Sie verschränkte trotzig die Arme und stierte auf den Boden vor Narums Füssen, bevor sie ein kaum bemerkbares Nicken andeutete.

"Gut", meinte dieser. "Und jetzt erklärst du mir, wieso du dich so aufführst."

"Weiss nicht!", knurrte sie unwirsch und das war die Wahrheit. Ein hilfloser Zorn erfüllte sie, denn sie wusste, dass sie nicht auch gar nichts in der Welt verändern konnte. Sie war einfach zu klein, zu unvernünftig, zu ungeduldig, zu unkonzentriert. Der einzige Weg, mit dem sie diesen Zorn dämpfen konnte, war etwas zu zerstören um sich selbst ein wenig zu beweisen, dass sie wenigstens etwas beherrschen konnte, auch wenn es nur ein Wasserkrug war.

"Das glaube ich dir nicht", meinte Narum und hob eine Augenbraue. "Idril, du kannst mir alles erzählen, was dich bedrückt..."

Sie blickte ihn an, versuchte ihre Gefühle in Worte zu fassen, doch es ging nicht. Nach einigen Sekunden schüttelte sie dann den Kopf. "Ich kann es nicht erklären. Ich bin wütend, traurig..... fühle mich klein und hilflos." Die letzten fünf Worte waren lediglich ein Wispern. Für eine Weile herrschte Stille. Idril schaute auf den Boden und holte zitternd Luft. "Jetzt lass mich! Ich will nicht darüber reden." Sie wandte sich ab und ging schnellen Schrittes Richtung Türe.

Narum seufzte. Idril verzog sich wieder auf ihr Zimmer und er ging in die Küche, machte Plätzchen, Milch warm und stellte Teller, Tasse und Honigglas auf ein Tablett. Er brachte es zu ihrer Tür und klopfte an.

"Lass mich in Ruhe.", schniefte sie und zog sich die Decke über den Kopf. Sie wollte allein sein.

Narum machte die Tür auf, stellte das Tablett auf den Tisch und nahm den verbeulten Krug mit. "Schmollen löst keine Probleme Idril", meinte er. "Du bist hier, um zu lernen, wie du stark werden kannst. Und das wirst du nie, wenn du dich jedesmal, wenn dir etwas nicht passt, unter deine Decke verkriechst."
Damit liess er sie wieder allein. Nur hatte sie diesmal Gesellschaft von duftenden Keksen.

Als sie Narum rausgehen hörte, setzte sie sich auf. Einen Moment lang betrachtete sie die Türe und schnappte sich einen Keks. Verstohlen knabberte sie daran und schniefte wieder. Sie vermisste Armelion und sie schämte sich ihres Benehmens und weil Narum wütend auf sie war. Als sie das Gals leergetrunken und die Kekse aufgegessen hatte, ging sie auf leisen Sohlen zu Narums Arbeitszimmer. Die Tür schwang lautlos auf und ohne ein Wort ging sie zu ihm hin und kletterte auf seine Knie, bevor sie ihn umarmte und das Gesicht an seiner Schulter vergrub. "Es tut mir leid.", nuschelte sie undeutlich gegen den Stoff seiner Kleidung.

Er lächelt und tätschelte ihren Rücken. "Gut, dann kannst du den Schaden, den du angerichtet hast jetzt reparieren und damit zeigen, dass es dir wirklich leid tut. Komm, ich zeig dir wie das geht", meinte er, und setzte sie auf die Füsse.