#441

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 28.09.2013 10:45
von Randreyah | 11.751 Beiträge

"Ich bin ganz Ohr", meinte Zorai und lächelte gespielt.


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#442

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 28.09.2013 18:38
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray spielte mit dem Gedanken, sich nochmal Rum einzuschenken, und dann vielleicht nochmal...
Aber er tat es nicht. Er wusste, wenn man einmal damit begann, Probleme im Alkohol zu ertränken, verfiel man der Illusion, es würde helfen, immer wieder. Ro war das lebende Beispiel dafür.


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#443

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 28.09.2013 19:02
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Am Abend

Aries landete vor dem Tor, welches sich kurz darauf öffnete. Er betrat den Tempel, als wäre es das natürlichste auf der Welt und die Nagzwa begannen sich zu sammeln, als er mit Ran, die ein grosses, schwarzes Drachenei im Arm hielt, durch die Gärten schritt. Er fand es amüsant, wie ihn die Nagzwa mit Ehrfurcht, Neugierde und Angst musterten, genügend Abstand hielten und ihre Kinder zurück hielten, damit diese sich dem grossen, bösen Drachen nicht näherten. Vor dem Haupttempel schwang er sich in die Lüfte und landete am Geländer der Voliere, wo er sich festklammerte und Ran von seinem Rücken stieg, das Ei dort deponierte und wieder auf seinen Rücken kletterte, damit er sie runterbrachte. Anschliessend flog Aries zum Siebten Garten und Ran ging müde auf ihr Zimmer, wo sie sich schlicht aufs Bett fallen liess und bald darauf einschlief.


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#444

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 29.09.2013 16:31
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray beendete sein Arbeit an den Listen. Wenn er sich nicht verrechnet hatte, sollte es so aufgehen. Zusammen mit einer Liste der fix im Tempel wohnenden Priester und einer ungefähren Zählung der Flüchtlinge, die er fand, erstellte er einen Entwurf für die Arbeitsteilung. Dabei war er relativ unsicher, ob er nicht einen völligen Quatsch bastelte, er hatte den Fest ja noch nie beigewohnt, geschweige denn dass er wusste, wie die Arbeitsteilung hier normalerweise war. Den fertigen Entwurf legte er Zorai in den Tisch, dann ging er nach draussen.
Er folgte dem Bach - der nicht mehr so dreckig aussah, wie noch am Tag zuvor - in Richtung des Haupttempels, durch die Gärten. Hinter der Bambushecke, die den siebten Garten und Zorais Haus vom Rest trennte, war eine kleine, eben erst schneefrei gewordene, und deshalb etwas gelbliche Wiese mit einem Teich in der Mitte. Die Nachmittagssonne spiegelte sich auf dem Wasser, unter dessen Oberfläche Fische ihre Kreise zogen. Ein menschlicher Priester sass meditierend auf einem Stein und sah ihnen dabei zu.
Veray ging weiter zum fünften Garten. Wie er von seinen Büchern her wusste, war dies hier der Garten der Stimmen. Die Hauptaktivität hier war das erlernen von Sprachen. Veray hatte schon immer einmal Elfisch lernen wollen. Nicht, dass er sehr viel mit Elfen am Hut hatte, aber viele ihrer alten Schriften waren in dieser Sprache abgefasst, und er konnte lediglich eine Hand voll Wörter, die ihm beim Lesen überhaupt nicht weitergeholfen hätten.
Weil er nicht genau wusste, ob die verschiedenen Häuser hier verschiedene Zwecke erfüllten, steuerte er mal auf eines zu, trat ein und geriet in eine Schar kleiner Kinder, die ein Gedicht aufsagten. Schnell drückte er sich an ihnen vorbei und zog das erstbeste Buch aus dem Regal. Es war eine Leselernfibel. Ok, er war am falschen Ort. Er verliess das Haus wieder, blickte sich suchend um und ging schliesslich weiter. Das mit dem Elfisch konnte er auch auf später verschieben.
Im vierten Garten war gerade nicht viel los, im dritten Kämpften zwei Priesterinnen mit Sichelschwertern, im zweiten sassen einige Jugendliche beim Würfelspiel und mit einer Kanne Wein. Als sie Veray auf sich zukommen sahen, versuchte einer schnell, die Kanne hinter seinem Rücken zu verstecken, jedoch relativ erfolglos. Veray sah sich nicht für ihre Erziehung zuständig und ignorierte sie. Er blickte sich um. Hier würde der Hauptteil des Festes stattfinden. Er war sich nicht sicher, ob die ganze Stadtbevölkerung mit den Flüchtlingen überhaupt auf den Platz passte.
Schliesslich landete Veray - wie hätte es auch anders sein können - in der Bibliothek und verlor sich in den Büchern. Als ihm auffiel, wie viel Zeit vergangen war, war es längst Nacht geworden. Zwar hätte er das Buch gerne weitergelesen, aber vermutlich war es vernünftig irgendwann noch zu schlafen. Er stellte das Buch zurück ins Regal und ging hinunter zum Zimmer.
Leise trat er ein. Ran schlief bereits, die Decke um sich gewickelt, ihr langes Haar lag wie ein Fächer um sie herum. Er betrachtete sie lange. Sie war schön. Und so friedlich. Zumindest wenn sie schlief. Sachte löschte er das Licht aus kroch zu ihr unter die Decke.


