#181

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 25.04.2013 21:21
von Armelion | 4.811 Beiträge

Eine ältere Priesterin tauchte auf. "Was schreist du denn so Kind?"
"Avis kriegt ihr Baby und Janis sagt es ist zu früh und ich soll Hilfe holen." plapperte Idril drauflos.
Die Priesterin runzelte die Stirn und nickte langsam. "Dann lauf zum Pflegerflügel und frag nach Saina. Sie kennt sich am besten mit Geburten aus." Idril nickte und rannte los. Schon bald hatte sie die Priesterin aufgespürt und ihr erzählt was los war. Die Frau hatte einige Kräuter zusammengepackt und zwei Novizinnen angewiesen sie zu begleiten. Idril folgte ihren Spuren im Schnee und war froh, dass sie sich dieses Mal nicht durch den tiefen Schnee kämpfen musste. Neugierig wie sie war wollte sie den Priesterinnen ins Zimmer folgen, wurde jedoch rausgescheucht und in die Küche runtergeschickt. Der Koch ein freundlicher etwas beleibter Mann hatte ihr ein Glas warme Milch hingestellt und hiess ihr ihm mit der Vorbereitung des Frühstücks zu helfen.

Die Sonne war bereits wieder am untergehen und noch immer konnten sie das Kind nicht sehen. Währenddessen wurde Avis immer schwächer und schwächer. Sie hatte viel Blut verloren und Saina, dessen Gesicht schon von Beginn an besorgt gewesen war, wirkte bedrückt. Die ehemalige Fürstin der Nachtzinne hatte nicht einmal mehr Kraft zum Schreien. Ihre Haut hatte eine gräuliche Farbe angenommen und sie war mit ihren Kräften am Ende.
"Es liegt falsch herum.", sagte sie leise zu Janis. "Wenn dies so weitergeht, wird sie verbluten! Ich werde ihr ein Mittel geben, dass die Wehen verstärkt damit das Kind schneller rauskommt. Doch ihr solltet besser einen guten Heiler holen. Sobald die Geburt vorbei ist müssen ihre inneren Verletzungen geschlossen werden."
"Ist gut ich gehe!"
"Mach schnell!", befahl Saina und hielt Avis einen Becher an die Lippen. "Ihr müsst das hier trinken.", sagte sie mit leiser Stimme und flösste der ehemaligen Fürstin einen Schluck ein. Schon nach wenigen Sekunden trat die Wirkung ein und Avis stiess ein langes klagendes Wimmern aus. Janis wusch ihre Hände in einer Schüssel und lief los. Saina arbeitete unterdessen ruhig und konzentriert weiter. Das Mittel das sie Avis verabreicht hatte entfaltete seine Wirkung. Es dauerte nur noch Minuten und dann war das Kind auf der Welt. Es war ein Mädchen. Zu klein, krebsrot und statt zu brüllen kam nur ein klägliches Wimmern über ihre Lippen. "Gut gemacht Kindchen.", Saina nahm eine von Avis Händen in die ihrigen und zuckte fast zurück. Sie war viel zu kühl. Saina legte eine Hand auf Avis Bauch und versuchte die inneren Verletzungen zu heilen, während die Novizinnen sich um die Nachgeburt kümmerten. Sie hatte aber nicht genug Kraft. Sie hatte die Frau schon während der Geburt unterstützt und nun fehlte ihr die Energie um sie zu heilen. "Sucht eine Amme für das Kind.", befahl sie einer der Novizinnen. "Wo bleibt Janis bloss?"

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#182

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 25.04.2013 22:36
von Armelion | 4.811 Beiträge

