Sie zogen weiter gegen Norden. Meyra hatte das Gefühl, ihr zerrinne die Zeit wie Sand zwischen den Fingern. Sie wollte nicht daran denken, dass sie bald von den Söldnern getrennt würde, und nur noch mit Schwester und dem Feuertänzer weiterreisen, aber dieser Moment kam unaufhaltsam näher, mit jeder Stunde, die sie ritten, und ihr Herz wurde immer schwerer. Sie wollte Pave zumindest sagen, wie viel ihr seine Entschuldigung bedeutete, mindestens das, aber entweder ergab sich keine Gelegenheit dazu - sie wollte nicht vor den anderen darüber sprechen - oder ihr fehlte der Mut.
Schliesslich, am Abend, bevor sie Ravi erreichen würden, setzte sich jedoch irgendetwas in ihr gegen Vernunft und Scham durch, und als Pave einen Augenblick lang alleine bei den Pferden stand, während die anderen am Feuer sassen, trat sie zu ihm und sprach ihn leise an.
Er hob den Blick, wobei er ihn nicht weit zu heben brauchte. "Was?"
Ihre Kehle war wie zugeschnürt, aber sie nahm all ihren Mut zusammen und sagte: "Du hast gesagt, vielleicht würde meine Geschichte doch noch ein gutes Ende haben, wie ein Märchen."
Er nickte.
Sie schluckte. "Ich wünschte, du würdest dafür sorgen, dass sie es tut."
Sie war sich zuerst nicht sicher, ob er überhaupt verstand, doch schliesslich streckte er die Hand aus und strich ihr eine Haarsträhne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, aus dem Gesicht, wobei seine grossen Finger erstaunlich sanft waren. "Du bist noch so jung", sagte er.
Sie streckte trotzig das Kinn vor. "Alt genug."
Er seufzte und blickte einige Augenblicke lang zum Himmel hinauf, bevor er sagte: "Du bist eine schöne Frau. Aber ich bin ein Söldner ohne Anstand, Moral und Zuhause. Du hast etwas besseres verdient als mich."
"Lügst du mich an?", fragte sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
"Was?" Er sah sie verständnislos an.
Sie musterte ihn scharf. "Hast du das nur gesagt, weil es netter klingt, als dass du einfach nichts von mir willst? Wenn ja, dann sag die Wahrheit. Ich mag es nicht, angelogen zu werden, auch wenn es Freundlich gemeint ist."
Pave liess sich Zeit mit der Antwort. "Es war nicht gelogen", sagte er schliesslich leise. "Ich meinte es genau so."
"Dann gibt es keinen Grund, warum du nicht gut genug sein solltest", antwortete sie und sah ihn ernst an. "Ein Haus und Tischmanieren bedeuten mir nichts. Das Wichtige an einem Mann ist sein Herz. Und du hast eines."
Sie legte eine Hand auf seine Brust und spürte das kräftige Zucken des Herzens darin. Er ergriff ihr Handgelenk. "Du bist so jung", murmelte er wieder. "Und so klein und zart. Ich hätte Angst, dich zu zerbrechen..."
"Ich bin robust", antwortete sie lächelnd. "Mach dir keine Sorgen."
Er sagte nichts, sondern sah sie nur an, seine Finger fuhren sanft über ihren Handrücken. Dann glättete sich sein sorgen- und zweifelvolles Gesicht, und er begann zu lächeln. Er barg ihre kleine Hand in seinen grossen, küsste ihre Finger und sagte: "Ich verspreche dir, ich werde mein möglichstes tun, damit es ein Märchen wird."
-> weiter in Ravi S. 17
If you're going through hell, keep going.

Shagan
24. März
Er hatte die Nacht über in der Wüste verbracht, seinen alten Liebllingsplatz besucht. Unglaubliche Schmerzen hatte er gespürt, als er sich an früher erinnerte, die vielen Abende, die er hier verbracht hatte, daran, wie es damals gewesen war. Und der Schmerz darüber, dass seine Heimat verloren war, machte ihn wütend. Alles war verloren und es würde nie mehr wie früher sein. Er knurrte, wollte sich dafür rächen, an wem auch immer. Und solange in der Wüste noch ein Feuermagier lebte, würde er sie nicht beruhigt hinter sich lassen können. Sie waren wie ein Schatten von dem, was einst war und deshalb mussten sie sterben.
So übergab er sich der Nacht und verfiel seinem Schmerz, seiner Wut und seinen düsteren Gedanken.
