"Deine Haut, dein Haar und dein Blick... Die Art wie du dreinblickst...machen nur Dämonen so", antwortete sie knapp und zupfte ihre langen Handschuhe zurecht, dass auch kein Stück Haut unter dem Leder sichtbar wurde.

"Nein... Ich liebe Hitze", antwortete diese mit einem undeutbaren Grinsen, nahm die restlichen Krüge und trug sie zum Tisch.

Erfreut nahm er den nächsten Krug an und leerte die Hälfte in einem Zug. Bier! Es war wundervoll.
Das zumindest schienen sie alle gemeinsam zu haben, wenn er sich so umsah, die Freude am Trinken.
"Hey, Alastar, wolltest du nicht würfeln?", fragte er und stieß den Halbdunkelschatten mit dem Ellbogen an, auf den Tisch nebenan deutend, wo ein paar Kerle lautstark Würfelspiele spielten.

Alastar nickte. Gut, dass ihn Shagan daran erinnert hatte. Er blickte die Tischgenossen an und ein kleines Lächeln spielte um seinen Mund. Einer der Männer, ein schmieriger kleiner Kerl mit einer krummen Nase, sass vor einem Haufen Geld. Die Chance war gross, dass die Würfel gezinkt waren. Das oder er hatte einfach Glück, doch Alastar hatte vor ihm das Geld abzunehmen. Er nahm sich eine von Risks Silbermünzen, die sie als Zeche auf dem Tisch hatte liegen lassen und gesellte sich den Männern. Der Mann mit dem Geldhaufen grinste. "Willst wohl auch den Glück versuchen. Einsatz sind zwei Kupferstücke mindestens."
Alastar nickte und legte die Münzen auf den Tisch. Er hatte Glück. Die erste Runde ging an ihn. Die nächsten drei verlor er wieder und zwei davon gingen an den Mann mit der krummen Nase. In der fünften setzte er sein Silberstück und hatte wieder Glück. Der schmierige Kerl und zwei weitere lachten und redeten, während die anderen fünf am Tisch keinen besonders glücklichen Eindruck machten und stur weiterspielten. In den nächsten Runden verlor Alastar alles wieder, bis er nur noch ein halbes Kupfer übrig hatte. Der kleine Mann grinste breit. "Wohl nicht dein Tag, Kohlemännchen. Wenn du Glück hast, wird dir die Wirtin für ein halbes Kupfer noch ein wenig Bier bringen." Er griff über den Tisch und begann das Geld zusammenzuraffen.
Im nächsten Moment steckte Alastars Dolch zwischen seinen Fingern und er erstarrte. Die Ansage war ziemlich klar. "Hör mal Kohlegesicht. Wir haben das Gold fair gewonnen. Kein Grund, dass du ein Messer zwischen die Rippen bekommen musst."
Alastar schnappte sich in einer schnellen Bewegung die Spielwürfel und zerschmetterte ihn mit dem Bierhumpen. Zwei Finger eines weiteren Mannes gingen ebenfalls zu Bruch als er nach den Würfel greifen wollte. Es war so wie er gedacht hatte. In den Würfeln waren auf einer Seite kleine Bleiplatten angebracht. Er blickte den kleinen Mann mit einem wölfischen Grinsen an. In seinem Augenwinkel blitzte plötzlich was auf und er riss den Kopf zurück. Der Dolchstoss verpasste seinen Hals. Alastar schlug den Arm zur Seite, packte den Tisch an der Kante und warf ihn auf den schmierigen kleinen Kerl. Das Geld fiel mit einem hellen Klimpern zu Boden. Drei Männer folgten und wurden unter dem Tisch begraben. Alastar liess sich vom Stuhl kippen um einem weiteren Dolchstoss zu entkommen. Mit einer Rolle kam er wieder auf die Füsse, blockte einen Angriff ab, der ihm den Bauch aufgeschlitzt hätte. Er packte das Handgelenk seines Angreifers und schlug mit der Faust gegen den Ellbogen des Mannes. Der Knochen brach mit einem hörbaren Knacken und der Mann stiess einen schrillen Schrei aus, der solange währte bis Alastar seinen Kopf gegen die nächste Tischplatte knallte. Der schmierige kleine Kerl hatte offensichtlich mehr als zwei weitere Kumpanen. Denn im Moment erhoben sich er und nochmals drei weitere. Pure Mordlust glitzerte in ihren Augen und die anderen Gäste machten rasch Platz um nicht zwischen die Fronten zu geraten und das Schauspiel geniessen zu können.