Janis erreichte keuchend Pards Türe und hob die Hand um anzuklopfen, doch bevor sie die hölzerne Türe auch nur berühren konnte, flog sie auf. Als Pard die junge Priesterin erblickte blieb er für einen Moment stehen. "Was ist?", fragte er schliesslich barsch.
"Saina braucht eure Hilfe Karunu Pard. Avis hat eine schwere Geburt und droht zu verbluten.", erwiderte Janis. Pard nickte und machte sich mit langen Schritten auf den Weg. Janis lief hinter ihm her und versuchte so gut wie möglich mit den weiten Schritten des Mannes mitzuhalten. Auf halbem Weg trafen sie auf Idril. Das kleine Elfenmädchen stand vor einem kleineren Tempel und warf lustlos ein paar Schneebälle gegen die Wand. Ihr war offensichtlich langweilig. Als sie Pard und Janis erblickte hellte sich ihr Gesicht auf. Sie lief auf sie zu und schnitt ihnen den Weg ab. "Spielt ihr ein wenig mit mir? Biarn will nicht. Er ist oben und..."
"Nein, Idril.", unterbrach Janis sie schroff und fuhr dann mit weicherer Stimme fort. "Ich werde mit dir etwas unternehmen, sobald es Avis ein wenig besser geht. Aber im Moment braucht sie unsere Hilfe."
Idril nickte mit gesenktem Kopf und fuhr dann fort Schneebälle gegen die Tempelwand zu werfen, bis sich ein älterer Novize empört beschwerte. Er bekam prompt einen Schneeball ins Gesicht und Idril rannte unter lautem Gelächter davon. Janis schüttelte ihren Kopf und folgte Pard, der inzwischen ins Gästehaus hineingegangen war. Sie holte ihn erst im Zimmer von Avis wieder ein. Der Arzt hatte beide Hände auf den Bauch der ehemaligen Fürstin gelegt und bewegte sie mit langsamen kreisförmigen Bewegungen. Er hatte die Augen geschlossen und schien hochkonzentriert. Saina stand auf der anderen Seite des Bettes und hatte eine Hand auf Avis Kopf gelegt um sie ruhig zu halten, falls sie während der Behandlung aufwachte. Nach einigen Minuten nahm Pard die Hände wieder weg und trat vom Bett weg. "Ich habe ihre inneren Verletzungen geheilt, doch sie hat viel Blut verloren. Sie soll sich in den nächsten paar Tagen nicht bewegen und so viel wie möglich schlafen. Bringt ihr etwas zu essen sobald sie aufwacht."
Janis nickte. Plötzlich erklang ein schwaches Wimmern aus dem Nebenzimmer. "Das Kind?", fragte Pard knapp. Wieder nickte Janis. Der Arzt verschwand mit schnellen Schritten in das Nebenzimmer und die Priesterin folgte ihm. Eine junge Frau hielt das Kind an ihre Brust, doch es wollte nicht trinken. Sie errötete als sie Pard eintreten sah und bedeckte sich hastig. Der Arzt zuckte nicht mit der Wimper und hielt ihr auffordernd die Hände hin. Sie gehorchte und überreichte ihm das Baby. Mit einem gekonnten Griff hielt er das Kleinkind auf einem Arm, während er die freie Hand auf ihre Stirn legte. Wieder schloss er die Augen und Sekunden später begann das Kind zu strampeln und stimmte ein äusserst kräftiges Gebrüll an. Mit einem schwachen Lächeln übergab er das immer noch strampelnde Bündel Janis.
"Trotz der frühen Geburt ist sie vollkommen gesund. Wenn sie nicht krank wird und genug trinkt wird sie schnell an Gewicht zulegen.", sagte er.
"Vielen Dank, Karunu Pard.", sagte Janis mit leiser Stimme und betrachtete liebevoll das Gesicht des Säuglings. Ein schwaches Geräusch aus Avis Zimmer liess sie sich umdrehen und sie sah, dass Avis erwacht war. "Lasst sie mich sehen.", verlangte sie mit schwacher Stimme.
Vorsichtig durchquerte Janis das Zimmer und legte das Neugeborene zu ihrer Mutter. "Habt ihr schon einen Namen für sie?"
Avis nickte während ihr Blick unverwandt auf ihre Tochter gerichtet blieb. "Mariika. Sie soll Mariika heissen." Sie hob den Kopf und blickte rüber zu Pard, welcher gerade durch die Türe gehen wollte. "Vielen Dank!"
Der Arzt hielt für einen Moment an, drehte sich um und nickte ihr zu. "Erholt euch gut. Ihr hattet eine anstrengende Geburt."
Avis nickte, doch sie hatte ihn nicht richtig gehört. Sie war einfach zu erschöpft. "Vielen Dank.", murmelte sie noch einmal und fiel dann in einen tiefen traumlosen Schlaf.

