Alastar sah wie die Steinsplitter an einer unsichtbaren Mauer vor ihm abprallten, dann fuhr er zu Machek herum, packte ihn am Kragen und lief los. Bald würde hier die Hölle los sein. Er steckte Arad weg und kramte seine Tafel hervor. "Schnell weg. Magier haben sicher Lärm gehört. Ro finden.", schrieb er rasch und warf dem Magier die Tafel zu. Keine Sekunde zu spät. Vor ihm tauchte ein Magier auf und bereitete einen Zauber vor, der Alastar mit einem dutzend Steinspitzen durchbohrt hätte. Der Dunkelschatten schleuderte sein Falcata und das Schwert bohrte sich mit solcher Wucht in die Brust des Magiers, dass es ihn an die Holztür nagelte. Er riss die Klinge aus dem Körper und blickte sich um. Wo verdammt nochmal war der Ausgang? Er warf einen Blick zu Machek rüber, der hinter ihm im Türrahmen auftauchte.

Alastar nahm von Machek seine Tafel wieder zurück. "Er wollte mich töten. Ich erschlage Leute nicht ohne Grund.", schrieb er. Er verschwieg dabei, dass er den Zauber mithilfe des Auges vorausgesehen hatte. "Wenn sie mich ziehen lassen, werde ich auch keinen von ihnen angreifen. Wo ist der Ausgang?", fügte er noch hinzu.
Machek deutete wortlos auf einen Korridor und Alastar folgte seiner Richtungsanweisung. Den Magier ignorierte er. Er hatte das Linke Auge weiterhin weit geöffnet. Im Falle eines Angriffes würde er also gewarnt werden.

Er sah das Loch in der Klippe schräg oberhalb von ihm. Nagereths Zimmer war knapp ausserhalb des Plateaus gewesen. Alastar fluchte und kletterte dann den schmalen Pfad runter, den er und Ro am selben Tag hoch gestiegen waren um diesen Magier zu erledigen. Sie lag jetzt sicherlich irgendwo unten beim Wasserfall. Er stolperte zwei mal und verlangsamte dann seine Schritte. Es würde Ro nichts helfen, wenn er jetzt stolperte und sich den Hals brach.
Die Minuten bis er den Wasserfall erreichte erschienen im endlos. Als er schliesslich keuchend um einen Felsen bog, sah er das leblos daliegende Bündel das einmal Ro gewesen war. Sie schien in ein paar Büsche gefallen und dann den Fuss des hinuntergerollt zu sein, wo ihr Sturz dann von dickem Farn gebremst worden war. Mit wenigen Schritten war er an ihrer Seite und schluckte trocken. Mit Schnittwunden kannte er sich aus, doch innere Verletzungen waren oft gefährlicher. Vorsichtig tastete er ihre Rippen ab. Die Erste Linke von unten her gezählt war gebrochen. Ebenso die zweite, die dritte, vierte und fünfte. Die sechste schien intakt zu sein, oder sie war nur angeknackst. Ihr Gesicht war Blutüberströmt. Vielleicht hatten sie Gesteinsplitter getroffen oder sie hatte sich die Platzwunde an der Stirn und die gebrochene Nase beim Sturz zugezogen. Nun, das war immerhin etwas, das er richten konnte. Sie würde vielleicht nicht mehr ganz gerade werden, doch sie würde freier atmen können. Entschlossen legte er die Handkanten an je eine Seite und rückte den Knochen wieder gerade.
Sie regte sich schwach. Immerhin konnte sie noch etwas spüren.
Dann tastete er ihre Rechte Seite ab. Hier stand es schlimmer. Fast sämtliche Rippen waren gebrochen oder angeknackst und er wusste noch immer nicht wie es um ihren Rücken oder Kopf stand. Falls sie sich ein paar Wirbel gebrochen hatte, wäre es für sie am Besten, wenn er ihr die Klinge ins Herz trieb. Ansonsten wäre der Rest ihres Lebens eine einzige Qual. Ihre Arme und Beine würde er sich später ansehen. Zuerst würde er ihren Kopf untersuchen. Er fühlte seinen Wasserschlauch und wusch ihr anschliessend das Blut aus dem Gesicht. Mit gerunzelter Stirn schaute er in ihre Ohren, doch er konnte keine Anzeichen von Blut erkennen. Sie hatte sich also nicht den Schädel gebrochen. Mit zunehmender Verzweiflung begann er den Rest ihres Körpers zu untersuchen. Wie sollte er nur all das versorgen? Er hatte niemals die Mittel oder das Wissen dazu.

Der Dunkelschatten nickte. "Heiler!", kratzte er in die Erde neben Ro und deutete darauf. Dann stand er auf und brach einige gerade Äste ab um Ros linken Knöchel zu schienen, welcher ebenfalls gebrochen war. Das dachte er zumindest. Er zog seinen Gürtel aus und band die behelfsmässige Schiene fest um ihr Bein. Doch das war auch schon alles was er tun konnte. "Rücken vielleicht gebrochen. Ich weiss es nicht. Viele Rippen sind ebenfalls gebrochen." fügte er hinzu, als er Ros Bein fertig geschient hatte.

Alastar ignorierte ihn. Ro durfte jetzt nicht einfach so wegsterben. Machek hatte nicht gesagt, dass ihr Kopf oder Rücken dahin war. Dann bestand noch eine Chance. Sie hielt sogar noch ihren Säbel in der Hand. Sie hatte den Kerl erledigt. Ihn in kleine Fetzen zerrissen. Er wandte Machek mit einem Ruck den Rücken zu und verband die Platzwunde an Ros Stirn. Als er dann schliesslich zurückrutschte und zu Machek hochblickte schrieb er widerwillig. "Kopf? Rücken?", in den Boden. Wenn es schon etwas von dem war, würde er ihr Leiden wenn nötig verkürzen müssen. Ein verkrüppelter Dämon wollte oft so oder so nicht mehr weiterleben. Dennoch fand er, Ro sollte etwas zu der Entscheidung zu sagen haben, falls sie aufwachte.