Kraigor, Anfang Oktober 308, Intragh
Endlich, nach all der langen Zeit stand er wieder auf einem Hügel und blickte hinab auf sein kleines Heimatdorf. Es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, als er vor acht Monaten in Vadra Elira getroffen hatte und später in den Barbarenlanden Dreshar. Und noch viel länger, als er damals aufgebrochen war zu seiner Severjakza. Er dachte zurück an die letzten zwei Wochen und an die ganzen Dinge, die er in Drez gesehen hatte. Es waren schöne Tage mit Veray und Randreyah gewesen und die Besichtigungen der ganzen Sehenswürdigkeiten waren ebenso wenig zu kurz gekommen wie Spaß und Saufgelage. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung mehr gewesen, so wie jedes Erlebnis, jeder neue Ort und jeder Tag seiner Reise. Aber wie er auf Intragh hinabblickte, das mit seinen etwa hundert Hütten und Gebäuden noch ruhig und friedlich im Morgengrauen da lag, die Ziegenherden in den umzäunten Weiden sah, die Palmen und Gräser um das Dorf herum, da stiegen ihm Tränen in die Augen. Wie sehr er das alles doch vermisst hatte. Auch wenn er sich nach dieser Reise nichtmehr vorstellen konnte, lange hier zu leben, wo vergleichsweise wenig los war, würde er die nächste Zeit hier verbringen. Zuhause. Bei seiner Familie und seinen Freunden. Er war nichtmehr derselbe wie früher, aber auch kein Anderer geworden.
Langsam stiefelte er den Abhang hinab, erschöpft und glücklich, sich endlich wieder entspannen zu können, in seiner Heimat zu sein, wo er sich auskannte.
In diesem Moment erschien es ihm sinnlos bald nach Tanue aufzubrechen, wo er ohnehin mehr Last als Hilfe war. Tanue, das so weit weg lag. Srakdin erschien ihm schon weit genug, jetzt, wo die Reise zu Ende war.
Die ersten Sonnenstrahlen tauchten das Dorf und das ganze Steppenmeer darum herum in einen farbintensiven, leuchtenden Goldton, als er wieder zuhause ankam.
-Kraigor Ende-
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Anmerkung: Ro, das musst du nicht lesen, ist nur ein Rückblick und nicht wichtig. Viel Spaß in Nepal
Neujahr von 301 auf 302
Shagan
Búrac
Durch die halbe Stadt zogen sich die Festlichkeiten. Tausende Feuer brannten in der Stadt, mehr Feuer sah man nur zur Flamenzeremonie im Sommer.
Das Neujahrsfest war immer eines der größten Feste, und dieses Jahr war es sogar noch etwas Besondereres. Es war das zweitausendfünfhundertste Jahr des Feuers.
Zwar war diese Zeitrechnung eher etwas Traditionelles geworden und im Alltag gebrauchte man die Gleiche wie an den meisten anderen Orten Dreitans, aber gerade deshalb war sie so etwas Besonderes.
Shagan lief grinsend und schon etwas angetrunken durch eine breite Gasse. Links und Rechts brannte Feuer und Musiker spielten auf Rohrflöten, Trommeln, Zupfhölzern und ließen metallene Glocken klingeln. Im Takt zur Musik tanzten viele Gestalten um die Feuer, in verschiedenen traditionellen Tänzen oder frei nach Laune. Es wurde getrunken, gelacht und einige der Dämonen, die am Feuer saßen kauten Sumpfrohrwurzeln von dem Röhricht am See. Davon erweiterte sich der Geist und Farben und Bewegungen bekamen einen besonderen Reiz. Es herrschte dichtes Gedränge und Shagan bahnte sich langsam seinen Weg voran, lachte hier einer Person zu, blieb dort einmal kurz stehen um einem Säbelmeister dabei zuzuschauen, wie er Obst in der Luft zerteilte und trank dann und wann einen Schluck Rohrbrandt aus einem Flachmann - ebenfalls aus Rohr, mit Teer abgedichtet.