Am Morgen hatte er sich zurück zum Tempel begeben. Den Feuermagiern hatte er die Ringe der Schwarzmagier gezeigt, um zu beweisen, dass er sie getötet hatte. Der Lob war spärlich ausgefallen, trauerten sie doch um einen von ihnen, der in der Nacht seinem Alter erlegen war. Jetzt waren nur noch vier übrig. Kuzarzu, der Älteste und zwei weitere.
Shagan grinste. Er würde sie alle töten, noch in der nächsten Nacht und damit die letzten Feuerdämonen Búracs vernichten. Wenn nicht alle Dämonen von damals wieder hier leben konnten, in einer friedlichen, richtigen Welt in der Wüste, durfte niemand mehr hier leben.
Wenn Búrac dann endlich gereinigt war, würde er weitersehen. Er hatte bereits Pläne.
Seine mit Farbe rot gefärbten Haare glühten im Fackelschein auf, als er sich in seine Kammer zurückzog.
And he wondered...how can I protect something so perfect without evil?

Shagan
Blutnacht vom 24. auf den 25. März
Alle schliefen im Tempel. Die süße Nachtruhe. Die Magier waren fest davon überzeugt, dass sie bald abreisen konnten, in den Norden, nach Srakdin um dort den Orden zu erhalten, nachdem Shagan ihn gerettet hatte. Er sollte mitkommen, als neues Erbe des Feuers. Sie dachten wirklich immernoch, er wäre einer von ihnen. Gottchen, Leute konnten so naiv sein, wenn sie sich an ihre Hoffnungen klammerten.
Er hatte einen Dolch gezogen, die Rüstung angelegt, den Säbel dabei. Die Magie im Kopf wiederholt. Die feinere Magie war sehr kompliziert, er vergaß manchmal etwas...er musste einfach noch üben. Außerdem würden ihn die Schriftrollen der Bibliothek noch weiter ausbilden.
Dann war er durch die Gänge gegangen. Die Magier schliefen nicht alle in einem Saal. Nur Kuzarzu und der Älteste.
Er schlich sich in die erste Kammer, öffnete die Tür leise. Der Magier wachte nicht auf. Shagan schlich auf ihn zu und rammte ihm kurzerhand den Dolch ins Herz. Immer wieder stach er zu und hielt mit der anderen Hand seinen Mund zu, den Arm an den Hald gedrückt. Lautlos war dem Magier das Leben entfleucht.
Er wusste, dass die Magier ihm noch vieles hätten beibringen können, aber er hatte keine Zeit dazu. Er hätte so viel stärker werden können. So ging vieles für immer verloren. Aber was sollte es...sollten ihre geheimnisse doch sterben oder in Büchern überleben.
Er schlich weiter zur nächsten Kammer, neben dem Schlafsaal von Kuzarzu.
Als er auf das Bett des Magiers zuschlich, wachte dieser auf, sah den Dolch in Shagans Händen und stand auf, so schnell er konnte. Aber er war alt und lahm.
Shagan konnte ihm den Dolch zwischen die Rippen stoßen, in sein Gesicht schlagen, ihn gegen die Wand drücken und töten, bevor er Magie anwenden konnte. Aber er hatte einen Kampfschrei ausgestoßen, kurz bevor er starb. Na super, jetzt waren die restlichen beiden wach!
Das verkomplizierte die ganze Angelegenheit. Er hatte sie absichtlich im Schlaf umgebracht, da sie für ihn nach wie vor starke Gegner darstellten. Sie kannten seine Magie und beherrschten sie besser als er. Er hatte kein Risiko eingehen wollen, aber jetzt musste er. Einen direkten Kampf konnte er vermutlich nicht gewinnen, nicht, solange es ein Kampf der Magie war.
Da hörte er schon Schritte auf dem Gang.
Es ging los.
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Die Tür flog auf und der Älteste stand in ihr. "Was ist passiert?", keuchte er. Dann sah er die Leiche und Shagan, der mit blutigem Dolch da stand.
Sein Blick war zunävhst verwirrt, dann riss er entgeistert die Augen auf. "Du...du..."
Shagan grinste dämonisch. "Richtig. Ich!"
"Du bist doch Zarkun! Du hast uns täuschen können."
Hö?
"Nein, du Arsch, ich bin Shagan. Aber nicht der, den ihr vor dem Untergang kanntet. Dämonen wandeln sich. Die Welt ist krank, kaputt und kalt. Und daran verderben die Geister, gehen zugrunde!"
Mit diesen Worten zog er seinen Säbel.
"Dann muss ich dich stoppen, bevor du unseren Untergang besiegelst", murmelte der Älteste.
"Versuch es doch!"
