RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 22.01.2015 15:09von Randreyah •

"Perfekt", meinte sie und erhob sich. "Dann will ich Euch nicht mehr langweilen."
Sie neigte den Kopf und machte sich auf den Weg.
Um sich einen Golem zu machen, brauchte sie feine Erde. Nicht weil es unbedingt von Nöten war, dass die Erde eine bestimmte Konsistenz aufwies, sondern weil es leichter war geschmeidigen Ton, statt verkörnten Schlamm zu formen. Der Körper konnte so exakter, ebener hergestellt werden. Noch besser wäre Porzellan. Knochenstaub war ebenfalls wichtig. Um den Kern des Golems zu schaffen. Erde war leblos, hatte lange keine Seelen in sich beherbergt. Knochen jedoch erinnerten sich an das Gefühl.
Mit ihrer Hilfe würde sie den Golem besser lenken können. Etwas von ihren Haaren würde sie auch dafür opfern müssen. Aber die waren lang genug und das wenig, das sie sich abschneiden würde, würde gar nicht auffallen.
Fröhlich machte sich Naja auf den Weg zu den Töpfereien. Die Handwerker dort waren über die Nachfrage erfreut - sie brauchte eine Menge Material und dementsprechend viel Geld würden die Leute verdienen - man unterhielt sich über die verschiedenen Lehmarten, über das brennen und verarbeiten und gab der Hexe schlussendlich die beste Ware. Sie zahlte, liess es sich liefern und machte sich auf den Weg zum Metzger. Sie liess sich die Knochen einer Mastsau geputzt und ausgekocht beiseite legen und dann anschließend zum Haus das sie bewohnte bringen.
Eine Weile schlenderte sie dann durch die noch dreckigen Strassen und Gassen Ravis, beobachtete die Leute, Händler, Bettler, Kinder, Huren, Hausfrauen und Soldaten, wie sie lebten und was sie taten. Sie atmete den Geruch der Stadt ein und genoss ihn, auch wenn er an sich nicht angenehm war. Zum ersten Mal seit langem war ihr nicht mehr langweilig, seit Jahrhunderten fühlte sie sich wieder lebendig. Fühlte das Blut durch ihre Adern und die Luft durch ihre Lungen fließen. Das Licht war heller, die Geräusche lauter und die Luft kühler und nasser auf ihrer Haut, als zur Zeit in der sie noch als Golem unterwegs gewesen war oder den Jahrtausenden in der Schachtel, wo sie nur ihre verblasste Erinnerung gehabt hatte.
Naja war an sich glücklich, wenn sie ehrlich war, brauchte sie nicht mehr zu töten, auch wenn sie es durchaus tun würde - sie hatte ja einen Auftrag. Sie schloss einen Moment lang die Augen und sah zum Himmel.
Grau war er und doch weiss mit einer ganz zarten Spur von Blau. Sie roch den Schnee durch den Schmutz der Stadt. Er fiel noch nicht, aber bald. Einige Kinder waren auf sie aufmerksam geworden. Kleine Taschendiebe. Naja war zu faul, um sie zu verscheuchen, also ignorierte sie sie und schlenderte weiter.
Man hatte auf einem einstig leeren Wiesenplatz ein kleines Götterhaus errichtet. Einige Steinmetze arbeiteten auf Gerüsten an der Fassade und schmückten sie mit Ornamenten, setzten Wasserspeier auf die Zinnen und die Kanäle, die das Wasser vom Dach auf die Strasse abfliessen lassen würden.
Naja ging weiter und blieb vor einer schmalen Gasse stehen, über die man an Seilen Stränge gespannt und darauf Wäsche zum Trocknen aufgehängt hatte. Sie beobachtete eine Frau dabei, wie sie die Wäsche rein zog, mit einem kräftigen Schlag ausschüttelte und durch das Fenster rein nahm. Dann hörte sie die Kinder hinter sich. Ohne sich umzuwenden, packte sie das Handgelenk, welches zur knochigen Hand gehörte, die in ihrer Manteltasche steckte. Sie sagte nichts, fühlte wie das, was der Junge ihr hatte stehlen wollen, zurück an seinen Platz plumste, zog die Hand des Kleinen aus der Tasche, liess ihn los und machte sich auf den Rückweg. Das Kind sah ihr erschrocken nach und sie ignorierte es weiter. Momentan hatte sie keine Lust, sich die gute Laune vermiesen zu lassen.
Drei Stunden später sass Naja in einem der Schlafzimmer, das sie hatte ausräumen lassen, inmitten von Runenkreisen und Kerzen. Verschiedene Salze lagen in Häufchen und Linien im Raum verteilt und Naja kniete neben einem Klumpen aus Lehm, der so gross war wie sie und formte ihn mit Händen und Armen. Die Arbeit machte ihr Spass, der Ton auf ihrer Haut, an Gesicht und Armen, fühlte sich wunderbar kühl an. Mit einer Handbewegung liess sie mehr Wasser aus der Schüssel neben sich auf ihr Werk fliessen und machte sich daran den Körper weiter zu formen. Die Arme, Beine, den Kopf. Als sie in etwa die Grundform hatte, nahm sie den Restlichen Ton, die Knochen, die sie zu feinem Staub zermahlen hatte, knetete beides zusammen und formte ein Gerüst, dass sie im vorgeformten Körper einschloss. Mit einem Messer, schnitt sie ihr Haar kürzer, arbeitete es in den Kopf des Golem ein und betrachtete ihr Werk. Die leichte Arbeit war getan, nun folgte der komplizierte Teil.
Mit ihrem eigenen Blut liess sie Runen in die Haut des Golem ein und wirkte verschiedene Zauber und Flüche auf ihn. Am Schluss beschwor sie Garuda und liess sein Feuer den Golem in seinen Flammen härten. Sie war sich noch nicht sicher, ob sie versuchen sollte, ihn zu lenken, darum liess sie das fertige Double auf einem Stuhl in mitten der Runen sitzen, verliess den Raum, schloss ihn ab und ging ein Bad genießen, nachdem sie einen Diener schickte Laas'kan, seinen Neffen und ihre Offiziere und wen sie noch dabei haben wollten zu einem Abendessen einzuladen und dieses dann vor zu bereiten, falls der Kan zusagte.
some men just want to see the world burn


RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 23.01.2015 12:47von Randreyah •

Naja hatte ein kleines Fest bereiten lassen. Das Essen, die Musik und Gesellschaft waren ein Gemisch aus alten Rezepten, Völkern, Bräuchen und Traditionen Dreitans und des Ostens. Sie hatte Musiker und Tänzer einladen lassen, diese stimmten gerade ihre Instrumente, als die Gäste kamen und wärmten sich für ihre Nummern ein.
Warmer Geruch nach Pflanzen und Ölen schwängerte die Luft und war dennoch nicht zu penetrant.
Die Einrichtung und Belichtung der größeren Räume hatte Naja ebenfalls ändern lassen - die Dienerschaft war den ganzen Nachmittag von Haus zu Haus, Zimmer zu Zimmer gehetzt und Naja hatte noch Helfer anstellen lassen, die kochen und einrichten halfen.
Im heimeligen Licht der Laternenkerzen, welche nach Honig rochen, da sie aus Bienenwachs gefertigt waren, liess man die Gäste Platz nehmen, nachdem die Gastgeberin sie relativ herzlich begrüßt hatte. Man schenkte Getränke ein, begann mit leisen Tönen die Anwesenden zu verwöhnen und man redete über dies und jenes.
Bald schon wurde das Essen serviert und der Abend wurde heiter und doch geriet die Heiterkeit nicht aus dem Rahmen.
Nach dem Essen brachte man Tabak- und Opiumpfeifen, machte es sich mit Tänzern und Tänzerinen auf den grossen, weichen Kissen und Fellen bequem und liess sich vom Rauch in wohligen Schlummer tragen. Draussen fiel der Schnee und lag weiss auf den Fenstersimsen, währendem es drinnen angenehm warm und so zusammen gerückt aich bequem war.
Naja tigerte zu Laas'kan und schmiegte die Lippen nahe an sein Ohr. "Ich muss mich jetzt zurück ziehen, aber fühlt euch wie daheim, Kan. Man hat Betten für Euch und die Offiziere bereitet. Es wäre nicht gastfreundlich zu verlangen, dass ihr in klirrender Kälte zurück geht", schnurrte sie, strich sein Haar zurück und stemmte sich hoch, um sich kurz von allen anderen zu verabschieden und dann den Raum zu verlassen.
some men just want to see the world burn

![]() 0 Mitglieder und 14 Gäste sind Online |
![]()
Das Forum hat 111
Themen
und
30462
Beiträge.
|
![]() | Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de |