Die Nacht war schon hereingebrochen, aber unten in den Gassen zwischen den Häusern war es taghell. Auf den Flachdächern turnten Kinder herum und von überall her tönten Musik und Gelächter. Hunderte, nein, sogar Tausende Dämonen waren auf den Straßen überall in Búrac. In vielen Häusern waren die Tische gedeckt und für die Festlichkeiten waren zahlreiche Fassaden mit roten Zeichen bemalt worden. Selbst Dämonen, die es vorzogen, sich selten blicken zu lassen, sowie die Alten, waren hervorgekommen um teilzuhaben an dieser Nacht. Zauberkünstler führten ihre Tricks auf, Händler verkauften süßes Gebäck und Wein, in eigens dafür abgesperrten Bereichen auf den Plätzen fanden Säbelkämpfe statt und selbst die Freudenhäuser hatten Rabatte - bis Mitternacht, wenn auch die Huren auf den Tempelvorplatz das neue Jahr begrüßen durften.
Nach einiger Zeit hatte Shagan schließlich das größte Gedränge hinter sich gelassen - die meisten Leute waren auf dem Marktplatz und den umgebenen Seitengassen oder im Nordosten - und lief eine etwas dunklere, enge Gasse entlang, zwischen Körben, die herumstanden, Steintreppen, die in die höheren Geschosse der niedrigen Häuser führten und Palmen, die in Töpfen wuchsen. Er bog nach rechts ab und kam in eine Gasse, die wieder auf einen Platz mit einem großen Feuer führte, aber er bog vorher nach links ein, ging unter einem Torbogen ein paar Stufen hinab und eine weitere Gasse entlang. Seine Stiefel tapsten auf dem Steinpflaster - was es in Búrac auch nicht überall gab, bei Weitem nicht - und erst als er einen kleinen, verlassenen Platz, umringt von Häusern, der im Dunkeln lag und von niedrigen Steinmauern gesäumt war, erreichte, blieb er stehen. Vier Gassen trafen sich hier. Er setzte sich auf eine Mauer und roch den Duft der Hängelilien, die an einem Rankgitter über ihm wuchsen.
Nicht lange und er hörte, wie noch eine Person kam. Er schaute auf. Er sah zunächst nur einen Schemen in der Dunkelheit, doch er erkannte sie. Ura.
Er sprang freudig auf. "Ura!", sagte er und hoffte, er würde noch nicht lallen beim Reden.
Dann umarmte er sie kurz und auch sie begrüßte ihn, schüchtern, doch fröhlich.
Sie setzten sich wieder auf die Mauer und kurz sagte keiner was. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte.
Ferner Gesang und Trommeltöne wehten herüber.
Er legte vorsichtig den Arm um sie - das hätte er sich nüchtern wohl schwer getraut, aber hey, sie hatten sich schon öfter getroffen in letzter Zeit - und murmelte: "Es ist schön hier, nur mit dir, fernab der Feier."
Das war schwach, aber er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen.
"Ja", antwortete sie. "Ich hätte gar nicht gedacht, dass du dich wirklich von der Feier loseisen kannst."
Sie lachte und es klang wunderschön.
Auch er lachte kurz auf. "Nun", antwortete er grinsend, "es stimmt schon, ich trinke und feier gerne, aber...um dich zu treffen ist mir das Wert. Neujahr ist doch jedes Jahr."
"Und mich kannst du jeden Tag treffen", entgegnete sie schmunzelnd.
Darauf fiel ihm nichts ein. "Nun...ähm...ja"
Sie lachte wieder auf und kam etwas näher.
"Also wieso sind wir dann noch hier?"
Sein Gehirn ratterte. Hä? Wollte sie doch lieber feiern gehen? Kein Problem, sie könnten auch zusammen...aber etwas zwang ihn sitzenzubleiben, als er gerade aufstehen wollte. Vielleicht gefiel es ihr auch nicht hier...oder sie mochte ihn doch nicht so se...moment mal.
Er blickte sie an. Sah in ihre Augen. Sie schien auf etwas zu warten.
Und ob es ihm dämmerte oder es sein Instinkt war, er wusste es nicht.
Er wusste nur, dass auch er ihr immer näher kam, dass seine Lippen plötzlich die ihren berührten, er die Augen schloss und sie küsste.
