Sie hatte ihn ignoriert und war unter Deck gegangen. Wenn er wirklich glaubte, nur die Monster seien ein Problem, dann täuschte er sich. Sie wusste zwar nicht mit Sicherheit wann, aber sie nahm an, dass bald jemand meutern würde. Immerhin wurden sie immer mal wieder von irgendeinem Ungeheuer aufgesucht und einen der Männer hatten die Nixen bereits geholt... Wütend schlug sie die Tür zu ihrer Kajüte zu und warf sich in die untere Koje. Und all die Arbeit, die Mannschaft zu beruhigen und zu überwachen, würde logischerweise an ihr hängen bleiben, immerhin war sie ja der Maat.
An dem Tag hatte sie nicht geschlafen, hatte die nächste Schicht übernommen und jedweden Kommentar des Klabauters ignoriert.
Die folgenden Tage über war sie immer noch wütend, liess es sich aber nicht mehr anmerken. Sie hatten, seitdem sie den Hexenkessel verlassen hatten, sehr gutes Wetter und kamen schnell voran. Sie passierten mehrere Inselketten und die Welaria führte sie problemlos durch jedes Hindernis hindurch.
Irgendwann wurde Rauch in der Ferne Sichtbar. Man wunderte sich, was dort auf sie wartete, erfuhr es aber erst am folgenden Tag, als die Inseln in Sicht kamen. Sechs grössere waren es insgesamt, in Form einer Wellenlinie von Nordwest nach Südost angeordnet, wobei die mittlere, die grösste war und die kleineren teils nahe bei einander waren und teils weit von einander entfernt aus dem Meer ragten. Drei von ihnen schmückte jeweils ein Vulkan, wobei der Rauch aus dem auf der grössten aller Inseln stieg. Die Welaria zielte auf die kleinste Insel, direkt neben der grössten zu und ankerte in einer Bucht auf der Nordseite.
Die Bucht war gerade mal so gross, dass sie die drei Schiffe aufnehmen konnte, auch wenn es fast etwas eng wurde.
Die Mannschaft Moners Hauptschiff ging als erste an Land, die Beiboote mit Zelten beladen und liess diese am Sandstrand zurück. Sie liessen auch zwei Äxte und einige Lampen und Wolldecken da, dann gingen sie wieder an Bord, nur Ariak wartete auf Wezkon und den Klabauter.
Reina sass im gleichen Boot, wie Ismir, Meleth, Zanenza und Alek, wobei sie, das Kinn in der Hand und den Ellbogen auf dem Bootsrand aufgestützt, darauf wartete, endlich an Land zu kommen.

"Ihr wartet hier auf dieser Insel", antwortete Ariak und nickte zu den Zelten, "Bald werden andere Captains hier eintreffen. Ihr sollt Moner beweisen, dass er nicht zu viel von euch erwartet. Besiegt sie, tötet sie, nehmt sie gefangen. Was auch immer. In drei Tagen dürft ihr dann zu Moner selbst. Ich oder sonst wer, den er schickt, kommt euch abholen. Noch Fragen?"
Wezkon schüttelte den Kopf.

Reina wartete abseits und beobachtete Ariak aus der Ferne. Er war also ihr Onkel. Interessant. Ein Teil von ihr wollte ihn ansprechen, ein anderer ihm aus dem Weg gehen, also tat sie keines von beidem, sondern wartete nur, dass er zurück auf das Schiff ging und die Insel verliess.

"Ich glaube kaum, dass du und Wezkon allein vier Dutzend Zelte braucht, oder?", antwortete er mit einem fast spöttischen Grinsen. "Was ihr mit ihnen genau anstellt, ist eure Sache, sie dürfen sich aber nur auf dieser Insel frei bewegen, sie auf die Suche nach Moner zu schicken würde ihren Tod bedeuten."

"Das weiss ich nicht. Das Ziel auf den Karten ist die Insel hier. Drei Captains sind vor euch hier angekommen. Mit Crew. Wo sie sich genau auf der Insel befinden, ist mir unbekannt... Es ist nicht verboten, die Crewmitglieder oder irgendwelche Waffen gegeneinander einzusetzen. Es gibt nur eine Regel: Die Insel nicht zu verlassen. Auf eure Schiffe dürft ihr, ihr dürft auch wider gehen, aber keine der anderen fünf Inseln hier anfahren."

"Doch, doch", meinte Ariak belustigt. "Und falls eure Vorräte nicht reichen, würde ich vorschlagen, dass ihr euch was zu essen im Wald sucht. Irgendwo in dem Haufen da sollte noch ein Büchlein darüber sein, was alles giftig ist und was nicht. In dem Fall, gute Nacht die Herren... Und Klabauter", er hielt kurz inne und trat nahe an ihn heran, "Wenn dein Maat etwas mit meiner Cousine zu tun hat, rate ich dir dafür zu sorgen, dass sie hier nicht umkommt", zischte er so leise, dass nur der Klabauter ihn hören konnte. "Gute Nacht, die Herren bis in drei Tagen."