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#445

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 29.09.2013 16:57
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ran wälzte sich herum und murmelte irgendetwas unverständliches im Schlaf, doch schon bald begann sie sich unruhig hin und her zu drehen. Bilder von vor vier Jahrzehnten verfolgten sie. Zuerst wanderte sie friedlich mit ihrem Grossvater, Zorais Schwiegervater, und ihrem Bruder durch die Drachenberge. Doch mit der Zeit wurde der Wind immer stärker und die Luft um sie immer schwerer. Ein Sturm zog auf.
Der Himmel wurde zuerst schwarz, die Stimmen verzerrt, bis sie stehen blieb und sich umsah, die Welt begann sich zu verformen, als sähe sie sie durch wogendes Wasser, die Farben verschwanden alle bis auf die Farben des Blutes. Ein kalter Wind zog auf und trotz all ihrer Warnungen und Befürchtungen, lachten und redeten ihr Grossvater und Bruder munter weiter. Sie folgten dem Weg in den Süden und je näher sie dem Wald vor ihnen kamen, desto grösser wurde Rans Angst, doch weder ihre, noch die Füsse der anderen beiden wollten stehen bleiben. Etwas zog sie zu den schwarzen Bäumen.
Als sie im Wald waren stockte ihr der Atem. Skelette und Leichen hingen in den Ästen. Krähen sammelten sich am grauen Himmel und Blitze zogen auf, die grellgelb in die Erde um sie herum schlugen. Ran sah zu ihrem Grossvater, doch dieser stand nicht neben ihr, sondern sass mit ihrem Bruder am Feuer. Sie schienen nichts zu bemerken, weder die Leichen, noch das Blut, welches von oben wie zähes Wachs auf sie tropfte. Ran rief etwas, doch in dem Moment brach Schwärze ein. Feuer tauchte auf und Gestalten in langen weissen Roben traten durch die Flammen auf sie zu, packten ihren Grossvater und hackten ihm mit einem Breitschwert in die Schulter. Der alte Dämon schrie vor Schmerz auf, liess den Säbel zu Boden fallen, ihr Bruder sprang hoch, doch sie zerrten ihn zu Boden. Ran wollte ihnen zur Hilfe eilen, doch sie fühlte, wie Hände sie packten und auf die Knie zwängten, ihren Kopf am Zopf hochzerrten und sie lachend aufforderten zuzusehen. Einer holte eine Axt hervor und holte aus, die Axt auf das Knie ihres Grossvaters zielend. Doch bevor die Klinge hinabsauste und das Knie zertrümmern durchtrennte stürzte ein Rabe vom Himmel auf sie herab, ein heiseres Krähen von sich gebend.
Mit einem schrillen Schrei fuhr Ran hoch. Sie wäre beinahe vor Schreck aus dem Bett gesprungen. Die Angst und der Gestank der Leichen sassen ihr noch in Nase und Knochen und sie zitterte. Sie zog die Knie an und begann unkontrolliert zu schluchzen.