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Anfang September 308
Irgendwo am Ostrand der Flammenkette in den Nomadenlanden
Shagan
Die Reise durch die Karakun-Ebene war beschwerlich gewesen, obwohl er sich am Rand der tödlichen Ebene gehalten hatte. Er hatte eine knappe Woche lang fast ausschließlich von Kakteen, Skinken, Boyote-Schoten und Insektenlarven ernährt, etwas, worauf er gut und gerne hätte verzichten können. Immerhin, er wusste, wie man in den ariden Gebieten überlebte, das sollte ihm zumindest ein Trost sein. Und er hatte ein paar Pasca-Kakteen gefunden, er kannte sie von seiner Jugendzeit in Búrac. Die Tempelmagier und Schamanengelehrten hatten sie bei Festlichkeiten verwendet. Diese Symbole seiner Heimat lösten ein seltsames Gefühl in ihm aus. Gleichermaßen melancholischen Schmerz und euphorische Glücksgefühle.
Jetzt wanderte er nahe der Berge Richtung Norden, er hatte sich entschlossen, zunächst Srakdin aufzusuchen. Im Süden gab es für ihn nichtsmehr, in der Wüste war alles leer...und tot. Doch Srakdin war jetzt die Hauptstadt seines Volkes. Und nahe der Berge konnte er aus Bächen trinken und Kaninchen jagen, zudem gab es genug essbare Knollen. Der beschwerliche Teil seiner Reise lag hinter ihm und er spürte einen Rausch aus Freiheitsgefühlen durch ihn wirbeln, als er daran dachte, dass er nun wirklich ungebunden war.
Außer einem Echo der Rache, die er hatte nehmen wollen und Personen, die er verloren hatte, war dort nichtsmehr.
So frei war er seit fast drei Jahren nichtmehr gewesen.
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Ende Oktober 308
Srakdin
Shagan
Seit einem Monat lebte er nun in Srakdin. Die erste Woche war recht unangenehm gewesen, er hatte sich wie ein Obdachloser seine Schlafplätze an trockenen Orten suchen müssen und hatte es dabei bevozugt, nicht innerhalb der Stadt zu nächtigen. Irgendwo wäre ihm das schon peinlich gewesen.
Dann hatte er als er sich in der Stadt umgesehen hatte jemanden getroffen. Einen alten Vorgesetzten von ihm aus der Zeit seiner Ausbildung in den Kasernen.
"Shagan?"
Ein ungläubiger Blick.
"General Grashleth?"
"Wie kommst du hierher? Ich ging davon aus, du wärst tot, zusammen mit dem Rest deiner Familie gestorben in Búrac."
Im darauffolgenden Gespräch tischte ihm Shagan die Geschichte auf, wie er zunächst entkommen war, dann die Angreifer verfolgen wollte und schließlich in anderen Feuerdämonendörfern eine Zeit lang gelebt hatte. Nicht besonders gut, aber der General schien sich ohnehin nicht allzusehr dafür zu interessieren.
"Shagan, was machst du momentan eigentlich beruflich?"
"Naja...nun...nichts."
"Sehr gut, sehr gut. Du musst wissen, seit damals ist unsere Streitkraft gesunken. Srakdin hat hervorragende Krieger, keine Frage, aber zum Schutz vor erneuten Angriffen haben wir unsere Armee vergrößert. Und ich erinnere mich, dass du recht talentiert warst in der Eliteausbildung. Ich könnte dich gebrauchen, als Trainer für die Knaben beispielsweise, oder für Grenzpatrouillen. Außerdem könnte es sein, dass du eine weitere Ausbildung zum Hauptmann absolvieren kannst, vielleicht taugst du dazu. Auf jeden Fall, wenn du Interesse hast, komm morgen früh in die Kaserne, dann kannst du dich für eine Laufbahn beim Militär entscheiden."
Und das hatte er schließlich auch getan. Wenngleich jeder in der Kaserne an zwei Wochentagen gemeinnützige Arbeit verrichten musste. Sachen schleppen, reparieren, Arbeitern bei der Arbeit assistieren, sogar älteren Damen bei Haushaltstätigkeiten helfen. Aber auf andere Weise wäre es nicht möglich, die ganzen Soldaten und Kämpfer zu ernähren. Der Rest der Bevölkerung würde sie nicht einfach so durchfüttern.
