Wenige Minuten später wurde die Luke zum staubigen Lagerraum erneut geöffnet und Licht fiel herein. Elira konnte zwei Gestalten gegen das Licht ausmachen, das sie blendete. Sie kniff die Augen zusammen, hörte, wie die Tür zum Käfig aufgeschlossen wurde und jemand hineingeworfen. "Wartet hier! Ich komme euch holen, sobald es Zeit ist", zischte Rewonas Stimme in seiner Muttersprache, gehässig, als würde er sie als ein Dreckspack bezeichnen.
Sobald der Käfig verschlossen war und die Luke ebenfalls, rappelte sich Elira auf, löste vollständig ihre Fesseln und kroch auf die schwarz gekleidete Gestalt zu, die nur Dreshar sein konnte. Sie drehte ihn auf die Seite und lauschte kurz, ob er noch atmete. Als sie sicher war dass er dies tat, legte sie ihn in eine gemütliche Position und bettete seinen Kopf auf ihre Knie.

Er kam glücklicherweise schneller auf die Beine als der Pirat und so schaffte er es, diesem den Säbel mit der flachen Seite gegen den Hinterkopf zu schlagen, damit dieser das Bewusstsein verlor. Er wollte nicht so viele von ihnen töten, denn er hasste es, töten zu müssen. Den Tod hatte niemand verdient, seiner Meinung nach. Dann stand er dem zweiten Piraten gegenüber, der sich kurz umdrehte, zu weiteren Piraten, die an ihrem Gang vorbeirannten, mit etwas in der Hand. Dann zischte er: "Wenn du hier bleibst, passiert dir nichts", und ging rückwärts den Gang entlang, bis zum Quergang und verschwand.
Kraigor blieb perplex stehen. Was war hier gerade los? Wollten sie die Fracht oder etwas anderes?
Dann schüttelte er kurz den Kopf und wankte die Treppe hoch aufs Deck. Er hörte noch laute Rufe und wüstes Geschrei, aber es kam von der anderen Seite des Schiffes, von dort, wo auch das Piratenschiff lag.
Er schlich leise die Seite des Schiffes entlang, sah aber außer mehreren Leichen niemanden. Er wusste nicht, was zu tun war. Versteckte er sich und blieb als einziger zurück, war er verloren. Auf dem Piratenschiff konnte er sich nicht verstecken, man würde ihn sehen. Alle Piraten töten und seine Leute befreien, dazu war er nicht stark genug. Und sich gefangennehmen zu lassen...er hatte zu viel Angst, sie würden ihn töten.
"Scheiße, scheiße, scheiße", flüsterte er und stand unschlüssig auf der Stelle.

"Säbel fallen lassen", tönte Rewonas Stimme hinter ihm und eine Schwertspitze drückte gegen den Rücken des Feuerdämonen. "Schön brav sein und niemandem passiert was.... und du kommst zu deinen beiden Freunden."

"Ganz langsam", meinte Elira leise und fuhr ihn über die Schläfe, dir Kapuze wollte sie ihm nicht vom Kopf streifen, auch wenn man nicht viel im fahlen Licht der Öllampe sehen konnte. "Die See ist unruhig. Wenn du aufstehst, fällst du um... Willst du etwas Wasser?"

Elira half ihm sich aufzusetzen und lehnte ihm den Wasserschlauch an die Lippen. "Brauchst du etwas gegen Kopfschmerzen?", fragte sie nachdem der getrunken hatte und ihr den Schlauch zurück gab.

Also übernahm jemand seine Entscheidung. Das erleichterte ihn merkwürdigerweise.
Er ließ den Säbel fallen und hoffte, er würde ihn wiederkriegen. Es war immerhin seiner, den er nach Ende seiner Kampfausbildung erhalten hatte und er hatte einen hohen persönlichen Wert für ihn.
Dann spürte er, wie man ihm die Hände fesselte und er wurde abgeführt. Da erkannte er, wer da gesprochen hatte.
"Du???", fuhr er auf. "Du gehörst zu den Piraten und hast dich gegen uns egstellt?"
Er konnte es nicht fassen. Er war doch ein Bekannter von Elira gewesen. Wieso sollte er das tun?
Scheinbar konnte man niemandem trauen...