Die Verhandlungen wurden zäh aber nicht langweilig und zu Ro's Erleichterung erwähnte Vorknas ihr Gespräch vom Vortag mit keinem Wort. Als sich nach einer Weile beide Verhandlungsparteien zurückzogen, um sich zu besprechen, sah Tibor sie nur fragend an: "Und?"
"Wir verbünden uns mit ihm", antwortete sie knapp.
Er hob die Augenbrauen. "Und ziehen mit ihm gegen Kor?"
"Wir unterstützen ihn mit Truppen, wenn er sie braucht, weiter mit Rohstoffen, Vorräten, Informationen und Magiern, weil die ersten gehen ihm sonst vermutlich bald mal aus und von letzteren hat er gar keine."
"Das wird uns ein Vermögen kosten", wadte Tibor ein.
"Oh, es wird nicht umsonst sein", antwortete Ro mit einem schmalen Lächeln. "Vorknas wird jedes Kupfer, dass wir für ihn ausgeben, in unserer Schuld stehen, verzinst natürlich. Respektive in Delkars Schuld und der des Königreichs Brimmen."
"Wie bitte?" Tibor glaubte sich verhört zu haben.
Ro hätte fast gelacht. "Dieser Krieg wird noch eine Weile dauern und ich fresse eine Zeltstange wenn er nicht früher oder später Delkar zum König macht, wenn er sich nicht selber dazu ausrufen lässt, wird es jemand anderes tun."
Tibor musterte sie argwöhnisch. "Das habt ihr von Anfang an geplant, Raven, nicht wahr?"
"Vielleicht", meinte Ro schulterzuckend. "Falls es Euch beruhigt: ich habe nicht vor, irgendeinen Nutzen daraus zu ziehen. Aber mir gefällt die Vorstellung, dass Vorknas nicht der einzige König am langen See ist, sondern einen Rivalen hat, dem er sogar zu Dank verpflichtet ist."
Tibor musterte sie. Dann seufzte er stirnrunzelnd. "Und ich darf natürlich die Aufgabe übernehmen, dem Herr König ein solches Angebot zu unterbreiten ohne dass es wie die Beleidigung klingt, die es ist."
Ro grinste breit. "Ich wette, Ihr habt Leute schon viel schlimmer über den Tisch gezogen in Eurer Karriere."
Er schnaubte, aber er verhandelte. Am Ende setzten sie ein Schreiben, um es am kommenden Tag, wenn man darüber geschlafen hatte und seine Meinung nicht geändert, zu unterzeichnen, ein Zwergenbrauch, der Ro recht sympathisch war, denn er gab ihr die Möglichkeit, den Text Alastar zu zeigen und ihn zu fragen, was er davon hielt.

"Delkar hat einen Bruder", antwortete Ro. "Delkar hat ihm eine Nachricht geschickt, noch bevor wir aaufgebrochen sind. Wenn ich mich nicht irre, hat der sogar irgendwelche Kinder. So schnell gehen uns also die Erben nicht aus."

Sie nickte. "Wenn Vorknas den Vertrag unterzeichnet hat, werden wir damit zurückkehren, damit Delkar ihn gegensigniert. Apropos", fragte sie amüsiert. "Was hältst du eigentlich von Delkar als König? Tibor war ziemlich überrumpelt."

Sie grinste zurück. "Natürlich hat es. Ich habs mir ja auch ausgedacht."

Sie quiekte und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, aber er hielt sie grinsend fesr und sie fragte sich gerade, ob sie ihm eher die Nase einschlagen oder um den Hals fallen sollte, als es an die Tür klopfte.
"Ja?", fragte sie genervt.
Draussen stand einer der gerüsteten Zwerge. "Vorknas verlangt euch zu sprechen."
Ro fluchte. Was wollte das Arsch von Zwergenkönig denn jetzt noch? Er hatte doch seine verdammte Unterstützung.