Nun waren drei Wochen vergangen, seit er die Kaserne aufgesucht hatte und mittlerweile trainierte er zwei Tage die Woche junge Dämonen in der Grundausbildung im Säbelkampf, zudem hatte er diverse Prüfungen abgelegt und durfte nun eine Ausbildung zum Hauptmann beginnen. An den Wochenenden ging es auf Spähpatrouillen in der Umgebung...insgesamt gab es viel zu tun. Aber es würde sich lohnen, denn er wusste nicht, was er sonst hätte tun sollen. Er hatte nie eine andere Tätigkeit als das Kämpfen und Überleben in der Wildnis gelernt.
Aber eine Sache hielt er geheim...noch geheim. Alles, was er bei den letzten Tempelmagiern Búracs gelernt hatte.
Er war zwar der Letzte, der einen Großteil des Wissens weitergeben konnte, aber noch wollte er diese Geschichte; die wahre Geschichte, was er erlebt hatte, nicht offenlegen. Seine Flammenrüstung lag immernoch versteckt in den Drachenbergen, seinen Säbel hatte er außerhalb der Stadt versteckt.
Aber der Tag würde kommen, an dem er beides wieder an sich nehmen würde, an sich nehmen musste.
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Ende Oktober 308
Intragh
Kraigor (ja, ich weiß, eigentlich hatte ich vor, seine Story mit dem letzten Post für immer zu beenden )
Die Aufbruchsstimmung erfüllte ihn doch erneut mit etwas Kummer. Aber seine Familie hatte es verstanden. Viele junge Feuerdämonen gingen bevor sie Familien gründeten und eine Arbeit verrichteten in die Stadt um dort von Meistern zu lernen oder Partner zu finden. Wobei tendenziell eher die Männer herumzogen, durch die Dörfer gingen und irgendwo ein Mädchen fanden, das sie heiraten wollten.
Seine Sachen gepackt, stand er da, verabschiedete sich vom halben Dorf und ging dann los, Richtung Srakdin.
Vor der Severjakza hatte er bis auf die Grundausbildung zum Krieger, die Pflicht war, nichts gelernt. Auf der Severjakza hatte er verschiedene Arbeit verrichtet, die nicht besonders kompliziert war. Und in den letzten Wochen hatte er dem Tischler des Dorfes öfter geholfen. Eine Ausbildung zum Tischler erschien ihm recht verlockend. Zwar nicht besonders abenteuerlich, aber nicht so anstrengend wie Schmied oder Steinmetz oder Bauer.
Und nicht so langweilig wie Schuster.
Und vielleicht lernte er in der Stadt neue Freunde kennen...oder fand seine große Liebe. Wobei ihm dieser Gedanke noch immer einen Stich versetzte. Er dachte an Melissa...aber wusste auch, dass sie nicht die Richtige gewesen wäre. Zu dem Schluss war er gekommen.
Die morgendliche Sonne schien ihm in den Rücken, als er den Weg Richtung Srakdin begann.
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Anfang November 308
Shagan
Srakdin, Kasernenhauptgebäude
"Eine Armee, so groß, dass nichtmal alle Feuerdämonen des Nordens zahlenmäßig an sie rankommen und das nahezu direkt vor unserer Haustür? Gibt es genauere Beweise?"
"Nein, wie gesagt, nur die Berichte von Augenzeugen. Nomaden und ein alter Wanderer. Aber wir haben einen Spähtrupp losgeschickt. Er sollte momentan auf dem Rückweg sein. Vielleicht ist sogar einer von ihnen bis nach Ravi vorgedrungen um die Situation genauer in Augenschein zu nehmen. Fakt ist nur, dass wir davon ausgehen müssen, dass eine gigantische menschliche Armee nur sieben bis zehn Tage östlich von hier lagert. Und nachdem es Kriege und Kämpfe im Ostgebirge und den Zwergenstädten am Ostmeer* gab, ist zu befürchten, dass sie weiter nach Westen dringen wollen zu Eroberungszügen. Shagan hat die Armee gesehen, die in Dreitan eingefallen ist, er war bei einer Schlacht dabei."
