RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 02.10.2013 14:05von Armelion •

"Danke!" Sie lächelte breit und lief zum Tresen. Einige Minuten später kam sie mit einer grossen Schüssel Eintopf zurück und setzte sich neben Devro und Eran. Sie kannte diese beiden immer noch nicht so gut und gab ihnen deshalb nur ein scheues Lächeln, bevor sie sich über den Eintopf hermachte. "Habt ihr Biredh irgendwo gesehen?", fragte sie zwischen zwei Löffeln.


RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 02.10.2013 14:19von Ro Raven •

"Ah, Lor ist ein bisschen ausgetickt", erklärte Devro. "Aber was solls. Der kommt schon wieder."
In diesem Moment kam Eran herein. Er schien gute Laune zu haben. "Hey Leute", grinste er. "Die momentane Stadt... äh, Verwaltung sucht Leute die ein bisschen aufräumen. Wär doch was für uns, nicht?"
Pave grinste breit. So viel zum Thema Stadtwachen.
If you're going through hell, keep going.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 02.10.2013 22:19von Armelion •

Idril blickte hoch, als sich die Türe zum Gasthaus quietschend wieder öffnete. Herein kam Biredh. Mit einem erleichterten Lächeln winkte Idril ihm, erinnerte sich dann jedoch daran, dass er blind war und rief ihm einen Gruss zu. Er wandte sich in ihre Richtung und suchte sich mühsam einen Weg zwischen den Tischen und Stühlen hindurch zu ihr hin. Er schnüffelte leicht, als er sich neben ihr setzte und beugte sich zu ihr runter. "Bist wohl unter die Wölfe geraten, was?", flüsterte er so leise, dass nur sie es hören konnte.
"Ja, Draugmôr hat mit mir gespielt.", wisperte sie zurück.
"Gut, gut.", murmelte er und schob ihr einen kleinen Münzbeutel zu. "Hier. Pass gut darauf auf." Er lächelte ihr geheimnisvoll zu und strich ihr mit einer Hand über die Wange. "Besorg dir ein kühles Tuch und halte es gegen die Schwellung. Dann wird sie zurückgehen."
Idril nickte und kratzte den letzten Rest ihres Abendessens zusammen. Anschliessend stand sie auf, holte einige Kupfermünzen aus dem Beutel und lief zu Pave rüber. "Hier. Biredh hat mir wieder einige Münzen gegeben. Danke nochmals fürs ausleihen." Sie drückte dem Söldner drei Kupfermünzen in die Hand und hüpfte dann zurück zu ihrem Tisch, wo Biredh ein kleines Holzetui zwischen den Fingern kreiseln liess.
"Hier.", sagte er. "Spiel darauf wenn du zornig bist. Mach es aus keinem anderen Grund auf. Benutze es nur wenn du musst.", fügte er lächelnd hinzu. Biredh erhob sich wieder und suchte sich ein Lied summend zwischen den Tischen einen Weg nach draussen. Idril blickte ihm erstaunt nach. Sie hatte das erste Etui, das er ihr gegeben hatte nicht einmal geöffnet und schon gab er ihr das nächste. Bis jetzt hatte sie aber auch noch nicht so richtig Angst gehabt. Sollte sie einen Blick riskieren? Er hatte gesagt sie soll die Etuis nur öffnen wenn sie Angst hatte oder wütend war und im Moment war das nicht der Fall. Mit einem Schulterzucken steckte sie sich das Etui in den Gürtel und holte stattdessen ihre kleine Holzflöte hervor. Sie würde schon zur rechten Zeit herausfinden, was in den Etuis war. Sie setzte das Instrument an die Lippen und die Klänge eines Frühlingsliedes erfüllten die Luft. Sie spielte rasch und sicher und verhaspelte sich an keiner einzigen Stelle. Am Ende warfen ihr einige der Gäste sogar ein oder zwei Kupfermünzen zu. Idril grinste. Schon bald wäre sie so gut wie Biredh.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 02.10.2013 23:05von Ro Raven •