(all dies spielte im Monat November, ansonsten gäbe es ein durcheinander)

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#183

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 05.05.2013 23:54
von Randreyah | 11.751 Beiträge

ungefähr zu dem Zeitpunkt, als die Nachtzinne die Überhand gegen die Untoten gewann

Akira liess sich draussen auf einen Stuhl fallen. Er atmete aus und wischte sich den Schweiss von der Stirn, dann betrachtete er die Klinge, die noch ein unfertiges Messer war, genauer gegen das Sonnenlicht.
Er seufzte und legte das Metallstück beiseite. Heute war einfach nicht sein Tag. Er hatte die letzten zwei, oder vier Monate, so genau konnte er sich nicht mehr erinnern, beinahe pausenlos durchgearbeitet. Er hatte mit Hilfe der anderen Schmiede genügend Waffen für eine halbe Armee hergestellt.
Erst jetzt konnte er für ein Weilchen durchatmen. Vor einigen Wochen oder Tagen war jemand gekommen um einige der Feenmesser abzuholen. Akira seufzte erneut. Wieso musste er dem zustimmen? Der Auftrag würde ihn noch ins Grab bringen. Seine Hände waren schon aufgeschürft und voller Blasen, seine Haut von der Hitze gezeichnet. Er war müde. Für einen Moment schloss er die Augen.
Was erhoffte er sich hierbei? Sicher das Geld, das er dafür bekam würde für sein ganzes Leben ausreichen, doch es war einfach zu viel Arbeit für sechs Schmiede. Er verbarg sein Gesicht mit den Händen. Wenn er fertig war mit der Arbeit, würde er wahrscheinlich sie wiedersehen. Doch sie wollte ihn nicht mehr auf diese weise sehen. Er dachte nach. Am besten, er machte noch ein Schwert und danach Feierabend für heute.
Ächzend erhob er sich und band sich sein Haar zurück. Er wollte schliesslich nicht, dass es Feuer fängt, doch schon da merkte er, wie dreckig und zittrig er war. Besser er ruhte sich den ganzen Tag aus...


some men just want to see the world burn

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#184

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 04.08.2013 19:03
von Armelion | 4.811 Beiträge