Dreißig Augenpaare blickten ihn jetzt an und er ging einen Schritt nach vorne, an den Tisch, um den sie herumstanden, räusperte sich und erzählte die Geschichte der Schlacht im Osten. Seine kleine Feuereinlage und den Kampf mit Naja ließ er jedoch beflissentlich weg.
Anschließend erfüllte kurzes Schweigen den Saal.
"Nun gut. Zumindest gibt es lohnendere Ziele als die Wüsten- und Steppengebiete. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass sie als Nächstes uns angreifen. Dennoch, wir brauchen Notfallpläne."
Am Ende der Krisensitzung war man übereingekommen auch Kontakt mit den Feuerdämonen des Südens und den Schatten aus dem Gebirge aufzunehmen.
Für eine Reise nach Drez wurden vier Mann ausgewählt, unter ihnen auch Shagan. Er hatte Verwandtschaft in Drez und als Halbblut wurde er dort toleriert. Zudem war er schon öfter dort gewesen. Von den anderen drei Männern hatte nur einer regelmäßig Kontakt zu den Schatten, an ihren Grenzen im Norden.
Sie würden am folgenden Tag aufbrechen und binnen anderthalb Wochen Drez erreichen.
(Ro, wie viele Schatten hats eigentlich in den Bergen etwa?)
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Erste Dezembertage 308
Sie waren schließlich allesamt in Srakdin angekommen. Bisher hatte es noch keine neue Nachricht über neue Truppenbewegungen in Ravi gegeben. Bisher.
Vorerst würde der Alltag fast wie gewohnt weitergehen, bis auf die Besucher.
Aber dennoch waren sie in ständiger Alarmbereitschaft.
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Februar
(Isilya, Arndir weiter aus Ravi S. 113)
Sie kamen gut voran. Der Boden war hart gefroren und deshalb sanken die Wagen nicht ein. Sie reisten am Fusse eines Gebirges, dass sich nördlich von ihnen in den Himmel erhob. Arndir hob den Kopf und warf einen Blick zu Isilya rüber. Der Karawanenführer hatte seine Pläne geändert, als er von grösseren Banden von Plünderern entlang der Flüsse, die in den Spiegelsee führten, gehört hatte. Da er jetzt für die Ostländer arbeitete, würden sie ihn sicherlich als erstes als Ziel auserwählen. Jetzt würden sie nördlich an der Karakunebene vorbei und dann mit den Steppennomaden Handeln die dort lebten. Sie tauschten immer gerne ihre Felle gegen gutes Eisen und Salz. Die Felle würde er dann in Loney zu gewinnbringenden Preisen verkaufen können. Hermelin war bei den Adeligen Damen noch immer sehr begehrt. Anschliessend würde er die Reise nach Hause über dem Loney antreten, aber dort würden sie sich von dem Händler trennen.
Sobald sie in Loney ankamen, würden sie weitersehen. Arndir und Isilya hatten beide die typische Kleidung der lokalen Bevölkerung angelegt. Lange, warme gefütterte Gewänder und dicke Tücher, die sie sich um die Köpfe gewickelt hatten. Ein Söldner hatte gesagt er brauche dies nicht. Als jedoch ein Sandsturm aufkam war er der einzige, der entzündete Augen bekam. Isilya musste ihre ganze Kunst aufbieten um seine Augen noch zu retten. Der Feine Staub hätte seine Linsen verletzt, hatte sie Arndir erklärt, als dieser den Mann stillhielt, damit sie ihm mit einem kleinen feuchtem Seidentuch, das Auge abtupfen konnte.
Nun trug der Kerl wie alle anderen auch diese Kleidung. An einem Tag waren ein paar Reiter zu ihnen gekommen und hatten mit dem Karavanenführer geredet. Er überreichte ihnen ein Säckchen it Salz und sie verschwanden wieder. Offensichtlich verlangten sie Wegzoll. Arndir hoffte nur, dass sie keinen Dämonen über den Weg liefen. Er wollte keine unnötigen Gefahren eingehen.

