Das Fleisch war köstlich und als sie es unter sich aufgeteilt hatten, breitete sich gefrässiges Schweigen über dem Lager aus, denn alle waren viel zu beschäftigt mit Essen um zu reden. Nach dem Essen setzte Velryunra erneut Tee auf, dann stand sie auf und ging wortlos nach draussen. Growndrill blickte ihr nach, blieb aber wohlweislich sitzen.

"Nein", antwortete er. "Aber ich hatte niemals vor die kommenden Jahre in einer dunklen Höhle zu verbringen." Die Tage in denen er sich diesem Schicksal stellen musste, würden früh genug kommen. Er schwieg einige Augenblicke. "Ausserdem habe ich möglicherweise einen Fehler begangen und ich bin hier, um ihn wieder gut zu machen, falls dem so ist."

Velryunra lauschte der Melodie und versuchte Ordnung in ihr immerstes zu bringen. Sie hatte den Priester gefunden, aber sie wusste nicht, was jetzt geschehen sollte. Ob er überhaupt der war, für den sie ihn hielt. Sie hatte nur Growndrills Wort dafür und selbst er konnte belogen worden sein. Ein guter Teil von ihr wollte einfach verschwinden, ihn aus der Ferne beobachen lassen. Zeit war schliesslich etwas, das kaum eine Rolle spielte, wenn er tatsächlich ihrem Volk angehörte. Aber was, wenn sie seine Spur wieder verlor?

Growndrill liess sich Zeit mit der Antwort. Er war es satt sich in Lügen verstricken zu lassen, aber jede Wahrheit, die er sprach, schien nur unweigerlich zu mehr Lügen zu führen. Schliesslich sagte er: "Den Wahnsinn unterschätzt, den die Zeit in einem einsamen Geist säen kann."

Nach einer Weile blickte sie auf und glitt von der Mauer, auf der sie gesessen hatte, schlenderte zwischen Ruinen hindurch, der Melodie nach, bis sie das Mädchen fand, und setzte sich neben sie auf einen Stein. Sie wirkte versunken in ihr Spiel, hatte sogar die Augen geschlossen und Velryunra musterte sie, bis sie plötzlich die Augen öffnete und die Flöte absetzte. "Soll ich dir etwas zeigen?", fragte sie lächelnd.

Growndrill rieb sich über die Stirn. "Nein, eigentlich dachte ich nicht an euch. Aber das wäre natürlich auch möglich."

Velryunra setzte sich aufrecht hin. "Sieh her."
Sie hob die Hände, formte dabei eine Geste und sprach einige Worte. Ein dunkler Nebel brandete kurz zwischen ihren Fingern auf, dann plumpste das Nachtauge auf ihre Knie, fing sich, indem es die Krallen in den Stoff grub und sah sich sofort aufmerksam um.

"Das kann ich mir vorstellen", meinte Growndrill ernst. Er fragte sich wie Bardanash reagieren würde, wenn er erfuhr, dass er nicht der einzige war.

"Es ist ein Zauber", antwortete Velryunra. "Eine Beschwörung, um genau zu sein." Das Nachtauge schnüffelte und sprang dann hinüber zu Idril. Velryruna schwieg einige Augenblicke lang. Dann meinte sie: "Wenn du möchtest, kann ich es dir beibringen."