Februar

Idril hing gebannt an den Lippen des alten Mannes. Er war kurz nachdem Avis ihr Kind bekommen hatte nach Lovit gekommen. Ihr war es ein Rätsel, wie er durch den ganzen Schnee hatte kommen können, doch er hatte es irgendwie geschafft, noch dazu war er blind. Allerdings schien er keine Hilfe zu brauchen. Er bewegte sich so sicher, als ob er noch beide Augen hätte und nicht zwei dunkle Löcher in denen die Schatten sich wegen des flackernden Feuers wanden. Er hatte sich als Biredh vorgestellt. Ein Geschichtenerzähler und Flötenspieler. Das Elfenmädchen liebte Biredh's Geschichten. Seine Stimme schien wie ein lebhafter Vogel durch das Zimmer zu flattern. Sie konnte ihm stundenlang zuhören. Sie hatte sogar ihre Übungsstunden verpasst. Ausserdem hatte er angefangen ihr das Flötenspiel beizubringen.
"....auf der Mauer wurden sie aber schlussendlich eingeholt. Der Graf wusste, dass sein Freund Zeit brauchte und so zog er erneut sein Schwert und kämpfte gegen die Wiedergänger, während sein Freund ihm mit mächtigen Zaubersprüchen den Rücken deckte. Die Übermacht wurde aber zu gross. Sie mussten fliehen, ansonsten wäre das Opfer der letzten Soldaten vergebens gewesen. Sie sprangen von der Mauer.
Ein Bogenschütze schoss ihnen ein Pfeil hinterher. Er traf den Freund des Grafen in Rücken, doch er behielt den Zauber unter dem Grafen aufrecht, während er selbst zu Boden stürzte. Der Graf wusste aber, dass er einen solchen treuen Freund nicht zurücklassen durfte. Er warf ihn sich über die Schultern und floh in Richtung des Waldes, doch auch das hätte er nicht geschafft, wenn er nicht Hilfe von einer elfischen Bogenschützin erhalten hätte...."
"Wie war ihr Name?", unterbrach Idril ihn eifrig.
Biredh schüttelte lächelnd den Kopf und fuhr fort, "Die Bogenschützin erschoss den Bogenschützen und ritt zusammen mit dem Grafen und seinem Freund in den Wald." Der Geschichtenerzähler warf einen Blick zum Fenster hinaus und beschloss, die Geschichte für heute zu beenden. "Das reicht für heute Idril. Lass lieber mal einen alten Mann deine Fortschritte begutachten."
Gehorsam zog das Elfenmädchen eine kleine Holzflöte hervor und begann ein beschwingtes Hirtenlied zu spielen. Ihre Finger flogen über das Instrument während die Melodie hoch und klar erklang. Als sie geendet hatte, sah sie Biredh mit einem stolzen Lächeln an. Er zog ein kleines Holzetui hervor und reichte es ihr. "Spiel darauf wenn du Angst hast kleine Idril." Er hob mahnend einen Finger. "Aber wirklich nur wenn du Angst hast oder in Gefahr bist! Verstanden?"
"Warum, denn das?", fragte sie neugierig und betrachtete das Etui. Es war aus einem rötlichen Holz gefertigt, welches im Schein des Feuers schimmerte.
"Versprich es mir!", forderte er sie auf ohne auf ihre Frage einzugehen.
"Ich verspreche es!" sagte sie eifrig während sie die Hände nach dem Geschenk ausstreckte. Der alte Mann legte vorsichtig das Etui in ihre kleinen Hände und stand dann mit einem leisen Ächzen auf.
"Du bist ein gutes Mädchen. Üb nur fleissig weiter. Jedes Lied das du lernst ist ein weiterer Schritt in deinem Leben." Er reckte sich und seine Gelenke krachten laut. Idril sah ihn besorgt an. "Soll ich euch ein wenig Tee bringen? Janis tut immer Honig rein, wenn es so kalt wie heute ist."
Er schüttelte den Kopf und lief langsam auf seinen Stock gestützt in Richtung Türe. "Aber ihr habt die Geschichte nicht zu Ende erzählt!", protestierte sie und eilte ihm hinterher, doch all ihr Betteln fiel auf taube Ohren.
"Ich werde dir ein anderes Mal davon erzählen. Jetzt geh ich was essen und höre mich nach ein paar weiteren Geschichten um. Es gibt hier so viele Leute. Sicher wird es ein paar gute Geschichten geben. Du solltest dich besser auf den Weg zu Janis machen."
Idril nickte langsam, doch folgte Biredh weiterhin. "Sagst du mir wenigstens ob die bösen Magier sterben?"
Anstatt auf ihre Frage einzugehen, drehte er sich zu ihr um, "Jeder entscheidet für sich persöhnlich was gut und böse ist kleine Idril. Manche tun es auf die eine und manche auf eine andere Weise. Das wichtigste ist jedoch, das die Welt sich im Gleichgewicht haltet, das solltest du dir merken." Vergnügt summend setzte er seinen Weg fort und liess ein hoffnungslos verwirrtes Elfenkind hinter sich zurück.

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#185

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 04.08.2013 23:43
von Armelion | 4.811 Beiträge

