Als sie sich zurückzogen und ein Ende der heutigen Schlacht in Sicht war, atmeten sie alle hörbar auf. Endlich war das Grauen vorbei. Viele ihrer Kameraden waren auf grausame Weise vor ihren Augen gefallen und die Schlacht saß ihnen noch allen in den Knochen. Ein paar Pfeile flogen noch hin und her, aber keine großen Pfeilhagel mehr, wie zu Beginn.
Meter um Meter Boden breitete sich zwischen den beiden Armeen aus, übersät von Leichen.
Die Sonne kam hinter grauen Wolken hervor und Sonnenstrahlen fielen der Armee der Zwerge und Menschen in die Gesichter.
Noch immer zogen sie sich langsam zurück, vermutlich hinter den Pass. Auch auf den Felsvorsprüngen begannen die ersten Männer ihre ungeschützten Stellungen aufzugeben.
In der Ferne sah man die riesige feindliche Armee, die sich ebenfalls zurückzog, eine endlose Flut aus Gegnern, gegen die sie morgen vermutlich erneut kämpfen mussten.
Die Kampfmoral war am Ende des Tages im Arsch. Auf beiden Seiten.


(Jeden Tag den sie länger blieben, würde den Feind näher dem Hungertod bringen.
-> Aber jeder Tote der Armee braucht kein Essen mehr, somit ist mehr für die anderen da )

Tasòr suchte Tatwine kurz nach der Abenddämmerung auf. "Ich will das deine Soldaten die Leichen der Feinde zu Wällen auftürmen. Nicht besonders hoch. Nur drei bis vier tote Männer übereinander. Das wird den Ansturm bremsen. Ausserdem haben wir eine Ladung Fussangeln in einem Wagen. Lass die ebenfalls verstreuen."
Tatwine nickte. Das war ein guter Vorschlag. Niemand konnte auf den Himmel und seine Füsse gleichzeitig achten. Entweder würden die Soldaten durch die Pfeile oder durch die Fussangeln niedergesteckt werden. Er ging zu seinen Truppen und leitete die Befehle weiter. Die Bogenschützen, die bis anhin wenig oder nichts zu tun gehabt hatten, gingen los und machten sich an die Arbeit.

"Eklige Dinger", murmelte Taglys und sein Bruder brummte nur "Hmmh".
Sie liefen vor dem Lager herum und verteilten Krähenfüße am Boden, zusammen mit einigen Anderen, während hinter ihnen Andere den größten Scheißjob erledigen mussten: Leichen stapeln. Na lecker.
Seine Aussage war allerdings auf die mit Widerhaken versehenen, kleinen Fußangeln bezogen gewesen. Es war tatsächlich widerlich, wenn man im Vormarsch plötzlich in so ein Ding reintrat, das man vorher gar nicht gesehen hatte.
Vor allem, wenn die Spitzen mit Schierlingssaft eingerieben waren. Was sie hier jedoch nicht taten...die vorderen Reihen starben ohnehin stets.


Im Zelt standen Larn, Leeth und Vanad schon beisammen und warteten mit den Anderen noch bis die restlichen wichtigen Offiziere eingetroffen waren.

Laas'kan blickte auf die rauchenden Überreste des Dorfes. Keine Überlebende. Das war die Order gewesen. Sie konnten es sich nicht leisten, dass die Zwerge noch von seiner Armee erfuhr. Er hatte 8'000 Mann opfern müssen, damit der Rest entkommen konnte. Die Zwerge glaubten, sie wären vernichtend geschlagen worden und damit hatten sie ja nicht mal so unrecht. Er hatte sich in Richtung Nord-Osten zurückgezogen, über unwegsame Schluchten und Pässe. 12'000 Mann waren ihm noch geblieben. 12'000 von 80'000! Es geschah den Zwergen nur recht, wenn sie jetzt auch bluten mussten und seine Leute konnten jeden Kanten trockenen Brotes gebrauchen. Sie hatten in den letzten Tagen sogar Gras gegessen und waren davon krank geworden. Heute würden sie zum ersten Mal seit langem etwas richtiges zu essen bekommen. Laas'kan wusste, dass er seinen Leuten nicht zu viel geben durfte, ansonsten würden sie ebenfalls krank werden und ausserdem würden ihre Vorräte wieder ausgehen. Seine Späher hatten von einem weiteren grösseren Dorf in den Bergen berichtet und diese schien grosse Ziegenherden zu besitzen. Das würde sein nächstes Ziel werden. Er würde weiter nach Süden vordringen, jedes Dorf dem Erdboden gleichmachen und den Weg für die Hauptarmee freimachen, falls die Zwerge die Pässe blockierten.

