#1091

RE: Westküste und Weissgischtmeer

in Dreitan - das Spiel 17.11.2014 17:49
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Es dauerte nicht lange, bis sie welche fanden, denn der Klabauter erinnerte sich noch vage an die Inseln. Sie füllten ihre Fässer und sammelten Brennholz für die Kombüsen, dann kehrten sie zurück auf die Schiffe und lichteten wieder Anker.
Einen weiteren Tag glitten sie ruhig und langsam dahin, wobei sie gegen Nachmittag zwei Felszacken in der Ferne aufragen sahen. Der Klabauter bemannte sofort seinen Bugspriet und die Masten und gab der Nachtbringer Signale, denn die Zacken bedeuteten zum einen, dass sie auf dem richtigen Kurs waren, zum.anderen dass vor ihnen ein extrem gefährliches Gebiet voller Untiefen, scharfen Kanten direkt unter der Oberfläche und einigen bereits daran gescheiterten Schiffswraks lag. Er kannte die Passage, doch sie war nicht einfach zu befahren und er bezweifelte dass sie es vor der Dunkelheit ganz schaffen würden und ohne Licht würde ihnen nichts anderes bleiben, als vor Anker zu gehen.


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#1092

RE: Westküste und Weissgischtmeer

in Dreitan - das Spiel 17.11.2014 18:05
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Die Mannschaft Wezkons war unruhig. Sie kannten das Gebiet, auch wenn sie es aus einer nördlicheren Richtung das letzte Mal erreicht hatten. Das Nixengrab war kein guter Ort, nicht nur wegen der Untiefen, sondern auch wegen der Namensgeberinen, die ab und an gerne mal ein Schiff in die Irre führten.


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#1093

RE: Westküste und Weissgischtmeer

in Dreitan - das Spiel 18.11.2014 20:58
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Das Schiff des Klabauters fuhr voran, langsam und mit wenig Segeln, aber schnell genug, um zuverlässig manövrierbar zu bleiben. Immer wieder sahen sie in weniger als einem Dutzend Meter Entfernung muschelnbewachsene Felsen oder abgebrochene Masten wenige Handbreit über das Wasser ragen, und unter der Oberfläche reichten die Hindernisse bis sehr viel näher an den Schiffsrumpf heran. Der Klabauter lenkte vorsichtig, dennoch spürte er ein, zwei Mal wie sie ganz leicht an etwas schrammten.
Die Sonne sank allmählich dem Horizont entgegen und von schleierhaften Wolkenbändern durchzogene Himmel und die flache See um sie herum verwandelte sich in ein Farbenspiel aus Facetten von tiefstem nachtblau über schillerndes Türkis und strahlendes Orange zu feurigem Rot. Als das Licht so flach einfiel, dass sie die Hindernisse nichtmehr durch die Wasseroberfläche erkennen konnten, liess der Klabauter die Segel einholen und zwei Anker werfen, so dass sich das Schiff nicht mehr mehr als einen Meter von der Stelle bewegen würde. Dann rief er Reina, Meleth, Ismir und Knepo, die den Nachmittag über geschlafen hatten, herauf und befahl dem Rest der Mannschaft, unter Deck zu gehen und sämtliche Luken sicher zu verschliessen.


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#1094

RE: Westküste und Weissgischtmeer

in Dreitan - das Spiel 18.11.2014 21:05
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Wezkon lief etwas unruhig an Deck hin und her und wartete, dass die Mannschaft - die ebenfalls Befehle erhalten hatte, alles dicht zu machen und die Schlafenden sollten ihre Ohren verstopfen; immerhin hatten sie das letzte Mal keinen freundlichen Nixenbesuch erhalten - Bericht erstattete und sein Maat, Navigator und noch ein paar andere an Deck kamen.

Reina schauderte, ob der düsteren Umgebung. Es war still und Nebel zog auf, was die Geräusche um sie herum dämpfte und jedes nahe unnatürlich laut und verzerrt erscheinen liess. An sonsten war das Wasser still und wirkte nicht, als wäre es teil des unendlichen Meeres, sondern eines toten Sees. Sie stellte sich neben Ismir und Meleth, ganz am anderen Rand stand Knepo, und wartete, wie sie, auf die Befehle des Captain.


