Verdrossen starrte sie den Lehmkrug an und schmollte. Sie hatte sich nicht vorgestellt, dass er ihr Wünsche abschlagen würde. Das hatte er bis jetzt kaum getan, aber eine Gutenachtgeschichte klang gut. "Okay.", erwiderte sie und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Feuer. Was für Geschichten er wohl kannte? Sie würde sich alle anhören wollen.

"Hmm magst du die Geschichte vom tapferen Bären hören?", fragte er und das Mädchen nickte neugierig. Er begann zu erzählen, wie der Bär im Wald wohnte und sich einsam fühlte, irgendwann mal beschloss durch die Wälder und Täler zu zieheb und wen und was er da alles traf. Es war ein netter Bär, der jedem Tier gern half, dem er über den Weg lief. Narum erzählte ihr über die Abenteuer, die der Bär erlebt und welche Hindernisse er auf seinem Weg zu überwinden hatte, dann brachten sie - etwa in der Hälfte der Geschichte - dem Elfen im Nebenzimmer sein Essen.
Narum fütterte den Mann und gab ihm Tee, wobei Idril auf dem Stuhl neben ihm sass und fleissig mithalf, indem sie entweder den Teller hielt oder Narum das Taschentuch reichte. Sie plapperte und erzählte munter, bat um eine Fortsetzung der Geschichte und wurde - nachdem das Geschirr verräumt war - ins Bett gebracht, wo sie das Ende der Fabel erfuhr und kurz darauf einschlief.
Narum fuhr ihr sacht übers Haar und deckte sie zu. Anschließend sah er nach seinem Patienten, der noch immer nicht schlief, jedoch sehr müde wirkte. "Könnt ihr nicht schlafen?", fragte der Halbelf ihn.

"Nein. Ich... ich weiss nicht warum. Ich fürchte die Schreie des Mädchens. Ich will das brennende Haus nicht mehr sehen und wenn ich einschlafe, werde ich das tun.", erwiderte er erschöpft.

"Ich kann euch etwas geben, dass euch tief schlafen lässt. Meist träumt man dann nicht", meinte er. "Aber ihr braucht den Schlaf, um wieder gesund zu werden."

"Dann gebt mir etwas von dem, was mich schlafen lässt. Ich ertrage die Schreie nicht mehr.", bat er ihn.

Narum nickte und ging in die Küche, wo er ihm einen Tee aus verschiedenen Kräutern aufbrühte und dann zu trinken gab. Als der Mann ausgetrunken hatte deckte ihn Narum vorsichtig wieder zu und überprüfte, ob der Mann Fieber hatte. "Entspannt euch und versucht euch zu erholen", meinte er mit ruhiger Stimme. "Ich werde im Zimmer bleiben, falls ihr etwas braucht."

Der Mann schloss die Augen und fühlte schon bald die Wirkung des Tees. Sein Atem und Puls wurden ruhiger. Seine Gedanken drehten sich nicht mehr so wild und er konnte akzeptieren, dass er schlafen musste. Die Präsenz des anderen Mannes beruhigte ihn ausserdem. Er fühlte, dass Narum ihm keine Schmerzen zufügen wollte und schon bald war er eingeschlafen.

Am nächsten Morgen löste Narum eine Heilerin ab. Der Mann schlief noch und sie fragte sich, wer er war, was er mit Schwarzmagiern zu tun hatte - er selber schien keiner zu sein - und wieso man ihn so zugerichtet hatte. Sie stimmten zwar alle Narum zu, dass es vesser war, den Mann zuerst zu heilen und ihm zu helfen sein Gedächtnis langsam wieder zurück zu erlangen, aber die ein oder anderen glaubten doch, dass der Fremde eine Gefahr darstellen konnte. So auch die Heilerin, die aber ihre Neugierde unter Kontrolle hatte.
Auch wenn dieser Unantastbarkeitsfluch sie faszinierte. Ein weiteres Mysterium. Hatte jemand mit Garudas Hilfe den Mann länger leiden lassen oder vor dem Tod bewahren wollen?

Narum war zwar müde, aber er weckte Idril und bat sie in die Küche zum Frühstück, nachden sie sich angezogen, gewaschen und gekämmt hatte. "Wo waren wir gestern mit dem Unterricht stehen geblieben?", fragte er und stellte ein warmes Glas Milch und einige Kekse vor sie auf den Tisch.

"Du wolltest mir erklären wie man die Luft umlenkt.", erwiderte Idril und knabberte glücklich an ihrem Keks. "Ich soll mich auf die Bewegungen der Luft konzentrieren hast du gesagt. Zum Beispiel wenn ich atme, dann kann ich diese Bewegung verändern oder verstärken." Sie holte tief Luft und blies in Richtung der Kerze. Die Flamme flackerte und sie konzentrierte sich. Sie spürte die Bewegung der Luft und vollführte eine ruckartige Handbewegung. Sofort hörte die Flamme auf zu flackern. Sie runzelte verärgert die Stirn. Das war nicht die Absicht gewesen. Sie hatte sie ausblasen und nicht vom Wind beschützen wollen.

Narum lächelte. "Genau", meinte er und setzte sich. "Ich habe dir aber auch gesagt, dass du auf deinen Energiefluss achten sollst", meinte er. "Herumgefuchtel nützt da wenig.... Es gab früher Magier, die ihre Kräfte nur durch bestimmte und langsame Bewegungsabläufe benutzen konnten... Die Luftmagier damals waren wie ein Blatt im Wind, das zum Berg wurde", dachte er nach. Die Übungen würden Idril gut tun, sie würde sich so vorallem in Geduld und Konzentration üben. "Ich werde jemanden in der Luftgilde bitten, sie dir zu zeigen... Ach ja, du hattest mir noch erzählen wollen, was du bei deinem kleinen Wutausbruch gemacht hattest."
Idril erzählte es ihm erneut und Narum überlegte.
"Versuch dich an das 'in die Luft greifen' zu erinnern. Nach dem Frühstück kannst du das gerne dtaussen versuchen, ich muss sowieso kurz in den Wald, um einige Kräuter zu holen, dann kannst du mitkommen."