Sie kuschelte sich eng an ihn und schaute den fremden Mann scheu an. Er war vollkommen einbandagiert. "Warum weisst du deinen Namen nicht?", fragte sie ihn.
Der Mann schloss die Augen und lächelte. "Das weiss ich ebenfalls nicht, Idril."
"Oh.... wie lange wirst du bei uns bleiben?"
"Das musst du Narum fragen."
Idril dachte einen Moment lang über diese Antwort nach und blickte dann Narum fragend an.

"Ein paar Wochen. Vielleicht ein paar Monate. Bis dann ist er geheilt und sicher wieder auf den Beinen. Wenn er länger bleiben mag, ist er uns als Gast willkommen", antwortete Narum.

"Kannst du ihn nicht heilen?", fragte sie. "Armelion hat schliesslich auch meinen Fuss nachwachsen lassen und ich dachte du wärst besser als er."

Narum grinste. "Es dauert eine Weile, jemanden zu heilen. Und im Fall unseres Gastes wird es nun mal ein paar Wochen brauchen, bis alles geheilt wurde. Nachher muss sich der Körper aber noch an seine...Narben gewöhnen. So wie dein Bein damals an deinen neuen Fuss", erklärte er, gewisse Details weglassend.

"Er brauchte aber nur ein paar Minuten.", behauptete sie und verschränkte die Arme. "Ich werde nach ihm schauen und ihm Geschichten erzählen, damit ihm nicht langweilig wird. Wie klingt das?", fragte sie den Mann.
"Gut.", erwiderte dieser schläfrig. "Sehr gut sogar."
Idril nickte zufrieden, "Ich werde auch ein Lied für dich schreiben. Es wird zwar eine Weile dauern, doch es wird dir sicher helfen.", meinte sie. "Was ist eigentlich mit dir passiert?"
Der Mann öffnete die Augen und blickte Narum an, unsicher ob er es dem Kind erzählen sollte oder nicht.

Narum schüttelte fast unmerklich den Kopf. "Unser Gast hatte einen schlimmen Unfall", antwortete er und setzte sie ab. "So und jetzt geh dich bettfertig machen...", meinte er und verstrubbelte ihr Haar. "Magst du einen Tee trinken?", fragte er seinen Patienten.

"Ooch jetzt schon?", quengelte sie, doch auf einen Blick von Narum hin trollte sie sich widerstrebend. Schnell schlüpfte sie in ihr Nachthemd und ging dann in die Küche um zu sehen, ob sie vielleicht noch etwas Süsses aufstöbern konnte.

Der Mann nickte. "Ja, bitte. Habt ihr vielleicht auch etwas zu essen? Ich fühlte mich, als hätte ich seit Jahren nichts mehr zu mir genommen."

"Natürlich", antwortete Narum. "Ich bringe dir gleich etwas", sagte er, erhob sich und machte sich daran ein patientenfreundliches Abendessen zuzubereiten.
Als er den Tee aufgoss und ein stärkendes Gemüsesüppchen über dem Feuer köchelte, kam Idril in die Küche geschlichen. "Vor dem Schlafengehen gibts nichts Süßes, ist ungesund für die Zähne", mahnte Narum lächelnd, ohne sich umzudrehen "Hast du bei Ragnar eigentlich etwas zu Abend gegessen?"

"Ja, hab ich.", erwiderte sie und liess die Schultern hängen. "Vielleicht einen oder zwei?", fragte sie hoffnungsvoll und deutete auf einen Lehmkrug, der ausserhalb ihrer Reichweite auf einem Regal stand. "Ich putz mir nachher auch die Zähne mit Salz.", versprach sie.

"Nein Idril", meinte Narum amüsiert. "Aber wenn du willst, erzähle ich dir noch eine Gutenachtgeschichte", schlug er vor und rührte die Suppe um. Noch ein paar Minuten und er konnte sie dem Elfen bringen.