Der Klabauter lächelte amüsiert. "Kannst du, ja. Wenn sie sich zu benehmen weiss."

"Was ich sagen wollte", meinte der Klabauter, wieder an Wezkon gewandt. "Wenn wir das Nixengrab in Richtung Westen verlassen, kommen wir in ein Gebiet mit sehr tiefer, offener See. Man nennt es den Hexenkessel. Wir werden etwa fünf Tage brauchen, um es zu durchqueren, und du solltest dich auf fünf Tage Sturm gefasst machen."

"Gut", sagte der Klabauter, tippte sich zum Gruss gegen den Hut und wandte sich dann um. "Alek, auf den Spriet!"
Alek gehorchte.
"Was siehst du?!"
"Ein paar Fische!", kam die Antwort über das Deck zurück. "Und links Felsen!"
"Dann los! Anker und Segel hoch! Wir fahren!"

Der Klabauter befahl noch während sie langsam durch die allmählich weiter werdende Passage des Nixengrabs manövrierten, alles niet und nagelfest zu machen, und zwar wirklich alles, die Luken, die man bei Sonnenaufgang zum Lüften geöffnet hatte, wieder zu schliessen und die Sturmleinen zu spannen. Nach drei, vier Stunden hatten sie die schlimmsten Untiefen hinter sich gelassen und sie setzten mehr Segel, wodurch sie schnell Fahrt aufnahmen. Wind und Dünung nahmen zu. Eine weitere Stunde später sahen sie die Wolkenbank am westlichen Horizont. Sie ragte so hoch, dass es schien als kratze sie an den Sternen und war so pechschwarz, dass das Meer darunter in Dunkelheit verschwand. Noch während sie hinblickten, zuckte ein Blitz hindurch und liess sie für einen Augenblick lang bläulich aufleuchten. Der Wind wehte von Süden und trieb sie schnell darauf zu.
"Captain?", erklang Simarians etwas zögerliche Stimme. "Wollt Ihr da wirklich hineinfahren?"
"Unser Weg führt da hindurch", antwortete der Captain.
"Ehm. Gibt es keinen anderen?"
"Piss dir nicht in die Hosen, Sim", sagte der Captain und trank einen Schluck aus seiner Flasche. "Ich hab das schon mehr als einmal gemacht. Und das Schiff hier auch. Reina?"
Sie blickte auf.
"Geh schlafen. Ich brauch dich heute Nacht ausgeruht. Und Zanenza? Mach was du willst, aber wehe du kommst mir im Sturm abhanden!"

Meleth hatte sich an ihrem Schichtende in ihre Hängematte gefläzt und war relativ bald eingeschlafen, aber sie schlief nicht sonderlich gut. In ihren Träumen spukten die Nixen, respektive, was sie wohl mit Knepo anstellten. Was sie träumte war nicht wirklich grausam. Aber es wahr so unheimlich, dass es ihr die Kehle zuschnürte und die Luft zum atmen nahm.
Irgendwann wachte sie sehr abrupt auf, weil sie vor Zucken aus ihrer Hängematte fiel und auf den Boden knallte und sie fühlte sich zwar scheisse und hundemüde, war aber nicht unbedingt unglücklich darüber, aufgewacht zu sein. Vielleicht würde sie ja, wenn sie sich nochmal hinlegte, angenehmer schlafen. Als sie sich aufrappelte und ihr schmerzendes Kinn rieb, stellte sie fest, dass das Schiff mehr schwankte als normal.