Als Lor nach Mitternacht immer noch nicht aufgetaucht war, war es schliesslich Devro, der sich auf die Suche nach ihm machte. Er brauchte nicht weit zu gehen, Lor war genau da, wo er ihn erwartet hatte. Er sass auf dem Heuboden des Stalls hinter einigen Ballen versteckt, die Knie an die Brust gezogen. Devro ging langsam auf ihn zu. "Hey Lor."
Lor drehte den Kopf auf die andere Seite und kniff die Lippen zusammen.
Devro setzte sich auf einen der Strohballen. "Pave trifft es ziemlich, dass du seine Entscheidung so wenig schätzt."
"Er ist ein Verräter", zischte Lor.
Devro seufzte. Er konnte Lor's Sicht bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, auch wenn er sie nicht teilte. Lor gehörte zu jenen Söldnern, die schon von klein auf bei der Armee gewesen waren, als Laufburschen, Späher, später als Krieger. Sie hatten nie viel über die Vergangenheit gesprochen, aber so weit Devro wusste, hatte Lor keine Eltern. Die Kameradschaft der Söldner war die einzige Familie, die er jemals gehabt hatte. Wenn einer dieser Kameradschaft den Rücken kehrte, war das für ihn wie der Verrat eines Bruders.
"Versuch doch mal, es aus seiner Sicht zu sehen", meinte Devro. "Er geht wegen Meyra."
"Und was bitte ist daran besser?", fuhr Lor auf. "Dass er uns verrät wegen einer Frau?!"
"Das ist Liebe, Lor", sagte Devro und schlug Lor aufmunternd auf die Schulter. "Glaub mir, irgendwann erwischt es dich auch."
Er stand auf. Bevor er die Leiter hinunterstieg, drehte er sich nochmal um. "Ausserdem verrät er uns nicht. Wer einmal Söldner ist, bleibt immer Söldner, mit Hand und Herz, auch wenn er einen Pflug schwingt anstatt einem Schwert."
If you're going through hell, keep going.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 09.10.2013 23:27von Armelion •

