Alastar sprang ihr nach und zog im Fall seine beiden Schwerter. Allerdings kam ihm kein Kampfschrei über die Lippen. Er öffnete das Auge und landete sicher neben Ro. Vor ihnen standen fünf Magier. Er sah wie ein Schatten sich aus der Hand einer Frau löste und einen Augenblick später raste ein Feuerball auf hin zu. Er wich aus und machte einen Schlenker mit der linken Hand. Arad Klinge verlängerte sich schlagartig, wurde dünn wie eine Peitschenschnur und wickelte sich mit einem Knall um den Hals der Frau. Der Dunkelschatten riss sie zu sich heran und Fuin durchbrach den hastig erhobenen Schild und bohrte sich zwischen ihren Rippen hindurch in ihr Herz. Mit ihrem Körper wehrte er einen weiteren Angriff ab, stiess sie gegen einen anderen Magier und trennte dem Mann mit einem Streich den Kopf vom Rumpf, als er der Leiche ausweichen wollte.

Er grinste, zu gern hätte er ihr eine Antwort gegeben, doch sie wussten nicht ob er die Zeit hatte etwas zu verfassen. Alastar liess Arad mit einem weiteren Schlag seine ursprüngliche Form annehmen und steckte dann die Waffe weg. Mit einem Handgriff hatte er die Schleuder von seinem Handgelenk gelöst und einen der runden Steine in die Schlaufe gelegt. Alastar liess die Schleuder kreisen und ruckte dann das Kinn in Richtung einer Türe, von wo sie hastige Schritte hören konnte. Bevor nur einer von ihnen einen Schritt darauf zu machen konnte, sah der Dunkelschatten einen Schatten von einem Mann hervorspringen, dann flackerten geisterhafte Flammen durch das ganze Zimmer.
Ohne nachzudenken liess er den Stein fliegen. Er traf den Mann mitten ins Gesicht und das Ereignis, dass Alastar gesehen hatte, trat nicht ein. Stattdessen spritzte Blut auf und der Magier fiel ohne einen Laut zu Boden. Schon bald würden die nächsten auftauchen.

Hochgebirge östlich von Kor, Anfang April

Laas'kan hätte nicht gedacht, dass es Anfang April noch so kalt im Gebirge sein würde. Es lag sogar noch Schnee, obwohl sie sich nicht in großer Höhe befanden.
Vom schneidend kalten Wind merkte man in dem eilends aufgestellten Zelt glücklicherweise nichts. Es war Abend, und die schwankenden Laternen mit den trüben Glasfenstern beleuchteten schwach den Tisch, auf den einige Diener gerade Schüsseln verteilten. Laas'kan saß an einer der Längsseiten des Tisches, in einer Reihe mit weiteren Offizieren. Am Kopfende saß der neu einberufene General, ein korpulenter Mann, dessen Leibesumpfang auf der beschwerlichen Reise seltsamerweise zugenommen zu haben schien.
Laas'kan erhielt nicht wie die anderen ein kleines Stück Fleisch sowie eine aufwendige Suppe mit verschiedenen Inhaltsstoffen, die sie aus dem Osten gewohnt waren, sondern eine Schüssel mit mildwarmen Wassers, in dem einige aufgeweichte Brotstücke schwammen. Seufzend nahm er seinen Holzlöffel und begann zu essen.
"Laas'kan, du wirst dich noch zu Tode hungern mit deinem Brot!", rief der rotwangige General hinüber, der sein Essen bemerkt hatte.
"Die Soldaten bekommen das selbe, General. Wie kann ich mir anmaßen, Soldaten in den Tod zu schicken, wenn ich nicht so lebe wie sie?"
"Unsinn, Laas'kan", lachte der General, "Sie müssen nur gehorchen und kämpfen. Du aber musst versuchen, das Leben von so vielen wie möglich von ihnen zu retten. Dafür können sie dir doch etwas angständiges Essen gönnen? So kalt wie es hier im Gebirge ist!"
Laas'kan würgte ein Lächeln hervor und löffelte weiter, während der General sich jemand anderem zuwandte.

Alastar grinste nur und legte dieses Mal ein Bleigeschoss ein. Er liess die Schleuder wieder wirbeln und trat hinter Ro in den Gang. Drei Magier waren zu seiner rechten und fünf zu seiner linken. Ro ging auf die Fünf los. Der Dunkelschatten liess das Bleigeschoss fliegen, welches jedoch an einem Schild hängen blieb. Er liess die Schleuder weiterwirbeln und sie wickelte sich um sein Handgelenk, während er mit der linken nach Arad griff. Er wich einem Steingeschoss aus und sprang dann nach vorne. Im selben Moment schossen steinerne Spitzen aus dem Boden, Wänden und der Decke. Sie krachten eine Handbreit hinter ihm ineinander, dann traf er auf den ersten Magier. Mit einem wölfischen Grinsen duckte er sich unter einem kleinen Feuerball hindurch und schlug dem Mann aus der Bewegung heraus das linke Bein knapp unterhalb der Hüfte ab. Einen Augenblick später bohrte sich Arads Klinge in die Brust des nächsten Magiers, welchen er an den Haaren als Feuerdämon erkannte. Der Dämon war regelrecht aufgespiesst und ein Eiskeil bohrte sich in seinen Rücken, bevor Alastar ihn zu Boden fallen liess und den letzten Magier niederstreckte. Dann stand er vor einer Wand. Eine Sackgasse! Ro hatte offensichtlich den richtigen Weg genommen. Er rannte zurück und schnitt dem schwer verletzten Magier im vorbeilaufen die Kehle durch. Mit einer Sichelwelle von Fuin schaffte er Öffnung, die gross genug war, dass er sich hindurchquetschen konnte. Mal sehen wie Ro sich schlug. Wahrscheinlich war sie ihm schon davongelaufen. Das wäre dann schon ziemlich ärgerlich.

Er hörte den Knall, als er sich halbwegs durch den Spalt gequetscht hatte. Alastar stemmte sich gegen die steinernen Spitzen und schob sich dann vollends hindurch. Ro war weg. Er fluchte lautlos und legte einen Stein in die Schleuder. Geschwärzte Leichenteile lagen auf dem Boden und etwas, dass wie ein Finger aussah klebte noch immer an der Wand. War das sie gewesen? Ohne weiter nachzudenken lief er weiter. Er hörte das Geräusch von Schritten vor sich und liess die Schleuder wirbeln. Er kam in eine weite Halle und da war Ro. Er stiess erleichtert den Atem aus und sah dann den Schatten eines Magiers in eine Türe vor ihnen auftauchen. Alastar liess den Stein fliegen und er traf den Mann vor die Brust. Knochen knackten und der Mann fiel röchelnd zu Boden. Der Dunkelschatten legte ein weiteres Geschoss ein und lief dann zu Ros Seite. Mit Fuin deutete er auf die verschiedenen Türen, die von der Halle wegführten und zuckte dann mit den Schultern, als Zeichen dass er nicht wusste wohin sie gehen mussten.