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#1095

RE: Westküste und Weissgischtmeer

in Dreitan - das Spiel 18.11.2014 21:36
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Der Captain trat zu Ismir und Knepo und befahl ihnen, bei jedem verdächtigen Geräusch oder auf seinen Befehl hin sich sofort die Ohren mit Wachs zu verschliessen. Knepo wirkte etwas irritiert, Ismir nickte lediglich.
Eine ganze Weile lang geschah nichts, ausser dass Nebelschwaden sanft am Schiff vorbeizogen und Meleth gelegentlich fröstelte. Nach einer Weile ging der Mond auf und verwandelte die Dunkelheit, die zuvor ausserhalb des Lampenscheins geherrscht hatte, in eine gespenstisch weisse Landschaft aus nebligen Bändern, stiller See und Felsen, die Knapp über das Wasser ragten.
Plötzlich war es Meleth, als hörte sie ein Blubbern. Sie drehte sich danach um, konnte aber nichts entdecken. Ein Platschen von der anderen Seite. Sie fuhr herum, aber da war nichts als ein paar feine Wellen, die gegen einen Felsen schwappten. Dann erklang eine Stimme.
Ismir reagierte sofort, verstopfte sich die Ohren und drückte Knepo, der leicht perplex dastand, das Wachs in die Ohren. Meleth verstand nicht genau wieso, aber die Stimme war schön, klar, und trug über das Wasser. Sie brauchte einige Momente um zu begreifen, dass es Gesang war, denn der Klang kannte keine Worte, vielleicht nicht einmal Töne. Er war so rein wie das Klingen von Glas oder das Tropfen von Wasser.
Eine zweite Stimme fiel ein, dann eine Dritte. Es war wunderschön. Meleth hörte verträumt zu und bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Ismir die Armbrust zur Hand nahm und Knepo bedeutete, das Entermesser griffbereit zu halten. Es sah nicht aus, als würden sie mit einem sofortigen Angriff rechnen, mehr wie eine Vorsichtsmassnahme.
Der Captain stand am Steuer und hörte ihnen zu. Er genoss das Privileg, dem Gesang der Nixen lauschen zu können, ohne von ihnen angezogen oder in den Wahn gezogen zu werden wie die allermeisten anderen Männer. Denn sie sangen schön.


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#1096

RE: Westküste und Weissgischtmeer

in Dreitan - das Spiel 18.11.2014 22:06
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Dummerweise gefiel Reina der Gesang. Auch wenn sie eine Frau war, konnte sie ihn ja doch hören und sie war nicht jemand, der schöne Klänge nicht zu würdigen wusste. Aber die Nixen waren etwas, das sie doch nie würde mögen können. Immerhin hatten sie sie ja mal fressen wollen und das auch fast mit Erfolg.
Sie legte die Hand an den Knauf ihres neuen Säbels und lauschte konzentriert, der Melodie und dem Wasser, denn nur dies würde die Nixen verraten, falls sie beschlossen doch näher zu kommen.
Zanenza tanzte an Deck und schwebte über die Planken. Die Nixen sangen wieder so schön und sie lachte, als sie merkte, wie viel Mühe es Wezkon kostete, sich nicht ebenfalls der Melodie hinzugeben - er hatte sich scheinbar nicht genug Wachs in die Ohren gestopft. Aber er durfte ja nicht, dann würden sie ihn holen, hatten sie gesagt. Aber an ihr hatten sie kein Interesse.

Etwas platachte und Reinas Blick schnellte zur Reling. Zwei hell schimmernde Arme zogen einen wunderschön geformten Körper an Deck, welcher von dunklem Haar umspielt wurde, welches nicht nass war, jedoch wie das Wasser selber die Nixe umfloss. Es war nicht die gleiche, die sich hatte Meleth holen wollen, aber auch sie grüsste den Klabauter. Sie schien ihn aber nicht zu kennen, so neugierig, wie sie ihn und sein Schiff musterte und dann den Blick über die vier Piraten an Deck gleiten liess. Als ihr Blick, den Reinas traf, grinste sie und war bei ihr, ehe sie es sich versah, doch genauso rasch waren Reinas Finger und nur die Klinge am Hals der Nixe, trennten die beiden voneinander. "Wieso so ängstlich?", fragte die Nixe lieblich und liess eine von Reinas Locken durch ihre Finger gleiten. "Du scheinst zu sehen, was andere nicht sehen können?", fragte sie und lächelte.
"Ja", meinte Reina heiser und musste gegen ihren Körper kämpfen, um sich rühren zu können, ohne zu zittern, "Deine wunderschönen Zähne... Gibst du mir ein paar? Ich glaube daraus liesse sich eine wundervolle Kette machen..."
Die Nixe lachte schallend und schön. "Euer Freund im Schiff hinter euch, bekam schon mein Haar", sie gluckste. "Dann wäre es nur fair, bekämst du einen Zahn." Sie griff sich ins Maul, wobei sie es viel weiter öffnete, als ein Mensch es jemals vermocht hätte und hinter ihren perlweissen Zähnen kamen lange, schwarze hervor, die wie hunderte scharfer Nadeln sich in mehreren Reihen in ihren Rachen hinab flüchtigten. Reina hörte, wie Ismir die Armbrust lud und hob die freie Hand, ihm zu deuten, nicht zu schiessen. Er verstand und liess den Bolzen nicht gehen. Die Nixe löste drei der größeren Eckzähne und hielt sie in der offenen Hand Reina hin. "Was bekomme ich dafür?", fragte sie, wieder die wunderschöne und unwirkliche Frau. "Was würdest du verlangen?", fragte Reina. Die Nixe kicherte. "Man trifft selten eine Frau auf so einem Schiff", meinte sie und sah dann zu Meleth und Ismir. "Ich kann dir keinen der Männer geben, ich bin nicht der Captain."
Die Nixe sah wieder sie an und musterte Reina. "Ihr seid hier, in unseren Wassern", meinte die Nixe und sah ihr in die Augen, wobei Reina das Gefühl hatte, als sähe die Nixe ihr in die Seele. "Erachte es als Gastgeschenk." Sie neigte sich vor, wobei sie Reina die Zähne in die Hand und einen Kuss auf die Lippen drückte, sich löste, eine Sekunde wartete und mit einem enttäuschten "Schade, es wirkt bei Weibchen wirklich nicht", wieder ins Wasser sprang.
Als die Nixe verschwunden war, sakte Reina hustend in die Knie. Sie hatte vor Schreck vergessen zu atmen. Immer noch schmeckte sie den fischigen Geschmack der Nixenlippen auf den ihren. Sie richtete sich wieder auf und musterte die drei langen Zähne, die in ihrer Hand schwarz und fahl im schwachen Licht schimmerten.