Janis war nicht nur besorgt sie war richtig sauer gewesen als Idril endlich den Weg zu ihrem Haus gefunden hatte. Das Elfenmädchen hatte die wütende Strafpredigt still über sich ergehen lassen und nur gehofft, dass sie keine unliebsamen Aufgaben bekommen würde. Sie hatte den Zorn der jungen Priesterin mit einer zerknirschten Entschuldigung ein wenig schlichten können, doch war trotzdem auf ihr Zimmer verbannt worden. Sie sass auf dem Bett und spielte wieder auf der Flöte. Sie hatte ihre helle Freude an dem Spiel ihrer Finger und entlockte dem Instrument die verschiedensten Töne.
Sie vermisste ihn, obgleich sie auch schrecklich wütend auf ihn war. Wenn sie ihn das nächste Mal sah, würde sie ihn dahin treten wo es richtig weh tat. Hatte er nicht gemerkt, dass sie hatte mitkommen wollen? Aber nein, es war zu gefährlich, sie war zu klein. Janis würde schon auf sie aufpassen. Sie würde es hier gut haben. Sie hatte seine Erklärungen angenommen, doch sie wünschte sich seit Monaten, dass sie trotzdem mitgekommen war.
Sie fühlte sich sicher in seiner Gegenwart. Es war seine Stimme gewesen, der sie aus der Dunkelheit zurückgerufen hatte. Er hatte ihr einen neuen Fuss gegeben. Sie brach das Spiel ab und schaute aus dem Fenster. Dicke Schneeflocken taumelten vom Himmel herab und landeten lautlos auf dem Fenstersims. Wie viel Ärger sie wohl bekommen würde, wenn sie sich wieder davon schlich? Sie würde es nie herausfinden, wenn sie es nicht ausprobierte. Sie zog sich wieder die dicke Winterkleidung an und schob das Fenster auf. Eine grosse Schneewehe hatte sich gegen die Wand aufgetürmt. Sie steckte die Holzflöte in eine der vielen Taschen ihrer Jacke und sprang. Sie versank bis zum Halsansatz in dem weichen Pulverschnee. Nach einigem Strampeln, Klettern und Graben gelang es ihr sich zu befreien und sie rannte die freigeschaufelten Strassen in Richtung Gasthaus runter. Dort würde sie sicher wieder Biredh treffen.
Als sie um eine Ecke bog prallte sie hart gegen eine andere Person. Wesentlich unsanfter landete sie auf der hartgefrorenen Strasse und starrte wütend zu demjenigen hoch, der ihr in den Weg gekommen war.

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#186

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 07.08.2013 19:56
von Armelion | 4.811 Beiträge

Bevor sie etwas klares erkennen konnte, packte sie eine starke Hand im Nacken, hob sie hoch und stellte sie sanft wieder auf ihre Füsse. "Du musst aufpassen wo du hinläufst.", rügte sie der Mann sanft. Den es war ganz sicher ein Mann, das konnte sie an seiner Stimme hören. Er ging vor ihr in die Hocke und hob die Hand um ihr den Schnee von der Kleidung zu wischen. Sie prallte in einem Moment des Schreckes zurück. Prompt stolperte sie über die eigenen Füsse und landete wieder im Schnee. Es war der Hohepriester. Ein Dämon! Sie erkannte es an seiner hellen Haut und seinen Haaren. In ihrem kurzen Leben hatte sie noch nicht viele gesehen, doch kurz bevor ihre Eltern verstorben waren, war sie einem in einer Stadt begegnet.
Sie hatte schon immer ein wenig Angst von ihnen gehabt und die Abneigung, die zwischen den Elfen und den Dämonen bestand hatte diese noch gefördert. Der Dämon liess die Hand wieder sinken, als er ihre Furcht sah und half ihr stattdessen wieder auf die Beine. Verlegen und ein wenig ängstlich wischte sie sich den Schnee von der Kleidung, entschuldigte sich und flitzte davon. Aus dem Gasthaus drang Gelächter und sie konnte Biredh's klare Stimme hören. Die nächsten Stunden würden schnell vergehen.
Die kleine Elfe kletterte auf einem Stuhl nahe eines Mannes in einem dicken Kapuzenmantel, welcher zu schlafen schien. Schnell richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Biredh, welcher gerade eine Geschichte über Halbdrachen zum Besten gab. Sie schnaubte verächtlich. Halbdrachen! Wie sollte so etwas gehen? Hatten sie einen geschuppten Körper und liefen auf zwei Beinen? Aber das war nicht weiter wichtig. Die besten Geschichten waren immer ein wenig übertrieben. Sie setzte sich bequemer hin und holte ihre Flöte wieder hervor und spielte eine leise Melodie während sie dem Geschichtenerzähler zuhörte. Auf einmal fiel klappernd eine kleine Bronzemünze vor ihr auf den Tisch und sie blickte überrascht auf. Eine dicke Frau lächelte ihr aufmunternd zu. "Spiel nur weiter Kleines. Du wirst sicher noch genug für eine warme Mahlzeit verdienen."
Idril wollte sie darauf hinweisen, dass sie bei Janis wohnte, doch die Frau zog schon weiter. Achselzuckend steckte sie die Münze ein und spielte weiter. Vielleicht würde sie noch genügend für eines der Mandelhörnchen verdienen, welche sie so sehr liebte.
Plötzlich tauchte Biredh vor ihr auf und strich ihr mit einem Lächeln über den Kopf. "Willst mir die Zuschauer stehlen was?", scherzte er und zauberte eine Silbermünze schlechter Qualität hinter ihrem Ohr hervor. "Behalt sie.", sagte der Geschichtenerzähler ohne auf ihre Proteste zu hören. Er holte eine weitere Flöte hervor und begann eine vergnügte Melodie zu spielen. Idril versuchte mitzuhalten, doch schon nach wenigen Tönen hatte sie das Gefühl, dass ihre Finger sich verknoteten. Biredh spielte unverdrossen weiter. Die leeren Augenhöhlen des Geschichtenerzählers starrten sie an und sie spürte wie sie eine bleierne Müdigkeit überkam. Sie gähnte lehnte sich gegen die Wand und trotz des Lärmes im Gasthaus war sie schon innert Sekunden eingeschlafen. Die Töne von Biredh's Flötenspiel und das Starren seiner leeren Augen verfolgte sie bis in ihre Träume.