Der Älteste jagte eine Salve aus Feuer auf Shagan, aber er hatte seinen Säbel längst aktiviert. Er saugte das Feuer auf und speicherte die Energie. Diese füllte Shagans Energievorrat auf, den er durch die Aktivierung verbraucht hatte. Ein guter Kreislauf.
Der Magier erbleichte, als er verstand.
"Ihr gabt mir diesen Zauber für meinen Säbel. Er saugt Elementenmagie ganz gut auf. Ihr habt euch eure stärkste Waffe genommen."
Bevor der Älteste seine dicksten Zauber auspackte, mit denen er Shagan einfach hätte besiegen können, hob er seinen Säbel und zerteilte den Schädel von ihm.
Blut spritzte hervor, besprenkelte die Wand und sein Gesicht. Dann fiel der Leichnam zu Boden.
Fehlte nur noch Kuzarzu. Merkwürdig, dass dieser nicht zusammen mit dem Ältesten gekommen war...
(@Ro: Die Idee ist von dir geklaut, zugegeben. Aber ich dachte das könnte ein altes Dämonengeheimnis sein. Ist ja eh bei weitem nicht so stark wie dein Säbel, aber wenn du das so beabsichtigt hast, dass das nur im Srok-Clan geht, dann mach ichs rückgängig.)
(Weitere Anmerkung: Ich halte die ganze Shagan-Story zur Zeit sehr kurz. Ich hab vor irgendwann mal ein Buch zu schreiben, wo alles ganz ausführlich ist, 1:1, eben wie in einem richtigen Buch, angefangen mit seiner Kindheit. Bis dahin muss das hier reichen, zudem es den Lesern sowieso alles leichter macht, dann müsst ihr nicht so viel lesen, wisst aber alles wichtige )
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Es schien so, als sei er von Trakn-Ram höchstpersönlich gesegnet, dass er noch lebte.
Seit einer Stunde schlich er durch den Tempel und suchte Kuzarzu, denn er durfte nicht überleben. Solange noch jemand in Búrac lebte, der zudem so gefährlich war, konnte er sich hier nicht aufhalten ohne ständig in Höchstgefahr zu sein. Er hoffte, dass Kuzarzu nicht Búrac verlassen hatte. Er wollte nicht, dass jemand von ihm erfuhr, bevor er seine Pläne noch nicht hatte verwirklichen können. Er prustete los. Pläne verwirklichen. Unter Akyris hatte er seine Pläne nie verwirklicht, davor auch nicht. In Ladril und Murgird auch nicht. Und was hatte er sonst noch für Pläne immer gehabt? Keine wirklichen. Er war lebenslang zum Scheitern verurteilt, außer wenn er Unheil anrichtete. Er fühlte sich beinahe wie ein von Göttern entsandter Rächer, dessen Aufgabe es war, zu töten. Wer weiß...es gab ihm jedenfalls das Gefühl, das Richtige zu tun.
Er überlegte, die Feuergeister um Rat zu bitten. Sie wussten wo Kuzarzu war! Aber er war nicht fähig genug, das zu tun. Er war ja erst seit kurzem in die Feuermagie Búracs eingewiesen. Und früher hatte man ihm nur Techniken beigebracht, die er zum Kämpfen gebrauchen könnte. Er dachte an Ladril, als er einfach durch den Baum gerannt war und grinste. Sowas konnte er als Feuerdämon mit seiner Ausbildung. Die Feuergeister anrufen nicht.
Schließlich kam er in einen der innersten Räume. Er wusste, dass dies einer der Orte war, an denen die kompliziertesten Zauber und Beschwörungen durchgeführt wurden. Eine Runenbank gab es hier unter anderem, einen Geisterzirkel, Beschwörungskristalle, allen möglichen Kram, der Orte, an denen Zauberer lebten, auszeichnete.
Und er schien den richtigen Riecher gehabt zu haben. Er hörte Kuzarzu durch die geschlossene Tür hindurch.
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Er öffnete sie und sah Kuzarzu auf dem Boden knien und eine Beschwörung singen. Neben ihm lagen merkwürdige Gefäße aus Glas und metallene Gegenstände. Shagan sah nicht genau, was dort alles lag, ihn interessierte mehr Kuzarzu. Vor ihm in der Luft erschien plötzlich ein Feuer. Und das Feuer transformierte sich zu einer merkwürdigen tropfenartigen Gestalt, die redete! Shagan war verblüfft. War dies ein Feuergeist, eine der Gottheiten, die in Búrac verehrt wurden? Holte Kuzarzu sich etwa Hilfe von den Geistern? Dann hätte Shagan keine Chance. Verdammt, der alte Feuermagier kannte doch noch einige Beschwörungen, die Shagan nicht gelernt hatte.
