Sie nickte und fasste die Hand des Mädchens erneut fest. Binnen Herzschlägen standen sie wieder unter dem Vorsprung und sie liess sie los, einen Schritt zurücktretend, um ihr Raum zu lassen für die Erinnerungen und Gefühle, die sie durchströmten.

Growndrill nickte nur.
Velryunra schwieg eine Weile lang. Dann sagte sie langsam: "Meine Frage war, ob ich uns hinüber bringen soll. Wir können ohnehin nicht durch Kor. Sie erinnern sich an dich." Sie nickte Growndrill zu. "Selbst wenn ich euch tarne, sprecht ihr ihre Sprache nicht."
Growndrill zuckte mit den Schultern.
Ohne Vorwarnung streifte ein Hauch von Zorn seinen Geist, dann trat Velryunra rückwärts in den Regen. "Überlegt es euch!", sagte sie. Im nächsten Augenblick war sie verschwunden.

"Ich weiss nicht", meinte Growndrill stirnrunzelnd. "Was für Sprachen sprichst du eigentlich?"

Growndrill seufzte und legte seinen Mantel um das Mädchen.
Es dauerte eine, vielleicht zwei Stunden, bis die Elfe wieder auftauchte. Der Regen war etwas schwächer geworden, aber weit davon entfernt, aufzuhören. Sie sah Growndrill an und wechselte einige Sätze in Gedanken mit ihm, dann wanderte ihr Blick weiter zu Idril. "Ich bringe uns nach Kor", sagte sie. "Wir werden einen oder zwei Tage dort bleiben. Die Wölfe können uns danach einholen, wenn sie von hier aus direkt über die Berge zur einsamen Strasse laufen."

"Ich werde unser Aussehen verändern", antwortete Velryunra. "Wir werden Menschen sein, aus dem Osten. Wenn du sprichst, versuch nicht die Worte von hier zu benutzen, denn diese sind vielen bekannt, sondern eine andere Sprache."
Sie legte eine Hand Growndrill auf die Schulter, die andere auf den Kopf des Mädchens und einige Augenblicke lang war es, als glitte ein Schatten über sie, dann standen sie plötzlich völlig verändert da. Growndrills silbernes Haar war nun braun und fiel fransig auf seine Schultern, und er war viel kleiner, wenn auch immer noch ein grosser Mann, während Idril's Körperbau etwas breiter geworden war, und ihre Locken ein dunkles Rotbrauen angenommen hatten. Auch ihre Haut war dunkler, im goldenen Ton des Ostens, und ihre Nasen flacher. Velryunra selbst hatte Isirks Gestalt angenommen, dunkel und hager.
Sie liess ihnen nicht lange Zeit, die Veränderung zu betrachten, sondern griff beide an den Händen. Im nächsten Augenblick verschwand die Welt in Schatten.

-> weiter in Kor S. 100