Srakdin
Arndir fluchte leise. Verfluchte Scheisse! Hatte der Kerl sie geradewegs in eine verdammte Dämonenstadt geführt. Nur gut, dass er die ganze Zeit dieses Tuch um den Kopf hatte. Isilya schien ihm ruhiger als er selbst. Sie schien sich von der Tatsache, dass sie sich in einer Dämonenstadt befanden keineswegs befangen zu fühlen. Der Karavanenführer fühlte sich hingegen pudelwohl. Er feilschte mit den Dämonen, tauschte Salz und Trockenfisch gegen verschiedene Stoffe. Salz war hier offensichtlich ein sehr begehrtes Gut. Nun es verwunderte ihn eigentlich nicht so sehr. Soweit er gehört hatte, gab es hier keine Mienen oder ähnlich, wo die Dämonen Salz gewinnen konnten.
Er gab sich griesgrämig und eigenbrötlerisch gegenüber den Einwohnern. Eine Wache, die nach Hause wollte, und mit den Plänen seines Herrn nicht einverstanden war. Eine einfache Rolle, die er dankbar annahm. Isilya hingegen plapperte ungeniert mit den Frauen. Als ihr einmal ein plötzlicher Windstoss das Tuch vom Kopf riss, lachte sie nur und bedankte sich fröhlich bei einem Kind, das es ihr wieder brachte. Ihre Ohren waren rund und hatten nur die winzigsten Andeutung einer Spitze. Hastig wickelte sie sich das Tuch wieder um den Kopf und zwinkerte Arndir verschwörerisch zu. Der kleine blaue Stein in der silbernen Fassung ihres Ringes blitzte auf, als sich ein Sonnenstrahl darin brach und Arndir verstand. Sie hatte einfach einen weiteren Blendzauber in ihn eingewoben. Er würde sie fragen müssen ob sie das gleiche für ihn würde tun können.
Am Abend, als sie in ihrem kleinen Zimmer im Wirtshaus sassen, fragte er sie schliesslich, doch sie schüttelte den Kopf. "Ich brauche gewisse Dinge. Der Ring ist aus Silber und der Stein ist ein Saphir. Ideale Träger für einen solchen Zauber. Du müsstest etwas ähnliches bei dir tragen und soweit ich weiss trägst du keinen Schmuck.", schloss sie neckisch.
"Was ist mit dem Schwert?", hakte er nach.
Sofort wurde sie wieder ernst. "Nein, an die Waffe wage ich mich nicht ran. Sie ist ein Geflecht von Magie, das ich nicht durchschaue. Ich weiss nicht was ein Illussionszauber auswirken würde. Vielleicht einen versteckten Abwehrmechanismus oder sonst was. Behalte einfach dein Kopftuch auf, dann kommt alles gut und guck nicht immer so grimmig."
"Wenn sie wüssten, das wir Elfen sind, würden wir keinen Tag mehr leben."
"Aber sie werden es nicht und je mürrischer du dich verhältst, desto neugieriger werden sie. Also geh und trink ein wenig. Unten in der Schankstube ist es so kalt, dass es niemanden wundern wird, wenn du dein Tuch oben behältst."

Narrez musterte die Menschen in der Schenke mit zusammengekniffenen Augen. Er konnte nicht nachvollziehen, wieso die Feuerdämonen diese Ratten durch ihr Gebiet ziehen liessen, sogar durch ihre Städte. Man liess doch nicht einen Feind die eigene Infrastruktur ausspionieren. Offenbar verstanden die Feuerdämonen genau so wenig von Kriegsführung wie man sich erzählte. Man wusste doch, dass man den Menschen nicht trauen konnte, schon nicht in Friedenszeiten. Plötzlich kamen sie wieder auf die Idee, sie könnten etwas plündern, oder sie wollten neues Land, weil sie sich vermehrten wie die Kaninchen. In seinen Augen gehörte jeder Mensch, der einen Fuss in Dämonengebiet setzte, getötet. Man musste ihnen von Anfang an klar machen, wo die Grenze war. Und sie jetzt noch hierher zu lassen, war wahnsinn. Vermutlich war jeder zweite von denen ein von den Ostleuten bezahlter Spion.
(Narrez ist einer der Schatten, die Srok mitgeschickt hat und... ein kleines bisschen paranoid vielleicht)
If you're going through hell, keep going.

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