Naja erhob sich flink und stanf, wie die anderen zur Seite, jedoch nicht, weil sie nicht mitmachen wollte. Sie durfte nicht. Mit einem leidenden Blick zu Growndrill, verschränkte sie die Arme und sah dem Schauspiel zu. Jedesmal, wenn Blut aufspritzte oder ein Schmerzensschrei erklang zuckte sie, weil es sie in dem Fingern juckte mitzuprügeln. Aber sie durfte nicht, also blieb sie schön am Rand stehen, wich dem einen oder anderen aus, der auf sie zutorkelte, in ihre Richtung geworfen oder gestossen wurde.

Risk starrte den Halbdunkelschatten sprachlos an. Musste der Kerl eine Schlägerei beginnen? Gerade hatte sie sich gefreut etwas entspannt zu rasten und sich zu betrinken. Aber nein, der musste ja unbedingt die halbe Schenke auseinander nehmen. Und zu allem Überfluss prügelte sie sich auch noch mit.
Einer der Männer, die den schmierigen Kleinen unterstützten, schien zu denken, dass sie wohl irgendwie mit Alastar verwandt war, denn er packte sie von hinten und hielt ihr ein Messer gegen die Rippen gedrückt, während er etwas brüllte, das wie eine Drohung oder Erpressung klang. Böser Fehler, dachte sie und rammte ihm den Ellbogen ins Gesicht. Das Messer schnitt in ihre Kleidung und glitt an den Knochenspangen ab, die sie in ihr Mieder eingenäht hatte. Ein weiterer Faustschlag gegen die Schläfe beförderte den Mann auf die Bretter, doch da kam schon der nächste, der etwas gegen sie hatte...

Growndrill hielt sich zurück. Er musste Naja im Auge behalten und er war auch zu alt, um sich wirklich wegen jeder Kleinigkeit zu prügeln und zu morden. Das konnten Ro und die anderen machen. Er beobachtete sie und auch Risk, die einem Mann, der sie am Arm packte und ihr versehentlich den Handschuh von der Hand streifte, mit einem gekonnten Tritt, die Nase brach.

Alastar schmetterte dem schmierigen kleinen Mann einen Stuhl an den Hinterkopf, gerade als dieser Risk angreifen wollte. Er bezweifelte zwar, dass sie seine Hilfe nötig gehabt hätte, doch er hatte diesen Wicht einfach niederschlagen wollen. Er blickte sich noch einmal rasch um. Ro hielt den letzten noch immer gepackt. Also nahm er das Stuhlbein und schlug es dem Kerl an die Schläfe, sodass er ohnmächtig zu Boden sackte. "Danke für das hinhalten.", schrieb er und reichte ihr die Tafel mit einem Grinsen. Dann begann er die Münzen zusammenzusammeln. Dem kleinen Mann schnitt er die Geldbörse ab und nahm sich dann auch von den anderen, die er niedergeschlagen hatte das Geld. Risk und Ro würden sich an ihren Opfern bedienen können. Es war ein überraschend grosser Betrag. Gut und gerne 60 Kupfermünzen, 10 halbe und 8 ganze Silbermünzen und sogar ein halbes Goldstück war dabei. Ein Vermögen in ihrer Lage.
Er wog grinsend die Börse in seiner Hand und legte dann ein halbes Silberstück auf den Tisch. Den Einsatz den er von Risk genommen hatte. Den Rest verstaute er in einem Beutel, den er innerhalb seiner Kleidung trug. Der kleine Kampf hatte sich gelohnt. Er gab der Wirtin noch ein Silberstück als Entschädigung für die Schäden und nahm sich dann wieder seinen Bierhumpen um Ro und Risk zuzuprosten.

Risk nickte ihm nur zu und verbarg den nackten Arm in ihrem Umhang, während sie den Handschuh suchte. Doch es schien wie verhext, sie konnte ihn einfach nicht finden.