Sie lächelte. Ranista traute sie nicht. Er war so wahnsinnig, wie der Klabauter, was wahrscheinlich der Grund war, wieso sie sich nicht ausstehen konnten. Ein bisschen tat er ihr aber schon leid. Und er hatte recht. Bald würde der Klabauter die Wahl zwischen ihr und fähigeren Leuten haben. Sie war gern sein Maat, aber nur seine Hure wollte sie nicht sein. Davon hatte sie nämlich nicht wirklich viel.
"Ich erinnere mich. Aber er wird mich noch ein Weilchen gern haben und du hast kein Schiff, das du mir geben kannst. Noch nicht. Er hingegen schon... Aber, wieso soll man sich Feinde aus Freunden machen. Ich kann versuchen ihn abzulenken, damit er Ariak für eine Weile vergisst und du kannst dann dein Glück versuchen."

"Ich nehme dich beim Wort", schmunzelte sie und wandte sich zum Gehen, als er ihre Hand los liess.

Als Reina wieder zu den Mannschaften stiess, war bereits eine Weile vergangen. Sie hatte Ranista im Wald stehen lassen, nahm aber an, dass er ihr mit genügend Abstand gefolgt war und hoffte, dass er sich verborgen halten würde.
Die Männer sassen beisammen. Mehrere Feuer brannten am Strand und man wartete, einige unterhielten sich und als sie an einem der Bäume vorbei kam, konnte Reina Zanenzas Augen im Schatten der Baumkrone aufblitzen sehen. Das Mädchen schien zu wissen, dass es nicht schlau war, sich bei so vielen Fremden aufzuhalten. Denn im schlimmsten Fall, könnte ihr Bruder ihr nicht mehr helfen.
Reina lächelte ihr kurz zu und tat dann so, als hätte sie sie nicht bemerkt. Sie ging an den ehemaligen Männern Tybalts vorbei. Die Blicke der Männer folgten ihr und sie behielt sie aus den Augenwinkeln im Blick. Es waren Meuterer und auch wenn sie einst selbst meuterte, so mochte sie diese Art der Matrosen nicht. Ranistas Leute waren nur noch wenige vorhanden und verhielten sich ruhig. Walgard schien sich mit Wezkon einigermaßen angefreundet zu haben und die beiden Mannschaften sassen beisammen, wobei sie am friedlichsten wirkten. Als sie zu ihrer eigenen Mannschaft kam, fand sie alle um eines der Feuer sitzend vor und grüßte sie, verstrubbelte Meleths Haar, die scheinbar wieder getrunken hatte und fragte Alek und Marres nach dem Klabauter und sie deuteten auf eine Gestalt, die nahe am Wasser stand. Sie nickte, legte ihre Sachen auf einen Stein, zum Trocknen, zog die Stiefel aus und gesellte sich zum Captain.
" 'N Abend", grüßte sie und folgte seinem Blick. Die Wellen schwappten ab und an um ihre Knöchel und kitzelten ihre Haut. Sie vergrub die Zehen im Sand und genoss die kühle Briese im Haar. Ariaks Schiff kam ihnen immer näher und je näher es kam, desto düsterer schienen die Schatten im Gesicht des Klabauters.
Ein Beiboot wirde zu Wasser gelassen und vier Männer ruderten es an Land, wobei Ariak als erster ausstieg und auf sie zutrat. "Wie ich sehe, lebst du noch", grüßte Ariak den Klabauter und sein Blick huschte kurz zu Reina. Sie glaubte Erleichterung in seinem Blick zu erkennen, war sich aber nicht sicher.

Ariak schmunzelte. "Nun, jeder der Captains wählt fünf seiner Leute aus, die ihn begleiten, und begibt sich zur nächsten Insel. Dort werde ich die weiteren Regeln erklären. Der Rest der Mannschaften wird auf eine dritte Insel gebracht. Einer der Männer, welcher als Vertretung des Captains gewählt wurde, hat die Aufsicht über sie. Ah und die Mannschaften, die keinen Captain mehr haben, werden unter den Captains aufgeteilt." Er lächelte knapp. "Ihr habt ein paar Stunden Zeit. Welche Captains sind noch am Leben?"

Ariak nickte. "Dann werde ich Wezkon und Walgard bescheid sagen", meinte Ariak knapp. "Sie sitzen dort", murmelte Reina und deutete auf eines der hinteren Feuer. Ariak bedankte sich und liess sie beide stehen.
Sie wartete kurz, dass er sich mit seinen Begleitern zu Wezkon setzte und zupfte an der Manteltasche des Klabauters, in der sich eine noch volle Rumflasche befand. "Darf ich?", fragte sie.

Reina bedankte sich und trank einen Schluck. "Auch was?", fragte sie und hielt die Flasche so hoch, dass der Geruch des Rums ihm in die Nase stieg.