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#187

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 17.08.2013 22:24
von Armelion | 4.811 Beiträge

Formore betrat wollte gerade das Gasthaus betreten um nach der kleinen Ausreisserin zu sehen, als er den Geschichtenerzähler rauskommen sah. Idril schlief offensichtlich tief und fest. Der blinde Mann schaute sich um und bog dann in eine kleine Gasse ein. Verwundert das der Geschichtenerzähler nicht den Weg zu Janis einschlug folgte er ihm. Der Mann ging nicht weit. Sorgsam sah er sich nochmals um und aus reinem Instinkt versteckte sich Formore hinter einer Ecke. Bired hüllte das Elfenkind in einen Umhang und setzte sie dann unter einen der Bäume. Idril kuschelte sich zurecht und schlief weiter. Mit unbewegter Miene holte der Geschichtenerzähler eine kleine Flöte hervor und begann eine kleine Melodie zu spielen. Goldene Funken schienen sich um das Kind zu sammeln. Immer dichter drängten sie sich um das junge Elfenmädchen bis sie nicht mehr zu sehen war. Als das Lied zu Ende war verschwand das Licht augenblicklich und mit ihm das Kind.
Formore stockte für einen Moment der Atem. Er stürmte um die Ecke um den Mann zu packen, doch als seine Hände nach den Kleidern Biredh's griffen zerging auch er in einem goldenen Licht. Verdutzt betrachtete der alte Elf seine Hände. Was zur Hölle war gerade passiert? Und wie sollte er das Janis erklären?

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#188

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 19.08.2013 11:04
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

(OT-Zwischenpost, der gerne auch woanders hin verschoben kann, wenn er stört:
http://ardapedia.herr-der-ringe-film.de/index.php/Idril
Sowas ist mir auch schon passiert, man denkt sich Namen aus und es gibt sie schon...Buragh beispielsweise ist eine Zwergenstadt bei Eragon, hab ich gestern bemerkt...)


And he wondered...how can I protect something so perfect without evil?

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#189

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 20.08.2013 22:11
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ende Februar