"Wir können nicht jeden Tag so weitermachen", sagte ein Zwergengeneral. "Sie haben mehr Truppen und auch wenn wir ihnen mehr Verluste zugefügt haben, bleibt zu befürchten, dass sie ihren Trumpf noch nicht ausgespielt haben und ohnehin Stück für Stück vorrücken mit der Zeit. Solange keine Verstärkung eintrifft, dürfen wir uns nicht auf Stellungskämpfe einlassen. Wir brauchen eine neue Idee. Und Steine die Schlucht herabregnen zu lassen, wird auch nicht lange funktionieren. Deshalb haben wir uns etwas ausgedacht. Knargni?"
Ein anderer Zwerg, etwas beleibt und mit grauem, kompliziert geflochtenem Bart, stand auf.
Mit einer ungewöhnlich hohen Stimme für einen Zwerg fing er an. "I...Ich bin Architekt im Norden gewesen, Knargni mein Name und und wir haben uns überlegt...legt, d...dass wir sie einfach wegspülen. Aber die Frage war wie, weil es h...h...hier nur Bergbäche gibt. Selbst wenn man sie staut, würde sie das nur duschen und nicht mehr. Nun, wir h...haben schon einen Staudamm gebaut vor Längerem und könnten einen kleinen See die Schlucht hinableiten, aber das reicht nicht. D...deshalb wollten wir wissen, ob es genug fähige Wassermagier in der Armee gibt, die Wasser a...aus der Luft oder den Wolken beschwören können.
Ein zweiter Plan ist, kugelförmige F...f...fässer den Hang hinabrollen zu lassen, in denen etwas Zwergenpulver und Steinöl ist. Diese Mischung k...könnte noch explosiver sein als die einzelnen Substanzen und wenn wir sie gegen eine M...mauer aus großen Sch-sch-sch-Steinen rollen lassen, würden diese gegen die Feinde geschmettert werden. N...natürlich hält sie das nicht auf und ist auch nicht t...tödlicher als die Steinölattacke heute, a...aber wenn wir in die Hohlräume dieser Steine Zwergenpulver oder Steinöl füllen, explodieren sie noch einmal. Und wenn wir vorher auf die Felsen zu den Seiten der Schlucht geklettert sind und normales Brennöl herabregnen lassen, dann gibt es ein gewaltiges Inferno. Vielleicht gibt es auch Feuermagier, die das Ganze noch zusätzlich verstärken können. Und wenn der W-W-Wind günstig steht, pustet er Luft genau von oben in das Flammenmeer und nährt so die F-Flammen."
Er blickte sich um.
Man sah viele kritische Gesichter, manche dachten noch nach.
Es war eine schwache Taktik. Natürlich klang sie gut und tödlich, aber zum Einen weder besonders raffiniert - sie hatten mehr erwartet bei der Ansprache - und zum Anderen, was brachte es, wenn sie wieder Tausend Mann auf einen Schlag töteten, wenn Tausend neue nachrückten und ihnen die Ressourcen für solche Angriffe ausgingen?

"Das mit dem Wasser ist eine gute Idee.", sagte der Anführer der Elfen. "Ich habe einen Jäger in meiner Gruppe, der gut mit Wasser umgehen kann. Ich denke allerdings nicht, dass er es regnen lassen kann, aber einen Versuch wäre es wert."
Tatwine nickte. "Was die andere Idee angeht, ist mir soeben etwas ähnliches in den Sinn gekommen. Ihr habt sicherlich einige geschickte Baumeister hier. Wir haben ausserdem noch einen Erdmagier in unserer Armee. Er könnte Löcher in die umliegenden Felswände entstehen lassen, die wir dann mit Zwergenpulver und Steinen füllen. Sobald die Armee an einem solchen Loch vorbeilaufen würde, bräuchte es nur ein wenig Feuer und dann..." Er schnippte mit den Fingern. "Würden Schutt und Steine auf sie niederregnen. Genug um ihren Vormarsch weiter zu erschweren. Ich denke aber, wir sollten uns das mit dem Staudamm am ehesten überlegen. Vielleicht haben wir auch Glück und der Mann findet eine unterirdische Quelle oberhalb eures Staudammes."

"Die Idee ist gut. Könnt ihr Eure Erdmagier herbeiholen?", fragte der Zwergengeneral. "Und den Jäger auch? Er könnte dann nach einer Quelle suchen."