
RE: Tempelstadt Lovit
in Dreitan - das Spiel 25.09.2013 17:48von Randreyah •

Sie genoss die Wärme des Wassers und Verays Nähe. Müde lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter. Neben dem Wassertrog lagen die Schwämme bereit, sie tastete nach ihnen und bekam einen zu fassen. "Soll ich dir den Rücken waschen?", fragte sie und küsste seine Schulter.
some men just want to see the world burn

Er drehte sich um und hielt still, während sie den Schwamm über seinen Rücken rieb. Langsam liess die Wirkung des Blutes nach, und die Wärme des Wassers trug das ihre dazu bei, dass er allmählich ruhig wurde.
"Wie lange wirst du hier bleiben?", fragte er leise.
If you're going through hell, keep going.

RE: Tempelstadt Lovit
in Dreitan - das Spiel 25.09.2013 18:00von Randreyah •

"Ein halbes Jahr", antwortete sie genauso leise und fuhr geistesabwesend seiner Rückenmuskulatur nach. "Oder länger... Aber ab und an werde ich nach Drez, Drakhard und Azura müssen." Wie jeden Dämon, zierten auch Veray Narben. Sie tippte auf eine. "Erzähl mir von deiner Severjakza", bat sie. Es wunderte sie, was er in den letzten vier Jahrzehnten getan und erlebt hatte und das letzte wichtige Ereignis, bei dem sie dabei war, war sein Aufbruch zur Severjakza.
some men just want to see the world burn

Er dachte einige Augenblicke lang nach. Was er erzählen sollte. Was zu langweilig war. Was man besser wegliess.
"Ich ging nach Norden", begann er. "Durch das Gebirge. Nach einigen Tagen kam ich zu einem kleinen Bergsee, etwas westlich von hier." Er schloss die Augen, um die Szenerie besser zu sehen. "Er war Spiegelglatt, der Himmel spiegelte sich darin. Es war Juni und heiss, deshalb machte ich an einem Kiesstrand Rast und ging baden. Als ich wieder aus dem Wasser kam, warteten drei Dämonen auf mich, mit gezogenen Säbeln. Du kannst dir vorstellen, das ist eine relativ beschissene Situation, wenn man nackt und unbewaffnet ist."
Er lachte leise. "Sie fragte mich aus, woher ich komme, wer ich sei, und boten mir an, mich ihnen anzuschliessen. Ich wollte nicht herausfinden, was sie tun würden, wenn ich nein sagte, also tat ich es und folgte ihnen in die Berge hinauf zu ihrer Höhle. Sie erzählten mir, sie seien selbst auf der Severjakza, schon seit längerer Zeit, aber ich konnte sie keiner der alten Familien zuordnen, deshalb waren sie mir suspekt. Ausserdem war einer von ihnen mindestens ein halber Dunkelschatten.
Sie gaben mir etwas zu essen und zu trinken. Glaub mir, darüber war ich verdammt froh, ich hatte es nicht geschafft, irgendetwas aus Drez mitgehen zu lassen, und im Juni ist da oben noch herzlich wenig reif. Allerdings mussten sie eine Droge hinein getan haben, denn danach weiss ich nichts mehr. Als ich wieder aufwachte, war ich gefesselt in einer Ecke der Höhle. Von den beiden Dämonen sassen nur noch zwei da.
Ich brauchte einen halben Tag, um aus ihnen herauszubekommen, was das sollte: die Idioten wollten mich als Geisel nehmen, um Vorsza zu erpressen. Geld im Austausch gegen mich. Ich versuchte den Banausen klar zu machen, dass ich verbannt war, und dass Vorsza mich eher umbringen würde, wenn ich in der Festung auftauchte, als Geld für mich zu zahlen, aber da meinten sie, dann würden sie mich eben an Sardak verkaufen. Das war... wesentlich beunruhigender."
Er hielt einen Moment inne, um sich die Sätze zurechtzulegen und erzählte weiter: "Nach einigen Tagen kehrte der dritte zurück und er und der Halbdunkle führten mich nach Süden. Ich wusste, wenn sie mich tatsächlich zum Haus Sardak brachten, dann war ich so gut wie tot, oder zumindest arg in Gefahr, dass sie irgendetwas unschönes mit mir anstellten. Als wir deshalb den Siebenzähnefluss überquerten, riss ich mich von ihnen los und kippte über das Brückengeländer in den Fluss. Es war... verdammt mühsam mit gefesselten Händen zu schwimmen."
Das war jetzt eine masslose Untertreibung. Er wäre um ein Haar abgesoffen. Sein Leben verdankte er einzige und allein der Tatsache, dass die reissende Strömung des Siebenzähneflusses ihn gelegentlich nach oben spülte und schliesslich unsanft gegen einen Felsen krachen liess, was ihm zwar einen Finger brach, aber ihm die Möglichkeit gab, sich irgendwo festzuhalten.
"Als ich aus dem Wasser gekrochen war, ging ich weiter nach Norden, aber diesmal weiter westlich, bis ich ans Ende der Berge kam. Es war ziemlich merkwürdig, Land zu sehen, das flach war. Ich folgte den Bergen in Richtung Osten, um sie als Orientierung zu behalten. Schliesslich traf ich zum ersten Mal auf Menschen. Sie sahen für mich so anders aus als wir Dämonen, dass mir absolut schleierhaft war, wie sie mich für ihresgleichen halten konnten, aber tatsächlich war es so. Merkwürdig, nicht?"
If you're going through hell, keep going.

Er lachte. "Du bist selber einer", meinte er.
"Ich hab später etwas begriffen", fuhr er fort. "Wir Dämonen sind uns ähnlicher, als die Menschen es untereinander sind. Ein Mensch unter Dämonen würde sofort aus der Gruppe herausstechen, aber ein Dämon unterscheidet sich in seinem Äusseren nicht mehr von einem bestimmten Menschen, als manche andere Menschen. Deshalb begreifen sie nicht, dass wir ein anderes Volk sind."
Er zog die Beine an. "Die Menschen waren zuerst nicht unfreundlich zu mir, obwohl ich ein abgerissener Fremder war, der kein Geld hatte. Sie dachten wohl, ich sei ausgeraubt worden, und gaben mir aus Mitleid zu essen. Als sie jedoch erfuhren, dass ich aus den Bergen gekommen war, lynchten sie mich beinahe, denn in ihren Augen waren die Berge ein verfluchter Ort, und was von dort kam, musste böse sein. Sie verwendeten tatsächlich das Wort Dämon. Welche Ironie."
Er lächelte. "Auf jeden Fall tat ich gut daran, mich schnellstmöglich aus dem Staub zu machen. Ich ging nach Nordwesten bis zum Fluss Malven und folgte ihm flussaufwärts, bis zum Langen See. Die einzige grössere Siedlung in der Nähe, von der ich wusste, war Immen und so landete ich dort und blieb für einige Jahre."
Die Erinnerung liess ihn auflachen. "Weisst du, womit ich mein Geld verdient habe?"
If you're going through hell, keep going.

![]() 0 Mitglieder und 5 Gäste sind Online |
![]()
Das Forum hat 111
Themen
und
30462
Beiträge.
|
![]() | Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de |