Zwei Tage nachdem Ran in Drez angekommen war, hatte sich Pard zurück auf den Weg nach Lovit gemacht. Er hatte drei Tage gebraucht um dorthin zu gelangen und hoffte Ran dort anzutreffen, denn er machte sich langsam wirklich Sorgen um ihre Gesundheit. Sie war zwar ein Halbdrache, aber dennoch sollte sie mehr auf sich achten.
Lovit hatte sich seit den letzten Kriegen drastisch verändert. Die einst so klaren Grenzen zwischen den sieben Gärten waren aufgebrochen worden und die Priester hatten für die Flüchtlinge Holzhütten und -Häuser errichtet. Doch was Pard nicht verstehen konnte war, wie sie auf geheiligtem Boden hatten Spielunken errichten können.
Die gesamte Stadt erinnerte nicht mehr an einen Tempel, sondern an all die anderen dreckigen Städte. Überall wucherten die Holzhütten, laute, vulgäre Stimmen ertönten, Gebell und sogar der Bach, das Herz Lovits, war nur noch eine trübe Erinnerung.
Pard war wütend, er konnte nicht verstehen, wie die Hohepriester so etwas hatten erlauben können. Diese Menschen schienen nicht mehr gehen zu wollen, auch wenn sie wussten, dass Frieden herrschte. Er verfluchte sie tausendfach, als er zu den letzten beiden Gärten stapfte, er verlief sich beinahe, denn die Hütten waren hier und dort entstanden, ohne wirklich einem Muster zu folgen.
Pard war schon immer ein etwas grimmiger Dämon gewesen, doch heute hätte er am liebsten seinen Säbel gezogen und die Flüchtlinge aus Lovit gejagt. Sie missbrauchten die Gastfreundschaft des Tempels und Zorai liess sie einfach gewähren! Er musste ihn finden und zu Wort stellen.


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#190

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 25.08.2013 22:02
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Der Schatten hämmerte gegen die Tür von Zorais Haus, doch niemand öffnete. Fluchend stapfte er zum Tempel und ignorierte die Menschen auf den Strassen. Im Haupttempel fand er ihn dann. Er redete beschwichtigend auf einen anderen Hohepriester ein, welcher ebenfalls wütend zu sein schien. Pard wartete. Er wollte sich nicht in ihr Gespräch einmischen, dafür war er schlicht nicht genug verärgert. Als der Hohepriester verschwand, drehte sich Zorai erfreut zu Pard um, doch bevor er ihn grüssen konnte, stockte er. Der Arzt sah ihn vorwurfsvoll und wütend an. Was Zorai in dem Moment nicht verstehen konnte.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte er ihn daher, doch Pard schüttelte den Kopf. „Das sollte ich dich fragen“, murrte er. Zorai sah seinen Freund fragend an und dieser schien sich grösste Mühe zu geben, nicht die Beherrschung zu verlieren. „Was hast du aus Lovit gemacht?“, fragte Pard leise Stimme. „Nichts. Lovit war schon immer-„ – „War es nicht!“, rief Pard aus. „Lovit war eine Zuflucht und kein Schundfleck! Lovit war die letzte Oase in dieser beschissenen Welt! Und du, was hast du daraus gemacht!? Eine dieser dreckigen Städte, wie es sie überall gibt!“
„Jetzt beruhige dich mal!“, brauste Zorai auf. „Was soll das jetzt?“
„Was das soll? Man lässt dich einmal, ein einziges Mal, alleine über Lovit bestimmen und dann passiert sowas!“
„Was passiert?“, fragte Zorai und kniff die Augen zusammen.
„Das Wasser des Bachs ist verdreckt, die Bewohner hier, achten ihre Lehren nicht und der ganze Tempel erinnert an einen Saustall!“
„Ich lasse mir das nicht bieten, Pard. Du bist zwar der leitende Arzt hier, aber du hast nichts über Lovit zu entscheiden!“
„Pass auf was du als nächstes sagst, Zorai“, knurrte Pard. „Du weisst, dass der einzige Grund, wieso ich und meinesgleichen hier sind, ist, dass Lovit einst ein ruhiger Ort war.“ Mit seinesgleichen meinte er nicht nur die Ärzte, sondern die Priester, Priesterinnen, Mönche und Nonnen, die durch Dreitan gezogen waren, um ihren Seelenfrieden zu finden; der Welt draussen zu entfliehen.
Bevor Zorai jedoch etwas antworten konnte, entfernte sich Pard von ihm. „Wie auch immer. Sieh besser zu, dass du Lovit wieder in den Griff bekommst… Ran wird bald hier sein“, mit diesen Worten stapfte Pard aus dem Tempel und suchte sich eiligen Schrittes den Weg zurück zu seinem Pferd und verliess im Galopp die Stadt. Wäre Ran hier gewesen, hätte er sie mit Sicherheit bei Zorai gefunden. Oder dieser hätte es ihm als allererstes gesagt. Doch insgeheim war Pard froh, darüber dass sie nicht hier war.


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