"Ich trage keinen Namen", antwortete die Marketenderin. "Man hat mir im Laufe meines bisherigen Lebens sehr viele gegeben, aber kein einziger davon ist der Meine."
Sie sah auf und ihr Blick schwankte zwischen dem Drachen, dem Feuertänzer und Meyra hin und her. "Ich weiss, das klingt, als könnte es jede Hure sage, aber ich meine es ernst. Jede Hure hat viele Namen, denn die Männer geben ihnen gerne Namen, die Namen von früheren oder unerreichbaren Geliebten, Namen, die etwas bedeuten, was sie wollen. Aber sie haben auch ihren eigenen Namen, den sie schon immer trugen, das, was sie sind, nicht das, was die anderen in ihnen sehen."
Sie blickte ins Feuer. "Ich habe keinen solchen Namen, hatte niemals einen. Andere sagen mir viele Namen, aber ich selbst habe keinen für mich."

"Ich kann es nicht", sagte sie.
Sie hob den Kopf und sah den Drachen an. "Um mir selbst einen Namen zu geben, müsste ich wissen, wer ich bin. Ich weiss es nicht."

"Ich weiss nicht", sagte sie und biss sich auf die Unterlippe. "Wenn er mir einen Namen gibt, dann werde ich für ihn diesen Namen tragen. Nicht für andere. Ausser ich würde anderen diesen Namen nennen. Und wenn ich das tue... ich... es fühlte sich für mich an, als würde ich ihm gehören, verstehst du? Wenn er mir einen Namen gibt, dann bin ich nur noch, wer er sagt, dass ich bin."
Sie sah den Drachen an, und diesmal nur den Drachen. Sie war sich sicher, er würde es am ehesten verstehen.

Diesmal antwortete sie in Gedanken, und nur an den Drachen. Das brauchten die anderen beiden nicht zu wissen. "Ich verstehe es nicht", sagte sie. "Es ist... ich wusste, dass ich ihm eines Tages begegnen würde. Es... es wurde mir prophezeiht. Dass ich ihm begegnen würde und für immer mit ihm verbunden bleiben. Sie gab mir einen Zauber... Ich spüre seine Flammen. Aber ich verstehe es nicht, was das bedeutet, warum, wofür."
Sie hielt inne und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. "So oder so. Ich kann mich nach ihm und seinem Feuer verzehren. Aber ich werde mich nicht an ihn ausliefern. An niemanden. Ich war einmal ausgeliefert und es war hundert Mal zu viel."

"Eine alte Frau", antwortete die Marketenderin. "Ich bin bei ihr aufgewachsen. Sie hat mich viel gelehrt, sehr viel. Über die Elfen und Dämonen, über die Alten Zeiten. Dinge, die kaum ein Mensch weiss. Ich weiss nicht, woher sie wusste. Das meiste, was sie mich lehrte, verstand ich damals nicht. Einiges verstehe ich noch heute nicht."
Sie senkte den Kopf. "Ich weiss. Aber wer vertraut, der kann verraten werden. Doch, wer vertraut, der liefert sich aus. Er gibt einem anderen Macht über ihn."