. Sie fragte sich, was jetzt los war. Das Grinsen der Mannschaft gefiel ihr überhaupt nicht. "Ihr habt drei Wochen auf diesem Schiff gedient und bewiesen, dass ihr etwas taugt", sagte der Kapitän. "Ich stelle euch noch einmal vor die Wahl: wollt ihr meiner Mannschaft beitreten."
Einen Augenblick lang schwiegen sie beide, dann sagte Mirko ohne das geringste Zögern in seiner Stimme: "Ja!"
Meleth liess sich länger Zeit mit der Antwort. Allerdings hatte sie vermutlich keine grosse Wahl, wenn sie nicht doch noch auf dem Sklavenmarkt landen wollte. Also schloss sie sich an. "Ja."
"Gut", sagte der Kapitän und dann lauter, an die ganze Mannschaft: "Ihr habt es gehört! Eicht sie!"
Die Mannschaft grölte laut und bevor Meleth irgendetwas tun konnte, wurde sie von mehreren Leuten gepackt und in Richtung der Reling gezerrt. "Hey!", rief sie erschrocken und wehrte sich. "Nein! Hey! Was...?"
Bevor sie den Satz beenden konnte, band ihr jemand ein Tau um den Bauch und im nächsten Moment flog sie über Bord und sah das Wasser auf sich zukommen. Die Kälte raubte ihr für einen Augenblick lang die Sinne, als sie eintauchte, dann zappelte sie sich zurück an die Oberfläche und japste nach Luft. Ein zweites Klatschen ertönte und eine Welle schwappte ihr ins Gesicht und liess sie Husten, als Mirko den selben Weg nahm, und sie wäre beinahe untergegangen, aber da straffte sich das Seil um ihren Bauch und sie wurde zurück zum Schiff gezogen. Hände streckten sich ihr entgegen und zogen sie an Bord, wo die Piraten sie jubelnd begrüssten.
Auch Mirko wurde herauf gezogen und der Kapitän rief laut: "Willkommen bei den Piraten!"
Wieder johlten die Männer und Mirko schloss sich ihnen an. Meleth stand halb schüchtern grinsend da und zitterte, die Arme vor der Brust verschränkt, damit niemand die Wölbungen in dem ihr am Leib klatschenden Hemd sehen konnte.


If you're going through hell, keep going.
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#489

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge

in Dreitan - das Spiel 05.05.2014 18:28
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

An diesem Abend wurden sie nicht unter Deck geschickt. Sie waren jetzt Mitglieder der Mannschaft, freie Piraten.
Als sie auf die Stadt zufuhren, war es bereits dunkel und die Häuser lagen wie ein Lichtermeer vor ihnen über dem dunklen, ruhigen Wasser. Musik und Gelächter schallten über das Wasser. Plötzlich reckte einer der Piraten die Faust in die Luft und rief laut: "Jaraviii!"
"Oheee!", brüllten die anderen lautund wenige Sekunden später schallte der selbe Ruf über das Wasser zurück.
"Jaraviii!", hörte Meleth eine rauchige Stimme hinter sich erneut rufen und als sie sich umdrehte, sah sie den Kapitän am Steuer stehen, eine Hand in die Luft gereckt. "Sauft und hurt, Männer! Das Leben ist zu kurz, um es zu verschwenden!"
Die Piraten lachten und johlten, dann legte das Schiff am hölzernen Ponton an. Seile flogen hin und her und wurden fest vertäut, und noch bevor die Planke ausgelegt war, sprangen die ersten über die Reling an Land. Meleth stand etwas unschlüssig da, bis sie jemand an der Schulter packte. "Komm mit uns!", rief Mirko und zog sie mit sich, während er sich ein paar anderen Piraten anschloss.
"Was ist das für eine Stadt?", fragte Meleth etwas verwirrt, während sie hinterher stolperte.
"Das ist Jaravi!", lachte Mirko. "Die Stadt der Piraten und Gesetzlosen. Kradna's Gegenstück wie die Faust aufs Auge eines Adligen."
Die Holzbohlen knarrten unter den Schritten der Männer. Meleth sah sich um. Überall brannten Fackeln entlang des Hafenbeckens, die Flammen spiegelten sich darin, als würde das Wasser brennen. "Warst du schon einmal hier?", fragte sie Mirko.
"Nein", antwortete er. "Aber ich habe davon gehört." Seine Augen blitzten auf, dann fasste er sie erneut an der Schulter und zog sie mit sich, als sie durch die Menge in eine Seitengasse traten, und eine Türe aufstiessen, über der ein verrostetes Schild wankte. Der Schankraum dahinter war zweistöckig, mit einer grossen Galerie gegenüber der Theke, und erleuchtet von zahlreichen Öllampen. Die Piraten marschierten geradewegs zur Theke und bestellten eine runde Feuerschnaps. Einer von ihnen, ein unrasierter Kerl mit bestimmt einem Dutzend Ringen in den Ohren, hob sein Glas. "Wie heisst du, Junge?", fragte er Meleth.
Sie antwortete ihm und er streckte das Glas in die Mitte, um es mit allen zusammen zu stossen. "Auf Mirko und Meleth, die neuen Piraten!"
Sie leerten das Gesöff in einem Zug und Meleth hatte das Gefühl, dass es ihr den ganzen Rachen verbrannte. Was auch immer die da hinein getan hatten, es war höllisch scharf!
Der Pirat liess sich eine weitere Runde reichen und drückte ihr abermals ein Glas in die Hand. "Wie... wie heisst du?", fragte Meleth, als sie sich von ihrem Hustenanfall erholt hatte.
"Krassik", antwortete der Mann. "Alek, Marres, Ismir", stellte er die anderen drei in der Runde vor, sie stiessen erneut an und tranken.