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#1097

RE: Westküste und Weissgischtmeer

in Dreitan - das Spiel 18.11.2014 22:17
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Meleth eilte zu ihr hinüber. "Alles in Ordnung?", fragte sie und fasste sie vorsichtig an der Schulter.


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#1098

RE: Westküste und Weissgischtmeer

in Dreitan - das Spiel 18.11.2014 22:24
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Reina stand auf. "Ja...Hab nur vergessen zu atmen", grinste sie. "Schaurig schön die Damen."


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#1099

RE: Westküste und Weissgischtmeer

in Dreitan - das Spiel 19.11.2014 13:20
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Die Nixen näherten sich allmählich den Schiffen, während immer noch ihr sphärisch schöner Gesang durch den Nebel klang. Zwei setzten sich auf Wezkons Reling, eine weitere liess sich vom Wasser auf das Deck der Sturmsänger tragen, wo sie erst mit flinken Fingern und zu schnell, als dass er sich hätte wehren können, Knepo sanft über die Lippen strich, und sich dann dem Klabauter zuwandte. "Captain", säuselte sie. "Auf einen Tanz?"
Er lächelte und machte sich daran, die Treppe vom Achterdeck herunter zu steigen. "Sehr gerne."
Sie trafen sich in der Mitte des Decks und das Schiff wurde zum Ballsaal, die Takelage zu Vorhängen aus Seide und das Mondlicht zum Schein von tausend Kristallleuchtern. Er ergriff eine Hand der Nixe und legte einen Arm um ihre Taille, dann begann er zu tanzen und der Gesang schien sich mehr ihren Bewegungen anzupassen als umgekehrt.
"Du bist verrückt", kichterte die Nixe leise.
"Ich weiss", antwortete er amüsiert.
"Sie ist sehr wütend."
"Ich weiss", flüsterte er noch leiser.
"Sie wird dich finden."
Meleth hatte so gebannt auf das Schauspiel gestarrt, das so voller Magie schien, dass es alles zum Leuchten brachte, dass sie das Geräusch kaum bemerkt hätte. Als sie sich umdrehte, sah sie gerade noch, wie etwas Knepo über die Reling und mit einem Platschen ins Wasser zog. Instinktiv schnellte sie los und wollte ihm nachspringen, um ihn wieder herauszuholen, aber Ismir packte sie am Kragen. "NICHT!! Oder sie töten dich!"
"Aber..."
"Er ist bereits verloren. Du kannst nichts mehr tun."
Geschockt starrte Meleth auf die Reling und dann zurück auf den Klabauter, der weiter tanzte, als wäre nichts geschehen.


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#1100

RE: Westküste und Weissgischtmeer

in Dreitan - das Spiel 19.11.2014 13:33
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Reina ging es ganz und gar nicht gut zwischen den beiden Nixen, die ihr definitiv zu nahe gekommen waren. Sie sassen neben ihr, zu beiden Seiten und die eine flocht ihr eine Kette aus drei ihrer wasserseidenen Strähnen und die andere spielte mit ihren Locken und lehnte an ihrer Schulter, dem Klabauter und ihrer Schwester beim Tanz zusehend. "Hier bitteschön", meinte die flechtende Nixe und legte Reina die Kette um den Hals, die drei Nixenzähne daran hängend, die zweite kicherte und beide machten es sich an Reina bequem und begannen zu singen. Die Piratin hatte sich zwar für die Kette bedankt, wagte es aber nicht sich zu rühren.

"Wie kann ich den Damen helfen?", fragte Wezkon die beiden Nixen höflich und verneigte sich galant vor ihnen. "Bist du hier, um unser Haar zu stehlen?", säuselte eine von ihnen. "Gewiss nicht", meinte er etwas entrüstet, "Wir sind nur auf der Reise zu den..."
"Moner", unterbrach die andere, "Er hat uns erzählt, dass viele Schiffe hier durchkommen werden. Er bat uns, die Kapitäne und den grösseren Teil ihrer Mannschaften zu verschonen."


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