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#446

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 29.09.2013 18:34
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray schloss sie in die Arme und wiegte sie sanft. Er war aufgewacht, als sie begonnen hatte, sich hin und her zu werfen, und hatte versucht sie zu wecken, aber ohne Erfolg. Jetzt hielt er ihren zitternden Körper fest und drückte ihren Kopf sanft gegen seine Brust. "Du kannst es mir erzählen", sagte er leise. "Wenn es dir hilft."


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#447

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 29.09.2013 19:09
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Sie schluchzte und versuchte sich zu beruhigen, doch die Tränen wollten einfach nicht aufhören zu fliessen. Schlussendlich wurde sie aber doch ruhiger und wischte sich das Gesicht mit den Ärmeln ab. Ihre Gedanken waren wie leer gefegt. Taub fühlte sie Verays Wärme und wie er ihr sanft übers Haar strich und sie beruhigend in den Armen wiegte. Plötzlich fühlte sie sich schuldig.
"Es tut mir leid", flüsterte sie. "Ich wollte dich nicht wecken oder erschrecken." Wieder schwammen ihr Tränen in den Augen, doch jetzt hatte sie sich zu mindest halbwegs im Griff. Sie überlegte ob sie ihm wirklich erzählen konnte, was los war oder nicht, doch sie wusste, dass die Träume wiederkommen würden. Immer und immer wieder. Vor allem in den nächsten Tagen. Also atmete sie tief aus und sammelte ihre Gedanken.
"Damals, als mein Bruder und Grossvater starben. Das war kein Unfall. Es war", sie schluckte einen Schluchzer hinunter, "ein ritueller Mord. Ich konnte nichts tun und als es vorbei war, wollten sie mich nicht töten. Nicht direkt jedenfalls. Sie hatten mich an den Haaren gepackt, mir Arme und Beine mit Knüppeln gebrochen und mich zur Klippe geschleift, die in der Nähe war. Das letzte, was sie sagten, bevor sie verschwanden war 'Und hiermit übergeben wir dir das vierte Blut! Die Schande der Völker!' Doch das, war nicht das Schlimme. Das davor, das was sie davor getan hatten", ihr wurde schlecht, als sie daran denken musste. "Ich konnte jedenfalls nicht anders. Ich habe sie gejagt, Veray, ich habe sie gejagt, weil ich wollte, dass die Alpträume aufhören. Doch das haben sie nicht. Ich erlebe es immer und immer wieder. Es ist wie ein Fluch", sie wimmerte leise, "In einer Woche ist der Jahrestag", schloss sie kaum hörbar.


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#448

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 29.09.2013 23:40
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Es ist ok", sagte Veray und wiegte sie sanft. "Es macht nichts, wenn du weinst."
Er wusste nicht recht, was er sagen sollte. Gab es etwas zu sagen, angesichts solcher Erlebnisse. "Du kannst nicht ändern, was geschehen ist, weder durch Rache noch durch Trauer", sagte er. "Tränen helfen nicht den Toten. Aber sie helfen den Lebenden."
Er hielt sie fest und strich über ihr Haar. "Also weine nur, und sei froh darüber, dass du es kannst."


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#449

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 29.09.2013 23:44
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Sie schmiegte sich enger an ihn und fühlte sich zum ersten Mal sicher in seinen Armen. "Ich liebe dich Veray", flüsterte sie und schluchzte erneut los.


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#450

RE: Tempelstadt Lovit

in Dreitan - das Spiel 29.09.2013 23:48
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Ich dich auch", wisperte er und küsste ihre Stirn. "Ich liebe dich auch, Ran."


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