Idril schlich wieder einmal die Strassen entlang. Sie warf einen Blick über die Schulter, doch niemand verdächtiges war hinter ihr. Trotzdem... in letzter Zeit hatte sie manchmal das Gefühl gehabt verfolgt zu werden. Dem Pickeligen war sie bis jetzt zum Glück nicht noch einmal über den Weg gelaufen. Er würde sie sicher wieder verprügeln und ausrauben. Die Schwellung um ihr Auge war zurückgegangen, doch sie hatte noch immer ein hübsches Veilchen. Sie holte ihre kleine Holzflöte hervor und setzte sich vor eines der grösseren Gasthäuser, wo die Reichen ein- und ausgingen. Ein paar würden sicher ein oder zwei Kupfermünzen für sie übrig haben.
Sie behielt recht. Am Abend hatte sie ihrer Meinung nach ein ansehnliches Sümmchen zusammengebracht. Sie verstaute sie sicher in verschiedenen Beuteln, welche sie wieder in verschiedene Taschen in ihrer Kleidung verstaute. Sie stand auf und machte sich auf den Weg zurück zu dem Wirtshaus. In einer Seitenstrasse traf sie auf Biredh, welcher eine Gruppe Leute mit einer Geschichte unterhielt. Sie rief ihm einen Gruss zu und stoppte dann mitten im Schritt. Vielleicht sollte sie wieder mal aus der Stadt raus. Der Gestank störte sie mittlerweile nicht so sehr, doch sie wollte die Riesenwölfe wiedersehen. Sie warf noch einen raschen Blick rüber zu Biredh, machte auf dem Absatz kehrt und lief die Strassen entlang Richtung Stadtrand. Niemand beachtete sie. Sie war lediglich ein weiteres Strassenkind. Als sie den Wald schliesslich erreichte begann die Sonne schon unterzugehen. Der erste Amarok, der sie erreichte war Draugmôr. Er warf sie ungestüm zu Boden und kniff ihr in den Arm. Sie stiess ihn weg. "Nein! Ich habe keine Lust zum spielen, Draugmôr. Jedenfalls nicht heute.", schränkte sie mit einem Lächeln ein. Plötzlich spürte sie den heissen Atem eines weiteren Tieres im Nacken und drehte sich um. Der silberhaarige Leitwolf stand vor ihr und beschnupperte sie aufmerksam. "Ailgaur.", murmelte sie und hob vorsichtig zu Hand um ihn zu streicheln. Der Leitwolf erlaubte ihr nicht oft ihn zu streicheln geschweige denn davon mit ihm zu spielen. Einmal hatte sie versucht ihn in einer der Balgereien mit Draugmôr reinzuziehen, doch er hatte sie lediglich gekniffen und mit einem drohenden Knurren davongescheucht. Die braunhaarige Amarok war wesentlich freundlicher. Idril konnte sich problemlos an sie kuscheln wenn sie müde war.
Das Mädchen setzte sich in die Mitte des Rudels und genoss es einfach draussen bei den Tieren zu sein. Der Himmel glühte in einem tiefen gelb, als die Sonne den Horizont berührte. Idril erschauderte als die Temparatur zu fallen begann und schlich zu dem Leitwolf rüber. Er blickte sie an, machte jedoch keinerlei Anstalten sie wieder fortzuscheuchen. Langsam liess sie sich auf alle viere nieder und schmiegte sich dann an seine Seite. Ailgaur fuhr mit der Zunge über ihr Gesicht und sie kicherte. Die Hände des Mädchens waren tief im Fell des Amaroks begraben und sie bettete ihren Kopf auf seine Flanke. Der Klang des schlagenden Herzens und der tiefe ruhige Atem stimmte sie schon bald schläfrig. Einen Augenblick kämpfte sie darum die Augen offen zu halten, doch es war aussichtslos. Ein paar Sekunden später schlummerte sie seelig an der Seite des Leitwolfes.
Als sie aufwachte war es pechschwarz und kalt. Sie konnte einige Lichter der Stadt in der Ferne ausmachen. Sie blickte sich um und langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Sie konnte das Atmen der Amarok hören. "Ailgaur?", flüsterte sie mit leiser Stimme. Plötzlich erklang ein tiefes Knurren. Der Laut war von solcher Wildheit und Wut erfüllt, dass Idril unwillkürlich zusammenzuckte. Ein leises Rascheln hinter hier liess sie herumfahren. Angestrengt spähte sie in die Dunkelheit, doch sie konnte nichts erkennen. Das Gefühl einer drohenden Gefahr breitete sie wie lähmende Kälte in ihr aus. Sie schluckte angestrengt. Der Mond brach plötzlich hinter einer Wolke hervor und die bleichen Schatten der Bäume auf dem Waldboden schienen sich zu winden und zu bewegen. Idril brauchte einen Moment um zu begreifen, dass sie dies tatsächlich taten und noch einen um zu sehen dass sie sich auf sie zuwanden. Sie war starr vor Angst. Unfähig sich zu bewegen starrte sie auf die Schatten, die immer näher auf sie zu krochen, gleich riesigen Schlangen. Urplötzlich packte sie etwas hinten am Kragen und zerrte sie weg. Ein schriller Schrei des puren Entsetzens entrang sich ihrer Kehle und sie begann wild um sich zu schlagen. Was auch immer sie wegzog kümmerte es jedoch nicht, dass sie sich wehrte. Erst als sie aus dem Wald raus waren, wurde sie losgelassen und fiel zu Boden. Tränen stiegen ihr in die Augen und ein ersticktes Schluchzen entschlüpfte ihr. Idril kämpfte mühsam um die Beherrschung und schliesslich gelang es ihr sich wieder einigermassen zu beruhigen. Sie wollte aufstehen, doch sie prallte mit dem Kopf gegen etwas weiches und nachgiebiges. Zum ersten Mal blickte sie sich wirklich um. Draugmôr stand über ihr und die restlichen Amarok hatten einen schützenden Halbkreis um sie gebildet. Ihre Nackenhaare waren gesträubt und die beobachteten aufmerksam die Schatten von den Bäumen. Einer der Wölfe musste sie gepackt und auf diese kleine Lichtung gezerrt haben, begriff sie. Das Gefühl der Gefahr war schwächer geworden, doch es war immer noch da. Sie spürte, das im Schatten der Bäume etwas lauerte.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 10.10.2013 01:13von Ro Raven •

