Der Rum wirkte auch bei Meleth. Sie lächelte den jungen Mann immer offensichtlicher an und hoffte, dass er nicht plötzlich fortging oder etwas in der Art. Und dass er auch Interesse an ihr hatte. Und die anderen ihn nicht verscheuchten. Und sie nicht völlig verzweifelt rüberkam.
Schliesslich streckte sie die Hand aus, fasste seine und zog ihn näher zu sich. Er lächelte, sagte etwas in einer Sprache, die sie nicht verstand, und strich ihr eine Haarsträhne hinter die Ohren. "Ma...magst du tanzen?", fragte Meleth.
Er blickte fragend einen der anderen an, die für ihn übersetzten, und nickte dann.

Sie wusste später auch nicht ganz genau, wer den ersten Schritt gemacht hatten, auf jeden Fall lagen seine Lippen plötzlich auf ihren. Sie schloss die Augen und schmeckte seine Zunge, liess sich fallen in das Gefühl - bis sie zu zweit irgendjemanden anrempelten. Der jemand rief gereizt aus und der Junge entschuldigte sich sofort in seiner Sprache, eine Hand beschwichtigend erhoben, ohne Meleth's mit der anderen loszulassen.
Verlegen grinsend drehte er sich wieder zu ihr um und zuckte mit den Schultern. Sie tat dasselbe, dann streckte sie vorsichtig die Hand nach ihm aus, fuhr über seine Wange und seinen Hals zum Nacken, dann zog sie ihn zu sich hinunter und küsste ihn erneut.

"Dasselbe wie du vermutlich", meinte er grinsend und griff hinter sich nach dem Becher Rum, den er sich bestellt hatte. "Mir etwas zu trinken und eine Schlafgelegenheit suchen."

Ranista grinste sie breit an. "Nimm mir die Frage nicht krumm, aber... was müsste ich dir anbieten, damit du mich in dein Bett lassen würdest?"

Sie spürte, wie er die Arme um sie legte und wie der Rum wirkte, und schmiegte sich enger an ihn. Sie tanzten, sondern standen nur eng umschlungen da und hörten nicht auf, sich zu küssen. Meleth genoss es. Die Berührung, die Wärme, die Hände, die über ihre Figur strichen und sie offenbar mochten, auch wenn es irgendwie merkwürdig war. Er sah sie an, und sie blickte zurück, während seine Finger über ihre Seiten spielten. Ich hoffe du hast irgendeinen Plan, wo wir hinkönnen, dachte sie. Weil ich hab echt keinen.

"Ich hab nicht gesagt, dass ich das will", meinte er und trank einen Schluck von seinem Rum. "War nur eine hypothetische Frage. Nimmt mich einfach Wunder."
Er schwieg einen Moment lang und schmunzelte. "Die Kleine sieht richtig süss aus in einem Kleid."

Sie beugte sich vor und stellte sich auf die Zehen, um ihn zu küssen, dann nickte sie. Sie überliess es ihm, voranzugehen und ihr den Weg zu zeigen, und folgte ihm nervös, ohne seine Hand loszulassen. Er legte dem Wirt ein paar Münzen auf die Theke und der drückte ihm einen Schlüssel in die Hand und gestikulierte etwas, dann stiegen sie eine Treppe hinauf und gingen einen Korridor entlang, bis zu einer Türe, die er mit den Schlüssel aufschloss.
Sie machte die Türe hinter sich zu und sah ihn an, wobei sie sich auf die Unterlippe biss. Irgendwie kam ihr der Moment vor wie ein Déjà-vu.