"Worüber denkt ihr nach, mein Herr?", fragte Elira übertrieben süßlich und schloss dabei unbemerkt ihre Fesseln auf.
"Wo ich euch am besten weiterverkaufen kann", meinte der Dunkelschatten und musterte sie weiter. Sie zog eine Schnute. "Ihr wollt uns so schnell wieder los werden?", fragte sie enttäuscht. Der Mann grinste nur.
"Nein. Ihr kommt mit nach Kasz. Und keine Sorge, Schätzchen, allein wirst du dich während der Reise nicht fühlen", meinte er mit einem bösen Unterton. Sie hielten bald und der Händler stieg vom Wagen, um sich weitere Ware anzusehen. Im Hintergrund entdeckte Elira Rewona, der auf eine Gasse deutete und die Zeichen für Versteck, Tonne und Dach, machte, bevor er in besagter Gasse verschwand.
"Sobald wir unbeobachtet sind, rennt los und folgt mir", raunte Elira ihren beiden Gefährten zu.

Im Käfig zu stehen und angepriesen zu werden, hatte sich als lustiger herausgestellt, als er gedacht hatte, zumal er wusste, dass das alles nur ein Spielchen war. Im Wagen hatte er überlegt, ob er den Dunkelschatten etwas provozieren oder etwas Dummes sagen sollte, beschloss aber, angesichts der Tatsache, dass es ihre Flucht war, lieber zu schweigen. Als Elira ihnen schließlich zuraunte, dass sie bald abhauen würden, dämmerte ihm, dass er seine Handschellen noch öffnen musste, er wusste nur nicht wie.
Er deutete panisch mit dem Kopf auf seine Fesseln und flüsterte zurück: "Aufmachen", während er die Hand öffnete und den Schlüssel präsentierte.
Er war nicht sonderlich geschickt bei sowas, aber er war auch kein Dieb, Meuchelmörder oder etwas Ähnliches.

Elira sah ihn gross an, sich schnell um und fischte ihm geschickt den Schlüssel aus den Händen, schlüpfte geräuschlos aus den Fesseln und löste die seinen, entfernte die Ketten, ohne dass sie gross Lärm machten und sah, dass auch Dreshar bereit war. Sie warf den einen Schlüssel über den Wagen hinweg, traf einen Tonkrug, der umfiel und weitere mit sich riss. Als die Wachen abgelenkt waren, deutete sie Kraigor und Dreshar los zu rennen und eilte voraus, sie wurden schnell entdeckt, bogen aber schon in die Gasse ein. Eine einzelne Mülltonne stand da. Elira riss den Deckel herunter, warf Kraigor seinen Säbel und Dreshar Bogen und Köcher zu, nahm ihr eigenes Schwert und deutete auf den ersten Verfolger, der sich ihnen bereits näherte.

Kraigor begriff. Sie würden also kämpfen. Er stellte sich einen Schritt vor und neben Dreshar, da sie ihm die Feinde vom Hals halten mussten und wartete, bis ihre Verfolger zu ihnen kommen würden.

Der Mann griff ohne zu zögern an, er würde nicht versuchen sie umzubringen, abwr einzufangen.
Elira rannte auf ihn zu, das Schwert gezogen und liess sich im letzten Moment fallen, schlitterte unter dem Säbel des Dunkelschatten hinweg und auf der staubigen und rutschigen Gasse weiter, blieb vor dem nächsten Verfolger stehen und grinste ihn an. "Hi", meinte sie strahlend. "Süsse Träume!" Und schon steckte eine Nadel in seinem Kiefer. Schnell zog Elira die Waffe heraus, stach ihm damit noch einmal in den Arm und rannte weiter in die nächste Gasse, die parallel zu der lag in der sich Kraigor und Dreshar aufhielten. Es wirkte. Die meisten Angestellten des betrogenen Sklavenhändlers folgten ihr und sie lockte sie in den dunklen Strassengang, schwang sich hoch auf ein niedriges Schuppen-Dach und tötete die Verfolger mit zwei Wurfmessern, die sie kurz holte, bevor sie sich auf die Dächer schwang und einen Weg zur anderen Gasse suchte.

Elira rannte am Dunkelschatten vorbei und kümmerte sich um die anderen. Also hatten sie beide nur noch ihn als Gegner. Sehr freundlich!
Er wartete, bis Dreshar seinen ersten Pfeil abgefeuert hatte, der jedoch verfehlte, da der Dunkelschatten die ganze Zeit zufällige Ausweichschritte gemacht hatte und sich genau in dem Moment geduckt hatte, als Dreshar gelöst hatte. Respekt.
Kraigor sprang ihm in den Weg und blockte dessen Klinge mit seiner, dann rammte er ihm die Schulter gegen die Brust und versuchte ihn zum Stehen zu kriegen. Dabei tat er sich vermutlich mehr weh als seinem Gegenüber, das sich lösen wollte um mit seinem Säbel zuschlagen zu können. Der Dunkelschatten holte aus und schlug mit seiner behandschuhten Faust nach Kraigors Gesicht. Kraigor hob die linke Schulter und versuchte sein Gesicht zu verstecken, um kurz darauf einen harten Schlag gegen Schulter und Kopf zu bekommen, der ihm den Schmerz in den Kopf trieb. Der Dunkelschatten löste sich, aber in dem Moment erreichte ihn Dreshars zweiter Pfeil und traf genau in den Bereich an der Schulter, der in den Hals überging. Durch die Wucht des Aufpralls fiel der Mann rückwärts hin, ließ seine Waffe jedoch nicht los. Er machte würgende Geräusche und hustete, versuchte sich aber dennoch aufzurappeln. Ein wirklich harter Bursche.
Aber trotz seiner Schmerzen ging Kraigor mit seinem Säbel bewaffnet auf ihn zu, um den Kampf zu beenden.

Elira fand die beiden schnell und deutete ihnen, sich ebenfalls auf die Dächer zu begeben. Sie erblickte Rewona, welcher lässig an einem Schornstein lehnte und auf sie wartete. Sie mussten sich beeilen, falls sie unbeschadet davonkommen wollten.

"Kommt... Schnell!", rief ihnen Elira zu und eilte voraus, hinüber zu Rewona, welcher sich seinerseits in Bewegung setzte und zum Stadtende führte, wo ihre Pferde warteten.