Mit einem leisen Lachen griff sie hoch zwischen die Blätter und pflückte zwei handvoll Kirschen. Sie warf eine hoch in die Luft, fing sie mit dem Mund auf und gab dann auch Drewngard eine. Er trieb noch eine ganze Weile seine Spässe mit ihr und lenkte sie erfolgreich von ihren Sorgen und Bekümmernissen ab, bevor sie ihn bat runtergelassen zu werden. "Drewngard? Wenn wir übermorgen weiterreisen würden, wie lange würde es dauern, bis wir Donsoha erreicht hätten?"

"Jenachdem wie wir reisen würden", antwortete er. "Wieso?"

"Weiss nicht so genau. Ich vermisse einfach Narum.", erwiderte sie und gähnte herzhaft. Nun da sich die ganze Aufregung gelegt hatte, wurde ihr bewusst wie spät es war. "Ich sollte mal schlafen gehen.", murmelte sie. "Ansonsten verpasse ich morgen das Fest. Allerdings hat Alva gesagt es sei nur etwas für die Erwachsenen. Iseline hätte es uns heute erklären sollen, aber ich bin ihr ja davongelaufen. Du könntest ja hingehen und mir nachher erzählen was man dort so macht.", schlug sie vor.

Drewngard verschluckte sich prompt an einem Kirschkern. "Erwachsenendinge... Es ist das Fest der Fruchtbarkeit und der... Liebe zwischen Mann und Frau", erklärte er, als er wieder atmen konnte. "Ich werde bis morgen hier sein, aber nicht am Fest teilnehmen... wenn du müde bist, können wir auch morgen weiterreden."

Idril gähnte erneut und nickte dann. Sie gab Drewngard noch einen Gutenachtkuss, bevor sie sich auf den Weg zu den Novizinnenquartieren machte. Niemand lief ihr über den Weg. So leise wie möglich zog sie sich aus und kroch unter die Decke.
"Idril? Geht es dir gut?", flüsterte plötzlich eine Stimme neben ihr. Das Mädchen drehte sich um und sah wie Alva besorgt zu ihr rüber blickte. "Ich habe nur gehört, dass Iseline dich verloren hat. Dir ist in Ravi nichts zugestossen, oder?"
"Nein.", raunte Idril zurück, "Ich habe mich nur verlaufen. Ich bin erst einmal in einer solchen Stadt gewesen. Drewngard hat mich gefunden und brachte mich zurück ins Kloster. Ilayda hat sich dann um den Rest gekümmert.", fügte sie verdrossen hinzu und erntete einen mitfühlenden Blick von ihrer Freundin.
"Erzähl mir den Rest morgen, ansonsten wecken wir noch die anderen.", meinte sie leise und zog ihre Decke wieder hoch. Idril drehte sich auf den Bauch und tat es ihr nach. Morgen würde sie mit Drewngard reden und ihn fragen was es mit diesem Fest überhaupt auf sich hatte.

Drewngard versuchte aus seinem Zimmer zu kommen, aber die Priesterinnen schienen durch die Gänge zu patrouillieren. Und jedes Mal, wenn sie an seinem Zimmer vorbei kamen, hörte er sie kichern. Langsam fühlte er sich wie ein gejagtes Gier. Als er glaubte, dass alle Priesterinnen, die am Fest hatten teilnehmen wollen, bereits in den dafür vorgesehenen Räumen waren, schlich er aus dem Raum und dann durch die Gänge. Er dachte über Muirgeahl nach und was er tun sollte.
Als er die Treppe hinter sich gelassen hatte, zupfte jemand an seinem Ärmel. Wie versteinert blieb der Drache stehen und wandte sich langsam um. Eine junge Priesterin sah ihm etwas ausser Atem und mit geröteten Wangen in die Augen. Er schluckte. "Guten Morgen", meinte er kleinlaut.

Endlich hatte sie ihn gefunden. "Ihr seid Drewngard, nicht wahr? Idril will euch sprechen. Sie hat mich gebeten euch im Gästebereich zu suchen." Eher hatte Idril Alva angebettelt Drewngard im Gästebereich zu suchen. Iseline hatte während dem Fest der Liebe die Aufsicht über die jüngeren Novizinnen und sie beobachtete das junge Mädchen die ganze Zeit mit Argusaugen. Deshalb war es Alva leicht gefallen zu entkommen, ausserdem war sie schon gross genug um auf dem ersten Blick als Erwachsen durchzugehen, oder zumindest als alt genug zu gelten um am Fest der Liebe teilzunehmen. Nur hatte sie nicht damit gerechnet über ein Pärchen zu stolpern, dass es gar nicht auf ein Zimmer geschafft hatten, bevor sie anfingen... zu beten. Ihr stieg wieder die Schamesröte ins Gesicht, als sie daran dachte, was sie gesehen hatte.

"Ja", antwortete Drewngard und musterte das verlegene Mädchen. "Wo ist Idril? Geht es ihr gut? Sie hat sich nicht etwa gestern eine Erkältung geholt?", fragte rr besorgt und erinnerte sich dann daran, dass Idril ja garnicht wirklich in den See gefallen war... Wobei, das wussten die Priesterinnen und Novizinen nicht, also war seine Sorge berechtigt.

"Nein, nein. Ihr geht es blendend. Sie hat Iseline sogar gefragt, ob sie mit euch zusammen raus gehen darf. Kommt, ich führe euch hin. Das Beste wäre, wenn wir durch diesen Gang gehen, weiter vorne ist ein Pärchen und.... betet.", fügte sie verlegen hinzu. Es geziemte sich einfach nicht, dass sie mit einem Mann über solche Dinge sprach.