Er stand reglos da und schaute zu, für den Moment nicht fähig sich zu bewegen.
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Minpier erhob sich aus dem Tropfen und nahm eine festere Form an. Er sass als langgliedriger, grinsender Troll vor Kuzarzu. Sein Haar war flackerndes Feuer und umtanzte seinen Kopf und Schultern. "Was willst du von mir Kuzarzu?", fragte der Feuergeist. "Deine Zeit ist abgelaufen, es ist Zeit den Vertrag einzulösen."
some men just want to see the world burn

"Ich weiß, oh großer Feuergeist Trakn-Ram! Aber du bist das Feuer selbst und wir Feuermagier dienen das Feuer, bewahren und heiligen es! Unser Wissen darf nicht sterben! Wir haben einen Fehler gemacht und einen Unwürdigen angefangen auszubilden, der uns jetzt tötet. Er ist noch kein vollständiger Feuermagier, aber wir haben ihn so stark gemacht, dass er für uns eine echte Gefahr darstellen kann! Er heiligt euch nicht, er weiß nicht genug über das Feuer und die Feinheiten der Magie, er missbraucht einfach seine Stärke, die er zu schnell erlangt hat. Es war unser Fehler, vergebt uns! Nehmt mich mit, wenn der Vertrag es will, aber verschont unser Wissen und unsere Kultur, sie darf nicht verloren gehen!"
Er fiel mit dem Kopf auf den Boden als Geste der Ehrerbietung. Dann riss er die Augen auf, als er Shagan im Türrahmen erblickte.
"Dass da ist der Verräter!", rief er und zeigte auf Shagan.
Diesem fiel auf, dass seine Maske auf dem Boden lag. So konnte er Kuzarzus Gesicht sehen. Es wies mehrere Brandwunden auf, was ihn verwirrte.
Noch mehr verwirrte ihn aber das Geschöpf im Feuer. War es tatsächlich der höchste der Feuergeister höchstpersönlich?
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"Das Wissen wird bleiben Kuzurazuzu", meinte der Feuergeist amüsiert. "Ihr habt aber selber zu verantworten, dass Euresgleichen stirbt. Ihr kennt meine Bedingungen: Ein Leben für ein Leben und eine Seele für den Wunsch. Und da ihr keines von beiden mehr zu bieten habt, kann ich eurem Wunsch nicht folgen. Doch das Wissen", er grinste, "Wird auf ewig in diese Mauern gebannt, bis der Sohn der Asche es zu entfesseln kommt. Und jetzt tut mir den Gefallen und stirbt endlich... Verräter oder nicht, der Junge dort hat Potenzial und Potenzial und Feuer sind alles, was mich interessiert", sagte Minpier, stand auf und legte dem Mann seine langfingrige Hand auf die Stirn. "Die Blüte des Lebens gehört jetzt mir. Der Vertrag ist vollendet", sagte er und seine Augen erglühten in blauen Flammen, wie die Augen des Magiers, welcher den Mund zu einem stillen Schrei aufriss auf. Flammen breiteten sich über und im Körper des Magiers auf, rannten durch und über ihn hindurch, bevor sie verschwanden und Minpier mit einem Blütenblatt in Händen zurückblieb. Der Magier Kurazu war nun ein Haufen Asche, seine Seele das Blütenblatt, welches Minpier schlicht verschluckte.
"Man nennt mich Trakn-Ram in dieser Gegend im Osten bin ich als Minpier bekannt, Geist des Feuers", stellte er sich mit einer eleganten Geste und Verbeugung Shagan vor. "Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen, Shagan Erbe des Feuers. Die Flammen flüsterten mir, ihr wollet mich beschwören, doch wüsset nicht wie?"
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Er sah gebannt zu, wie der Feuergeist Kuzarzu tötete. Was war hier los? Sie waren doch seine Anhänger, er musste doch auf ihrer Seite stehen!
Stattdessen stellte er sich ihm jetzt vor. Als Trakn-Ram. Der Große Feuergeist. Er sprach mit ihm.
Shagan rührte sich nicht, aber antwortete automatisch: "Ja, das wollte ich, da ich stärker sein will. Die Geisterbeschwörung haben mir die Feuermagier nie beigebracht, aber auf ihr beruht ein Großteil ihrer Stärke. Und nun ist niemand mehr da, der es mich lehren kann. Aber wie kommt mir die Ehre zuteil, dass ihr euch mir zeigt?"
Er verneigte sich jedoch nicht. Er betete zu niemandem, er respektierte lediglich die Feuergeister und lebte die Kultur der Feuerdämonen. Zumindest hatte er das früher.
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