Sie waren jetzt seit einer Woche in Ravi und wohnten immer noch in dem Wirtshaus, aber Devro hatte angedeutet, über seinen Bekannten in Kürze eine billigere Bleibe zu organisieren. Von Erans Idee, vorübergehend einfach bei dem Typen einzuziehen, wollte er jedoch nichts wissen.
Pave und Meyra sassen beim Abendessen, als Eran und Devro zu ihm herantraten. Zwischen ihnen stand auch Lor, der vehement auf den Boden starrte, anstatt ihn anzusehen. Pave hatte ihn seit dem Abend, an dem er ihn angeschrien hatte, kaum noch gesehen, und kein Wort mit ihm gewechselt. Jetzt stiess Eran Lor in die Schulter und deutete mit einem Kopfnicken auf Pave.
Den Blick immer noch auf den Boden gerichtet, holte Lor etwas aus seiner Kleidung hervor, legte es vor Pave auf den Tisch und nuschelte: "Wir haben zusammengelegt. Mach was draus."
Pave sah den Beutel an, dann die anderen. "Wieso?", fragte er.
"Du brauchste es eher als wir", meinte Devro. "Vielleicht reicht es, um ein kleines Stück Land zu pachten."
Pave seufzte. "Ich weiss das ja sehr zu schätzen, aber ich glaube nicht, dass es..."
"Sieh rein", unterbrach ihn Eran knapp.
Pave kam der Aufforderung nach und riss die Augen auf. "Wo bei allen Dämonen habt ihr das her?"
"Das Geld von dem Auftrag in Gevira, erinnerst du dich?", sagte Lor. "Ich hab das doch aufbewahrt. Und wir haben da auch ein bisschen was mitgehen lassen, was man gut verscherbeln konnte. Und... wir haben unsere Pferde verkauft."
Pave starrte sie ungläubig an. "Aber... wieso behaltet ihr das Geld nicht für euch selbst?"
"Was würden wir schon damit tun?", fragte Lor leicht verärgert. "Es versaufen, verspielen und verhuuren. Du kannst es besser brauchen. Kauf dir Land, werd glücklich und mach einen Haufen Kinder, damit wir dich besuchen kommen und sie verderben können."
Pave grinste erleichtert. Das klang ganz nach dem alten Lor. "Ich weiss nicht, wie ich euch danken soll."
"Dann lass es bleiben und tu, was ich gesagt habe", sagte Lor und verpasste ihm eine Kopfnuss.
If you're going through hell, keep going.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 11.10.2013 15:54von Armelion •

Draugmôr spitzte die Ohren und drehte sich um. Idril folgte seinem Blick und sah wie eine Gestalt sich einen Weg durch den Wald suchte. Sie trug einen Stock und stiess ihn im Takt seiner Schritte auf den Boden. Eine seltsame Wärme schien von ihm auszugehen. Ein Gefühl der Sicherheit umfing sie. Die Schatten an der anderen Seite der Lichtung hörten auf sich zu bewegen, zogen sich in den Wald zurück. Der Leitwolf Ailgaur wandte sich dem Neuankömmling zu und liess ein drohendes Knurren erklingen.
Biredh liess sich nicht einschüchtern. Mit sicherem Schritt suchte er einen Weg durchs Unterholz und ging geradewegs auf Idril zu. Seine Stirn war sturmumwölkt. Das Mädchen schluckte. Das Rudel Amarok wich vor dem Geschichtenerzähler zurück. Draugmôr klemmte sogar den Schwanz ein und winselte. Idril stand hastig auf und klopfte sich den Dreck vor den Kleidern.
„Was hab ich dir gesagt?“, sagte Biredh mit leiser vor Zorn bebender Stimme. Er zog einer der Holzetuis aus Idril’s Hosenbund und hielt sie ihr unter die Nase. „Spiel darauf wenn du Angst hast, habe ich gesagt. Verlass dich nicht auf die Amarok. Sie helfen nicht gegen einen Feind wie diesen.“
„Ich… ich…“, stammelte Idril, doch Biredh liess sie nicht ausreden. Er packte sie am Handgelenk und führte sie ohne ein weiteres Wort durch den Wald. Die Wölfe liessen sie gehen. Einzig Draugmôr blickte ihr nach. Sie drehte sich zu ihm um, um ihm zum Abschied zuzuwinken und stolperte prompt über eine Wurzel. Biredh rettete sie vor dem Hinfallen indem er sie grob wieder auf die Füsse zog. Obwohl dem Geschichtenerzähler beide Augen fehlten, stolperte er kein einziges Mal. Den Stock hielt er wie zur Abwehr bereit erhoben. Idril fühlte wie die Gefahr sich erneut an sie heranschlich, doch was immer es auch war, es traute sich nicht sie anzugreifen. Biredh ging zielstrebig Richtung Stadt. „Ich wollte nur die Wölfe wieder sehen.“, sagte sie schliesslich kleinlaut.
Der Geschichtenerzähler hörte nicht auf sie und hielt kein einziges Mal an, bis sie wieder vor dem Wirtshaus standen. Dort holte er einmal tief Luft und seine Schultern sackten herab. Auf einmal wirkte er sehr müde und nichts erinnerte mehr an den Biredh, den sie im Wald gesehen hatte. Er wirkte genau wie früher. Ein harmloser, blinder Geschichtenerzähler und Flötenspieler, der seinen Weg mit dem Stock ertasten musste. Er beugte sich zu ihr runter. „Kein Wort zu den anderen!“, flüsterte er. Sie nickte und Biredh öffnete die Türe zum Gasthaus. Nur noch vier Männer, die Söldner und Meyra waren im Schankraum noch zugegen, obwohl es erst auf Mitternacht zuging. Idril wurde mit einem Klaps hineingescheucht und schlich verschämt am Tisch der Söldner vorbei.

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