Zu Wezkons Erleichterung und gleichzeitiger Enttäuschung begegnete ihnen kein weiteres Schiff und als sie in Rufweite waren, um die nächsten Schritte zu besprechen, fand der Dämon es schade, den Elfen an einem Stück und munter zu sehen, war aber froh, dass die Sturmsänger es ebenfalls war.

Man hatte beschlossen abzuwarten und so segelten die drei Schiffe erneut um die Insel.
Reina hatte langsam Hunger und Durst und fragte sich, wann endlich etwas passieren würde oder man sie endlich los binden würde. So hatte nun wirklich keiner seinen Spass, vor allem nicht sie.

"Klappe halten", raunte ihm Wezkon leise zu, der plötzlich nenen Walgard stand. "Der Klabauter hat es sich wahrscheinlich geholt und jetzt will er seine Sturmsänger zurück", erklärte er, nachdem er Befehle gebrüllt hatte. "Du wirst die Anne zurück bekommen, sobald der Klabauter seine Sturmsänger wieder hat, insofern du ihm hilfst..."

Reina zerrte an den Ketten und machte Lärm. Langsam pusste sie das ganze gewaltig an. Nicht nur hatte sie Hunger und Durst, sie musste auch dringend mal zur Latrine.

Die Rote Anne näherte sich der Sturmsänger, man hisste Tybalts Flagge und dann die weisse auf Halbmast, die zur Verhandlung rief. Der Klabauter hielt sich im Hintergrund und wartete, wobei sein böses Grinsen nichts gutes hiess. Fand zumindest sein Schiffsarzt, der sich seit einer Weile schon nicht mehr um die Gesundheit des Captains sorgte, sondern vor jedem Ablegen fragte, ob sie denn genügend Verbandmaterial und Spiritus für die Crew geladen hatten.
Wezkon wartete geduldig auf der anderen Seite der Sturmsänger und hoffte, dass es wirklich der Klabauter war. Elias neben ihm wirkte leicht beunruhigt. "Ganz ruhig", meinte Wezkon schmunzelnd, "Du hast ja nichts zu verlieren. Geniess die Show und tu, was ich dir sage, dann haben alle am Schluss etwas von diesem Wahnsinn hier." Walgard nickte nur, wirkte aber nicht beruhigter. Wezkon gab seinem Maat einen unmerkbaren Wink und dieser nickte so leicht, dass es fast nur Wezkon auffiel. Gut, dachte er sich, dann konnte der Spass wohl bald beginnen.
Die Rote Anne segelte ganz nahe an die Sturmsänger heran und dann geschah alles ganz schnell.
Tybald hinterm Steuer verlor ganz plötzlich und ohne irgendwelche Fremdeinwirkung seinen Kopf. Wörtlich. Gebrüll ertönte und die Piraten sprangen auf der Anne aus ihren Verstecken und auf die Strumsänger hinauf, zogen sich hoch über die Reling und griffen Ranistas Leute an. Diese waren so perplex, dass sie nicht merkten, dass auch die Nachtbringer zu nahe stand und ihre Leute, leiser als Klabauters Männer, ebenfalls auf das Deck fluteten. Innert weniger Minuten hatte Ranista die Sturmsänger verloren und es schien, als würde bald sein Kopf es Tybalds gleich tun, doch der Elf hatte sich in Luft aufgelöst. Wezkon fluchte derb. "Sucht ihn!", brüllte er und einige Männer machten sich unter Deck, auf die Suche nach ihm. Der Klabauter war ebenfalls an Deck und er neigte den Kopf vor ihm. "Sie gehört wieder dir", meinte er und verzog sich, um ebenfalls Ranista zu suchen.
Walgard war sich nicht ganz sicher, ob er Wezkon und dem Klabauter vertrauen sollte. Aber er fand es vielleicht doch nicht gerade, als die schlechteste Option, die er hatte. Immerhin hatten sich Ranistas Leute schnell ergeben und sie hielten sie nun in Schach. Er und die seinen waren noch frei und der Klabauter würde wohl seinen Zorn an Ranista auslassen.

Wezkon ging die Stufen hinab in den Laderaum. Er musste lächeln. Die alte Sturmsänger war immer noch die gleiche, auferstanden aus ihrer Asche. Er suchte in jeder Ecke, fand den Elfen aber nicht. Also musste er in einem der anderen Laderäume sein. Doch da war Lärm. Er zog vorsichtshalber den Säbel und näherte sich der Tür. Als er sie aufstiess, liess er einen erstaunten Pfiff verlauten.
"So schön und wild, wie eh und je", meinte er lachend und kam auf Reina zu. Sie hielt inne, atmete schwer und bliess genervt eine Strähne aus ihrem Gesicht. "Warte, ich helfe dir", kicherte er, kam auf sie zu und knackte geschickt die Schlösser ihrer Ketten. Reina wollte etwas sagen, aber Wezkon packte sie am Oberarm. "Komm. Ich glaube es ist besser für dich, wenn du auf der Nachtbringer bist, bevor dich der Klabauter findet."
"Aber ich muss..."
"Kein Aber", unterbrach er sie, als sie sich losreissen wollte. "Komm jetzt, der Kampf ist vorüber."
"Alter, ich muss pissen! Dringend!", meinte sie. Er sah sie verwirrt an. "Ehm", meinte er. "Dringend, dringend?"
"Ja", zischte sie und stapfte zur Latrine. Er hatte ja gesagt, dass der Kampf vorbei war. "Warte, warte, warte ,ich komm mit!", rief er und eilte ihr nach, den Säbel immer noch in der Hand haltend. Sie sah ihn an, als sei er nicht ganz dicht. "Ranista suchen, er hat sich irgendwo versteckt", erklärte er und folgte Reina. Diese grinste und eilte voraus, ihren eigenen Säbel ziehend. "Der kann nicht weit sein. Wir sind immerhin auf nem Schiff", sprach es und öffnete die Tür zur Latrine, als sie den Kopf umwandte, um rein zu sehen, hörte man es platschen. Sie starrte das Loch im Boden an. "Ehm... Wezi, hast du das gehört?", fragte sie unsicher.
"Ja", meinte Wezkon und eilte zum Loch. "Ich glaube da ist uns jemand durch die Lappen gegangen."
"Cleveres Kerlchen", meinte Reina respektvoll vor so viel Mut, sich durch das schmale Kackloch zu quetschen und ins Wasser zu springen. "Ich glaub ich verkneif's mir noch n Weilchen... Gehn wir auf die Nachtbringer?", fragte sie und Wezkon nickte. Er hatte plötzlich keine Lust mehr Ranista nachzujagen.

"Keine, Captain", antwortete sie und merkte, wie durstig sie doch war. Ein scheiss Gefühl gleichzeitig auf Toilette zu müssen und Durst zu haben, da wusste man nie, was man als erstes tun sollte.