Irgendwann später - Meleth hatte längst jedes Zeitgefühl verloren - sassen sie in einer Ecke auf Kissen. Ismir war verschwunden, Alek lag halb benommen vom Alkohol und mit einem tiefblauen Auge, dass er sich in einer Prügelei zugezogen hatte, an die Wand gelehnt, Marres und Krassik würfelten, Mirko hatte eine Hure auf dem Schoss sitzen, nestelte an ihrem Mieder herum und sabberte ihr die Brüste voll. Meleth nippte an ihrem Met. Die Welt drehte sich halb um sie, aber eigentlich war es toll.
Auf Krassiks Einladung hin richtete sich auf und spielte einige Runden lang mit, wobei sie promt verlor und einige Gläser von dem Feuerzeug heben musste, bevor sie so betrunken war, dass sie die Würfel nicht mehr lesen konnte. Kurz darauf - es konnten Atemzüge, aber auch Stunden gewesen sein, sie hatte keine Ahnung, Mirko war irgendwie verschwunden und die anderen würfelten noch immer - kam eine Gruppe von Huren zu ihnen an den Tisch und setzte sich zu ihnen. "Na, Kleiner?", meinte eine zu Meleth. "Lust auf rauhe See?"
"Ich... hab kein Geld", meinte Meleth verwaschen.
"Keine Sorge", lachte die Frau. "Dein Kapitän zahlt für dich." Sie deutete zum Tresen, wo Meleth verschwommen eine schwarze Gestalt ausmachen konnte. Ihr war klar, dass irgendetwas hier falsch lief, aber sie war zu betrunken um etwas zu tun. Allerdings war sie auch zu betrunken, um aufzustehen. Als die Frau sich zu ihr setzte, kippte sie einfach gegen sie und dämmerte an ihren Busen gelehnt weg. Sie hörte sie noch lachen. "Ich glaube ihr habt ihm zu viel gegeben." Dann strich eine Hand über ihren Kopf, und eine Stimme, die freundlich meinte: "Schlaf deinen Rausch aus, Kleiner." Dann war sie endgültig weggetreten.


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#490

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge

in Dreitan - das Spiel 05.05.2014 18:42
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Eine Woche später, nördlich des Sees
? Dreshar, Elira, Kraigor, Rewona (Lovit S.175)

"Wie lange dauert es noch zu diesem Dorf?", fragte Rewona die anderen drei, welche vor und neben ihm ritten.


some men just want to see the world burn

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