"Weshalb hattest du den ein Problem mit dem Schwarzmagier?", bohrte Idril nach. Das klang nach einer spannenden Geschichte und sie wollte sie unbedingt hören. Sie gähnte plötzlich und griff wieder nach ihrem Becher. Statt Met fand sie aber mit Honig gesüsste Milch vor, was ihr nichts weiter ausmachte. Sie hatte die Magd gar nicht bemerkt, die sie gebracht hatte. Vom Met wurde sie sowieso nur Müde und manchmal wurde ihr auch schwindlig. Vielleicht hatte sie sie deswegen nicht gesehen.

Sie schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an, dann wurde ihr Blick misstrauisch. "Nimmst du mich auf den Arm?", fragte Idril und warf ihm einen bösen Blick zu. "Wenn du dort warst, kannst du sicher erzählen wie es ausgesehen hat, oder?", fügte sie hinzu.

Idril blickte ihn immer noch skeptisch an. Sie würde ihm gerne glauben, doch es klang einfach zu gut um wahr zu sein. Eine ganze Stadt unter dem Wasser. Hmmm.... vielleicht erfand er ja einfach alles. Es gab einen Punkt, den sie nicht ganz verstand. "Warum haben sie dich runter gezogen, wenn du ihre Stadt nur angesehen hast? Es klingt als ob sie nicht gerade sehr nett sind und in den Geschichten, die ich immer gehört habe waren Nymphen lieb. Die meisten jedenfalls.", schränkte sie ein. "Aber wie seid ihr überhaupt aus dem Gefängnis entkommen? Es war ja unter Wasser. Seid ihr ihnen davon geschwommen?", fragte sie eifrig, ihre vorherige Frage völlig vergessen.

"Hab ich mir doch gedacht.", nuschelte Idril ein wenig verstimmt und trank ihre Milch aus. Anschliessend bettete sie ihren Kopf gegen Biredh's Schulter und schlief prompt ein. Der Geschichtenerzähler strich ihr gedankenverloren über den Rücken. Wohin sollten sie gehen? Wo würde sie sicher sein? Etwa dort wo der erste Ruf hergekommen war? Der Schatten des Todes lag immer noch auf ihr. Auch wenn er schon schwächer geworden war. Er drehte seinen Becher in einer Hand und liess die darin kreisen. Wohin sollten sie nur gehen? "Kann sie jemand zu ihrem Zimmer hochtragen? Ich kann sie nicht halten und gleichzeitig den Weg ertasten.", fügte er erklärend hinzu und leerte dann seinen Becher in einem Zug.

Sie kamen mitten in der Nacht in Ravi an. Armelion und Isilya verabschiedeten sich mit wenigen knappen Worten vom Kapitän und gingen anschliessend an Land. Beide Elfen erschauerten und blickten sich um. Irgendetwas stimmte nicht. Die Luft war drückend und schien vollkommen still zu stehen. Armelion zog den Mantel enger um seinen Körper und holte einmal tief Luft. Er wirkte noch einmal den Suchzauber. Er deutete nach wie vor Richtung Westen, doch es war nicht mehr weit. Idril war in dieser Stadt. "Komm!", sagte er zu Isilya und sie folgte ihm durch die dunklen Gassen. Dunkle Gestalten beobachteten sie aus dem Schatten und als sie tiefer in die Stadt eindrangen, sprang plötzlich eine dunkle Gestalt aus hervor und griff den Elfen an. Das Messer drang knapp unterhalb seiner Rippen ein. Armelion fuhr herum, packte den Mann an der Kehle und stiess ihn gegen eine Hauswand. "Das war ein Fehler.", sagte er kühl. Die Runen auf seinem Arm schienen für einen Augenblick aufzuleuchten, als sich Rauch um die Wunde kräuselte. Der Mann riss die Augen auf und rammte ihm das Messer in den Arm. Armelion murmelte ein Wort und die Augen des Diebes rollten nach oben und sein Körper erschlaffte. Erst als fast der letzte Funken Leben den Körper des Mannes verlassen hatte, liess der Elf ihn los und zog das Messer aus seinem Arm. Rauch kräuselte sich über der Wunde als sie sich schloss und er setzte seinen Weg fort.
Es war als wurde er von einer unsichtbaren Kraft getrieben. Das drückende Gefühl, das er im Hafen verspürt hatte, nahm mit jedem Schritt den er tiefer in die Stadt hinein tat zu. Heute Nacht würde irgend etwas passieren. Er wusste nur nicht was.